Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Möglichkeiten der Erhöhung des Lernerfolgs
2.1 Erhöhen des Lernerfolgs durch visuelle Medien
2.2 Erhöhen des Lernerfolgs durch selbständige Verarbeitung
2.3 Erhöhen des Lernerfolgs durch Methodenkompetenz
3. Betrachtung von Medien
3.1 Modelle der Medienverwendung im Unterricht
3.1.1 Das Enrichment-Modell
3.1.2 das Medium als Operationsobjekt
3.2 Darstellung visueller Medien
4. Warum sollten Schüler selber Medien einsetzen?
5. Fazit
6. Kritik
7. Literatur
8. Bildnachweis
1. Einleitung
Um dem Anspruch eines konstruktivistischen Lernkonzeptes gerecht zu werden, ist es notwendig, dass sich Schüler[1] mit Lerninhalten selbständig auseinandersetzen. Hierfür eignet sich der Einsatz visueller Medien durch die Schüler sehr gut. Sie werden ermuntert, sich bei der Erstellung solcher Medien intensiver mit dem Stoff zu beschäftigen und durchdringen die Inhalte bei einer erklärenden Umsetzung in Schaubilder, Grafiken oder Computerpräsentationen tiefer.
In dieser Arbeit möchte ich die lernpsychologischen und methodischen Hintergründe für den Einsatz visueller Medien beleuchten und mich mit einigen Möglichkeiten der Visualisierung auseinandersetzen.
Da der Einsatz visueller Medien in jedem Unterrichtsfach möglich ist, habe ich auf fachspezifische Ausführungen verzichtet.
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptbereiche. Im ersten Bereich möchte ich meiner Argumentation die nötigen lernpsychologischen und methodologischen Hintergründe geben. Im Folgenden werde ich eine kurze Betrachtung von visuellen Medien und Sichtweisen auf deren Einsatzmöglichkeiten geben. Abschließend werde ich die dargestellten Theorien verknüpfen, um die Bedeutung des Einsatzes visueller Medien durch Schüler zu unterstreichen.
2. Möglichkeiten der Erhöhung des Lernerfolgs
Um meiner Betrachtung der visuellen Medien einen lernpsychologischen Hintergrund zu geben, werde ich in diesem Kapitel beleuchten, wie und warum die Lernleistung durch diese Medien erhöht werden kann.
Da in der Fachliteratur fast ausschließlich der Lerneffekt durch den Einsatz von visuellen Medien von der Lehrerseite aus betrachtet wird, möchte ich hier kurz darauf eingehen. Eigentliches Thema ist aber der selbständige Umgang mit diesen Medien und der Lerntheorien, die dahinter stehen.
2.1 Erhöhen des Lernerfolgs durch visuelle Medien
In seiner Definition von multimedialem Lernen betrachtet BERND WEIDENMANN (1997, S.68) die in Abbildung 1 dargestellte naive Darstellung der Behaltensleistung beim Einsatz verschiedener Medien. Nach WEIDENMANN gibt es keine wissenschaftliche Quelle für diese in der Medien- und Instruktionspsychologie sehr populäre Darstellung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Behaltensleistung (in %) in Abhängigkeit der beteiligten Sinneskanäle.
Die in Abbildung 1 dargestellte Grafik basiert auf einer Summierungstheorie. Hier werden die Behaltensleistungen der verschiedenen Sinneskanäle aufsummiert, zum Beispiel „Hören und Sehen“ führen zu einer Behaltensleistung von 50 %, da sie sich aus den Werten für Hören (20%) und Sehen (30%) zusammensetzen. Diese Summierungstheorie lässt sich auf die deutlich ältere Realismustheorie zurückführen. Hier wird der reale Gegenstand wesentlich höherwertiger als seine symbolische Darstellung eingeschätzt. Nach WEIDENMANN (1997) illustriert DALE (1946) die Realismustheorie gut in seinem „Erfahrungskegel“ (Abbildung 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Der „Erfahrungskegel“ von Dale.
Auch wenn Realismus- und Summierungstheorie kritisch zu betrachten sind, stellen sie doch nachweisbare Tendenzen dar. Nach WEIDENMANN (1997, S.69 f.) unterstützen die Doppelcodierungs-Theorie von Paivio (1986) und die Theorie der Hemisphären-Spezialisierung die oben dargestellten Theorien. Diese beiden Theorien gehen von der Annahme aus, dass Informationen je nach Codierung von verschiedenen kognitiven Systemen verarbeitet werden und somit zu verschiedenen Ausprägungen des Lerneffektes führen. Man kann also davon ausgehen, dass der Lerneffekt mit visuellen Medien höher ist, als mit rein text- oder sprachbasierten Medien.
2.2 Erhöhen des Lernerfolgs durch selbständige Verarbeitung
Im vorhergegangenen Abschnitt habe ich dargestellt, dass der Lerneffekt durch den Einsatz visueller Medien erhöht wird. Dies bezog sich jedoch auf den Einsatz dieser Medien durch den Lehrer. Ich möchte nun betrachten, wie der Wissenserwerb durch die selbständige Auseinandersetzung des Schülers mit den Lerninhalten unterstützt werden kann. Dabei beziehe ich mich auf das psychologische Netzwerkmodell und die konstruktivistische Sichtweise in der Lernpsychologie.
In der Netzwerktheorie geht man davon aus, dass neue Informationen immer mit vorherigem Wissen verknüpft werden. Je nach dem wie gut diese Verknüpfung erfolgt, ist das neu erlernte Wissen besser oder schlechter abrufbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Das Netzwerkmodell in schematischer Darstellung.
Abbildung 3 zeigt schematisch ein solches Netzwerk. „Die kleinen Kreise (auch Knoten oder nodes genannt) entsprechen Propositionen, bildlichen Vorstellungen und Ereignis-Schemata. Die größeren Kreise stellen Schemata dar, die aus mehreren Wissenseinheiten bestehen.“ (MIETZEL, 2001, S.215). Die Propositionen sind Wissenseinheiten, wie zum Beispiel „Vitamin C bekämpft Erkältungen“. Neue Informationen können mit einem oder mehreren bestehenden Knoten verknüpft werden. Die Information „Vitamin C erhöht die Anzahl der weißen Blutkörperchen.“ würde also zu einer Verknüpfung schon bestehenden Wissens führen und einen Zusammenhang zwischen den zwei bisher unabhängigen Wissenseinheiten „Vitamin C bekämpft Erkältungen“ und „Weiße Blutkörperchen zerstören Viren“ schaffen. Die beiden zuvor schon bestehenden Informationen würden also zu einem sinnvollen Ganzen verknüpft. Das Netzwerkmodell verdeutlicht sehr gut, dass Lernen immer auf der Basis von Vorwissen geschieht, also ein individueller Prozess ist.
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[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden der Begriff Schüler als geschlechtsneutraler Oberbegriff „Schülerinnen und Schüler“ Verwendung finden.