Aus der Einleitung: Sprache und Denken stehen in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander. Diese Hypothese wurde insbesondere von drei Personen geprägt: Franz Boas, Edward Sapir und Benjamin Lee Whorf. Sie ist jedoch nicht unumstritten, da sie – so die Vorwürfe – seinerzeit nicht in der Realität auf ihre Validität und Reliabilität hin geprüft wurde. Benjamin Lee Whorf war unter den drei Sprachtheoretikern derjenige, der die radikalste Position vertrat. Er verficht die Meinung, dass auch die grundlegendsten Begriffe der Menschheit – wie zum Beispiel Raum, Zeit oder Materie – von Sprache beeinflusst werden. Da diese Begriffe jedoch relativ seien, würden sie demgemäß für Menschen unterschiedlicher Sprachräume auch mit unterschiedlichen Empfindungen besetzt sein. Diese These verdeutlicht Whorf in seinem Buch Sprache – Denken – Wirklichkeit. Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie an dem Beispiel der nordamerikanischen Hopi-Indianer. Sie als Naturvolk haben vollkommen andere Vorstellungen vom Universum. Daher wird es in ihrer Sprache auch anders aufgegliedert als zum Beispiel in der unsrigen Sprache.
Die Wirklichkeit, so wie sie uns erscheint, ist ein Ergebnis der Kategorien, die unserer Wahrnehmung und unserem Denken von der Sprache, die wir zufällig sprechen, aufgedrängt worden sind. Unser Denken ist somit als Konsequenz daraus eindeutig von unserer Muttersprache beeinflusst.
In meiner Arbeit werde ich mich dieser Auffassung Benjamin Lee Whorfs etwas genauer widmen. Im folgenden Abschnitt gehe ich zunächst auf Whorfs linguistisches Relativitätsprinzip ein. Anschließend beleuchte ich die Begründungsstrukturen Whorfs, um dann etwas genauer auf seine Ausführungen bezüglich des Lebens und der Auffassungsweise der Hopi-Indianer einzugehen. Ich beleuchte die Auffassungen von Universum, Raum, Zeit und Materie genauer. Abschließend werde ich auf die Kritik Gippers bezüglich Whorfs Hypothese eingehen, um im letzten Punkt dieser Arbeit neuere Erkenntnisse und Forschungen diesbezüglich aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das linguistische Relativitätsprinzip
- Begründungsstrukturen Whorfs
- Das Universum aus indianischer Sicht
- Die Metaphysik der Hopis
- Das Reich des Subjektiven und Objektiven
- Abschließende Betrachtungen
- Existiert ein linguistisches Relativitätsprinzip? – Kritik nach Helmut Gipper
- Neuere Erkenntnisse bezüglich des linguistischen Relativitätsprinzips
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Benjamin Lee Whorfs linguistisches Relativitätsprinzip. Ziel ist es, Whorfs These, wonach Sprache das Denken und die Wahrnehmung der Welt beeinflusst, zu erläutern und zu kritisieren. Die Arbeit beleuchtet die Begründungsstrukturen von Whorfs Theorie und analysiert seine Beispiele aus der Kultur der Hopi-Indianer.
- Whorfs linguistisches Relativitätsprinzip
- Die Begründungsstrukturen von Whorfs These
- Die Hopi-Weltanschauung und deren sprachliche Manifestation
- Kritik an Whorfs Theorie nach Helmut Gipper
- Neuere Forschungsergebnisse zum linguistischen Relativitätsprinzip
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des linguistischen Relativitätsprinzips ein und stellt die zentrale Hypothese von Boas, Sapir und Whorf vor, wonach Sprache und Denken in gegenseitiger Abhängigkeit stehen. Sie skizziert Whorfs radikale Position, die besagt, dass grundlegende Begriffe wie Raum, Zeit und Materie sprachlich beeinflusst und daher kulturspezifisch sind. Die Arbeit kündigt die Struktur an: Darstellung von Whorfs Prinzip, Analyse seiner Begründungen, Untersuchung der Hopi-Perspektive und abschließende kritische Betrachtung.
Das linguistische Relativitätsprinzip: Dieses Kapitel stellt Whorfs Kernthese vor, dass die gleiche physische Realität von Menschen unterschiedlicher Sprachgemeinschaften unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert wird, da die Sprache die Organisation der Wahrnehmung strukturiert. Whorf argumentiert, dass die Sprache nicht nur Gedanken ausdrückt, sondern sie auch formt. Die Kapitel betont die Rolle des Sprachkodex und die Behauptung, dass das linguistische System die geistige Tätigkeit beeinflusst. Die Formulierung von Gedanken wird als ein von der Grammatik abhängiger Vorgang dargestellt.
Begründungsstrukturen Whorfs: Hier werden die Argumentationslinien Whorfs untersucht. Er betont den allgegenwärtigen Einfluss der Sprache auf das tägliche Leben und verwendet Beispiele aus seiner Tätigkeit als Brandverhütungsingenieur, um zu zeigen wie sprachliche Formulierungen menschliches Verhalten und die Interpretation von Ereignissen beeinflussen können. Das Beispiel des Feuers verdeutlicht, wie die sprachliche Kategorisierung die Wahrnehmung und Reaktion auf eine Situation prägt. Das Kapitel leitet über zur Untersuchung der Hopi-Sprache als Beispiel für eine anders strukturierte sprachliche Weltanschauung.
Das Universum aus indianischer Sicht: Dieses Kapitel analysiert Whorfs Darstellung der Hopi-Weltanschauung. Es konzentriert sich auf die Hopi-Konzeption von Zeit und Raum, die sich laut Whorf grundlegend von der westlichen unterscheidet. Whorf argumentiert, dass die Hopi-Sprache keine Kategorien besitzt, die dem westlichen Zeitbegriff entsprechen. Die Hopi-Sprache wird als Beispiel für eine andere Art der Organisation von Erfahrung und Wissen präsentiert, die durch die sprachliche Struktur beeinflusst ist. Die Unterschiede werden detailliert beschrieben, um Whorfs These zu untermauern.
Schlüsselwörter
Linguistisches Relativitätsprinzip, Benjamin Lee Whorf, Edward Sapir, Franz Boas, Sprache, Denken, Wahrnehmung, Hopi-Indianer, Zeit, Raum, Materie, Grammatik, Sprachkodex, Helmut Gipper, Metalinguistik, Sprachphilosophie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum linguistischen Relativitätsprinzip nach Whorf
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über Benjamin Lee Whorfs linguistisches Relativitätsprinzip. Er beinhaltet eine Einleitung, ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und ein Glossar mit Schlüsselbegriffen. Der Fokus liegt auf der Erläuterung und Kritik von Whorfs These, dass Sprache das Denken und die Wahrnehmung der Welt beeinflusst, anhand von Beispielen aus der Hopi-Kultur.
Was ist das linguistische Relativitätsprinzip nach Whorf?
Das linguistische Relativitätsprinzip, auch Sapir-Whorf-Hypothese genannt, besagt, dass die Sprache die Wahrnehmung und Interpretation der Realität beeinflusst. Whorf argumentierte, dass Menschen unterschiedlicher Sprachgemeinschaften dieselbe physische Realität unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren, weil ihre Sprache die Organisation ihrer Wahrnehmung strukturiert. Die Sprache formt nicht nur Gedanken, sondern prägt sie aktiv mit.
Welche Begründungsstrukturen verwendet Whorf für seine These?
Whorf stützt seine These auf verschiedene Argumentationslinien. Er betont den allgegenwärtigen Einfluss der Sprache auf das tägliche Leben und verwendet Beispiele aus seiner Arbeit als Brandverhütungsingenieur, um zu zeigen, wie sprachliche Formulierungen menschliches Verhalten und die Interpretation von Ereignissen beeinflussen. Ein zentrales Beispiel ist die sprachliche Kategorisierung von Feuer, die die Wahrnehmung und Reaktion auf eine Situation prägt. Die Hopi-Sprache dient als weiteres Beispiel für eine anders strukturierte sprachliche Weltanschauung.
Welche Rolle spielen die Hopi-Indianer in Whorfs Theorie?
Whorf verwendet die Hopi-Sprache und -Kultur als ein zentrales Beispiel für seine These. Er argumentiert, dass die Hopi-Konzeption von Zeit und Raum sich grundlegend von der westlichen unterscheidet, da die Hopi-Sprache keine Kategorien besitzt, die dem westlichen Zeitbegriff entsprechen. Die Hopi-Sprache wird als Beispiel für eine andere Art der Organisation von Erfahrung und Wissen präsentiert, die durch die sprachliche Struktur beeinflusst ist.
Wie wird Whorfs Theorie kritisiert? (z.B. Gipper)
Der Text erwähnt die Kritik an Whorfs Theorie durch Helmut Gipper. Die genauen Argumente Gippers werden jedoch nicht im Detail dargestellt. Es wird lediglich angedeutet, dass neuere Forschungsergebnisse zur linguistischen Relativität ebenfalls berücksichtigt werden.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Zusammenhang mit dem linguistischen Relativitätsprinzip relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Linguistisches Relativitätsprinzip, Benjamin Lee Whorf, Edward Sapir, Franz Boas, Sprache, Denken, Wahrnehmung, Hopi-Indianer, Zeit, Raum, Materie, Grammatik, Sprachkodex, Helmut Gipper, Metalinguistik und Sprachphilosophie.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Das linguistische Relativitätsprinzip, Begründungsstrukturen Whorfs, Das Universum aus indianischer Sicht (inkl. Unterkapiteln zu Hopi-Metaphysik und dem Verhältnis von Subjektivem und Objektivem) und Abschließende Betrachtungen (inkl. Kritik nach Gipper und neueren Erkenntnissen).
Was ist das übergeordnete Ziel des Textes?
Das Ziel des Textes ist es, Whorfs linguistisches Relativitätsprinzip zu erläutern und zu kritisieren. Er beleuchtet die Begründungsstrukturen von Whorfs Theorie und analysiert seine Beispiele aus der Kultur der Hopi-Indianer, um ein umfassendes Verständnis der Thematik zu vermitteln.
- Arbeit zitieren
- Maria Reichmann (Autor:in), 2006, Benjamin Lee Whorfs linguistisches Relativitätsprinzip, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173086