„Im Jahre 1492 entdeckte Christoph Kolumbus Amerika.“ Dieses so überlieferte historische Faktum gehört heutzutage zum Allgemeinwissen. Eine detailgetreue Überlieferung zu seinen Entdeckungsfahrten haben wir dem Seefahrer und Entdecker Christoph Columbus persönlich zu verdanken, da er während seiner Reisen akribisch genau Schiffstagebuch führte, das unter dem Titel Bordbuch, zu Spanisch Diario de a bordo, bekannt ist. „Im Vorbericht zu diesen Aufzeichnungen schreibt er, er wolle Tag für Tag all seine Beobachtungen eintragen und dafür sogar seinen Schlaf opfern: In der Nacht werde er zu Papier bringen, was sich tagsüber zugetragen habe und am Tag, was sich nachts ereignete.“ So wie er es dort ankündigte, vollzog er später auch sein Vorhaben. Er schrieb alle Vorkommnisse seiner ersten Reise nieder, „von den zurückgelegten Tagesstrecken über die Wetterverhältnisse bis zu Beschreibungen der Geographie und Botanik der neuentdeckten Gebiete und den Lebensgewohnheiten der Urbevölkerung des späteren „Westindiens“.“ Dieser, im Wesentlichen, nüchterne Bericht war vor allem dazu bestimmt, vor seinen Auftraggebern, dem spanischen Königshaus, detaillierte Rechenschaft abzulegen und ihr Interesse an der Unternehmung wachzuhalten.
Aufgrund seiner außerordentlichen Bemühungen, das Neue zu erfassen und zu beschreiben, ist das Schiffstagebuch als Quelle einzigartig. Kaum ein anderer Reisebericht ist so detailliert wie der von Christoph Columbus: „His reports to Ferdinand and Isabella are unique in the annals of the sea; no master ever complied so detailed a log; no commander of the day ever wrote such copious reports; no navigator of that era […] displayed such talent for observation, such sensitivity to the elements, such appreciation of nature.”
Daher ist es umso folgenschwerer, dass die heutige Quelle des Diario de a bordo nicht das Original von Columbus repräsentiert. Eine Abschrift davon erhielt sein Sohn Hernando Colón, eine weitere war wahrscheinlich die Grundlage für das Manuskript des Fray Bartolome de las Casas, der Columbus‘ Aufzeichnungen teils in der dritter Person zusammenfassend, teils in erster Person wörtlich zitierend wiedergibt. Allerdings ist heute ungewiss wie genau der Bischof die Formulierungen Kolumbus‘ übernahm oder in wie fern er Änderungen vorgenommen hat. Nichtsdestotrotz wurde der Text erstmals 1825 von Martin Fernández de Navarrete publiziert, der sich jedoch für den Verzicht der einleitenden Worte entschied.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Paradiesische Schönheit
- 2.1. Die üppige Natur
- 2.2. Die Wohlgestaltete Urbevölkerung
- 2.3. "Ellos no traen armas ni las conocen..."
- 3. Der Nutzen der Entdeckung
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Christoph Kolumbus' Diario de a bordo als Quelle für die Wahrnehmung der Neuen Welt. Ziel ist es, Kolumbus' Beschreibungen der Landschaft, der indigenen Bevölkerung und des wirtschaftlichen Potenzials zu analysieren und seine Sichtweise zu rekonstruieren, wobei die Unvollständigkeit und die vermittelnde Rolle von Abschriften berücksichtigt werden.
- Kolumbus' subjektive Wahrnehmung der Neuen Welt
- Die Darstellung der Natur und Landschaft
- Die Beschreibung der indigenen Bevölkerung
- Die Rolle des Goldes und der wirtschaftlichen Interessen
- Die Grenzen der Quelle: Das Diario de a bordo als Abschrift
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt das Diario de a bordo von Christoph Kolumbus vor und betont dessen Bedeutung als detaillierte Quelle für die erste Reise nach Amerika. Sie hebt die Bedeutung der akribischen Aufzeichnungen Kolumbus' hervor, die von der täglichen Reiseplanung bis hin zu detaillierten Beschreibungen der neu entdeckten Gebiete und ihrer Bewohner reichten. Gleichzeitig wird auf die Problematik hingewiesen, dass die heute zugänglichen Versionen des Tagebuchs nicht die Originale, sondern Abschriften darstellen, was die Interpretation der Quelle erschwert. Die Einleitung legt den Fokus auf die Analyse von Kolumbus' Wahrnehmung des Neuen und die Rekonstruktion seiner Sichtweise auf die Neue Welt.
2. Paradiesische Schönheit: Dieses Kapitel analysiert Kolumbus' Beschreibungen der Neuen Welt, besonders in Hinblick auf die Natur, die indigene Bevölkerung und das Vorkommen von Gold. Kolumbus' anfängliche Beschreibungen der Natur sind knapp, später aber ausführlicher. Die Darstellung der indigenen Bevölkerung ist geprägt von einer Mischung aus Bewunderung und der Suche nach wirtschaftlichem Nutzen (Gold). Der Vertrag "Capitulaciones de Santa Fe" wird erwähnt, um die Motivationen hinter Kolumbus' Reise und den Erwartungen des spanischen Königshauses zu verdeutlichen - die Hoffnung auf Reichtum (Gewürze, Seide, Gold) und die Verbreitung des Christentums.
2.1. Die üppige Natur: Dieser Abschnitt untersucht detaillierter Kolumbus’ Beschreibungen der Natur in der Neuen Welt. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Knappheit der Beschreibungen auf den Originaltext zurückzuführen ist oder ob die Kürze der Beschreibungen durch spätere Bearbeiter entstand. Der Text erwähnt die Schwierigkeiten, die Originalität der Beschreibungen zu bestimmen, da die vorhandenen Texte Abschriften sind, die durch spätere Bearbeitungen verändert sein könnten. Die vorhandene Knappheit und die Uneinheitlichkeit in der Detailliertheit der Beschreibungen werden als Herausforderung bei der Rekonstruktion der Originalfassung hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Christoph Kolumbus, Diario de a bordo, Neue Welt, Entdeckung Amerikas, spanische Kolonialisierung, indigene Bevölkerung, Naturbeschreibungen, Gold, wirtschaftliche Interessen, Quellenkritik, subjektive Wahrnehmung.
Häufig gestellte Fragen zum Diario de a bordo von Christoph Kolumbus
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über eine wissenschaftliche Arbeit, die sich mit dem "Diario de a bordo" von Christoph Kolumbus auseinandersetzt. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte der Arbeit, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und schließlich eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert Christoph Kolumbus' "Diario de a bordo" als Quelle für die Wahrnehmung der Neuen Welt. Im Fokus stehen Kolumbus' Beschreibungen der Landschaft, der indigenen Bevölkerung und des wirtschaftlichen Potenzials. Es wird untersucht, wie Kolumbus die Neue Welt subjektiv wahrgenommen und dargestellt hat, unter Berücksichtigung der Unvollständigkeit der Quelle und der Tatsache, dass es sich bei den heute zugänglichen Texten um Abschriften handelt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die "Paradiesische Schönheit" der Neuen Welt (unterteilt in die üppige Natur, die Wohlgestaltete Urbevölkerung und "Ellos no traen armas ni las conocen..."), ein Kapitel über den Nutzen der Entdeckung und ein Fazit. Jedes Kapitel wird im Dokument kurz zusammengefasst.
Wie wird die indigene Bevölkerung dargestellt?
Kolumbus' Darstellung der indigenen Bevölkerung ist laut der Zusammenfassung ambivalent. Es zeigt sich eine Mischung aus Bewunderung und der Suche nach wirtschaftlichem Nutzen (Gold). Die genauere Analyse dieser Darstellung ist Teil der wissenschaftlichen Arbeit.
Welche Rolle spielt Gold in der Arbeit?
Die Rolle des Goldes und der wirtschaftlichen Interessen ist ein zentraler Aspekt der Analyse. Der "Vertrag Capitulaciones de Santa Fe" wird erwähnt, um die Motivationen hinter Kolumbus' Reise und die Erwartungen des spanischen Königshauses (Reichtum und Verbreitung des Christentums) zu verdeutlichen.
Welche Probleme ergeben sich aus der Quellenlage?
Ein wichtiges Problem ist, dass die heute verfügbaren Versionen des "Diario de a bordo" keine Originale, sondern Abschriften sind. Dies erschwert die Interpretation und die Rekonstruktion der ursprünglichen Texte. Die Uneinheitlichkeit und Knappheit der Beschreibungen werden als Herausforderung hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die Schlüsselwörter umfassen Christoph Kolumbus, Diario de a bordo, Neue Welt, Entdeckung Amerikas, spanische Kolonialisierung, indigene Bevölkerung, Naturbeschreibungen, Gold, wirtschaftliche Interessen, Quellenkritik und subjektive Wahrnehmung.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist die Rekonstruktion von Kolumbus' Sichtweise auf die Neue Welt anhand seines "Diario de a bordo". Dabei wird seine subjektive Wahrnehmung der Landschaft, der indigenen Bevölkerung und des wirtschaftlichen Potenzials analysiert, wobei die Limitationen der Quelle berücksichtigt werden.
- Quote paper
- Nina Jungmann (Author), 2010, Das "Diario de a bordo" von Christoph Columbus: Ein Erster Blick auf die Neue Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173120