In dieser Arbeit bilden ausgewählte Persönlichkeiten uradeliger Herkunft in der Wehrmacht-Elite den Betrachtungsschwerpunkt.[2]Der erste Teil ermöglicht einen allgemeinen Überblick über die Herkunftsstruktur des Korpus der Wehrmacht-Elite.
Freilich gilt im Kontext des zu behandelnden Themas vorrangig die Betrachtung der Zahl Adeliger in der Armee des "Dritten Reiches". Hierbei wird auf Diskontinuitäten bei der Entwicklung der Wehrmacht-Elite hingewiesen und grobe Problemlagen zwischen
Adel in der Wehrmacht und nationalsozialistischer Elite-Vorstellung untersucht. Im folgenden Teil wird am Beispiel führender Generale aufgezeigt, welche Schnittmengen zwischen adeligem Habitus und nationalsozialistischer Bewegung charakteristisch waren. Dabei sind diese Berührungspunkte sowohl von Ambivalenz als auch von Sympathie gekennzeichnet. Fundament der Untersuchungen im 2. Kapitel bilden Memoiren des Erich von Manstein, Gerichtsprotokolle von den Nürnberger Prozessen sowie verschiedenste persönliche Hinterlassenschaften einzelner adeliger Protagonisten, aber auch
Abhörprotokolle deutscher Offiziere in britischer Gefangenschaft. Freilich haben Generale, also auch Manstein, mittels ihrer Reflexionen das Bestreben, „die Leser ihrer
Erinnerungen von der Gültigkeit ihrer traditionellen soldatischen Denkweisen zu überzeugen, um ihr Verhalten […] gerechtfertigt darstellen zu können.“[3] Trotz fehlender Distanz bei Urteilen und des stets wiederkehrenden rechtfertigenden Charakters der Reflexionen, lassen sich m. E. durchaus für die zu untersuchende
Spezifik gewichtige Aspekte herausstellen. So etwa Habitus, Gesellschaftsauffassung oder Ansichten gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung. Abhörprotokolle
ermöglichen dagegen, aufgrund ihrer Zwanglosigkeit sowie des Geheimnischarakters,dass ein authentischer Blick in die reale Gedankenwelt eines Menschen möglich ist.[4]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Adel in der Wehrmacht
- Adelsanteil in der Wehrmacht-Elite
- Entwicklungen im Adelsanteil
- Widerstände gegen die ,,Verbürgerlichung“
- Teilidentität adeliger Wehrmacht-Eliten mit dem Nationalsozialismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie sich die adelige Wehrmacht-Elite zum Nationalsozialismus positionierte und welche Schnittmengen zwischen adeligem Habitus und nationalsozialistischer Bewegung existierten. Die Analyse basiert auf ausgewählten Persönlichkeiten uradeliger Herkunft in der Wehrmacht-Elite, unter Verwendung von Memoiren, Gerichtsprotokollen, persönlichen Hinterlassenschaften und Abhörprotokollen.
- Adelsanteil in der Wehrmacht-Elite
- Entwicklungen im Adelsanteil im Kontext der ,,Verbürgerlichung“ der Wehrmacht
- Beziehung zwischen adeligem Habitus und nationalsozialistischer Bewegung
- Analyse von Äußerungen und Reflexionen der adeligen Protagonisten
- Teilidentität der adeligen Wehrmacht-Elite mit dem Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Forschungsgegenstand und die Relevanz der Untersuchung dar. Sie kritisiert die romantisierende Darstellung von Widerstand im Film „Operation Walküre“ und plädiert für eine differenzierte Betrachtung des Adels in der Wehrmacht. Die Arbeit fokussiert sich auf ausgewählte Persönlichkeiten uradeliger Herkunft in der Wehrmacht-Elite und untersucht deren Herkunftsstruktur, Anzahl und Diskontinuitäten in der Entwicklung der Wehrmacht-Elite sowie Berührungspunkte zwischen adeligem Habitus und nationalsozialistischer Bewegung.
Adel in der Wehrmacht
Das erste Kapitel analysiert den Adelsanteil im Offizierskorps der Wehrmacht, insbesondere im Kontext der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Zeit. Es werden Zahlen und Statistiken zum Adelsanteil in verschiedenen Rängen der Wehrmacht vorgestellt und die Faktoren diskutiert, die die Zusammensetzung der Wehrmacht beeinflussten, wie z.B. die Vergrößerung des Heeres, die Einführung der Wehrpflicht, veränderte Auswahlkriterien und die „Verbürgerlichung“ des Offiziersstandes. Das Kapitel beleuchtet auch die Herausforderungen, die der Adel durch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der Zeit erlebte und wie er sich in der neuen politischen Landschaft positionierte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Adel, Wehrmacht-Elite, Nationalsozialismus, Habitus, Standesbewusstsein, „Verbürgerlichung“ und Teilidentität. Sie untersucht die Beziehung zwischen dem Adelsanteil in der Wehrmacht, den Entwicklungen im Offizierskorps und der ideologiegesteuerten Umgestaltung der Wehrmacht durch die Nationalsozialisten.
- Quote paper
- Tobias Sowade (Author), 2010, Adel und Wehrmacht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171553