„Unerträglich“, „menschenverachtend“, „dumm und nicht weiterführend“, „diffamierend und verletzend“, „polemisch“ und „dämlich“, sind nur einige der Bezeichnungen für die Aussagen Thilo Sarrazins in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“. Sarrazin hat im Jahre 2010 wochenlang die Feuilletons der Zeitungen beherrscht und wurde in Deutschland kontrovers diskutiert. Doch auch schon vor dem Erscheinen seines Buches ist Sarrazin mit polarisierenden Aussagen in den Medien präsent. Zwölf Jahre zuvor hielt der Schriftsteller Martin Walser in der Frankfurter Paulskirche eine Rede bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, in der er sich kritisch zum Umgang mit der Holocaust-Erinnerung äußerte. Diese Rede löste ebenfalls eine Debatte aus, die in den Feuilletons der deutschen Zeitungen ausgetragen wurde, in der Ignatz Bubis, damaliger Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, sein härtester Gegner war.
Die aktuellere Debatte um Thilo Sarrazin soll in dieser Arbeit im Vordergrund stehen.
Bereits vor Sarrazin wiesen andere auf integrationspolitische Probleme in Deutschland hin, zum Beispiel Giovanni die Lorenzo, der Herausgeber der Wochenzeitung DIE ZEIT, im Jahre 2004, Rolf Stolz in „Deutschland, deine Zuwanderer“ aus dem Jahr 2002 oder Hans-Hermann Gockel 2006 in „Die überstrapazierte Nation“. Allerdings lösten sie nicht annähernd die gleichen Reaktionen in Öffentlichkeit und Politik aus, wie Thilo Sarrazin. Warum waren die Reaktionen bei ihm anders? Wieso wurde er gehört und seine Vorredner nicht? Im Verlauf dieser Arbeit soll die Kontroverse rund um Thilo Sarrazin dargelegt und analysiert werden.
Die Walser-Bubis Debatte aus dem Jahr 1998 ist etwas kompakter und wird in einem nächsten Schritt zum Vergleich mit der Sarrazin-Debatte herangezogen. In beiden Debatten wird die Position des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi herausgestellt, da dieser zu den Positionen der Protagonisten der Debatten – Martin Walser, Ignatz Bubis und Thilo Sarrazin - Stellung bezogen hat und zumindest in der Walser-Debatte selbst in die öffentliche Kritik geraten ist. Nach der Analyse der Walser-Debatte werden beide Debatten miteinander verglichen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden herausgestellt. In einem Fazit wird abschließend ein Bezug der Debatten zur Öffentlichkeit und zu den Medien hergestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sarrazin-Debatte
- Der Inhalt von „Deutschland schafft sich ab“
- Die Kontroverse um Thilo Sarrazin
- Das Lettre International-Interview und seine Folgen
- Die Debatte um das Buch
- Die Position Klaus von Dohnanyis in der Sarrazin-Debatte
- Analyse der Sarrazin-Debatte
- Die Polarisierung der Person Thilo Sarrazin
- Überprüfung der Fakten
- Thilo Sarrazin: Ein geschickter Selbstvermarkter?
- Konkretes Sprechen – konkretes Verstehen?
- Meinungsfreiheit
- Die Walser-Bubis-Debatte
- „Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede“
- Die Debatte
- Klaus von Dohnanyi vs. Ignatz Bubis
- Die Aussprache
- Analyse der Debatte
- Sarrazin und Walser im Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit zwei Feuilleton-Debatten im deutschsprachigen Raum, der Sarrazin-Debatte und der Walser-Bubis-Debatte. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Sarrazin-Debatte und dem Vergleich mit der Walser-Bubis-Debatte. Die Arbeit untersucht die Kontroversen, die diese Debatten ausgelöst haben, und analysiert die Argumente und Positionen der beteiligten Personen.
- Die Kontroversen um Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ und Martin Walsers Rede über die Holocaust-Erinnerung
- Die Rolle der Medien und der Öffentlichkeit in diesen Debatten
- Die Analyse der Argumente und Positionen der beteiligten Personen
- Der Vergleich der beiden Debatten hinsichtlich ihrer Ursachen, ihrer Verlaufsformen und ihrer Auswirkungen
- Die Bedeutung dieser Debatten für die deutsche Gesellschaft und die Debatte um Integration und Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die beiden Kontroversen, die im Zentrum der Arbeit stehen. Anschließend wird in Kapitel 2 die Sarrazin-Debatte genauer betrachtet. Hierbei wird zunächst der Inhalt von Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" zusammengefasst, bevor die Kontroverse um Thilo Sarrazin im Detail analysiert wird. Dazu gehören das Lettre International-Interview und seine Folgen sowie die Debatte um das Buch. In Kapitel 3 wird die Walser-Bubis-Debatte vorgestellt und analysiert. Schließlich werden in Kapitel 4 die beiden Debatten miteinander verglichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Integration, Erinnerungskultur, Feuilleton-Debatten, Medien und Öffentlichkeit. Wichtige Schlüsselwörter sind Thilo Sarrazin, Martin Walser, "Deutschland schafft sich ab", Holocaust-Erinnerung, Ignatz Bubis, Klaus von Dohnanyi, und die Rolle der Medien in der öffentlichen Debatte.
- Arbeit zitieren
- B.A. Farina Fontaine (Autor:in), 2011, Kontrovers diskutiert: Thilo Sarrazin und Martin Walser - Zwei Feuilleton-Debatten im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173462