Karl Marx gilt weithin als einer der besten Analytiker des Kapitalismus seiner Epoche. Ihm gebührt der Verdienst, als Erster die dem Kapitalismus inhärenten Kausalmechanismen erkannt und adäquat beschrieben zu haben. Während dieser deskriptive Teil seines Opus von vielen Seiten große Anerkennung erfuhr, verhielt es sich mit dem prognostischen Teil seiner Arbeit geradezu antithetisch. Von der einen Seite verehrt, in den Himmel gehoben, ja bisweilen wurde seinem Opus nachgerade doktrinärer Charakter zugeschrieben, erntete sie auf der anderen Seite des ideologischen Spektrums Ablehnung, Verunglimpfung und den Status einer gefährlichen, bis aufs Blut zu bekämpfenden Ideologie.
Aus welchen Gründen schafften es die Überlegungen eines einzelnen Mannes (sieht man mal von seinem Kompagnon Engels ab), eine solche Spaltung in der ideologischen Auseinandersetzung zu etablieren, die, wenn auch zum Glück in stark abgeschwächter Form, bis heute fortbesteht und die das Potenzial besitzt jederzeit wieder zu einer globalen Konfrontation beizutragen? Ein Grund für diese Situation
wird im Allgemeinen in der teilweise unvollständigen bzw. inkonsistent bis fehlerhaften Marxschen Krisentheorie verortet, die ein Kernstück seines Theoriegebäudes darstellt.
Diese Theorie der wiederkehrenden kapitalistischen Krisen soll im Folgenden kurz in ihren zahlreichen Facetten dargestellt werden um
eine adäquate Bewertung ihrer Plausibilität – nicht zuletzt auch im Lichte der heutigen “modernen“ Wirtschaftstheorie – zu bewerkstelligen. Generell gibt es die verschiedensten Spielarten der Krisentheorie, und je nachdem aus welcher Ecke des ideologischen Spektrums der Autor stammt dessen Werk man zu Rate zieht, wird dieser oder jener Aspekt völlig ausgeblendet beziehungsweise ein
anderer als der allein erklärungsmächtige dargestellt. So sahen beispielsweise zahlreiche marxistische Autoren der 70er Jahre das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate, so wie es Marx durchaus plausibel beschrieben hatte, als dessen Hauptbeitrag zur Krisentheorie.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung
- Die Krisenursachen
- Mehrwert
- Marxens Wertlehre
- Akkumulation des Kapitals
- Die Formen der Krise
- Das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate
- Die Verlaufsform der Krise
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Krisentheorie von Karl Marx und untersucht die Ursachen, Formen und das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate, die er als zentrale Elemente der kapitalistischen Krisenentwicklung identifiziert.
- Die kapitalistische Produktionsweise und ihre Überproduktion
- Die Rolle von Mehrwert und Arbeitskraft
- Die Akkumulation des Kapitals und die Bedeutung von Angebot und Nachfrage
- Die Widersprüche zwischen Gebrauchswert und Wert der Ware
- Das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate und seine Auswirkungen auf die Krisenentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Hinführung
Die Einleitung stellt Karl Marx als einen der einflussreichsten Analysten des Kapitalismus vor und beleuchtet die kontroversen Reaktionen auf seine Werke. Die Krisentheorie, die ein Kernstück seines Werks darstellt, soll im Folgenden untersucht und bewertet werden.
Die Krisenursachen
Dieses Kapitel erläutert die kapitalistische Produktionsweise und die Überproduktion, die Marx als Ursachen für Krisen ansieht. Es werden die Konzepte von variablem und konstantem Kapital sowie die Rolle der Arbeitskraft in der Mehrwertproduktion diskutiert.
Die Formen der Krise
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Rolle des Geldes als Zirkulationsmittel und die Möglichkeit eines Auseinanderfallens von Verkauf und Kauf, die zu einer Stockung der „Warenmetamorphose“ und damit zu einer Krise führen kann.
Das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate
Dieses Kapitel untersucht die Widersprüche, die im Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate enthalten sind, und wie diese zu einer Krise führen können. Es wird der Gegensatz zwischen materieller Produktion und Verwertungsprozess sowie die Rolle von Konkurrenz und Kredit hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Kapitalismus, Krisentheorie, Mehrwert, Arbeitskraft, Akkumulation, Überproduktion, Warenmetamorphose, Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate, Angebot und Nachfrage, Konkurrenz, Kredit.
- Quote paper
- Daniel Braner (Author), 2007, Die Marxsche Krisentheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171830