Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Goffmans Interaktionstheorie
2.1 Rahmen
2.2 Selbstdarstellung des Individuums
2.3 Interaktionsrituale
2.4 Image
2.5 Stigmatisierung
3. Theorien Interkultureller Kommunikation
3.1 Kulturbegriff
3.2 Interkulturelle Interaktionen
3.3 Bezüge zu Goffman in IKK-Überblickswerken
4. Anwendung von Goffmans Interaktionstheorie auf die IKK
4.1 Keims Untersuchung deutsch-spanischer Wirtschaftskommunikation
4.1.1 Ziele und Methode der Arbeit
4.1.2 Theoretische Bezüge zu Goffman
4.1.3 Anwendung der Theorie auf interkulturelle Interaktionen
4.2 Peters Anwendung von Goffmans Theorie auf den Migrationskontext
4.2.1 Ziele und Methode der Arbeit
4.2.2 Theoretische Bezüge zu Goffman
4.2.3 Anwendung der Theorie auf interkulturelle Interaktionen
4.3 Vergleich und kritische Bewertung der Arbeiten
5. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Internetquellen
1. Einleitung
„Von unseren allgemeinen dramaturgischen Regeln und Vorlieben für die Handlungsordnung ausgehend, dürfen wir Lebensbereiche in anderen Gesellschaften nicht übersehen, für die anscheinend andere Regeln gelten“,
schreibt Erving Goffman in seinem Werk Wir alle spielen Theater: die Selbstdarstellung im Alltag (1959/2005[1], 223). Der kanadische Soziologe betont, dass sein Modell der Dramaturgie des sozialen Handelns nicht unbedingt auf nicht-westliche Gesellschaften übertragbar ist (ebd., 223). Ungeachtet dieser Einschätzung wurden Versuche unternommen, die „Soziologie der Interaktionsordnung“ eines der bedeutendsten amerikanischen Soziologen des 20. Jahrhunderts (1922-1982) auch auf andere kulturelle Kontexte zu übertragen. Dies zeigt z.B. Srinivasans Aufsatz “The cross-cultural relevance of Goffman’s concept of indivicual agengy”, in dem die Verfasserin Goffmans Theorie auf die indische Gesellschaft bezieht (1990, 150ff.).
In einer Zeit, in der Gesellschaften immer stärker durch kulturelle Hybridisierung gekennzeichnet sind und eine Globalisierung sämtlicher Lebensbereiche stattfindet, gewinnen Interaktionen zwischen Personen, die einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund mitbringen, zunehmend an Bedeutung. Wie sich diese abspielen und wodurch sie gekennzeichnet sind, ist Untersuchungsgegenstand der in den 1950ern in den USA entstandenen interdisziplinären Forschung zur Interkulturellen Kommunikation (vgl. Peace Corps (U.S.) 1999, 136). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob sich Goffmans Interaktionstheorie auch auf einen interkulturellen Kontext übertragen lässt. Lucrecia Keim ist der Ansicht, dass der Soziologe „mit seinen detaillierten Analysen der rituellen Ordnung des Alltagshandelns interessante Anhaltspunkte für die Analyse interkultureller Kommunikation [bietet]“ (1994, 22). Welchen Beitrag leistet Goffmans Theorie zum Verständnis kultureller Überschneidungssituationen? Inwieweit wird sie bisher in der Interkulturellen Kommunikations-Forschung rezipiert und angewendet? Diese Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Veröffentlichungen, die einen Überblick zu diesem Thema geben, konnten nicht ausfindig gemacht werden. An dieser Forschungslücke setzt die vorliegende Arbeit an.
Dazu soll zuerst Goffmans Theorie sozialer Interaktion dargestellt werden, wobei auf sein Konzept des Rahmens, der Selbstdarstellung des Individuums, der Interaktionsrituale, des Images und der Stigmatisierung eingegangen wird (Kapitel zwei). Das dritte Kapitel gibt einen kurzen Überblick über Theorien Interkultureller Kommunikation[2]. Dabei werden zuerst verschieden Kulturkonzepte und Charakteristika interkultureller Interaktionen thematisiert und dann aufgezeigt, welche Bezüge zu Goffman in IKK-Überblickswerken vorhanden sind. Im Hauptteil der Arbeit werden beispielhaft zwei Publikationen dargestellt, die eine Brücke zwischen Goffmans Interaktionsheorie und der Interkulturellen Kommunikation schlagen (Kapitel vier). Die Autorin der ersten, Lucrecia Keim, bezieht sich bei der Untersuchung deutsch-spanischer Wirtschaftskommunikation auf die rituelle Ordnung des Alltagshandelns des Soziologen (1994). Manuel Peters überträgt in seinem Buch Zur Sozialen Praxis der (Nicht-)Zugehörigkeiten Goffmans Soziologie der Interaktionsordnung auf den Migrationskontext (2009). Es folgen ein Vergleich und eine kritische Bewertung der beiden Arbeiten. Ein Fazit und Ausblick, in dem der Versuch unternommen wird, die Anwendung von Goffmans Interaktionstheorie auf die Interkulturelle Kommunikation zu systematisieren, runden die Arbeit ab (Kapitel fünf).
2. Goffmans Interaktionstheorie
Erving Goffman widmete dem Hauptthema seiner wissenschaftlichen Arbeit, der sozialen Interaktionsordnung, fast ein Dutzend Monografien, die jeweils einen unterschiedlichen Forschungszugang zum Thema präsentieren (vgl. Raab 2008, 10.). Sein Fokus liegt dabei auf zwischenmenschlichem Alltagshandeln in face-to-face-Interaktionen innerhalb situierter Aktivitätensysteme, d.h. geschlossener Kreisläufe voneinander abhängiger Aktionen (Miebach 2006, 106). Entwickelt wurden die theoretischen Modelle auf Basis empirischer Studien z.B. in psychiatrischen Kliniken, Restaurants und auf Jahrmärkten.[3] Im Folgenden werden die für interkulturelle Interaktionen relevantesten Konzepte Goffmans skizziert.
2.1 Rahmen
In seinem Werk Rahmenanalyse: ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen (1974/1989) stellt Goffman dar, wie sich der Rahmen, den eine Person auf eine soziale Situation anwendet, darauf auswirkt, wie sie diese erlebt und sich darin verhält. Unter Rahmen versteht er die Organisationsprinzipien bzw. Interpretationsschemata für Ereignisse, die die Erfahrung eines Menschen strukturieren (ebd., 19, 22, 31). Sie haben also die Funktion Orientierung in einer sozialen Situation zu verschaffen, gleichzeitig wird soziale Realität aber erst durch die Rahmung eines konkreten Individuums erzeugt (Miebach 2006, 131). Rahmen wirken selektiv, d.h. sie schließen bestimmte Handlungen ein, andere dagegen aus, und sie lenken wie ein Bilderrahmen die Aufmerksamkeit der Akteure (Goffman 1974/1989, 224ff.).
Goffman unterscheidet zwischen primären Rahmen und Transformationen. Erstere werden für die unmittelbare Bestimmung von Alltagssituationen verwendet und verleihen diesen einen Sinn (ebd., 31). Primäre Rahmen unterteilt er weiter in natürliche Rahmen, die das Verständnis natürlicher Phänomene regeln (z.B. das Erstaunen über einen Regenbogen) und soziale Rahmen, die einen Verständnishintergrund für zielgerichtetes menschliches Handeln liefern (z.B. die Deutung des Überreichen eines Gegenstandes als Geschenk) (ebd., 31f.). Goffman zufolge „bilden die primären Rahmen einer sozialen Gruppe einen Hauptbestandteil von deren Kultur“ (ebd., 37). Sie sind also „Deutungsmuster“ bzw. ein „System von Vorstellungen“ mit kulturspezifischem Charakter (ebd., 37). Innerhalb der eigenen Gesellschaft hat ein Individuum mit dem Gebrauch bestimmter Rahmen i.d.R. Erfolg, da er mit der Organisiertheit des sozialen Lebens vertraut ist. Aber selbst in einem bekannten Umfeld kann es zu „»falschen« Deutungen“ kommen (ebd., 36).
Unter Transformationen versteht Goffman Rahmen, die ursprünglich als primäre Rahmen verwendet wurden und jetzt mit veränderter Bedeutung in einem anderen Kontext eingesetzt werden (ebd., 57). Während die Interaktionspartner bei einer Modulation wissen, dass eine Umwandlung stattfindet (z.B. bei einem Theaterstück), wird ihnen das bei einer Täuschung absichtlich unterschlagen (z.B. durch das Ruhigbleiben einer Stewardess bei einem Notfall) (ebd., 98). Ob es einem Akteur gelingt, eine Situation den eigenen Zielen entsprechend zu rahmen, hängt einerseits von seinen eigenen Fähigkeiten zum Eindrucksmanagement ab, andererseits von den äußeren Umständen, insbesondere seiner Macht, den Interaktionspartnern seine Definition der Situation aufzuzwingen (Münch 2007, 285).
2.2 Selbstdarstellung des Individuums
In seinem Buch Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag (1959/2005) entwickelt Goffman seine Dramaturgie des sozialen Handelns in Analogie zur Welt des Theaters. Er fasst menschliches Handeln als permanente Inszenierung des einzelnen Akteurs auf, der eine Rolle in Gegenwart eines Publikums spielt (ebd., 230f.). Unter einer Rolle versteht der Soziologe „[d]as vorherbestimmte Handlungsmuster, das sich während einer Darstellung entfaltet und auch bei anderen Gelegenheiten vorgeführt oder durchgespielt werden kann“ (ebd., 18). Der Rollenträger kann aus den für die Rolle als typisch geltenden Handlungsmöglichkeiten auswählen und diese durch sein Rollenspiel individuell gestalten. Ihm steht die aus „Bühnenbild“, Erscheinung und Verhalten bestehende „Fassade“ zur Verfügung, um die Situation für das Publikum zu bestimmen (ebd., 23, 25). Goffman unterscheidet zwischen „Vorderbühne“, auf der die Darstellung stattfindet und „Hinterbühne“, einem Ort der Auffrischung der Fassade, der Erholung und der Vertraulichkeit unter den eingeweihten Mitgliedern eines „Ensembles“, d.h. einer Gruppe von Individuen, die gemeinsam eine Rolle aufbauen (ebd., 75, 104ff.). Vorstellungen können durch verschiedene Zwischenfälle, wie unbeabsichtigte Gesten, Fauxpas, Szenen, in denen offene Kritik geübt wird und unpassendes Eindringen hinter die Kulissen gestört werden, was meist zu peinlicher Berührung und Nervosität führt (ebd., 189ff.). Um solche Störungen zu vermeiden und den Eindruck, den sie dem Publikum vermitteln zu kontrollieren, müssen die Akteure loyal gegenüber den Mitgliedern ihres Ensembles handeln, diszipliniert ihre Rolle spielen und sich sorgfältig in Szene setzen (ebd., 193ff.).
Individuen „erfassen“ ihre Rolle häufig jedoch nicht vollständig, sondern distanzieren sich auch von ihr (Goffman 1961/1973, 121f.). Mit dem Begriff „Rollendistanz“ bezeichnet Goffman die „zugespitzte Trennung zwischen dem Individuum und seiner mutmaßlichen Rolle“ (ebd., 121). Durch sein Rollenspiel, „dem tatsächlichen Verhalten eines besonderen Individuums, während es in seiner Position »im Dienst ist«“, weicht dieses von den Normen ab, die definieren, was ein Rolleninhaber tun sollte (ebd., 95). Die kreative Modulierung von Rollennormen (z.B. von ethnischen Gruppenrollen), dient der Selbstidentifizierung und dem Ausdruck des persönlichen Stils des Individuums (ebd., 165, 168ff.).
2.3 Interaktionsrituale
Eine zentrale Rolle bei der Inszenierung des Verhaltens spielen interpersonelle Alltagsrituale, die Goffman in seinem Werk Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation (1967/1991) beschreibt. Diese stellen die Grundkonzepte seiner Interaktionsordnung dar und haben die Funktion die soziale Ordnung aufrechtzuerhalten (Raab 2008, 64). Grundlage der Interaktionsrituale ist, dass
„dem Individuum in unserer urbanisierten, säkularisierten Welt eine Art Heiligkeit zugesprochen wird, die in symbolischen Handlungen entfaltet und bestätigt wird.“ (Goffman 1967/1991, 54)
Der Soziologe beschreibt den Menschen als „wichtige Gottheit“, die „mit Würde einher[schreitet] und [...] Empfänger vieler kleiner Opfer“ ist (ebd., 105). Komponenten des zeremoniellen Verhaltens sind Ehrerbietung und Benehmen (ebd., 85). Goffman unterscheidet zwei Haupttypen von Ehrerbietung: Zuvorkommenheitsrituale, durch die der Akteur dem Gegenüber seine Wertschätzung zeigt (z.B. durch Begrüßungen, Komplimente oder kleine Hilfsleistungen) und Vermeidungsrituale, die Tabus und Verbote betreffen, die sein Recht auf Distanz gewährleisten (z.B. indem vermieden wird Peinliches anzusprechen und die Privatsphäre geschützt wird) (ebd., 73, 81).[4] Der Autor weist darauf hin, dass in verschiedenen Gesellschaften sehr unterschiedliche Vereinbarungen darüber existieren, was ehrerbietige Distanz bedeutet (ebd., 71).
Unter Benehmen versteht Goffman „jenes zeremonielle Verhaltenselement [...], das charakteristischerweise durch Haltung, Kleidung und Verhalten ausgedrückt wird“ (ebd., 86). Es dient „dem Gegenüber zum Ausdruck, dass man ein Mensch mit bestimmten erwünschten oder unerwünschten Eigenschaften ist.“ (ebd., 86) Während die Ehrerbietung, die dem Interaktionspartner entgegengebracht wird, dessen hierarchische Position ausdrückt, weist Benehmen auf die Eigenschaften des Handelnden hin, der dadurch ein Bild von sich selbst aufbaut (ebd., 87, 91). Was unter „gutem“ und „richtigen“ Benehmen verstanden wird, wird im Laufe der Sozialisation erlernt (ebd., 86).
Eine weitere Typologie von interpersonellen Alltagsritualen liefert Goffman in seinem Buch Das Individuum im öffentlichen Austausch. Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung, in dem er zwischen bestätigendem und korrektivem Austausch unterscheidet (1971/2009, 99ff.). Ersterer besteht aus Ratifizierungsritualen, mit denen auf Veränderungen im Leben des Gegenübers reagiert wird, und Zugänglichkeitsritualen, wie Begrüßungs- und Abschiedszeremonien (ebd, 103, 119). Der korrektive Austausch wird durch eine Regelverletzung ausgelöst, worauf typischerweise eine Entschuldigung des Verantwortlichen und eine Vergebung des Geschädigten erfolgt (ebd., 138ff.). Besonders zwischen Angehörigen verschiedener Gruppen und Kulturen kommt es häufig zu zeremoniellen Entweihungen, bei denen bestimmte Anstandsformen verletzt werden (Goffman 1967/1991, 94f.).
2.4 Image
Das Hauptprinzip der rituellen Ordnung ist für Goffman das „Image“ (“face”) (ebd., 52). In seinem in Interaktionsrituale veröffentlichten Essay „Techniken der Imagepflege“ definiert er es als ein aus sozial anerkannten Eigenschaften bestehendes Selbstbild, das ein Individuum durch seine Verhaltensstrategie erwirbt und das die anderen übernehmen können (ebd., 10). Es wird durch Selbstachtung und Rücksichtsnahme der Interaktionspartner aufrecht erhalten und beinhaltet auf das Selbst bezogene Gefühle wie Stolz, Ehre und Würde (ebd., 15, 52). Das eigene soziale Image ist Goffman zufolge immer nur „eine Anleihe von der Gesellschaft“, die einem entzogen werden kann, wenn man sich ihrer nicht würdig erweist (ebd., 15). Die Aufrechterhaltung des Images ist jedoch i.d.R. Bedingung für Interaktion (ebd., 17). Dadurch wird die Wahrung des eigenen und fremden Image’s zu einem fundamentalen Zwang, der gleichzeitig dazu führt, dass gegenseitige Anerkennung ein grundlegendes Merkmal von Interaktion ist (ebd., 16f.).
Um Ereignisse zu vermeiden, die das Image bedrohen, und zu garantieren, dass das Handeln eines Individuums im Einklang mit seinem Image steht, existieren Techniken der Imagepflege, wie Gelassenheit, Vermeidung, korrektive Prozesse, Ausgleichshandlungen und Pluspunktesammeln (ebd., 18, 21ff.). Die Organisation der sprachlichen Interaktion, die z.B. regelt, wie ein Gespräch aufgenommen und geführt werden sollte, trägt ebenfalls zur Wahrung des Images bei (ebd., 40ff.). Daneben wird der im Hinblick auf die Imagepflege angewendete Takt auch häufig nonverbal kommuniziert (ebd., 36). Jede Gesellschaft und jede Subkultur hat Goffman zufolge ihre eigenen Praktiken zur Wahrung des Images und misst dieser eine unterschiedliche Bedeutung bei (ebd., 14, 18). Derjenige der sie anwendet muss sich darüber im Klaren sein, wie andere seine Handlung interpretieren und wie er ihre deuten soll (ebd., 19).
2.5 Stigmatisierung
Wie die Handelnden reagieren, wenn ihr Image Schaden genommen hat, damit beschäftigt sich Goffmans Werk Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität (1963/2010). Unter einem Stigma versteht der Autor eine Eigenschaft mit diskreditierender Wirkung, die dazu führt, dass das Individuum von einer vollständigen sozialen Akzeptierung ausgeschlossen ist (ebd., 7, 11). Dabei kann es sich um körperliche Behinderungen, „individuelle Charakterfehler“, die sich z. B. durch Alkoholismus oder Kriminalität zeigen, oder um „phylogenetische Stigmata von Rasse, Nation und Religion“ handeln (ebd., 12f.). In Stigma unterscheidet Goffman zwischen der sozialen, der persönlichen und der Ich-Identität. Die soziale Identität beruht auf der Zuschreibung anderer und der Zuordnung zu bestimmten Gruppen, wie einer Ethnie oder sozialen Schicht (ebd., 10). Persönliche Identität entsteht ebenfalls durch soziale Identifizierung, beschreibt aber die spezifische Merkmalskombination des Individuums, z.B. seine körperliche Erscheinung und seine Biographie (ebd., 74). Mit Ich-Identität bezeichnet Goffman das subjektive Empfinden der eigenen Situation eines Individuums, das dieses aufgrund seiner sozialen Erfahrungen erwirbt (ebd., 132).
[...]
[1] Die erste Jahreszahl bezieht sich jeweils auf die englische Originalausgabe, die zweite auf die deutsche Auflage, aus der zitiert wird.
[2] Der Begriff „Interkulturelle Kommunikation“ im Sinne des Forschungsbereichs wird im Folgenden teilweise mit „IKK“ abgekürzt.
[3] Vorgeworfen wird Goffman mangelnde Systematik und das Problem der kontrollierten empirischen Überprüfung seiner Theorie (Miebach 2006, 101).
[4] Ein mit den Vermeidungsritualen benachbartes Konzept ist das der „Territorien des Selbst“, die ein Individuum umgeben und deren Überschreitung sanktioniert wird (vgl. Goffman 1971/2009, 54ff.). Aus Platzgründen kann hier jedoch nicht näher darauf eingegangen werden.