Selten erfreuen sich anthropologische Fragestellungen solch einer breiten zivilgesellschaftlichen, politischen und medialen Aufmerksamkeit. Allein die Ereignisse im Maghreb und in anderen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens, welche sich in den letzten Monaten abgespielt haben, führten zu einem inflationären aufkommen politökonomischer und anthropologischer Begrifflichkeiten. Zentral in diesem Kontext steht ebenso der Blick auf die Zivilgesellschaft, wie auch die Autokratien, d.h. Macht, Herrschaft, und Gewalt.
Im Rahmen unserer Lehrveranstaltung: „Anthropology of Conflict and Violence“ möchte ich einen zentralen Begriff aus strukturalistisch-marxistischer bzw. diskurstheoretischer Perspektive beleuchten, und auf etwaige Mängel bezüglich der Konzeption eingehen: den Begriff der Staatsgewalt. Um dies bewerkstelligen zu können, orientiere ich mich an den Theoremen von Michel Foucault und Antonio Gramsci. Ich will aber auch versuchen mögliche Kritikpunkte zu erörtern. Ich bin ebenfalls der Überzeugung dass sozialwissenschaftliche Theorien nur in Zusammenhang mit ihrem Entstehungskontext sinnvoll erfasst werden können. Aus diesem Grund ist es notwendig sich zunächst mit ihren EntwicklerInnen zu beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Staatsgewalt aus marxistisch-strukturalistischer Sichtweise
- Zur Person
- Zentrale Fragestellung
- Das Wesen der Hegemonie
- Zivilgesellschaft und integraler Staat
- Passive Revolution, Fordismus
- Kritik und Alternativen zur Gramscianischen Sichtweise
- Staatsgewalt aus Diskurstheoretischer Sichtweise
- Zur Person und zum wissenschaftlichen Kontext
- Zentrale Thesen Foucaults
- Die Überleitung zur Staatsgewalt
- Überwachen und Strafen und der Bezug zur Macht
- Berührungspunkt zwischen Foucault und Gramsci
- Kritik und Aktualität seiner Thesen
- Conclusio
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Begriff der Staatsgewalt aus marxistisch-strukturalistischer und diskurstheoretischer Perspektive, indem sie die Theorien von Antonio Gramsci und Michel Foucault analysiert. Ziel ist es, die Konzepte der Staatsgewalt beider Denker zu beleuchten und kritisch zu diskutieren, wobei der Entstehungskontext der Theorien berücksichtigt wird.
- Das Gramscianische Konzept der Hegemonie und seine Bedeutung für die Staatsgewalt
- Der integrale Staat als Verknüpfung von politischer Gesellschaft und Zivilgesellschaft
- Die Rolle der passiven Revolution und des Fordismus in der Konsolidierung der Staatsgewalt
- Foucaults Diskurstheorie und deren Anwendung auf die Analyse von Macht und Staatsgewalt
- Ein Vergleich der Perspektiven Gramscis und Foucaults auf die Staatsgewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung hebt die aktuelle Relevanz anthropologischer Fragestellungen im Kontext politischer Umbrüche hervor und kündigt die Analyse des Begriffs der Staatsgewalt aus marxistisch-strukturalistischer und diskurstheoretischer Perspektive an. Der Fokus liegt auf den Theorien von Gramsci und Foucault, inklusive einer kritischen Auseinandersetzung. Die Notwendigkeit der Berücksichtigung des Entstehungskontextes der Theorien wird betont.
Staatsgewalt aus marxistisch-strukturalistischer Sichtweise: Dieses Kapitel beginnt mit einer kurzen Biografie von Antonio Gramsci, in der seine politische Aktivität und seine theoretischen Arbeiten im Kontext des italienischen Faschismus hervorgehoben werden. Die zentrale Frage nach dem Ausbleiben einer europaweiten Ausbreitung der Oktoberrevolution führt zur Diskussion des Begriffs der Hegemonie. Gramscis Konzept der Hegemonie wird als ein Prozess der aktiven Zustimmung der Unterworfenen zu ihrer Unterwerfung beschrieben, der sowohl Zwang als auch Konsens umfasst. Die Bedeutung der Zivilgesellschaft und der integrale Staat als Verknüpfung von politischer Gesellschaft und Zivilgesellschaft werden erörtert, ebenso wie der Zusammenhang mit dem Fordismus und der passiven Revolution als Methode zur Durchsetzung der Hegemonie.
Staatsgewalt aus Diskurstheoretischer Sichtweise: Dieses Kapitel widmet sich der diskurstheoretischen Perspektive auf Staatsgewalt, beginnend mit einer Einführung in den wissenschaftlichen Kontext und die zentralen Thesen von Michel Foucault. Der Fokus liegt auf der Überleitung von Foucaults Theorie auf die Staatsgewalt, seinem Konzept von Überwachen und Strafen im Bezug auf Macht, und der Suche nach Berührungspunkten zwischen den Theorien von Foucault und Gramsci. Kritische Anmerkungen und die Aktualität von Foucaults Thesen werden ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Staatsgewalt, Hegemonie, Zivilgesellschaft, integraler Staat, passive Revolution, Fordismus, Diskurstheorie, Foucault, Gramsci, Macht, Herrschaft, Kritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Staatsgewalt aus marxistisch-strukturalistischer und diskurstheoretischer Perspektive
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht den Begriff der Staatsgewalt aus zwei gegensätzlichen, aber sich ergänzenden Perspektiven: der marxistisch-strukturalistischen Perspektive Antonio Gramscis und der diskurstheoretischen Perspektive Michel Foucaults. Das Ziel ist es, die Konzepte beider Denker zu beleuchten, kritisch zu diskutieren und ihren Entstehungskontext zu berücksichtigen.
Welche Theorien werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Theorien von Antonio Gramsci (marxistisch-strukturalistisch) und Michel Foucault (diskurstheoretisch) zum Thema Staatsgewalt. Im Fokus steht ein Vergleich beider Ansätze und die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
Welche zentralen Begriffe werden behandelt?
Zentrale Begriffe sind Staatsgewalt, Hegemonie (Gramsci), Zivilgesellschaft, integraler Staat, passive Revolution, Fordismus, Diskurstheorie, Macht und Herrschaft. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung dieser Begriffe im Kontext der jeweiligen Theorie und vergleicht ihre Anwendung auf die Analyse der Staatsgewalt.
Was ist das Gramscianische Konzept der Hegemonie?
Gramscis Hegemonie-Konzept beschreibt einen Prozess der aktiven Zustimmung der Unterworfenen zu ihrer Unterwerfung. Dieser Prozess umfasst sowohl Zwang als auch Konsens und erklärt, wie die herrschende Klasse ihre Macht aufrechterhält, ohne allein auf Repression zu setzen.
Welche Rolle spielen Zivilgesellschaft und integraler Staat bei Gramsci?
Gramsci sieht den integralen Staat als Verknüpfung von politischer Gesellschaft (Staat im engeren Sinne) und Zivilgesellschaft (z.B. Medien, Bildung, Religion). Die Hegemonie wird durch die Beeinflussung der Zivilgesellschaft gefestigt.
Wie erklärt Gramsci die Konsolidierung der Staatsgewalt?
Gramsci erklärt die Konsolidierung der Staatsgewalt durch die "passive Revolution" und den Fordismus. Die passive Revolution beschreibt eine schrittweise, scheinbar unbemerkt bleibende Veränderung, die die bestehenden Machtverhältnisse stabilisiert. Der Fordismus, ein spezifisches Produktionsmodell, spielt dabei eine wichtige Rolle in der Konsolidierung dieser Machtverhältnisse.
Wie wendet Foucault seine Diskurstheorie auf die Staatsgewalt an?
Foucault analysiert die Staatsgewalt durch seine Diskurstheorie, indem er die Machtstrukturen und -verhältnisse als in Diskursen verankert beschreibt. Sein Konzept von "Überwachen und Strafen" verdeutlicht, wie Macht durch Diskurse erzeugt und aufrechterhalten wird.
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen Gramsci und Foucault?
Die Arbeit sucht nach Berührungspunkten zwischen den Theorien Gramscis und Foucaults, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer Analyse der Staatsgewalt herauszuarbeiten. Obwohl sie aus unterschiedlichen theoretischen Lagern kommen, befassen sich beide mit Machtstrukturen und ihrer Wirkung auf die Gesellschaft.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Gramscis marxistisch-strukturalistischer Perspektive, ein Kapitel zu Foucaults diskurstheoretischer Perspektive und eine Schlussfolgerung. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel, eine Zielsetzung, und ein Schlüsselwortverzeichnis.
Welche Quellen werden verwendet?
Ein Quellenverzeichnis listet die verwendete Literatur auf.
- Arbeit zitieren
- Bojan Kustura (Autor:in), 2011, Was ist Staatsgewalt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172006