Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Zum Ziel der Seminararbeit
2. Der geschichtliche Überblick
3. Die Entwicklung der Phraseologie in der deutschen Linguistik
4. Eigenschaften der Phraseologismen
5. Phraseologie in Bezug auf andere Wissenschaften
6. Klassifikation der Phraseologismen nach Burger
7. Kontrastiver Vergleich der Belege
8. Literaturverzeichnis
1. Zum Ziel der Seminararbeit
Das Thema der Seminararbeit ist ein kontrastiver Vergleich der Phraseologismen in unserer Sprache und der Phraseologismen in deutscher Sprache. Da aber Phraseologie ein relativ junges linguistisches Gebiet ist, sind auch Arbeiten, die dieses Thema behandeln eher selten. Jeder weiß aus eigener Er-fahrung, wie schwierig es sein kann, bestimmte Redewendungen und Sprichwörter aus einer in eine andere Sprache zu übersetzen. Hier können zum Teil große Schwierigkeiten auftreten.
In der Seminararbeit wurde vor allem die Klassifikation nach Burger gebraucht. Hier ein Überblick seiner Klassifikation:
1. Phraselogische Ganzheiten
2. Phraseologische Verbindungen
3. Modellbildungen
4. Phraseologische Vergleiche
5. Steckformen des Verbs/ Funktionsverbgefüge
6. Zwillingsformen
7. Phraseologische Termini
8.Sprichwörter und Gemeinplätze
Ich werde später näher auf diese Einteilung eingehen und jede einzeln enger bestimmen.
Das Ziel meiner Seminararbeit besteht also darin, die Realisierungen der Phraseologismen der deutschen Sprache in unserer Sprache zu zeigen. Alle Beispiele wurden dem Roman »Buddenbrooks,Verfall einer Familie« von Thomas Mann entnommen. Als Entsprechungen in unserer Sprache habe ich die Übersetzung von Pavica Mrazović und Boško Petrović, Prosveta-Beograd,1968., benutzt.
2. Der geschichtliche Überblick
Die linguistische Disziplin Phraseologie ist eine relativ junge Disziplin, denn das zwanzigste Jahrhundert ist die Zeit der Entwicklung der Phraseologie. Den russischen Linguisten gehört das größte Verdienst für die Entwicklung dieser Disziplin. Sie haben schon Ende des 19. Jahr-hunderts angefangen, den Status der phraseologischen Einheit im Rahmen der Wortverbin-dung zu bestimmen und haben somit die Voraussetzung für die selbstständige Entwicklung dieser Disziplin im 20. Jahrhundert geschaffen. Am Anfang der Forschung steht das Buch „Traite de stylistique francaise“ (1909) von Ch. Bally. Seine Arbeit über Phraseologie haben die sowjetischen Linguisten aufgenommen und diese weiterentwickelt, während die anderen Gebiete Europas seine Theorie über die Phraseologie nicht wahrgenommen haben.
An Ballys Ansicht über Phrasologie knüpft um 1946 der sowjetische Linguist V.Vinogradova, der von der praktischen Beschreibung auf theoretische Erforschung überging.
Hierauf folgten eine Menge Arbeiten der sowjetischen Linguisten. Die Arbeiten von Achman, A. I. Babkina, Telije, A. I. Molotkova haben den Prozess der Trennung der Phraseologie als unabhängigen linguistischen Disziplin ermöglicht, noch bevor diese Ergebnisse dem west-lichen Europa zugänglich waren. Auf diese Weise wurde Phraseologie eine unabhängige Teil-disziplin der Linguistik. Von dem westlichen Europa haben zuerst die Linguisten der ehe-maligen DDR Interesse für die russische Sprache und russische Linguistik gezeigt und danach auch für die Phraseologie, so dass es Ende der Siebzigerjahre möglich wurde, Phraseologie als selbstständige Disziplin zu gründen.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass Phraseologie lange Zeit in der westeuropäischen Linguistik vernachlässigt war.
3. Die Entwicklung der Phraseologie in der deutschen Linguistik
Vor den ersten linguistischen Forschung über die phraseologische Einheiten, haben viele Autoren die Sprichwörter und Redewendungen nur gesammelt und aufgeschrieben, ohne diese zu analysieren. In den deutschen Arbeiten gab es lange Zeit keine klare Grenze zwi-schen Sprichwörtern und Redewendungen. Einer der sich ernsthaft mit der Unterscheidung dieser zwei Begriffe befasste, war K. F.Wander (1836). Er war auch einer der ersten der versuchte, eine Klassifikation der Phraseologismen einzuführen.(vgl. Hrustić , 2001,10)
Die diachrone Erforschung der Phraseologismen stellt vielleicht die schwierigste Art der Arbeit , denn „über den wahren Anfang der Verwendung, über die Entstehung oder die Geburt einer Redewendung wissen wir fast in keinem Fall etwas.“ (vgl. Röhrich, 1995, 28)
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird in der Germanistik große Beachtung auch den Zitaten oder den „Geflügelten Worten“ geschenkt, die G. Büchmann einführt, dessen Werk „Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des Deutschen Volkes“ 1864 erscheint.(vgl. Hrustić, 2001,11)
Das Ende der Siebzigerjahre und der Anfang der Achtzigerjahre brachten der Forschung auf dem Gebiet der Phraseologie in Europa einen bedeutenden Fortschritt. In Fleischers Buch „Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache“ (1997) beschäftigen sich deutsche Autoren zum ersten Mal umfassend mit den phraseologischen Problemen. Von großer Bedeutung für die deutsche Phraseologie ist auch Burgers Werk „Handbuch der Phraseologie“ (1982), denn es beinhaltet Ergebnisse der sowjetischen Linguisten und auch thematisch beinhaltet es mehr
Gebiete als Fleischers Werk.(vgl.Hrustić, 2001,11)
Heutzutage beschäftigt sich die Linguistik immer mehr mit dem Gebrauch der Phraseolo-
gismen nicht nur in der geschriebenen sondern auch in der gesprochenen Sprache. Eine be-deutende Rolle und Fähigkeit der Phraseologismen ist es, psychische, emotionale Lagen der Sprecher oder der Schriftsteller auszudrücken oder Gefühle, die sie bei dem Sprecher oder dem Schriftsteller auslösen. Sie können Interesse wecken, nähere Kontakte herstellen, ge-sellschaftliche Angehörigkeit betonen oder beim Sprechen mit dem Partner können feste Formeln genutzt werden, die bei der emotinalen Bewertung behilflich sein können.
4. Eigenschaften der Phraseologismen
Welche sprachliche Erscheinung in der Sprache man als phraseologisch bezeichnen kann, da-rin sind sich die Sprachwissenschaftler heute nicht einig. Charles Bally hat die Grundlagen für die Phraseologie in seinem Werk „Phraseologie“ geschaffen und in den Vierzigerjahren arbeiteten die sowjetischen Linguisten an dieser Disziplin weiter und etablierten sie in der Sprache. Dabei gingen die russischen Linguisten so vor, dass ihre Publikationen der west-lichen Linguistik nicht zugänglich waren. Diese Situation blieb bis heute unverändert, denn es ist immer noch fast unmöglich an die Arbeiten der russischen Autoren heranzu-kommen. Nur die Arbeiten von z.B. Vinogradov, Amosova sind früh der westlichen For-schung bekannt geworden. Doch nicht nur Russland zeigte Interesse an dieser Disziplin, sondern auch die USA und Europa.(vgl. Burger, 1982, 1)
Obwohl jeder Linguist und jede Forschung die Definition der Phraseologie anders versteht, so ist folgendes allen gemeinsam: „Phraseologie ist eine Verbindung von zwei oder mehr Wör-tern dann, wenn (1) die Wörter eine durch die syntaktischen und semantischen Regularitäten der Verknüpfung nicht voll erklärbare Einheit bilden, und wenn (2) die Wortverbindung in der Sprachgemeinschaft, ähnlich wie ein Lexem, gebräuchlich ist.“(vgl. Burger, 1982, 1)
Auch die Definition von Gak (1981) ist an dieser Stelle nennenswert. Er nennt die „drei bekannten Merkmale der Mehrgliedrigkeit, der übertragenen Bedeutung und der Festigkeit in der Verwendung.“(vgl. Burger, 1982, 1)
Für die Lexik der Phraseologismen ist es charakteristisch, dass sie einerseits aus mehreren selbstständigen Wörterbucheinheiten bestehen und andererseits selber wieder eine lexika-lische Einheit bilden. Diese Eigenschaft nennt man die „ Festigkeit “der Wortverbindung. Diese Festigkeit äußert sich im Extremfall darin, dass es auch zu einer Änderung der Be-deutung kommt. Ein Beispiel wäre z.B. die Wendung jemandem grün sein, bei der man kein Element austauschen kann, ohne dass die ganze Wendung sinnlos oder ungewöhnlich wird: man kann nicht jemandem rot/blau/lila sein.
Andererseits gibt es andere Phraseologismen bei denen man eine Änderung vornehmen kann, ohne dass es zu einer Bedeutungsänderung kommt. So z. B. beider Wendung auf die schiefe Bahn geraten können Elemente durch andere ausgetauscht werden und die Wendung verliert dabei nicht die Bedeutung oder den Sinn, denn man kann auch sagen auf die schiefe Bahn kommen oder auf die abschüssige Bahn geraten.
Bei anderen Typen der Phraseologismen kann die Wortstellung nicht geändert werden, z.B. bei kurz und gut, denn es kann nicht lauten gut und kurz.(vgl. Burger, 1982, 3)
Es ist schwierig eine allgemeine Beschreibung der Phraseologismen zu geben, da die meisten verschiedenen Typen angehören und für sie andere Regeln gelten. Aber für die meisten gilt folgendes: „Ihre Gesamtbedeutung, die Bedeutung, die sie als lexikalische Einheit haben, entspricht nicht der Summe der Bedeutungen der einzelnen Wörter, aus denen sie beste-hen.“(vgl. Burger, 1982, 3)
Die phraseologische Bedeutung von die Hände über dem Kopf zusammenschlagen entspricht
nicht der Summe der Bedeutungen von die + Hände + über + dem + Kopf + zusammen-schlagen. Die Bedeutung des Phraseologismus ist aber eine ganz andere, nämlich sehr erstaunt oder erschrocken sein. Dass die Bedeutung der meisten Phraseologismen nicht mit der wörtlichen Bedeutung übereinstimmt, heißt nicht, dass zwischen diesen zwei Bedeu-tungen kein Zusammenhang besteht. Im Gegenteil: man stellt sehr oft einen Zusammenhang fest. Und dabei kann die „ Motivierbarkeit “ benutzt werden, um festzustellen, ob und wie seine phraseologische Bedeutung von der wörtlichen Bedeutung her verstehbar ist.
Eine Wendung ist „ direkt motivierbar “, wenn man die phraseologische Bedeutung aus der wörtlichen Bedeutung der einzelnen Elemente erklären kann, z.B. Dank sagen.
Wenn aber die phraseologische Bedeutung nicht von allen Elementen her durch ihre wörtliche Bedeutung verstehbar ist, so spricht man von „ teilmotovierbaren Phraseologismen “, wie z.B.: auf dem Holzwege sein, auf Herz und Nieren prüfen.
Wenn man die phraseologische Bedeutung nicht aus der wörtlichen Bedeutung erklären kann, so sind das dann die „ unmotivierbaren Phraseologismen “. (vgl.Burger, 1982, 3)
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