"Die besondere Fähigkeit von Soziokultur, mit kreativen Mitteln schnell auf gesellschaftliche
Zusammenhänge reagieren zu können, ist jetzt mehr als gefragt."
So Gerd Dallmann und Cornelia Lüddemann in der Zeitschrift "Soziokultur". "Kultur für alle und von allen" dürfe nicht als Thema von gestern behandelt werden, sondern sei aktueller Auftrag. Eine Kultur für alle also scheint das Ziel der Soziokultur. Doch was ist Soziokultur eigentlich? In den frühen 70er Jahren der westdeutschen Bundesrepublik wurden auf Basis der Neuen Sozialen Bewegungen Initiativen und später Vereine gebildet, mit dem Ziel ihre Vorstellungen von einem neuen Gesellschaftsmodell zu
verwirklichen. Besonders Kultur war dabei ein wichtiger Baustein. So sollte aktiv eine „Gegenkultur“ gelebt werden, die sich durch ein neues und anderes Kulturverständnis wie beispielsweise mehr künstlerische Selbstbetätigung und auch
die Ästhetisierung des Alltäglichen ausdrückte.Im Rahmen der Neuen Kulturpolitik der SPD und besonders unter Hermann Glaser bildete sich schließlich in den siebziger Jahren der
Begriff der „Soziokultur“. Heute versteht man darunter "die Summe aus allen kulturellen, sozialen und politischen Interessen und Bedürfnissen einer Gesellschaft beziehungsweise einer
gesellschaftlichen Gruppe" und so auch die dafür notwendige kulturelle Praxis, die aus den lokalen Gegebenheiten resultiert. Gerade in Bezug auf die aktuelle politische und finanzielle Lage, die sich größtenteils negativ auf die von der Öffentlichkeit betrachtete Relevanz kultureller Einrichtungen und besonders soziokultureller Aktivitäten auswirkt, ist das Thema "Soziokultur" so aktuell wie schon lange nicht mehr.
Beginnen wird die Arbeit mit den Zielen und Konzeptionen der Soziokultur, um danach auch auf die kulturpolitische Sicht dieser Kulturpraxis einzugehen. Als nächster Unterpunkt soll dann Protestkultur sowohl aus kulturwissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden, als auch an dem aktuellen Beispiel "Stuttgart 21"
veranschaulicht werden. letztlich soll ein Ausblick auf die Zukunft gestellt werden. Ziel der Arbeit ist es, die aktuelle gesellschaftliche Lage in einen kulturwissenschaftlichen Zusammenhang zu betten, um die gegenwärtigen
Tendenzen von (sozio)kulturellen Aktivitäten zu erläutern und die Frage nach einer "Kultur für alle und von allen" zu klären.
Inhaltsverzeichnis
- Soziokultur - Kultur für alle? Abriss einer Entwicklungsgeschichte
- Perspektiven der Soziokultur
- Ziele und Konzeptionen
- Soziokultur aus dem kulturpolitischen Blickwinkel
- Protestkultur als Ausdruck der Soziokultur
- Die Demokratisierung der Kultur: Protest aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
- Beispiel "Stuttgart 21"
- Chancen der Soziokultur heute
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Soziokultur und beleuchtet deren Ziele, Konzeptionen und aktuelle Tendenzen. Sie betrachtet die Entwicklung des Begriffs und die Rolle der Soziokultur im kulturpolitischen Kontext. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse der Protestkultur als Ausdruck der Soziokultur, wobei der Fall "Stuttgart 21" als Beispiel dient.
- Die Entwicklung des Begriffs "Soziokultur" und seine Bedeutung für die Kulturpolitik
- Die Ziele und Konzeptionen der Soziokultur im Vergleich zu traditionellen Kulturinstitutionen
- Die Rolle der Soziokultur in der Förderung demokratischer Prozesse und der Gestaltung einer "Kultur für alle"
- Die Analyse der Protestkultur als Ausdruck der Soziokultur, am Beispiel "Stuttgart 21"
- Die Chancen und Herausforderungen der Soziokultur in der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- **Kapitel 1: Soziokultur - Kultur für alle? Abriss einer Entwicklungsgeschichte:** Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs "Soziokultur" und stellt die Entstehung von soziokulturellen Initiativen im Kontext der Neuen Sozialen Bewegungen in den 1970er Jahren dar. Es zeigt auf, wie Soziokultur sich als Gegenbewegung zur etablierten Kultur etablierte und ein neues Kulturverständnis verbreitete, das sich durch künstlerische Selbstbetätigung und die Ästhetisierung des Alltags auszeichnete. Weiterhin wird die Rolle der Soziokultur bei der Demokratisierung der Kultur und der Entwicklung alternativer Politikprozesse behandelt.
- **Kapitel 2: Perspektiven der Soziokultur:** Dieses Kapitel befasst sich mit den Zielen und Konzeptionen der Soziokultur und erörtert, welche Rolle sie in der Kulturpolitik spielt. Es untersucht, wie Soziokultur durch künstlerische und kulturelle Mittel auf die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen abzielt und welche unterschiedlichen Felder die soziokulturelle Praxis umfasst. Außerdem werden verschiedene Interpretationen des Kulturbegriffs und des Kulturpraxisbegriffs im Kontext der Soziokultur diskutiert.
- **Kapitel 2.1 Ziele und Konzeptionen:** Dieses Kapitel geht näher auf die Ziele der Soziokultur ein und beleuchtet die Grundannahme, dass jeder Kultur hat und diese aktiv mitgestalten kann. Es stellt die Vielseitigkeit der soziokulturellen Praxis heraus und diskutiert die Frage, ob eine konzeptionelle Einengung des Begriffs notwendig ist.
- **Kapitel 2.2 Soziokultur aus dem kulturpolitischen Blickwinkel:** Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Soziokultur in der Kulturpolitik und stellt die Bedeutung soziokultureller Zentren, Jugendkunstschulen, kulturelle Kinder- und Jugendarbeit und andere Bereiche der kulturellen Bildung heraus. Es zeigt auf, wie Soziokultur als unverzichtbare Ergänzung der Angebote von traditionellen Kulturinstitutionen betrachtet werden kann.
- **Kapitel 2.3 Protestkultur als Ausdruck der Soziokultur:** Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Soziokultur und Protestkultur. Es betrachtet die Demokratisierung der Kultur aus kulturwissenschaftlicher Perspektive und analysiert, wie Protestkultur als Ausdruck der Soziokultur verstanden werden kann. Als Beispiel dient der aktuelle Fall "Stuttgart 21", der die Rolle der Soziokultur in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Konflikten veranschaulicht.
Schlüsselwörter
Soziokultur, Kultur für alle, Neue Soziale Bewegungen, Demokratisierung der Kultur, Kulturpolitik, Protestkultur, Kulturverständnis, künstlerische Selbstbetätigung, Ästhetisierung des Alltags, traditionelle Kulturinstitutionen, soziokulturelle Zentren, Jugendkunstschulen, kulturelle Kinder- und Jugendarbeit, Kulturpädagogik, Frauenkultur, Seniorenarbeit, "Stuttgart 21".
- Arbeit zitieren
- Ida Blick (Autor:in), 2011, Perspektiven der Soziokultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172815