Die Kunst der Veränderung: Die 32 c-Moll-Variationen für Klavier, WoO 80 von Ludwig van Beethoven


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis:

1. Hinführung zum Thema

2. Ludwig van Beethoven und das Prinzip der Variation
2.1 Das Prinzip der Variation in der Musik im Spiegel der Geschichte
2.2 Beethoven und seine Variationswerke

3. Analyse der 32 c-Moll-Variationen für Klavier über ein eigenes Thema, WoO 80 von Ludwig van Beethoven
3.1 Allgemeines über das Werk
3.2 Das Thema
3.3 Die 32 Variationen
3.3.1 Teil I: Variationen 1 – 11
3.3.2 Teil II: Variationen 12 – 16
3.3.3 Teil III: Variationen 17 – 22
3.3.4 Teil IV: Variationen 23 – 30
3.3.5 Teil V: Variationen 31 – 32

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Hinführung zum Thema

Das Prinzip der Variation in der Musik gab es praktisch schon immer, zumindest sind erste Variationen schon im Mittelalter, beispielsweise in den Gregorianischen Gesängen in Form von variationsartigen Ziergesängen, nachweisbar, aber auch bei verschiedenen Natur- und Kulturvölkern stellen Variationen ein uraltes Prinzip der Musikübung dar.[1]

Allgemein bezeichnet der Begriff der Variation, der aus dem Lateinischen („variatio“) stammt und Abweichung bzw. Unterschied bedeutet, in der Musik ein Formungsprinzip, das auf rhythmischen, melodischen, harmonischen oder kontrapunktischen Veränderungen eines meist einfachen, liedhaften Themas beruht. Werden nun mehrere Stücke, die dasselbe Thema variieren, aneinandergereiht, so entsteht die Variation als spezielle Form in der Bedeutung einer Variationsreihe[2] ; das Thema steht dabei in der Regel in originaler Gestalt, also unverändert, vor der ersten Variation. Grundsätzlich lassen sich hierbei zwei verschiedene Typen unterscheiden: die strenge, bzw. Figuralvariation und die freie, bzw. Charakter-variation. Weitere Formen sind beispielsweise die Fantasie-Variation, die Cantus-firmus-Variation, die Ostinato-Variation, die Melodievariation und andere mehr.[3]

Für eine Variation genügt es bereits, dass die Harmonik eines Themas konstant bleibt, während die Melodie, Stimmführung, Rhythmus, Dynamik und das Tempo verändert werden können. Doch trotz aller harmonischen, rhythmischen oder satztechnischen Veränderungen in den Variationen gilt es, der vorgegebenen Substanz ihren Modellcharakter dadurch zu bewahren, dass jede ihr folgende Variation herausragende Elemente des Vorgegebenen beibehält, um diesem so auch bei weitreichenden Abänderungen seine stete Gegenwärtigkeit zu sichern, wobei die beiden musikalischen Urprinzipien Wiederholung und Kontrast das Wesen des Variierens bestimmen. Aber selbstverständlich gab es von dieser „strengen“ Form immer wieder Ausnahmen bei den Komponisten, sodass man als Zuhörer nicht selten das Thema in den Variationen kaum oder gar nicht mehr wiederzuerkennen vermag.

Das Prinzip des Variierens wurde nun nicht nur von einzelnen Komponisten angewendet, sondern zu allen Zeiten genutzt – bis zur Gegenwart. Einer dieser Komponisten war auch Ludwig van Beethoven, der von 1770-1827 lebte und somit zur Klassik[4] zählt. Er schrieb bemerkenswerte Variationswerke, eines davon sind die bekannten „Zweiunddreissig c-Moll-Variationen für Klavier über ein eigenes Thema“, WoO80.

Der später so begabte Musiker wurde in Bonn geboren, wo er am 17.12.1770 getauft wurde. Ludwig, über dessen Kindheit wenig bekannt ist, war der Sohn von Johann Beethoven und Maria Magdalena Keverich[5], die zusammen sieben Kinder hatten, von denen allerdings vier im frühesten Alter starben. Von den überlebenden war Ludwig das älteste Kind und er sollte, nach dem Wunsch seines Vaters, durch Musik der Familie Ruhm und Reichtum einbringen. Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass Beethoven schon sehr früh im Klavierspiel unterrichtet wurde, später erhielt er auch Geigen- und Orgelunterricht.

Mit Christian Gottlob Neefe stellte sich schließlich der gewünschte Erfolg ein, der ihn nicht nur in der Musik und der Tonkunst voranbrachte, sondern das Kind auch in Fragen der Literatur, Ästhetik und Philosophie jener Zeit unterwies. Durch Neefe kam Beethoven in freundlichen Kontakt mit der Elite der Stadt und 1784 wurde Beethoven besoldetes Mitglied der Hofkapelle des Kurfürsten Maximilian Franz, der junge Talente umsorgte und förderte. Im Jahre 1787 erfolgte die erste Studienreise Beethovens nach Wien, auf der er Mozart traf[6] ; da seine Mutter in Bonn jedoch im Sterben lag, musste der junge Musiker nach kaum zwei Wochen frühzeitig wieder umkehren.

1792 lernte Beethoven in Bonn Joseph Haydn (1732-1809) kennen, der ihn zum weiteren Musikstudium ermunterte. Der Kurfürst genehmigte ihm auch bald den Urlaub für eine weitere Reise nach Wien und erklärte sich sogar bereit, weiterhin Lohn an Beethoven zu zahlen.[7] In den ersten Novembertagen des selben Jahres reiste er für immer aus Bonn ab und fand in Wien überaus günstige Bedingungen vor: Der musikliebende Adel hielt sich größtenteils selbst eigene Orchester, Bläser-Ensembles oder Streichquartette, und ausgestattet mit Empfehlungsschreiben seiner Bonner Gönner fasste er in diesen Kreisen schnell Fuß und machte sich durch sein meisterhaftes Klavierspiel, aber auch durch seine Improvisationen und Kompositionen rasch einen Namen.

In Wien angekommen lernte Beethoven nicht nur bei Haydn, sondern auch bei Johann Schenk, Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri. Am 29. März 1795 schließlich erschienen seine drei Klaviertrios op. 1 im Druck – die ersten Kompositionen, die er als vollständig anerkannte und mit einer Opuszahl versah.

Die Jahre von 1796 bis 1814 bedeuteten nicht nur eine immer größere Vervollkommnung seines kompositorischen Könnens, sondern auch eine immer größere Wirkung seiner Werke nach außen, sodass er zu einer der anerkanntesten und gefeiertsten Komponisten seiner Zeit wurde. Es waren Jahre großen Schaffensreichtums, in denen Beethoven auch seinen Stil zu höchster Individualität entwickelte und seine Vorbilder Haydn und Mozart, in den frühen Werken noch deutlich hörbar, überwand. Seine Stücke und Werke feierten überall große Erfolge und Beethoven musste nie materielle Not erleiden. In jene für Beethoven gute Zeit fallen auch seine 32 c-Moll-Variationen über ein eigenes Thema, die unter den Variationswerken als bedeutend herausragen, weshalb sie Gegenstand dieser Arbeit sein sollen.

Bis 1815 hatte Beethoven einen Großteil seines Lebenswerkes vollendet, jedoch ließ ab hier sein Schaffen nach, da ihm seine Taubheit sehr zu schaffen machte; überdies litt er an Syphilis und der Tod seines Bruders Karl traf ihn hart. Er schaffte es zwar, sich noch einmal aufzurichten – die Arbeiten an seiner zweiten Messe, der Missa solemnis, op. 123, und an der 9. Symphonie begannen und beschäftigten ihn bis 1824 und er erlebte nochmals einen Lichtblick. Doch Kummer und Krankheit ließen seinen Körper immer mehr verfallen, ohne dass die Ärzte etwas tun konnten. In der Folge verschied Ludwig van Beethoven am 26.März1827.[8]

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich anhand einer musikalischen Analyse näher mit dem Thema und der Struktur der 32 c-Moll-Variationen Beethovens, beleuchtet aber zuvor den geschichtlichen Hintergrund der Entwicklung des Formenprinzips in der Musik und gibt im Folgenden einen kurzen Überblick über die Variationswerke bei Beethoven, bevor schließlich das Variationswerk WoO 80 näher betrachtet wird, welches – wie eben gezeigt – in den glücklichen Jahren Beethovens und einer Zeit des Schaffensreichtums entstand. Es wird daher auch gezeigt, weshalb diese Variationen so beispielhaft und bedeutend sind für die musikgeschichtliche Entwicklung.

2. Ludwig van Beethoven und das Prinzip der Variation

2.1 Das Prinzip der Variation in der Musik im Spiegel der Geschichte

Das Verfahren, ein vorgegebenes Tonmaterial in veränderter Erscheinungsweise zu wieder-holen, ist wie einleitend schon angedeutet vermutlich so alt wie die Musik selbst und ist weder an einen bestimmten kulturellen Entwicklungsstand, wie dem Vorhandensein einer Tonschrift, gebunden, noch gehört es festumgrenzten Gesellschaftsschichten und -bereichen an, auch begegnen wir dem Prinzip sowohl im geistlich-sakralen Bereich wie auch in der weltlich-profanen Musikausübung, denn die Variation als Veränderung eines Gegebenen ist ein Grundprinzip musikalischer und künstlerischer Gestaltung.

Die ältesten Schriftdokumente für die Anwendung des Variationsverfahrens finden wir im Zusammenhang mit den Notre-Dame-Organa und bei der frühen Motette, beispielsweise in isorhythmischen Motetten des 14. Jahrhunderts ist die mehrmalige Wiederholung eines feststehenden rhythmischen Modells bei wechselnder melodischer Materie (Talea) zu beobachten .

Erneut gewinnt das Prinzip in der polyphonen Messe des 15. und 16. Jahrhunderts an Bedeutung, z. B. die Niederländer schrieben zyklische Messen über einen gleichbleibenden cantus firmus. Seit dem 15. Jahrhundert haben wir auch in größerem Umfang schriftlich aufgezeichnete Variationen aus dem weltlichen Bereich, etwa in der instrumental ausgeführten Tanzmusik, aber wahrscheinlich gab es schon vorher in der Spielmannsmusik eine reichhaltige, auf Improvisation beruhende Variations-Praxis. Im selben Zeitraum, also im 15. und 16. Jahrhundert, war es zugleich üblich, vokale Vorlagen, etwa von Motetten oder Liedweisen, auf zu polyphonen Spiel befähigte Instrumente zu übertragen, wie der Laute, der Gitarre oder auf Tasteninstrumente. In England und Frankreich gab es auch vokale Variationen mit Instrumentalbegleitung, die sogenannten Grounds. Instrumentalvariationen in Form der Melodievariation finden sich im frühen 16. Jahrhundert in spanischen Lautentabulaturen und bei den englischen Virginalisten, hier sei beispielsweise das „Fitzwilliam Virginal Book“ von William Byrd (1543-1623) erwähnt, dass über 200 Variationen und Tänze mit variierten Teilwiederholungen umfasst.

In dem Moment, als die auskomponierte und notierte Instrumentalmusik gegenüber der Vokalmusik an Selbstständigkeit gewann, war auch die Grundbedingung erfüllt, die zur „weiteren Entwicklung der Variation und insbesondere zur Variationsreihe führte: Das spielerische Kolorieren, Verarbeiten und Umformen eines gegebenen Themas oder Gerüstes wird zum musikalischen konstitutiven Formungsprinzip. Die Hauptentwicklung zum Variationszyklus vollzog sich zu jener Zeit vor allem in Spanien, Italien und England“[9] und daher gab es etwa seit dem 16. Jahrhundert den Variationsbegriff in der uns heute geläufigen Bedeutung von „Thema mit Variationen“, z. B. bei Stücken mit der Bezeichnung „Aria con variazioni“, „Aria variata“, „Air varié“ und anderen, wobei es sich dabei stets um eine Aneinanderreihung mehrerer in sich abgeschlossener Stücke handelte, denen ein gemeinsames musikalisches Modell, eben das „Thema“ zugrunde liegt, das sie auf unterschiedliche Weise verändern.[10]

Auch im 17. und 18. Jahrhundert erfreuten sich Variationen großer Beliebtheit, als zwei bedeutende Vertreter von vielen seien an dieser Stelle Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) genannt, dessen 1778 entstandene Variationen über Les folies d`Espagne unter den zahlreichen zwischen dem Barock und der Wiener Klassik entstandenen Variationsreihen besonders herausragen. In diesem Zeitraum findet man häufig auch die kontrapunktische Variation in den verschiedenen Orgelwerken, aber auch in den Choral-Variationen, Choralvorspielen und Choralbearbeitungen; auch auf Imitation, Fuge und Kanon beruhende Formen gehören hier her.

Selten in der älteren Zeit ist die Charaktervariation, bei der der Grundcharakter des Themas in den Variationen völlig verändert wird. Anfänge dazu befinden sich zwar schon bei den bereits genannten Goldbergvariationen, aber erst im 19. Jahrhundert ist dieser Typus richtig ausgebildet und findet vor allem bei L. v. Beethoven und Max Reger (1873-1916) An-wendung und Entfaltung. Bei ihnen ist jeder Variationssatz ein individuelles Charakterstück, das sich von den anderen deutlich abhebt. Solche Variationen erscheinen häufig auch als Fantasievariationen, deren Form seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an Beliebtheit gewann und die bei Robert Schumann (1810-1856) zur selbstständigen Form wird. Bei den Komponisten L. v. Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) und Joseph Haydn findet man häufig auch in zyklischen Werken Variationen, hier wird das Variationsprinzip beispielsweise als Schlusssatz einer Sonate, eines Quartettes oder einer Sinfonie verwendet.

Das kompositionsästhetische Problem, den reinen Reihungscharakter einer Variationsfolge zu überwinden und den Eindruck einer zyklisch in sich abgeschlossenen Großform zu erzielen, versuchten die Komponisten auf ganz verschiedene Art und Weise zu lösen. Zum einen wandten sie das eher vordergründige Verfahren an, die Bewegtheit der Sätze allmählich zu steigern bzw. zu reduzieren, doch schon bald neigten die Musiker andererseits dazu, zyklusbildende Formungsschemata, die bereits im Rahmen anderer Gattungen entwickelt und erprobt worden waren, auch auf dem Gebiet der Variation anzuwenden.[11]

Im späten 18. und im 19. Jahrhundert versuchte man, Elemente der Sonate in den Variationszyklus zu integrieren, etwa eine langsame Einleitung oder Takt-, Tempo- und Charakterwechsel und andere mehr. Mozart war dabei wohl einer der ersten Komponisten, der seine Variationszyklen durch die bewusste Einbeziehung von Elementen der klassischen Sonate anreicherte und ihnen damit wieder die Geschlossenheit einer den Reihungscharakter überwindenden Großform garantierte. Seinem Vorbild folgten wenig später auch Beethoven, Carl Maria von Weber (1786-1826) und der junge Franz Schubert (1797-1828). Ebenso wurde versucht, eine Verbindung von Rondoform und Variationszyklus zu finden, indem man das Rondothema variativ behandelte.[12]

Für die Komponisten der Romantik eignete sich die Form der Variation ebenso, denn dieses Prinzip kam ihnen dabei entgegen, durch die Abfolge der einzelnen Sätze den ständigen Wechsel der psychischen Situationen und Zustände widerzuspiegeln, was dem Streben nach der Verklanglichung von Seelenzuständen entsprach.[13] Solche mittels einer Variationsreihe entstandenen „Psychogramme“ lassen sich durchaus bei Werken wie den Ètudes symphoniques, op. 13 von Schumann oder den Variations sèrieuses, op.54 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) erkennen. Dem Vorbild des eher klassizistisch eingestellten Johannes Brahms (1833-1897), hier sei an seine Variationen über ein Thema von Georg Friedrich Händel, op. 24 gedacht, folgten vornehmlich Antonìn Dvorák (1841-1904), M. Reger, Cèsar Franck (1822-1890), Gabriel Faurè (1845-1924) u. a.[14]

Während im frühen 19. Jahrhundert die schon bei Beethoven wesentlich ausgebaute Schlussvariation jetzt zum eigentlichen Finale wurde, dominierten im letzten Drittel des 19.Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vorbereitet durch einige Werke der älteren Romantiker wie Schubert oder Liszt, vor allem Fantasievariationen für verschiedene Besetzungen. Als besondere Gruppe sind außerdem noch die Variationen über folkloristische Themen zu nennen. Diese Art der Variationen reicht zurück bis zu Beethovens Volkslied-Variationen op. 105 und op. 107.[15]

Im 20. Jahrhundert verliert die Variation kaum an Bedeutung, sie bleibt ein wichtiges Formungsprinzip, das in seinen verschiedenen Arten fast jedes musikalische Geschehen durchdringt.[16] In dieser Zeit schufen vor allem Richard Strauss (1864-1949), Paul Hindemith (1895-1963), Werner Egk (1901-1983), Arnold Schönberg (1874-1951), Hanns Eisler (1898-1962), Anton Webern (1883-1945), John Cage (1912-1992) oder Igor Strawinsky (1882-1971) bedeutende Variationswerke. In der Musik seit 1970 beansprucht überdies das improvisierte Variieren eines vorgegebenen musikalischen Materials eine zunehmende Beachtung, wobei die Einbeziehung asiatischer Musizierpraktiken, vor allem indischer, durchaus richtungsweisende Anstöße gegeben hat.[17]

2.2 Beethoven und seine Variationswerke

Bei Ludwig van Beethoven wird die Variation, noch mehr als bei Joseph Haydn, zu einer zentralen Form im Gesamtschaffen des Komponisten: Von seinen Instrumental-kompositionen bis 1800 sind etwa ein Drittel Variationen oder enthalten Variationssätze und in der Zeit von 1800 bis 1812 wurde die Variation verstärkt in größere Formeinheiten einbezogen. Vollends trat die in einem Sonatenzyklus eingeordnete Variation in der letzten Schaffenszeit von 1818 an in den Vordergrund, sodass nun mindestens jedes zweite Werk Variationen oder variationsähnliche Sätze enthält.[18]

Auch wenn der Komponist in den frühen selbstständigen Variationswerken vorwiegend Lieder oder damals beliebte Opernmelodien als Themen verwendete, wie es vor ihm schon Mozart tat, so zeigen Beethovens frühe Variationswerke, angefangen vom ersten Variationswerk des zwölfjährigen Beethoven, den Dressler-Variationen WoO 63, über die Variationen auf Themen von V. Righini[19], C. Ditters von Dittersdorf[20] und Fr. X. Süßmayr[21], die noch „Mozarts Anlage des Variationszyklus folgen, durchaus schon eigene Züge, die sich besonders in einer oft individuell geprägten, auf dynamische Spannungen hin angelegten Motivik und, zumindest seit der Mitte der 1790er Jahre, im Durchführungscharakter der Coda äußern.“[22]

[...]


[1] Nach Seeger, H. (Hrsg.): Art. Variation, in: Musiklexikon in zwei Bänden, Band 2, Leipzig 1966, S. 510.

[2] Vgl. Drees, St.: Art. Variation, in: Finscher, L. (Hrsg.): MGG, Sachteil Band 9, Stuttgart/Weimar 1998, Sp.1239.

[3] Siehe ebd., Sp. 1239 f.

[4] Wie so oft ist auch die Klassik eine Epoche, die zwar versucht wurde einzugrenzen, aber deren Anfang und Ende geradezu verschwimmen: Erste Anzeichen „verdichten sich immer mehr, entfalten sich in ihrem größten Höhepunkt, um sich aber schon bald wieder in einer neuen Umgebung zu verlieren und in eine neue Musikepoche überzugehen“. Will man diesen Zeitraum mit Jahreszahlen umfassen, so sind dies in etwa die Jahre von 1730 bis 1830. Den Auftakt bildet dabei die Frühklassik neben der Wiener, der Mannheimer und der Berliner Schule. Im Zentrum der Betrachtungen steht bei der Klassik jedoch häufig die sog. „Wiener Klassik“, mit ihren in selbiger Stadt wohnenden und wirkenden Komponisten J. Haydn, W. A. Mozart und L. v. Beethoven. Nach Rueger, Chr.: Die klingende Meistergalerie, Berlin 2003, S. 51.

[5] Die Familie Beethoven stammte ursprünglich aus Flandern, siehe dazu Riezler, W.: Beethoven, Zürich/Nördlingen 1990, S. 19.

[6] Trotz aller Förderung, die der junge Beethoven durch Neefe erfuhr, galt dieser Unterricht aber noch nicht als Meisterlehre, weshalb er mit sechszehn Jahren nach Wien geschickt wurde, um dort bei Mozart zu lernen; auf wessen Veranlassung und Kosten dies geschah ist jedoch ungeklärt. Vgl. ebd. S. 22.

[7] Siehe ebd., S. 25.

[8] Als er am 29. März nachmittags um drei Uhr beigesetzt wurde, hatten die Schulen in Wien geschlossen; die Straßen waren gesäumt von Menschentrauben, über 20.000 Menschen nahmen an den Feierlichkeiten teil und gaben dem großen Meister das letzte Geleit. Acht Kapellmeister hielten ihm zur Ehre das Bahrtuch, und unter den Fackelträgern, die den Sarg begleiteten, befand sich ein 27 Jahre Jüngerer, der ihm schon ein Jahr später, viel zu früh, folgen sollte: Franz Schubert.

[9] Nach Drees, St.: Art. Variation, in MGG, Sachteil Band 9, Sp. 1243.

[10] Nach Wohlfarth, H.: Art. Variation, in: Verlag J. B. Metzler (Hrsg.): Das neue Lexikon der Musik in 4 Bänden, Stuttgart/Weimar 1996, S. 606.

[11] Siehe. ebd.

[12] Siehe ebd., S. 607.

[13] Siehe Drees, St.: Art. Variation, in MGG, Sachteil Band 9, Sp. 1259 f.

[14] Vgl. Wohlfarth, H.: Art. Variation, in: Das neue Lexikon der Musik in 4 Bänden, S. 606.

[15] Vgl. Drees, St.: Art. Variation, in MGG, Sachteil Band 9, Sp. 1266.

[16] Obwohl das Variationsschaffen gegenüber dem 19. Jahrhundert zahlenmäßig zurückging und einzelne Komponisten wie Claude Debussy die Variation als Form prinzipiell ablehnten, worin sich neben ästhetischen Bedenken auch ein Widerstand gegen die populäre musikalische Massenproduktion äußerte, gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Variationswerke, die auch an die Tradition romantischen Virtuosentums anknüpften. Vgl. ebd., Sp. 1267.

[17] Nach Wohlfarth, H.: Art. Variation, in: Das neue Lexikon der Musik in 4 Bänden, S. 607 f.

[18] Vgl. Drees, St.: Art. Variation, in MGG, Sachteil Band 9, Sp. 1257. Als geistiger Mittelpunkt eines Werkes erscheinen die Variationen von 1818 an in nahezu allen Streichquartetten, in den Klaviersonaten E op. 109 und in der Klaviersonate in c op. 111, sowie in der 9. Sinfonie op. 125. Der Gedanke der Variation macht sich aber auch in der Großen Fuge op.133 oder der Klaviersonate As op. 110 bemerkbar. Siehe ebd., Sp. 1259.

[19] WoO 65, entstanden 1790/91.

[20] WoO 66, entstanden 1792.

[21] WoO 76, entstanden 1799.

[22] Nach Drees, St.: Art. Variation, in MGG, Sachteil Band 9, Sp. 1257.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Die Kunst der Veränderung: Die 32 c-Moll-Variationen für Klavier, WoO 80 von Ludwig van Beethoven
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Musikpädagogik)
Veranstaltung
Musikanalyse / Tonsatz
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
32
Katalognummer
V172470
ISBN (eBook)
9783640924165
ISBN (Buch)
9783640923960
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beethoven, Variation, Veränderung, Musik, Analyse, Musikanalyse, Tonsatz
Arbeit zitieren
Toni Holzfuß (Autor:in), 2008, Die Kunst der Veränderung: Die 32 c-Moll-Variationen für Klavier, WoO 80 von Ludwig van Beethoven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172470

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