Die britische Presselandschaft und insbesondere die Boulevardpresse ist europaweit bekannt für ihre politische Parteinahme, die sich in teilweise bissigen und scharf formulierten Schlagzeilen äußert. Eine der wohl bekanntesten ist eine Schlagzeile der SUN im Rahmen der Wahlen aus dem Jahr 1992. Diese rühmte sich damit, entscheidend zum Wahlsieg der Konservativen in Folge einer diffamierenden Kampagne gegen den Spitzenkandidaten der Labour-Partei beigetragen zu haben (IT’S THE SUN WOT WON IT). In der Folge wurde die lange Tradition der Einmischung in die Wahlkämpfe fortgeführt, allerdings mit Parteinahme für die Labour-Partei durch viele Boulevardzeitungen. Diese Form der Einflussnahme bis hin zu konkreten Wahlaufforderungen ist für kontinentaleuropäische Länder äußerst ungewöhnlich. Doch auch Großbritannien, das nach Hallin und Mancini zu den liberalen und damit vorbildhaften Modellen gezählt wird, stellt in diesem Bereich eine Ausnahme dar, da diesen Modellen Annahmen zur Unabhängigkeit und Objektivität der Medien zugrunde liegen. Wie ist daher die stark ausgeprägte Parteilichkeit der britischen Presse zu begründen? Welche Auswirkungen hat diese auf die politischen Kommunikatoren und die britischen Wähler? Sind Kampagnen von Zeitungen wahlentscheidend und damit auf eine Stufe mit den Kampagnen der Parteien zu stellen?
Die vorliegende Arbeit soll diese und weitere Fragen beantworten und insbesondere die Auswirkungen der politischen Parteinahme auf das Wahlverhalten und die Einstellungen der Bürger illustrieren. Im ersten Teil der Arbeit soll das britische Mediensystem vorgestellt und in den Kontext der liberalen Medienmodelle eingeordnet werden. Im zweiten Teil soll anhand von Untersuchungen der letzten vier britischen Wahlen und einiger weiterer Studien auf den Einfluss der (politischen) Pressekampagnen auf Wahlverhalten und Einstellungen der Bürger eingegangen werden. Zum Abschluss werden die dargestellten Ergebnisse diskutiert und einer kritischen Betrachtung unterzogen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Großbritannien im liberalen Medienmodell
- 2.1 Das liberale Modell als Idealtyp einer unabhängigen Berichterstattung
- 2.2 Kennzeichen der britischen Presselandschaft
- 2.3 Der Dualismus des Rundfunkmarktes
- 3. Der Einfluss der britischen Presse in Wahlkampagnen
- 3.1 Theoretische Annahmen über den Einfluss von Printmedien auf ihre Leser
- 3.2 Die Berichterstattung der britischen Presse in den Wahlkämpfen von 1992-2005
- 3.3 Empirische Ergebnisse der Wahlforschung – beeinflussen Zeitungen das Wahlverhalten ihrer Leser?
- 4. Schlussfolgerungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Einfluss der britischen Presse auf das Wahlverhalten ihrer Leser. Dabei wird insbesondere der Einfluss der politischen Parteinahme der Presse, insbesondere der Boulevardpresse, auf die politischen Kommunikatoren und die britischen Wähler untersucht. Ziel ist es, die Auswirkungen dieser Parteinahme auf das Wahlverhalten und die Einstellungen der Bürger zu illustrieren.
- Das liberale Medienmodell und seine Anwendung auf das britische Mediensystem
- Die Rolle der Presse in Wahlkampagnen in Großbritannien
- Der Einfluss der Presse auf das Wahlverhalten der Leser
- Die Bedeutung der politischen Parteinahme der Presse für die Wähler
- Eine kritische Betrachtung der Ergebnisse und Ausblicke
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Die Einleitung stellt die Relevanz der Thematik des Einflusses der britischen Presse auf das Wahlverhalten dar und führt die Forschungsfrage ein. Sie beleuchtet die starke politische Parteinahme der britischen Presse, insbesondere der Boulevardpresse, und stellt sie in den Kontext der liberalen Medienmodelle, die eigentlich eine unabhängige und objektive Berichterstattung voraussetzen.
- Kapitel 2: Großbritannien im liberalen Medienmodell Dieses Kapitel analysiert das britische Mediensystem im Kontext der liberalen Medienmodelle. Es beschreibt die Merkmale der britischen Presselandschaft und den Dualismus des Rundfunkmarktes zwischen der BBC als öffentlich-rechtlichem Sender und privaten kommerziellen Anbietern.
- Kapitel 3: Der Einfluss der britischen Presse in Wahlkampagnen Dieses Kapitel untersucht den Einfluss der britischen Presse auf das Wahlverhalten der Leser. Es betrachtet die theoretischen Annahmen über den Einfluss von Printmedien auf ihre Leser und analysiert die Berichterstattung der britischen Presse in den Wahlkämpfen von 1992 bis 2005. Darüber hinaus werden empirische Ergebnisse der Wahlforschung beleuchtet, die den Einfluss von Zeitungen auf das Wahlverhalten ihrer Leser untersuchen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themengebiete liberale Medienmodelle, britische Presselandschaft, politische Parteinahme, Wahlkampagnen, Wahlverhalten, Einstellungen der Bürger und empirische Wahlforschung.
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- Matthias Balzer (Author), 2008, Gewinnen Zeitungen Wahlen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172547