Lange Zeit erhielten die Werke von Jakob Michael Reinhold Lenz keine große Aufmerksamkeit. Erst nach moderneren Bearbeitungen, unter anderem von Berthold Brecht, wurden seine Dramen ‚Die Soldaten‘, ‚Der neue Menoza‘ und natürlich sein erstes Werk ‚Der Hofmeister Oder Vorteile der Privaterziehung‘ in ein neues Licht gerückt. Heute gilt er, neben Goethe, als einer der wichtigsten Vertreter des Sturm und Drangs.
Lenz ist dafür bekannt, dass er die Gesellschaft, in der er lebt in seinen Werken aufnimmt und kritisiert. Auch im Hofmeister, der in dieser Arbeit genauer behandelt werden soll, zeigt Lenz deutliche Kritik auf. Um einen kompletten Überblick über die Gesellschaftskritik geben zu können, wäre es unter anderem nötig sich die Rolle der Frau, die Darstellung der Familienstruktur, sowie den Umgang mit der Sexualität genauer anzuschauen. Dies hätte jedoch den Rahmen dieser Ausarbeitung bei weitem überschritten. Daher werde ich mich in der folgenden Arbeit lediglich auf die Diskussion über das Erziehungswesen der Zeit, die Lenz in seinem Drama äußert konzentrieren.
Da der Autor sein Werk sowohl als Komödie, als auch als Trauerspiel bezeichnet, ist es zu Beginn jedoch erst einmal notwendig auf Lenz‘ Dramentheorie, die er in seiner Schrift ‚Anmerkungen übers Theater‘ erläutert hat, einzugehen und seine Begrifflichkeiten zu klären. Anschließend werde ich die Umsetzung eben dieser neuen Theorie am Hofmeister prüfen und analysieren. In einem nächsten Schritt betrachte ich die beiden sozialen Gruppen, die im Hofmeister vertreten sind. Um jedoch die realen Bedingungen der Zeit besser verstehen zu können, werde ich im Vorfeld eine kurze Erläuterung zum Ständewesen im 18. Jahrhundert einfügen. Als zentrale Figur des Dramas, die sich zwischen Bürgertum und Adel bewegt, bekommt der Hofmeister Hermann Läuffer schließlich einen eigenständigen Punkt, in dem ich seine Rolle im Drama erläutern möchte, ehe ich in einem letzten Abschnitt noch die drei wichtigsten Meinungen zum Erziehungsdiskurs und ihrer Vertreter vorstellen werde.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Die Dramentheorie von J. M. R. Lenz
- Die Umsetzung von Lenzens Dramentheorie im Hofmeister
- Adel und Bürgertum
- Das Ständewesen im 18. Jahrhundert
- Die sozialen Gruppen des Dramas
- Der Hofmeister Läuffer – die zentrale Figur im Drama
- Der Erziehungsdiskurs im Hofmeister
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Seminararbeit befasst sich mit der gesellschaftskritischen Kritik in Jakob Michael Reinhold Lenzens Drama "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung". Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse des Erziehungsdiskurses, der im Drama deutlich wird. Die Arbeit untersucht, wie Lenz die gesellschaftliche Realität des 18. Jahrhunderts in seinem Stück darstellt und welche Probleme die ständische Ordnung mit sich bringt.
- Die Dramentheorie von Lenz im Kontext des Sturm und Drang
- Die Rolle des Hofmeisters Läuffer als Repräsentant des Bürgertums im Spannungsfeld zum Adel
- Die Kritik an der Privaterziehung und das Argument für eine öffentliche Bildung
- Der Einfluss der Ständeklausel auf die Handlung und die Figurenbeziehungen
- Die Verflechtung von tragischen und komischen Elementen im Drama
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in das Leben und Werk von Jakob Michael Reinhold Lenz ein und stellt seinen "Hofmeister" als wichtiges Werk des Sturm und Drangs vor. Im zweiten Kapitel wird Lenzens Dramentheorie im Kontext der "Anmerkungen übers Theater" erläutert. Das dritte Kapitel analysiert die Umsetzung dieser Theorie im "Hofmeister" anhand der Struktur und der Figurencharakteristik. Kapitel vier behandelt die sozialen Gruppen des Dramas: Adel und Bürgertum. Es werden die unterschiedlichen Lebensbedingungen beider Stände im 18. Jahrhundert dargestellt und die Auswirkungen auf die Handlung des "Hofmeisters" erläutert. Kapitel fünf widmet sich der zentralen Figur des Dramas, dem Hofmeister Läuffer, und zeichnet seine Rolle im Spannungsfeld zwischen Adel und Bürgertum nach. In Kapitel sechs werden die unterschiedlichen Meinungen zum Erziehungsdiskurs im Drama vorgestellt und analysiert, wobei sich die Arbeit auf die Kritik am Hofmeistertum und die Forderung nach einer öffentlichen Bildung fokussiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Der Text beschäftigt sich mit den zentralen Themen des Sturm und Drangs wie Gesellschaftskritik, Ständeklausel, Bildung und Erziehung. Die Arbeit beleuchtet den Erziehungsdiskurs im "Hofmeister" und untersucht dabei die Rolle des Hofmeisters als Repräsentant des Bürgertums in einem feudalen Umfeld. Die zentralen Aspekte des Textes sind: Erziehungssystem, Hofmeistertum, Privaterziehung, öffentliche Bildung, Ständeklausel, Bürgertum, Adel, Tragikomödie, Selbstkastration.
- Arbeit zitieren
- Constanze Heinzmann (Autor:in), 2010, Der gesellschaftskritische Erziehungsdiskurs in Jakob Michael Reinhold Lenzes Drama „Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172848