„Sie gelten als die „Königsdisziplin im Radio“ – Nachrichten“ (Linke 2007, S. 9). Sie informieren die Menschen, geben ihnen Orientierung und eine Art eigenen Blickwinkel Ereignisse auf der ganzen Welt zu betrachten. Ihre Themen reichen von Lokal-, Regional- und Weltnachrichten bis hin zu Sport, Wetter und Verkehr. Aber, wer oder was entscheidet eigentlich, wann eine Nachricht zur Nachricht wird, bzw. ob sie letztendlich gesendet wird oder nicht? Seit den 20er Jahren befassen sich Forscher nun schon mit dieser Frage und entwickeln immer wieder neue Theorien, die immer komplexer werden. Das Radio als Medium wurde in der Forschungstradition oft vernachlässigt, obwohl Untersuchungen zeigen, dass die Menschen gerade durch das Radio oft als erstes von Ereignissen erfahren (vgl. Vowe, Wolling 2003, zit. nach Linke 2007, S. 9). Auch auf Zuschauerseite scheint das Radio als Informationsmedium einen hohen Stellenwert einzunehmen. So ermittelte die repräsentative ARD/ZDF-Studie „Massenkommunikation 2005“ (Ridder, Engel in Media Perspektiven 9/2005) das Interesse an aktueller Information als zweitwichtigstes Motiv der Hörer für das Einschalten eines Radioprogramms. Als erstes Motiv wurde „Weil es mir Spaß macht“ (Linke 2007, S. 9) genannt.
Daher erscheint es wichtig, das Radio als Informationsmedium näher zu beleuchten. Für die nachfolgende Studie möchte ich mich speziell auf die journalistische Nachrichtenauswahl und somit auf die Produzentenseite beziehen. Dies scheint notwendig, da es zwar einige Studien zum Rezeptionsverhalten von Radionachrichten gibt, allerdings nur sehr wenige Studien, die sich mit der Nachrichtenauswahl befassen.
Meine Arbeit hat nicht den Anspruch neue Erkenntnisse im Bereich der Nachrichtenauswahl im Hörfunk zu schaffen, viel mehr soll sie den aktuellen Forschungsstand abbilden und diesen in einen neuen Zusammenhang einordnen, um eine Grundlage für weitere empirische Forschungen zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis
- Exposé
- Die Notwendigkeit journalistischer Selektion
- Informationsflut und Selektionszwang
- PR und weitere Quellen
- Moderne Nachrichten im Hörfunk
- Aufgabe und Bedeutung von Hörfunknachrichten
- Verschiedene Typen von Nachrichtensendungen
- Vermittlungsformen von Nachrichten
- Vermittlungsstile von Nachrichten
- Nachrichtenwerttheorie
- Forschungstraditionen der Nachrichtenwerttheorie
- Die amerikanische Forschungstradition nach Lippmann
- Die europäische Forschungstradition
- Die deutsche Forschungstradition
- Verwandte Modelle der Nachrichtenselektion
- Gatekeeper-Forschung
- News-Bias-Forschung
- Hörfunknachrichten in der Forschung
- Forschungsstand
- Aktuellste Forschung im norddeutschen Raum nach Volpers, Schnier, Salwiczek
- Untersuchungsgegenstand und Zielsetzung
- Komplexitätsreduzierte Ergebniszusammenfassung
- Leitfadeninterview mit Guido Schulenberg
- Zusammenfassung des Interviews
- Auswertung des Interviews
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Faktoren, die die journalistische Nachrichtenauswahl im Hörfunk beeinflussen. Dabei wird ein Überblick über die bestehende Forschung zur Nachrichtenselektion gegeben und dieser in einen neuen Kontext für empirische Folgeuntersuchungen gestellt.
- Die wachsende Informationsflut und der Selektionszwang im Hörfunk
- Der Einfluss von PR und anderen Quellen auf die Nachrichtenauswahl
- Die Bedeutung des Gatekeeper-Modells und der persönlichen Orientierung des Journalisten für die Nachrichtenselektion
- Die Rolle von Nachrichtenwerten und Formaten in der Auswahl von Nachrichten
- Der lokale Bezug als neuer und wichtiger Faktor für die Nachrichtenauswahl im Hörfunk
Zusammenfassung der Kapitel
- Exposé: Die Einleitung stellt die Relevanz der Nachrichtenauswahl im Hörfunk heraus und führt in die Forschungsfrage ein, welche Faktoren die Selektion von Nachrichten beeinflussen.
- Die Notwendigkeit journalistischer Selektion: Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Informationsflut und dem Selektionszwang für die Nachrichtenauswahl ergeben.
- Moderne Nachrichten im Hörfunk: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die verschiedenen Typen von Nachrichtensendungen im Hörfunk und deren Vermittlungsformen und -stile.
- Nachrichtenwerttheorie: Hier wird die Nachrichtenwerttheorie als Grundlage der Nachrichtenselektion in allen Medien vorgestellt. Die Arbeit geht auf die verschiedenen Forschungstraditionen und verwandte Modelle der Nachrichtenselektion ein, die die Nachrichtenauswahl beeinflussen.
- Hörfunknachrichten in der Forschung: Dieses Kapitel stellt den Forschungsstand zur Nachrichtenauswahl im Hörfunk dar und fokussiert auf die aktuelle Forschung im norddeutschen Raum.
- Leitfadeninterview mit Guido Schulenberg: Dieses Kapitel präsentiert ein Leitfadeninterview mit dem Nachrichtenchef von Radio Bremen, um weitere Erkenntnisse zur Nachrichtenauswahl zu gewinnen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Nachrichtenauswahl, Hörfunk, Nachrichtenwerttheorie, Gatekeeper-Forschung, lokale Nachrichten, PR-Einfluss, Informationsflut, Selektionszwang, empirische Forschung, Medienforschung.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Müller (Autor:in), 2011, Nachrichtenauswahl im Hörfunk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172137