Böhmen. Ein Land, das geographisch inmitten Europas liegt und als das ,,Herz Europas“ bezeichnet wird. Ein Territorium, das sein ,,kraftvolle[s] Eigengewicht“ vor allem durch dessen Geschichte und seinem Verhältnis zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation offenbart. Ein Reich, das Schauplatz der ,,erste[n] europäischen Revolution“ und zugleich der ,,erste[n] Reformation“ wurde. Ein gewaltiges Königtum, das von 1346 bis 1378 die Hausmacht eines Herrschers war, der nicht nur Prag bzw. Böhmen mit seinen architektonischen Hinterlassenschaften (u.a. die Karls- Brücke oder die Prager Karls-Universität), sondern zugleich durch die Ausarbeitung eines bedeutenden Verfassungswerkes dem Heiligen Römischen Reich und Europa seinen zeitübergreifenden und unverwischbaren Stempel aufdrückte.
Gerade im Hinblick auf das Verhältnis von Karl IV. und seiner Hausmacht gleicht ,,die Geschichte Böhmens […] ein[em] Höhen- und Ruhmesweg“ , ja sie gleicht förmlich einer hollywoodreifen Romanze . Diese Propaganda mittels hymnischer Aussagen, die Karl IV. zum beliebtesten und zugleich populärsten böhmischen König im heutigen Tschechien machen, kommen, wie nicht anders zu erwarten, vor allem aus den Schreibfedern der tschechischen Historiker. Der Verfasser dieser Arbeit hat diese Liebesbeziehung zum Anlass der näheren und vor allem differenzierten Betrachtung genommen, denn was einen guten Historiker ausmacht, ist es den zu untersuchenden Gegenstand genauer auf den Zahn zu fühlen und sich dabei nicht von Emotionen leiten zu lassen. Der Dreh- und Angelpunkt dieser Arbeit wird dabei die Fragestellung sein, inwiefern das Königreich Böhmen in der zweiunddreißigjährigen Regierungszeit Karls IV. Züge eines modernen ,,Staates im Staate“ hatte. Dabei wird dem Leser eine Vielzahl von Literatur begegnen und viele Thematiken (Bohemozentrismus, Hausmachtpoltik, Sonderrolle Böhmens in seiner Historie vom 9. bis 14. Jahrhundert) beschrieben und erörtert. Eigene Thesenbildungen sollen das Bild einer thematisch breitgefächerten wissenschaftlichen Arbeit umrunden und den Leser zum kritischen Diskurs verleiten.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- I. Einleitung: Das Königreich Böhmen: Eine divergierende Kraft im Herzen Europas
- II. Karl IV. – Eine Herrscherpersönlichkeit voller Widersprüche
- II.I Böhmens historischer Sonderweg im Heiligen Römischen Reich
- III. Karl IV. als pater bohemiae
- III.I „Bohemozentrismus“ und böhmische Hausmachtpolitik Karls IV.
- III.II Karls Hausmachtpolitik- Auf ein hegemoniales Königtum ausgerichtet?
- IV. Das,,Kaiserliche Rechtbuch“ Karls IV.
- IV.I Das Königreich Böhmen in der Goldenen Bulle- Eine Ansammlung von Vorrechten und Privilegien
- V. Schlusswort: Böhmen als „Kronleuchter“ und „edelstes Glied“ des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Regierungszeit von Karl IV. im Königreich Böhmen und untersucht, inwieweit Böhmen in dieser Zeit Züge eines modernen „Staates im Staate“ aufwies. Die Arbeit analysiert die Persönlichkeit und Herrschaftsweise von Karl IV., insbesondere im Kontext seiner Hausmachtpolitik und seines Verhältnisses zum Heiligen Römischen Reich. Die Studie berücksichtigt auch den historischen Sonderweg Böhmens innerhalb des Reiches und die Bedeutung der Goldenen Bulle für die Stärkung der böhmischen Position.
- Die Persönlichkeit und Herrschereigenschaften von Karl IV.
- Die Hausmachtpolitik Karls IV. im Königreich Böhmen
- Die Rolle Böhmens innerhalb des Heiligen Römischen Reiches
- Die Bedeutung der Goldenen Bulle für das Königreich Böhmen
- Die Frage nach dem „Staat im Staate“ im Königreich Böhmen unter Karl IV.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung beleuchtet die geografische und historische Bedeutung Böhmens als „Herz Europas“ und zeigt auf, wie das Königreich durch seine Geschichte und sein Verhältnis zum Heiligen Römischen Reich geprägt wurde. Sie stellt die Forschungsfrage, inwieweit Böhmen unter Karl IV. Züge eines modernen „Staates im Staate“ aufwies.
Kapitel II analysiert die Persönlichkeit und Herrschereigenschaften von Karl IV., wobei die Bedeutung seiner Biografie und der zeitgenössischen Geschichtsschreibung für die Interpretation seiner Regierungszeit hervorgehoben wird. Kapitel II.I geht auf den historischen Sonderweg Böhmens im Heiligen Römischen Reich ein und beleuchtet dabei die Rolle des Sachsenspiegels und die Bedeutung der Diskussion um das böhmische Kurrecht.
Kapitel III fokussiert auf Karl IV. als „Pater Bohemiae“ und untersucht seine Hausmachtpolitik sowie seine Bemühungen um einen „Bohemozentrismus“. Kapitel III.II analysiert, inwieweit diese Hausmachtpolitik auf ein hegemoniales Königtum ausgerichtet war.
Kapitel IV widmet sich dem „Kaiserlichen Rechtbuch“ Karls IV., insbesondere der Goldenen Bulle. Es wird analysiert, welche Vorrechte und Privilegien das Königreich Böhmen in der Bulle erlangte.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit dem Königreich Böhmen unter Karl IV. im Kontext des Heiligen Römischen Reiches. Zentrale Begriffe sind Hausmacht, „Bohemozentrismus“, hegemoniales Königtum, Goldene Bulle, Staat im Staate, böhmisches Kurrecht und Corona Regni Bohemiae.
- Arbeit zitieren
- Studierender Arian Sahitolli (Autor:in), 2011, Das Königreich Böhmen unter Karl IV., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172718