Intersexualität rückt nach jahrelanger Unsichtbarkeit zunehmend ins Licht der Öffentlichkeit. Wie Ulrike Draesners Roman Mitgift zeigt, wird das Leben als Intersexuelle(r) auch in der Gegenwartsliteratur aufgegriffen. Im Gegensatz zu anderen literarischen Werken wie Jeffrey Eugenides Middlesex beispielsweise erfolgt die Darstellung von Intersexualität in Mitgift nicht aus der Perspektive eines Betroffenen, sondern auf der Ebene der Fremdwahrnehmung durch die Schwester und Eltern einer Intersexuellen. Ulrike Draesners Roman zeigt am Beispiel der Familie Böhm, wie unsere heteronormative Gesellschaft Intersexualität ausgrenzt, obwohl es in Mitgift nach Michael Braun nicht vorrangig um die tabuisierte heterosexuelle Normabweichung, sondern „um den Umgang mit einem zu extremer Medialität gesteigerten Menschen im biotechnischen Zeitalter“ geht.
Im Sinne eines queer reading ist die Aufdeckung der, im Roman dargestellten, Dominanz des heteronormativen Geschlechtersystems und das Aufspüren von Identitäten, die der Heteronormativität entgegenwirken, Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit. Hauptaugenmerk der Analyse liegt dabei in der Untersuchung, inwieweit der Roman verqueerte Gesellschaftsverhältnisse darstellt.
Bezüglich der Gliederung beginnt diese Seminararbeit mit einer narrativen Analyse des Romans Mitgift. Im Anschluss daran erfolgt die Einordnung von Heteronormativität und Intersexualität im queer-feministischen Kontext.
Während sich der dritte Abschnitt mit der Darstellung des vorherrschenden heteronormativen Geschlechtersystems beschäftigt, zielt der letzte Teil der Arbeit auf das Aufdecken der Dekonstruktion und Entnaturalisierung von Heteronormativität innerhalb des Romans. Dabei stehen die eingangs benannten verqueerten Gesellschaftsverhältnisse im Mittelpunkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Narrative Analyse des Romans Mitgift
- Heteronormativität und Intersexualität im queeren Kontext
- Heteronormativität im queer-feministischen Diskurs
- Intersexualität und queer theory: Ein integrativer Bestandteil?
- Darstellung des vorherrschenden heteronormativen Geschlechtersystems
- Vernichtung von Intersexualität als Normabweichung
- Tabuisierung von Intersexualität als Symbol für gesellschaftliche Heteronormativität
- Dekonstruktion von Heteronormativität durch Darstellung verqueerter Verhältnisse
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit setzt sich zum Ziel, Ulrike Draesners Roman "Mitgift" unter dem Aspekt der Dekonstruktion von Heteronormativität zu analysieren. Die Arbeit untersucht, wie der Roman die Diskriminierung und Ausgrenzung von Intersexualität innerhalb eines heteronormativen Gesellschaftsgefüges darstellt.
- Darstellung der heteronormativen Strukturen in der Gesellschaft
- Analyse der Darstellung von Intersexualität im Roman
- Die Dekonstruktion von Heteronormativität durch die Darstellung verqueerter Verhältnisse
- Die Bedeutung von Intersexualität im Kontext von queer theory
- Der Einfluss von heteronormativen Normen auf die Lebenserfahrungen der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer narrativen Analyse des Romans "Mitgift" und beleuchtet die zentralen Figuren und Handlungselemente. Im Fokus stehen dabei die Protagonistin Aloe Böhm und ihre Beziehung zu ihrer intersexuellen Schwester Anita.
Im zweiten Kapitel wird die Bedeutung von Heteronormativität im queer-feministischen Diskurs untersucht. Die Arbeit erläutert die heteronormativen Strukturen, die Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung definieren und Intersexualität ausgrenzen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Darstellung des heteronormativen Geschlechtersystems im Roman. Hierbei wird gezeigt, wie Intersexualität als Normabweichung stigmatisiert und tabuisiert wird.
Der vierte Teil der Arbeit analysiert die Dekonstruktion von Heteronormativität im Roman. Es wird gezeigt, wie die Darstellung verqueerter Verhältnisse die bestehenden Machtstrukturen in Frage stellt und alternative Lebensentwürfe aufzeigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Intersexualität, Heteronormativität, queer theory, Gender-Kritik, gesellschaftliche Normen, Ausgrenzung, Dekonstruktion, verqueerte Verhältnisse, Romananalyse, Ulrike Draesner, "Mitgift".
- Arbeit zitieren
- Ulrike Weiher (Autor:in), 2011, Dekonstruktion von Heteronormativität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172389