„Jeder Kaufmann ist verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens…ersichtlich zu machen (§ 238 (1) HGB) …Er hat …für den Schluss eines jeden Geschäftsjahres ein Inventar aufzustellen (§ 240 (2) HGB).“ So will es das Handelsgesetz. „Bei Gewerbetreibenden, die aufgrund gesetzlicher Vorschriften verpflichtet sind – nämlich bereits durch das Handelsgesetz – Bücher zu führen und regelmäßig Abschlüsse zu machen (§ 5 (1) EStG, oder die ohne eine solche Verpflichtung Bücher führen und regelmäßig Abschlüsse machen (§ 4 (1) EStG – nach dem Einkommensteuergesetz -, ist für den Schluss des Wirtschaftsjahres das Betriebsvermögen…anzusetzen.“ So will es das Einkommensteuergesetz.
Mit dem in 1989 eingeführten Wohnungsbauförderungsgesetz wurde in Gestalt des § 5 (1) Satz 2 EStG direkten Eingriff des Steuerrechts in das Handelgesetz Tür und Tor geöffnet, wo es heißt: „Steuerrechtliche Wahl-rechte bei der Gewinnermittlung sind in Übereinstimmung mit der handelsrechtlichen Jahresbilanz auszuüben.“ Die Umkehrung der Maßgeblichkeit war geboren, die einzig das Ziel hatte, temporär Steuervergünstigungen zum Zwecke einer Minderung der Steuerschuld für einen bestimmten Personenkreis aus subventionellen Gründen zu erreichen und hatte gewollt die Absicht, dass der darauf resultierende Bilanzausweis eben nicht die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnissen widerspiegelt. Das Steuerrecht zwang die Handelbilanz an bestimmten Stellen in ein steuerliches Korsett. Durchbrochen wurde der Maßgeblichkeitsgrundsatz also durch das Einkommensteuerrecht selbst und durch die Finanzrechtsprechung, was allerdings auch die Gefahr beinhaltet, dass nicht mehr zu unterscheiden ist, ob das Handelbilanzrecht oder das Steuerbilanzrecht durch eventuell nicht eindeutige BFH-Urteile gepflegt werden soll, denn nur die Pflege des Handelsbilanzrechts darf sich auch auf das Handels-gesetz auswirken.
Durch die Abschaffung der Öffnungsklauseln im HGB und der umgekehrten Maßgeblichkeit im EStG wurde die Ausgangsituation eine totale Einheitsbilanz erstellen zu können grundlegend verändert, denn Grundvoraussetzung ist, dass Handelsbilanzrecht und Steuerbilanzrecht identische Regelung enthalten oder zumindest keine sich wesentlich widersprechenden Regelungen, was die Möglichkeit einer Aufstellung einer totalen Einheitsbilanz unter Berücksichtigung des Bilanzmodernisierungsgesetzes nur noch schwieriger, noch begrenzter macht als bisher (Meyndt 2009)
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Maßgeblichkeitsgrundsatz
- Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG)
- Allgemeines
- Abriss der wichtigsten Änderungen
- Befreiung von handelsrechtlichen Publizitätsregeln
- Veränderte Ansatzvorschriften
- Veränderte Bewertungsvorschriften
- Veränderte Ausweisvorschriften
- Veränderte Berichterstattungspflichten
- Konzernspezifische Neuerungen
- Übergangsregelungen
- III. Auswirkungen des BilMoGs à latente Steuern
- IV. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG) und seine Auswirkungen auf die Erstellung von Handels- und Steuerbilanzen in Deutschland. Der Fokus liegt auf der Annäherung an internationale Bilanzierungsstandards und den Herausforderungen für Unternehmen bei der Umsetzung des BilMoG. Die Arbeit untersucht den Maßgeblichkeitsgrundsatz und seine Veränderungen durch das BilMoG.
- Der Maßgeblichkeitsgrundsatz und seine Bedeutung für die Handels- und Steuerbilanz
- Die wichtigsten Änderungen des BilMoG im Hinblick auf Ansatz-, Bewertungs- und Ausweisvorschriften
- Die Auswirkungen des BilMoG auf latente Steuern
- Die Annäherung an internationale Rechnungslegungsstandards (IFRS)
- Herausforderungen für Unternehmen bei der Umsetzung des BilMoG
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Handels- und Steuerbilanz ein und erläutert den Maßgeblichkeitsgrundsatz, der die Handelsbilanz als Grundlage für die Steuerbilanz festlegt. Sie verdeutlicht den Konflikt zwischen den Zielen der Gläubigerschutz (Handelsbilanz) und der Steuergerechtigkeit (Steuerbilanz). Die unterschiedlichen Anforderungen beider Bilanzarten werden prägnant dargestellt, und es wird auf das angestrebte Ideal einer Einheitsbilanz hingewiesen, die sowohl handels- als auch steuerrechtlichen Anforderungen entspricht.
II. Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG): Dieses Kapitel befasst sich ausführlich mit dem BilMoG. Es beschreibt die Hintergründe und den Entstehungsprozess des Gesetzes, das als Reform der Bilanzierung gedacht ist, um aussagekräftigere Bilanzen im internationalen Kontext zu ermöglichen, ohne Unternehmen zu überfordern. Das Kapitel betont den Einfluss internationaler Rechnungslegungsstandards (IFRS) auf das BilMoG, jedoch mit dem Fokus, den Prinzipien des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) treu zu bleiben. Der lange Entstehungsprozess und der politische Willensbildungsprozess werden nachvollziehbar skizziert.
Schlüsselwörter
Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG), Handelsbilanz, Steuerbilanz, Maßgeblichkeitsgrundsatz, internationale Rechnungslegungsstandards (IFRS), Ansatzvorschriften, Bewertungsvorschriften, Ausweisvorschriften, latente Steuern, Gläubigerschutz, Steuergerechtigkeit, Einheitsbilanz, Ordnungsmäßige Buchführung (GoB).
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument "Analyse des Bilanzmodernisierungsgesetzes (BilMoG)"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG) und seine Auswirkungen auf die Erstellung von Handels- und Steuerbilanzen in Deutschland. Der Fokus liegt auf der Annäherung an internationale Bilanzierungsstandards und den Herausforderungen für Unternehmen bei der Umsetzung des BilMoG. Ein zentraler Aspekt ist die Untersuchung des Maßgeblichkeitsgrundsatzes und seiner Veränderungen durch das BilMoG.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt den Maßgeblichkeitsgrundsatz und seine Bedeutung für Handels- und Steuerbilanzen, die wichtigsten Änderungen des BilMoG bezüglich Ansatz-, Bewertungs- und Ausweisvorschriften, die Auswirkungen auf latente Steuern, die Annäherung an IFRS und die Herausforderungen für Unternehmen bei der Umsetzung des BilMoG.
Welche Kapitel umfasst das Dokument und worum geht es in jedem Kapitel?
Das Dokument beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG), ein Kapitel zu den Auswirkungen des BilMoGs auf latente Steuern und eine Schlussbemerkung. Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Maßgeblichkeitsgrundsatz. Das Kapitel zum BilMoG beschreibt Hintergründe, Entstehungsprozess und Einfluss internationaler Standards. Das Kapitel zu latenten Steuern untersucht die Auswirkungen des BilMoGs auf diesen Bereich.
Was ist der Maßgeblichkeitsgrundsatz und wie wirkt sich das BilMoG darauf aus?
Der Maßgeblichkeitsgrundsatz besagt, dass die Handelsbilanz Grundlage für die Steuerbilanz ist. Das BilMoG verändert diesen Grundsatz durch Anpassungen an internationale Standards, führt aber zu einer Annäherung, nicht zu einer vollständigen Vereinheitlichung.
Welche Änderungen bringt das BilMoG konkret mit sich?
Das BilMoG beinhaltet Änderungen in den Bereichen Ansatz-, Bewertungs- und Ausweisvorschriften. Konkrete Details zu diesen Änderungen werden im Kapitel II ausführlich beschrieben. Die Änderungen zielen auf aussagekräftigere Bilanzen im internationalen Kontext ab.
Wie wirkt sich das BilMoG auf latente Steuern aus?
Die Auswirkungen des BilMoG auf latente Steuern werden in einem eigenen Kapitel detailliert untersucht. Dieser Aspekt ist ein wichtiger Bestandteil der Analyse.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für das Verständnis des Dokuments?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG), Handelsbilanz, Steuerbilanz, Maßgeblichkeitsgrundsatz, IFRS, Ansatzvorschriften, Bewertungsvorschriften, Ausweisvorschriften, latente Steuern, Gläubigerschutz, Steuergerechtigkeit, Einheitsbilanz, GoB.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das BilMoG umfassend zu analysieren und seine Auswirkungen auf die Praxis der Bilanzerstellung in Deutschland zu beleuchten. Sie soll Unternehmen bei der Umsetzung des Gesetzes unterstützen.
- Quote paper
- Matthias Zoephel (Author), 2011, Bilanzerstellung nach dem Bilanzmodernisierungsgesetz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171574