Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Globalisierung
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Gründe für diese Entwicklung
2.3 Global Cities als logische Folge
3 Global Cities
3.1 Begriffsbestimmung
3.2 Strukturelle Merkmale und Besonderheiten
3.3 Historischer Abriss
4 Probleme einer Global City
4.1 Ökologische Probleme
4.2 Wirtschaftliche Probleme
4.3 Soziale Probleme
5 Fazit
Literatur
1 Einleitung
Es gibt viele Metropolen, von denen man behauptet, sie würden Weltstadtflair besitzen. Um jedoch dem ausgewählten Kreis der Global Cities anzugehören, muss eine Stadt weitaus mehr Kriterien erfüllen. Man kann verallgemeinern, dass sie sich durch ihre globale Ausrichtung charakterisieren, das heißt ihre Ausstrahlung und vor allem ihre Macht auf die Welt ist unverkennbar. (vgl. Gerhard 2004: 3) In meiner Arbeit werde ich versuchen, genau diese Indikatoren herauszuarbeiten, die eine Stadt zur Global City machen. Dass diese Aufgabe gar nicht so einfach ist, zeigen hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich bereits mit der Global-City-Thematik beschäftigt haben. Neben der Geografie und Ökonomie sind Weltstädte zudem ein zentraler Forschungsgegenstand der Raum- und Regionalsoziologie. Jedoch kann man sich bis heute eine disziplinübergreifende, einheitliche Definition dieser Stadtriesen leider nur wünschen. Worin sich die Autoren allerdings einig äußern, sind die teils schwerwiegenden Probleme, welche Global Cities nach sich ziehen. Neben Umweltverschmutzung und Logistikherausforderungen spielen soziale Konflikte eine maßgebliche Rolle. Hier ist eine genauere Untersuchung erforderlich, um das Ausmaß der Schattenseiten abschätzen zu können. Viele Menschen träumen davon in Städten wie New York oder London zu leben und zu arbeiten. Sie glauben, sie hätten es dann geschafft, hoffen auf den sozialen Aufstieg. Doch für die Mehrheit wird es bedauerlicherweise nur ein Traum bleiben. Der Lebensalltag in Global Cities kann für sozial Schwächere unerträglich werden. Mir stellt sich also die Frage, ob die weltweite wirtschaftliche Bedeutung der Global Cities die damit einhergehenden Schwierigkeiten aufwiegen können. Oder sind sie eher nur nach außen hui und innen doch eher pfui? Sind diese Probleme typisch für Global Cities oder im Großen und Ganzen in allen Großstädten zu finden?
Zu Beginn meiner Arbeit werde ich mich mit der Globalisierung auseinandersetzen, denn dieser Prozess ist für die Entstehung von Global Cities zwingend notwendig. Dabei versuche ich mich an einer Definition, werde Gründe für diese Entwicklung nennen und den Bezug zu Global Cities herstellen. Anschließend wende ich mich den Charakteristika von Global Cities zu. Einerseits bemühe ich mich auch hier um eine Begriffsbestimmung, arbeite strukturelle Merkmale und Besonderheiten heraus und gebe einen kurzen historischen Abriss, um die Global-City-Materie gesamtheitlich fassen zu können. Andererseits befasse ich mich mit den mehr oder weniger gravierenden Problemen, welche diese bedeutenden Städte mit sich bringen. Dabei unterscheide ich ökologische, wirtschaftliche und soziale Probleme. Letztlich werde ich mein Fazit ziehen, indem ich auf die bereits genannten Fragestellungen näher eingehen werde.
2 Globalisierung
Ohne eine einsetzende Globalisierung der Weltwirtschaft hätte sich vermutlich keine Global City herausgebildet. Deswegen halte ich es für notwendig, diesen Prozess zu Anfang näher zu durchleuchten.
2.1 Begriffsbestimmung
Auch die Globalisierung steht schon lang im Diskussionsmittelpunkt verschiedenster Disziplinen. Eine universal geltende Definition ist daher leider nicht in der Literatur zu finden. Der Soziologe Beck beschreibt diesen Zustand wie folgt: Die Globalisierung ist “sicher das am meisten gebrauchte- missbrauchte- und am seltensten definierte, wahrscheinlich missverständlichste, nebulöseste und politisch wirkungsvollste (Schlag- und Streit-) Wort der letzten, aber auch der kommenden Jahre“ (Beck 1997: 42). Nach dem Geographen Bronger bezeichnet sie den internationalen Verflechtungsprozess des Kapitals, der Arbeitsmärkte, sowie des Handels, Verkehrs und der Kommunikation. Dieser Prozess nimmt ständig an Intensität zu und erscheint unumkehrbar. (vgl. Bronger 2004: 14) Beck beschreibt Globalisierung weniger ökonomisch. Er meint mit diesem Begriff “Prozesse, in deren Folge die Nationalstaaten und ihre Souveränität durch transnationale Akteure, ihre Machtchancen, Orientierungen, Identitäten und Netzwerke unterlaufen und querverbunden werden“ (Beck 1997: 28f). Genauer untergliedert er den Globalisierungsprozess in fünf Dimensionen:
- Ökologische Globalisierung
- Kulturelle Globalisierung
- Kommunikationstechnische Globalisierung
- Arbeitsorganisatorische Globalisierung
- Ökonomische Globalisierung.
Im Zuge der ökologischen Globalisierung beschreibt Beck, dass die Umweltrisiken und –gefährdungen globale Ausmaße annehmen und schon lange nicht mehr nur auf Nationalstaaten beschränkt sind. Er spricht von einer “Weltrisikogesellschaft“. Die kulturelle Globalisierung zielt auf die Vereinheitlichung der Lebensstile, wodurch regionale bzw. nationale Eigenheiten zunehmend verschwinden werden. Dieser Umstand wird als “McDonaldisierung“ bezeichnet. Innovationen im Bereich der Telekommunikation ermöglichten die kommunikationstechnische Globalisierung. Was entstand, ist ein globales Netzwerk, eine sogenannte “vernetzte Welt“, in der ein weltweiter Informationsaustausch in Sekundenschnelle erfolgen kann. Die arbeitsorganisatorische Globalisierung schafft die Notwenigkeit ab, an einem bestimmten Ort zusammenzuarbeiten, um weltweit produzieren zu können. Auch die Handelsschranken zwischen den Ländern werden deutlich abgebaut. Man könnte demnach von einem “Welt-Binnenmarkt“ sprechen. Motor der gesamten Globalisierung ist jedoch zweifellos die ökonomische Globalisierung, also die zunehmende Vernetzung von Märkten. (vgl. ebd.: 39ff) „Es breitet sich ein global desorientierter Kapitalismus aus.“ (ebd.: 32) Giddens fasst den Begriff der Globalisierung hingegen noch weiter als Beck. Für ihn bedeutet sie “eine Intensivierung weltweiter sozialer Bindungen, durch die entfernte Orte in solcher Weise miteinander verbunden werden, dass Ereignisse an einem Ort durch Vorgänge geprägt werden, die sich an einem viele Kilometer entfernten Ort abspielen, und umgekehrt“ (Giddens 1995: 85).
2.2 Gründe für diese Entwicklung
Der Prozess der Globalisierung ist im Wesentlichen auf folgende drei Teilprozesse zurückzuführen (vgl. Fassmann 2004: 190f):
- “Die Raum-Zeit-Konvergenz bei der globalen Kommunikation kann als „Hardware-Voraussetzung“ der Globalisierung betrachtet werden.“ (ebd: 190) Dadurch gelingt es, große Distanzen in immer weniger Zeit zu überbrücken, was zu einer Verringerung räumlicher und zeitlicher Dimensionen führt. Letztlich fallen Orte gleichsam zusammen, was bedeutet, dass in allen Plätzen der Erde gleichzeitig Informationen sein werden oder von diesen abgerufen werden können. Diese Raum-Zeit-Konvergenz wird erst durch vergleichsweise billige Verkehrsmittel und die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie ermöglicht.
- Als eine weitere wichtige Ursache ist die Deregulation der Märkte zu nennen. Sie beinhaltet die Öffnung der Märkte, sowie die weitgehende Verdrängung von nationalstaatlichen Protektionen in Form von Schutzzöllen und spezifischen Bestimmungen. Demnach wurde eine weltweit verteilte Produktion möglich. Die damit verbundenen Kostenersparnisse führten zu Wettbewerbsvorteilen zwischen den Unternehmen. Da die meisten Betriebe diese Vorteile nutzen wollen, setzt eine Spirale der Kostensenkung ein, welche zu größeren Produktionseinheiten und zur Beschleunigung des globalen Wettbewerbs führt.
- “Politisch assistiert wird die Globalisierung durch den Rückzug des Nationalstaates.“ (ebd.: 191) Der globale Raum bildet eigene politische Institutionen, welche für politische, ökonomische, sowie soziale Regulation sorgen.
2.3 Global Cities als logische Folge
Wie bereits beschrieben, verändert der Prozess der Globalisierung politische und wirtschaftliche Machtstrukturen. Wo früher die Nationalstaaten die Entscheidungs- und Kontrollkompetenzen innehatten, übernehmen dies heute zunehmend international agierende Organisationen und Unternehmen. Ihre Standorte werden zu strategischen Orten der Globalisierung. (vgl. ebd.) Zu den Auswirkungen zählt aber nicht nur die Dezentralisierung, sondern ebenso ein Zentralisierungsprozess. Dieser stellt eine logische Folge dar, da die wirtschaftliche Streuung eine zentrale Koordination erfordert. Das oberste Drittel der Unternehmen, gemeint sind also die Erfolgreichsten, lassen sich räumlich an einzelnen Knotenpunkten in einigen wenigen Ländern nieder. (vgl. Castells 2001: 53f) „Diese Konzentration folgt einer Hierarchie zwischen urbanen Zentren, wobei die höheren Funktionen, sowohl was Macht als auch was Qualifikation betrifft, in einigen der großen Metropolen angesiedelt werden.“ (ebd.: 54). Und genau diese Standorte entwickelten sich durch die steigende transnationale Bündelung zu Global Cities. Wichtig ist letztlich zu nennen, dass die wirtschaftlichen Globalisierungsprozesse zu einer starken Verflechtung der Global Cities untereinander führen, sodass ihre Kontakte intensiver sind als die zu ihren jeweiligen Um- und Hinterlandgebieten (vgl. Korff 1997: 22).
Im Folgenden werde ich nun die außergewöhnlichen Strukturen von Global Cities, sowie später in meiner Arbeit deren Schattenseiten, genauer untersuchen. Petz beschreibt diese Situation, wie ich finde, sehr treffend: „In den großen Städten können wir, […], Armut und Reichtum, Wegwerfgesellschaft und Resteverwertung, Kultur und Kritik, Herrschaft und Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung, Energieverschwendung und Umweltzerstörung, weltgesellschaftliche und lokale Milieus, konservative und progressive Politikformen, traditionalistische und zukunftsweisende Gestaltungskonzepte nebeneinander erfahren.“. (Petz 1992: 3f)
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