Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht


Referat (Ausarbeitung), 2011

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung – interreligiöses Lernen in der Gegenwart

2. Interreligiöses Lernen
2.1 Ziele interreligiösen Lernens

3. Religion in der Grundschule
3.1 Die Konzeptionen des Religionsunterrichts

4. Religionen im Religionsunterricht
4.1 Chancen und Grenzen der Umsetzung

5. Methoden des interreligiösen Lernens
5.1 Grundsätzliche Überlegungen
5.2 Zielsetzung
5.3 Methodische Merkmale

6. Feste- Brücken zu den Religionen
6.1 Feste in der Schule
6.1.1 Didaktische Prinzipien und Gestaltungsmöglichkeiten

7. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung - Interreligiöses Lernen in der Gegenwart

Heute leben wir in einem Land, in dem Menschen mit unterschiedlichen Religionen ein zu Hause gefunden haben. Nicht nur die Multikulturalität hat in Deutschland zugenommen, sondern die Gesellschaft ist auch multireligiöser geworden. Durch die Mischung ehemals konfessionell homogener Milieus und durch die Zuwanderung von Migranten mit nichtchristlichem Hintergrund, besonders seit den 1960er Jahren, haben Religion in Deutschland plural werden lassen.[1] Auch wenn das Christentum in Deutschland immer noch die bestimmende Religion ist, gibt es neben der relativ großen Gruppe der Muslime auch Juden, Buddhisten und Anhänger anderer vielfältiger Religionsgemeinschaften.[2] Die Frage nach dem interreligiösen Lernen stellt sich aufgrund der Tatsache, dass unterschiedliche Religionen in Deutschland nebeneinander existieren und die dadurch entstehende Notwendigkeit, dass sich die Angehörigen der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften arrangieren.

In dieser Ausarbeitung zum Thema „Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht“ wird auf das Hauptaugenmerk auf das interreligiöse Lernen mit seinen Kriterien, Aufgaben und Zielen sowie Chancen und Grenzen gelegt. Zudem folgen Kapitel zu methodischen Überlegungen als auch ein detaillierter Einblick in die Feste der Religionen und wie diese im Religionsunterricht aufgegriffen werden könnten.

2. Interreligiöses Lernen

Frauen tragen Kopftücher, in Städten entstehen Moscheen und Juden wünschen einander bereits im Herbst ein frohes Neues Jahr. Den Schülerinnen und Schülern begegnet die veränderte Situation unserer Gesellschaft in der Schule jeden Tag aufs Neue. Der Umgang miteinander verläuft oft gut, oft gibt es aber auch Auseinandersetzungen. Aufgrund der entstandenen Pluralität in der Gesellschaft ist Lernen über andere Religionen ein großes religionspädagogisches Diskussionsfeld geworden.

Die Erde als lebenswerten Ort für alle Menschen zu gestalten, in dieser Aufgabe stehen die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften in Übereinstimmung.[3] Heute ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass die Religionen Verständigung und Frieden antreiben sollten. Zur Erfüllung dieser Aufgabe kann interreligiöses Lernen einen Beitrag leisten, indem es den Dialog unter den Religionen fördert und gleichzeitig Hilfen zur Orientierung anbietet. Die Anerkennung des Anderen in seiner Andersartigkeit, das Lernen nicht nur über, sondern von und mit fremden Religionen und Achtung und Respekt vor anderen religiösen Überzeugungen, sind Aufgaben und Ziele interreligiösen Lernens. Vor diesem Hintergrund stellt sich für den Religionsunterricht die Aufgabe Kinder bzw. Jugendliche zu Verständnis und Toleranz zu führen und gemeinsames Handeln mit Menschen anderen Glaubens anzubahnen.[4] Denn interreligiöses Lernen heißt: „Angehörige einer religiösen Tradition sind bereit, religiöse Erfahrungen anderer Traditionen achtsam wahrzunehmen und für das eigene Leben und Glauben schöpferisch zu verarbeiten. Interreligiöses Lernen hat ganzheitliche, emotionale, kognitive, sprachliche und kreative Dimensionen.“[5]

2.1 Ziele interreligiösen Lernens

Mit dem interreligiösen Lernen soll ein Beitrag zur Toleranz, zur Friedenserziehung, zur Begegnung, zum vergleichenden Austausch und zum Dialog zwischen den Mitgliedern der Religionsgemeinschaften geleistet werden.[6]

Im Einzelnen geht es darum, dass Kinder unterschiedliche religiöse Glaubensrichtungen und Zeugnisse wahrzunehmen lernen und dass sie dafür sensibilisiert werden. Durch das Einbeziehen aller Sinne wie Hören, Schmecken, Riechen und Sehen, kann das Interesse der Schülerinnen und Schüler für andere kulturelle und religiöse Bräuche, Sitten und Traditionen geweckt werden und sich weiter entwickeln. Zusätzlich geht es darum, religiöse Zeugnisse und Phänomene zu entdecken und zu deuten.[7] Das kann durch Vergleiche und wiederholte Wahrnehmungen geschehen, denn dadurch können Zusammenhänge erschlossen werden, die nicht von oberflächlicher Betrachtung erkennbar sind. Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht impliziert auch die Chance, dass man mit Mitgliedern unterschiedlicher Religionsgemeinschaften in direkten Kontakt treten kann. Diese Begegnungen können Eindrücke prägen als auch Vorurteile abbauen. Vieles kann selbstverständlich nur ansatzweise von den Lernenden verstanden werden. Doch es gilt damit umzugehen zu lernen. Es geht darum Religionen gerade auch in ihrer Andersartigkeit achten zu lernen. Das Erlernen von Beziehungen, die auch dann gelungene Beziehungen sein können, wenn an ihrem Ende nicht eine Übereinstimmung in allen Fragen steht, bildet einen weiteren Schwerpunkt. Daher darf bei der praktischen Umsetzung des interreligiösen Lernens die Frage nach der Wahrheit nicht unbeachtet bleiben. Die Auseinandersetzung mit der Wahrheitsfrage der eigenen Religion muss eine zentrale Angelegenheit sein, damit auch die Fähigkeit zum Perspektivwechsel geübt wird.[8] D.h. die Lernenden sollen die eigene Religion nicht nur aus der eigenen Perspektive, sondern auch aus fremder Sicht verstehen. Interreligiöses Lernen zielt darauf ab, die andere Religion mit den eigenen Augen, aber auch mit den Augen der anderen zu sehen. Im Zuge der Wissensvermittlung über andere Religionen und der Auseinandersetzung mit eben diesen, sollen Schülerinnen und Schüler sich selbst weiter entwickeln bzw. lernen sich selbst zu überprüfen und ihre Einstellungen neu zu durchdenken. Durch das Verarbeiten von Erfahrungen sollen die Lernenden ihr eigenes Verhalten überdenken und neue Formen des Verhaltens für sich neu entdecken.[9]

3. Religion in der Grundschule

Nach Artikel 7,3 ist der Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach im Grundgesetz verankert. Dieser wird nach den Konfessionen getrennt erteilt. Beispielsweise gibt es aber auch in einigen Regionen griechisch - orthodoxen, als auch jüdischen Religionsunterricht.[10] Doch durch die faktische Existenz unterschiedlicher Religionen in Deutschland, stellt sich natürlich auch für die Religionslehrkraft die Frage, wie sie in einer religiös heterogenen Klasse Religion unterrichten soll. Die familiäre religiöse Sozialisation findet oft nur noch selten statt. Aufgrund der Tatsache, dass die Eltern teilweise selbst keine religiöse Sozialisation von zu Hause aus erfahren haben und sich dabei unter Umständen religiöse Tabuthemen entwickelt haben, wird wenig Wissen an die Kinder weiter gegeben. Kinder treffen aber schon früh auf eine Vielzahl von kulturellen und religiösen Einstellungen und somit wird das interreligiöse Lernen zunehmend zur Aufgabe der Schule und der Religionslehrkraft. Dabei darf auch die Aufgabe der Integration von Schülerinnen und Schülern in eine Lerngruppe nicht außer Acht gelassen werden. Die Schülerschaft der Klassen ist heutzutage oft von sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen geprägt. Würde man die Lerngruppe frühzeitig strickt nach konfessioneller Zugehörigkeit bzw. nach unterschiedlichen Glauben trennen, wird die Aufgabe der sozialen Integration von Schule in den Hintergrund gedrängt.[11]

Kindern begegnen außerdem zunehmend religiöse Differenzen in ihrem Alltag. Vieles kann sich für die Kinder fremd anfühlen und Angst oder Vorurteile aufbauen. Daher brauchen sie Anleitung und Unterstützung zur Unterscheidung, dass das interreligiöse Lernen gewährleisten kann. Denn man kann nur zwischen Konfessionen und Religionen unterscheiden, wenn man beide bzw. mehrere kennt und sich mit diesen auseinandersetzt. Durch diese Auseinandersetzung erfahren die Lernenden die Gründe, warum Menschen sich aufgrund ihres Glaubens anders verhalten und damit kann vieles aufgeklärt werden. Das Leben und Lernen in religiös unterschiedlichen Gruppen erfordert Formen der Verständigung über Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Daher muss eingeübt werden, dass sich Menschen und wie sich Menschen in ihrer religiösen Herkunft unterscheiden. Aus diesem Grund ist es auch notwendig, dass die Schule einen Ort bietet, der zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen religiösen Phänomenen, der eigenen Religion, als auch mit der Religion der anderen dient.[12]

3.1 Die Konzeptionen des Religionsunterrichts

Zu den unterschiedlichen Konzeptionen des Religionsunterrichts in Deutschland gehören zum einen der Religionsunterricht in Brandenburg und Berlin, der dort von den Kirchen verantwortet ist. Zum anderen gibt es den konfessionellen Religionsunterricht, der nach den Konfessionen getrennt erteilt wird. In Bremen ist er als „ Religionsunterricht auf allgemein christliche Grundlage“ bekannt.

Dennoch wird eine konfessionelle Kooperation im Religionsunterricht angestrebt, wie z.B. die EKD formuliert.

„Das Leitmodell dieser Denkschrift verfolgt eine doppelte Bildungsaufgabe: Die Schülerinnen und Schüler sollen in der Schule die möglichen Gemeinsamkeiten zwischen Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen im Spannungsfeld klar erkennbarer Unterschiede und Gegensätze kennenlernen.“[13]

Seitens der katholischen Kirche wurde die Öffnung hin zu den Weltreligionen durch Nostra Aetate, der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils, ermöglicht.[14]

Mit Projekten in Baden – Württemberg und Niedersachsen wird der Religionsunterricht auch in konfessionell kooperativer Form erteilt. Es gibt z.B. gemeinsame Unterrichtsphasen in denen der ökumenische Aspekt deutlicher hervorgehoben wird. Dazu findet der Unterricht abwechselnd unter der Leitung entweder einer evangelischen Religionslehrkraft oder einer katholischen Lehrkraft statt. Dadurch, dass der Religionsunterricht in konfessioneller Kooperation stattfindet, „[wird der] RU thematisch deutlicher, positioneller und konfessionelle Unterschiede treten stärker hervor als bei konfessioneller Trennung.“[15]

Jedoch bleibt hier die Frage im Hintergrund offen, ob der Versuch des konfessionell kooperativen Religionsunterrichts schon als Einstieg in das interreligiöse Lernen interpretiert werden kann. Friedrich Schweitzer ist der Meinung, dass der konfessionell kooperative Religionsunterricht unerlässlich für die Verwirklichung interreligiöser Lernprozesse in der Schule ist. Aufgrund dieser These beschreibt er Kriterien für das interreligiöse Lernen.

Interreligiöses Lernen ist nach Schweitzer „als Beitrag zu Frieden, Toleranz und Verständigung zu entwickeln [und] es setzt ein allgemeines Wissen und Information über unterschiedliche Religionen voraus, das vor allem durch persönliche Begegnung und gemeinsames Lernen unterstützt werden soll.“[16]

Dazu formuliert der Theologe, dass die Fähigkeit zum Perspektivwechsel ein zentrales Element interreligiösen Lernens sei, da man in der Lage sein sollte die andere Religion nicht nur aus der eigenen Perspektive zu sehen, sondern auch mit den Augen der anderen. Daher sollte sich interreligiöses Lernen an der gelebten und erlebbaren Religion im Alltag Lernenden anknüpfen. Dabei ist auf einen kindgemäßen Zugang zu achten.[17]

[...]


[1] Vgl. BAMF http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/statistik-anlage-teil-2-auslaendezahlen.pdf?__blob=publicationFile [Abruf: 23.03.2011]

[2] Vgl. REMID e.V. http://www.remid.de/remid_info_zahlen.htm [Abruf: 23.03.2011]

[3] Vgl. Schreiner, Peter: http://www.rpi-virtuell.net/workspace/users/3566/int/schrein/Interview_Schreiner.pdf [Abruf: 23.03.2011]

[4] Hilger, Georg [u.a.]: Religionsdidaktik S. 434

[5] Ebd.

[6] Ebd. S. 459 ff.

[7] Hilger, Georg: Religionsdidaktik S. 439

[8] Tautz, Monika: Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht. S.72 ff.

[9] Hilger, Georg: Religionsdidaktik S. 440

[10] Fischer, Dietlind S. 454

[11] Fischer, Dietlind S. 455

[12] Ebd.

[13] Vgl. EKD: http://www.ekd.de/download/identitaet_und_verstaendigung_neu.pdf S. 73 [Abruf 23.03.2011]

[14] Hilger, Georg: Religionsdidaktik S. 435

[15] Fischer, Dietlind S. 456

[16] aaO.

[17] aaO.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht
Hochschule
Universität Osnabrück  (FB Erziehungs – und Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Holocaust als Thema im Religionsunterricht in der Grundschule
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
18
Katalognummer
V173208
ISBN (eBook)
9783640933938
ISBN (Buch)
9783640933495
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interreligiöses Lernen, Religionsunterricht
Arbeit zitieren
Esther Kaiser (Autor:in), 2011, Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173208

Kommentare

  • Esther Kaiser am 28.11.2011

    Eine 2,0

  • Gast am 27.11.2011

    Darf ich fragen, welche Note du dafür bekommen hast?

    Lieben Gruß

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Titel: Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht



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