Der Stempel Mainstream verheißt in den seltensten Fällen etwas „Gutes“1. Im Gegenteil: Selbst in jenen Besprechungen, die einen massenwirksamen Film als gelungene Ausnahme markieren, stigmatisieren sie meist im gleichen Atemzug a priori die Gattung als Ganzes als etwas, was sich geistig nicht lohne.2 Oder unternehmen Versuche, die Ausnahme wieder ins stereotype Licht zurückzusetzen3, in dem auf die außergewöhnliche Voraussetzungen, die zu diesem einzigartigen Resultat geführt haben, mehr eingegangen wird, als auf den Film (als Text) selbst.
A HISTORY OF VIOLENCE gehört als sog. Ausnahme in den Kern dieser Debatte, wird er von Kritikern als Cronenbergs kommerziellste Arbeit eingeschätzt4 und zugleich dafür kritisiert, wenn Der Tagespiegel gar fragt, ob Cronenberg sich etwa in den Mainstream verirrt habe5 ; suggerierend, dass dieser Begriff ein Universum sei, das man tunlichst zu meiden habe.
Erstaunlich ist dabei, dass das mit Kitsch und Eskapismus assoziierte „Unwort“ schwerlich von der Zielgruppe selbst verwendet wird, wird man den „Mainstreambegriff kaum im Foyer eines Multiplex“6 hören. Als habe die Kritik exklusiv für sich gepachtet um mittels dieses Vokabulars zwischen Kunst und Massenware zu polarisieren, wenn im Mainstream mal wieder ein minderwertiges „Kino der anderen“7 gesehen werden soll. Dabei wird selten selbst ein objektiver Begriff dieser Gattung vorgenommen. Am Beispiel von Cronenbergs A HISTORY OF VIOLENCE soll dargestellt und diskutiert werden, wie sich im Mainstreamkino Erzählweisen herausgebildet haben, die von den idealtypischen Merkmalen des Classical Cinema of Narration (nach David Bordwell) signifikant abweichen respektive ob diese „Flexibilisierungen der (Erzähl-)Konzepte“8 überhaupt noch von einem eindeutigen, abweichbaren Schemata des Unterhaltungskinos ausgehen können oder ob es selbst nicht vielmehr selbst in Auflösung begriffen ist.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Breitenwirksames Erzählen im Mainstreamfilm
- 2.1. Film als Ware: Der Genrefilmbegriff und dessen Dehnbarkeit
- 3. Die Geschichte A HISTORY OF VIOLENCE
- 3.1 Die Analyse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit analysiert den Film „A History of Violence“ von David Cronenberg im Kontext des Mainstream-Kinos. Sie untersucht, inwiefern Cronenbergs Film von den klassischen Erzählkonzepten des „Classical Cinema of Narration“ abweicht und welche Elemente des Mainstream-Kinos er aufgreift. Im Fokus steht die Frage, ob und wie sich im Mainstream-Kino Erzählweisen herausbilden, die von traditionellen Mustern abweichen.
- Der Mainstream-Begriff und seine kritische Rezeption
- Die Dramaturgie und Erzählstruktur des „Classical Cinema of Narration“
- Die narrative Besonderheit von „A History of Violence“ und die Entwicklung des Protagonisten
- Die Rolle von Spannung, Empathie und Wertvorstellungen im Mainstream-Kino
- Die Frage nach der „Flexibilisierung“ von Erzählkonzepten im Mainstream
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt den Mainstream-Begriff und dessen kritische Rezeption im Kontext der Filmtheorie vor. Sie beleuchtet den Diskurs um die vermeintliche „minderwertige“ Qualität von Mainstream-Filmen im Vergleich zum Arthouse-Kino.
Kapitel 2 befasst sich mit dem breitenwirksamen Erzählen im Mainstreamfilm. Es definiert den Mainstream-Begriff und analysiert die charakteristischen Elemente des „Classical Cinema of Narration“.
Kapitel 3 widmet sich der Geschichte von „A History of Violence“ und analysiert die narrative Besonderheit des Films im Kontext der klassischen Erzählmuster.
Schlüsselwörter (Keywords)
Mainstream-Kino, Classical Cinema of Narration, Erzählkonzepte, Dramaturgie, „A History of Violence“, David Cronenberg, Filmtheorie, Genrefilm, unreliable narration, Spannung, Empathie, Wertvorstellungen
- Quote paper
- Malte Can (Author), 2011, "A History of Violence" meets a History of Classical Cinema, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172666