Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
1 Grundlagen
1.1 Technische Aspekte des Internets
1.1.1 Aufbau und Institutionen des Internets
1.1.2 Datenverkehr und Router- Eigenschaften
1.1.3 Internetdienste
1.1.4 Quality of Service
1.2 Ökonomische Grundlagen
1.2.1 Die Wohlfahrt
1.2.2 Negative Netzeffekte
2 Auswirkungen der steigenden Internetnutzung
2.1 Ursachen der steigenden Internetdienste- und Flatrate-Nutzung
2.2 Crowding Out
2.3 Ökonomische Konsequenzen
3 Lösungsansätze zur Kompensation der Überlast
3.1 Overprovisioning und Separate Netze
3.2 Quality of Service
3.2.1 Modelle von QoS
3.2.2 Reduzierung der Überlastprobleme durch QoS
3.2.3 Beispiele für den Einsatz von QoS
3.2.4 Mögliche Probleme durch QoS
Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1: Netzstruktur im Internet
Abbildung 1-2: Schichtenmodell
Abbildung 1-3: Aufbau eines Routers
Abbildung 1-4: Wohlfahrt
Abbildung 1-5: Negative Netzeffekte
Abbildung 2-1: Eine Statistik des durchschnittlichen Datenverkehrs von 2008 bis 2009
Abbildung 2-2: Tagesauslastung des durchschnittliche Datenverkehrs
Abbildung 2-3: Überlastexternalitäten mit Flatrate-Nutzung
Abbildung 2-4: Heterogene Anforderungen von Internetdiensten
Abbildung 2-5: Zunehmender, überlastbedingter Qualitätsverlust
Abbildung 3-1: Beispiel für einen Router mit Priorisierung nach DiffServ
Abbildung 3-2: Beispiel für einen Router nach IntServ
Abbildung 3-3: Beispiel für Qualitätsklassen
Abbildung 3-4: Reduzierung der Überlastexternalitäten durch QoS
Abbildung 3-5: Aufbau eines Telechirurgischen System
Abkürzungsverzeichnis
Zum besseren Textverständnis werden im folgenden Text Abkürzungen verwendet, die hier dargestellt werden sollen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
Die Analyse befasst sich mit dem Problem der Auslastung des Internets. Diese wird zum einen durch Breitband-Internetzugang1 ermöglicht, welche wiederum ein steigendes Angebot neuartiger Internetdiensten erzeugt. Des Weiteren werden, trotz sinkender Internetzugangskosten, jährlich immer mehr Nutzer an das Internet angeschlossen, was weitere Auslastungen verursacht und zu temporärer Überlast2 im Internet führt.
Im Folgenden beschäftigt sich diese Analyse daher mit der Leitfrage:
Inwiefern kann eine flächendeckende Einführung von Quality of ServiceTechnologie die ökonomischen Probleme der Überlast reduzieren?
Um diese Frage zu beantworten, stellen sich folgende Überlegungen:
1. Welche Faktoren sind mitverantwortlich für die temporär entstehenden Überlastsituationen?
2. Was für Folgen hat die Überlast auf die Nutzbarkeit von Internetdiensten und was bedeutet dies für die Wohlfahrt im Internet?
3. Welche Lösungsoptionen könnten in der Lage sein, die ökonomischen Probleme der Überlast und deren Folgen zu lösen. Dabei soll in dieser Untersuchung Quality of Service im Schwerpunkt betrachtet werden.
4. Welche Probleme können durch QoS entstehen?
Zu Beginn der Arbeit werden die Funktionsweisen der technischen Infrastruktur, Kommunikationsstandards und technische Grundlagen von InternetInfrastruktur und Internetdiensten erläutert.
Anschließend werden die Zusammenhäng von Angebot, Nachfrage und die sich daraus ergebende Wohlfahrt erläutert. Dies wird im anschließenden Teil in Verbindung mit den internetspezifischen, negativen Netzeffekten betrachtet.
Im zweiten Abschnitt werden die Veränderungen und das Wachstum der Inter- netnutzung anhand einiger Beispiele dargestellt und erläutert. Anhand der auf- gezeigten Faktoren werden daraufhin die Konsequenzen für den Datenverkehr im Internet und die allgemeine, sowie individuelle Nutzbarkeit von Diensten auf- gezeigt.
Das anschließende Kapitel stellt verschiedene Lösungsansätze vor, die die im zweiten Abschnitt erläuterten Konsequenzen kompensieren könnten, wobei Quality of Service im Schwerpunkt betrachtet wird.
Der letzte Abschnitt fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere mögliche Aspekte der weitflächigen Einführung von QoS.
1 Grundlagen
1.1 Technische Aspekte des Internets
Für ein grundlegendes Verständnis der technischen Aspekte dieser Analyse soll der folgende Abschnitt den Aufbau und die Funktionsweise des Internets erklä- ren. Auch soll ein Verständnis über die Struktur von Internetdiensten und QoS vermittelt werden.
1.1.1 Aufbau und Institutionen des Internets
Die Infrastruktur3 des Internets besteht aus einem dezentralen Netzwerk4, wel- ches aus mehreren heterogen organisierten Teilnetzen besteht. Diese Teilnetze sind über Router5 miteinander verbunden. Dadurch entsteht eine Vielzahl an Knotenpunkten, die unterschiedliche Verbindungswege zwischen zwei gleichen Endnutzern zulassen. Diese schaffen die Möglichkeit, den Datenverkehr zwischen Sender und Empfänger auf unterschiedlichen Wege weiterzuleiten, für den Fall, dass bestimmte Netzwerkverbindungen blockiert oder überlastet sind (vgl. Dewenter, 2007, S. 5; Vanberg, 2009, S. 35 f.).
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Abbildung 1-1: Netzstruktur im Internet (Quelle: nach Anell, Jay, Plückebaum, 2007, S. 32).
Das Internet6 besteht aus drei Netzebenen: dem Anschlussnetz7, dem Konzentrationsnetz und dem Backbone. Wie auf Abbildung 1-1 zu erkennen ist, bildet das Anschlussnetz zum Endnutzer mit dem Konzentrationsnetz den Accessbereich8, welcher von Internet Service Providern (ISP), wie zum Beispiel der Deutschen Telekom oder Arcor bzw. virtuellen ISP wie 1&1, betrieben wird. Sie stellen eine Verbindung zwischen dem Kunden und dem Internet her. Das Backbone ist das Hochgeschwindigkeitsnetz, welche durch die Net Service Provider (NSP) oder auch Carrier, betrieben wird und die einzelnen Teilnetze über Backbone-Router miteinander verbindet.
Content Provider (CP) stellen die eigentlichen Dienste und Internetinhalte zur Verfügung und aggregieren diese über die ISPs oder NSPs, wodurch diese dann für die Kunden verfügbar sind (vgl. Anell, Jay, Plückebaum, 2007, S. 32 f.; Brenner, Dous, Zarnekow, Kruse, 2007, S. 11 ff.; Dewenter, 2007, S.6 ff.).
Über dieses Netzwerk ist man in der Lage, mit Hilfe von Protokollen9 Daten zu senden und zu empfangen. Dabei spielen die Router eine wichtige Rolle. Im folgenden Abschnitt soll auf die Funktionsweise der Datenübertragung und Router eingegangen werde.
1.1.2 Datenverkehr und Router- Eigenschaften
Datenübertragung basiert auf dem Prinzip der Netzneutralität. Das bedeutet, dass alle Daten, die über das Internet verschickt werden, weder durch ihren Inhalt, Ursprung oder sonstige Eigenschaften diskriminiert werden dürfen (vgl. Dewenter, 2007, S. 5).
Alle Daten, die über das Internet versendet werden, müssen in kleinere gleich- förmige Datenpakete aufgeteilt und anschließend über die Netzwerkleitungen verschickt werden. Dieser Datenverkehr wird über die Protokolle TCP (Trans- mission Communication Protocol) und IP (Internet Protocol) gesteuert. Diese können durch ein Vier-Schichten-Modell für die Datenkommunikation im Inter- net veranschaulicht werden (vgl. Schönleber, Keck, 1996, S. 9 ff.; Dewenter, 2007, S.4).
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Abbildung 1-2: Schichtenmodell (Quelle: nach Schönleber, Keck, 1996, S. 36).
Wie auf Abbildung 1-2 zu erkennen ist, kann man die TCP- und IP-Protokolle in vier Schichten einteilen. Das IP-Protokoll realisiert die Netzschicht und gibt die notwendigen Hardwareparameter vor. Die restlichen Schichten werden vom TCP-Protokoll gesteuert. In der Internetschicht werden die Empfängeradresse und das Routing10 festlegt. In der Transportschicht wird sichergestellt, dass die Ankunft der Datenpakete erfolgt. Außerdem wird hier die Reihenfolge der Datenpakete geprüft und gegebenenfalls korrigiert. Auf der Anwendungsschicht werden die jeweiligen Pakete wieder zu vollständigen Daten zusammengeführt und als vollständige Datei ausgegeben. Alle Parameterinformationen werden im Header11 jedes Datenpakets gespeichert und können durch die Router gelesen und entsprechend bearbeitet werden (vgl. Schönleber, Keck, 1996, S. 36-40).
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Abbildung 1-3: Aufbau eines Routers (Quelle: nach Cisco Systems Inc., 2006, S. 11).
Der Router leitet die Datenpakete vom Sender zum Empfänger zwischen den einzelnen Netzwerkverbindungen weiter. Der Eingangsrouter versieht jedes Datenpaket mit Headerinformationen, die Informationen über die Sender- und Empfängeradresse beinhalten. Durch das Lesen der Header-Informationen des Datenpakets kann der Router ein Datenpaket über eine bestimmte Route zur Zieladresse weiterleiten. Er arbeitet diese nach dem First-In/ First-Out-Prinzip12 (FIFO) ab. Bei hohen Datenverkehrsaufkommen kann der Router jedoch nicht sofort alle Datenpakete entsprechend weiterleiten, was die Datenübertragung verzögert. Es entstehen Delay und Jitter13, diese geben die verzögerte Übertra- gungszeit von Datenpaketen und deren Varianz wieder. Der Buffer14 des Rou- ters speichert die ankommenden Datenpakete zwischen und übergibt diese an den Verteiler, sobald dieser wieder freie Kapazitäten besitzt. Wenn der Buffer voll ist, wird kein Datenpaket mehr zwischengespeichert und alle weiter eintref- fenden Datenpakete gehen verloren. Dieser Vorgang wird Paketverlust (Paket Loss) genannt. Betrachtet man die eben beschriebene Situation für das gesam- te Internet, entsteht in solchen Momenten eine Überlast (vgl. Dewenter, 2007, S. 5; Vanberg, 2009, S.35 ff.).
Dieses Prinzip der Datenübertragung und -verarbeitung durch Router ist die Grundlage für das Funktionieren aller Internetinhalte und -dienste, die im folgenden Abschnitt erläutert werden.
1.1.3 Internetdienste
Content Provider entwickeln und bieten verschieden Internetdienste und - inhalte, wie VoIP, HDIPTV, VoD, Email, Auktionen und ähnliches, im Internet an. Dabei ist zu beachten, dass jeder Dienst unterschiedliche technische Anforderungen an Bandbreite (Bandwidth) und Echtzeit15 (Delay, Jitter, Paket Loss) besitzt (vgl. Dewenter, 2007, S. 7; Kruse, 2008, S. 4 f.).
Diese Anforderungen basieren auf vier verschiedenen technischen Parametern:
- Bandwidth (Bandbreite): Die Bandbreite ist die messbare Menge an Da- ten, die pro Zeiteinheit (Bit/s, bps) durch eine bestimmte Netzwerkverbindung übertragen werden kann. Dabei ist zu beachten, dass der angegebene Wert nicht unterschritten wird.
- Delay (Verzögerung, Latenz): Delay ist die Zeit, die ein Datenpaket be- nötigt, um vom Sender zum Empfänger zu gelangen. Diese wird in Millisekunden (ms) gemessen. Hierbei gilt es den die Verzögerungszeit nicht zu überschreiten.
- Jitter (Latenzschwankung): Jitter beschreibt die Schwankung der Verzö- gerungszeit für ein Datenpaket und wird in Millisekunden (ms) angege- ben. Genau wie bei Delay soll dieser Wert nicht überschritten werden.
- Packet Loss (Paketverlust): Packet Loss tritt ein, wenn der Cache im Router ausgelastet ist und keine weiteren Datenpakete mehr zwischen- gespeichert werden können. Es gibt den Anteil der verlorenen Pakete ei- ner Übertragung zwischen Sender und Empfänger an und sollte nicht größer als der angegebene Wert sein. Der Verlust wird in Prozent (%) wiedergegeben (vgl. Jay, Plückebaum, 2008, S. 4; Brenner, Dous, Kruse Zarnekow, 2007, S. 26 f.).
Je höher die Echtzeit- und/ oder die Bandbreitenanforderungen eines Dienstes ist, desto unelastischer reagiert er auf temporäre Überlast16. Diese tritt in Form von schlechter Bild- und/oder Audioqualität und verzögerte Reaktion des Diens- tes auf. Beispiele, wo diese Beeinträchtigung eintreffen können sind Videokon- ferenzen, MMORPG und remote surgery17 (vgl. Kruse, 2008, S. 6 f.; Pehnelt, 2008, S. 7).
Dienste wie E-Mail und Filesharing sind im Gegensatz zu den eben genannten Beispielen elastische Dienste. Sie besitzen die Fähigkeit, bei verlorenen Daten- paketen eine Information über die Router an die Senderadresse zu schicken, worauf diese die fehlenden Pakete erneut versendet18. Somit reagieren sie we- niger anfällig als die zuvor beschriebenen Dienste (vgl. Kruse, 2008, S. 5 f.; Pehnelt, 2008, S. 7).
Des Weiteren besitzen die Dienste unterschiedliche ökonomische Wertigkeit in ihrer Anwendung. Wie diese jedoch zu bewerten sind, ist nicht festgelegt. Es ist davon auszugehen, dass der Wert an Hand von Zahlungsbereitschaft, sowie Präferenzen der Endnutzer für einen qualitätsverlustfreien Dienst ansetzen kann. Des Weiteren kann auch die soziale und wirtschaftliche Bedeutung als einen Indikator für den ökonomischen Wert sehen. Pehnelt (2008) behauptet, dass selbst die stärksten Netzneutralitätsvertreter zu der Einsicht kommen müssen, dass Online-Vorlesungen, Austausch von medizinischen und wissen- schaftlichen Aufzeichnungen bzw. Daten, sowie Telemedizinische Behandlun- gen eine höhere ökonomische Wertigkeit aufweisen als hochgeladenes Video auf YouTube von minderjährigen Personen bei privaten Aktivitäten (vgl. Kruse, 2008, S. 5; Pehnelt, 2008, S. 7 f.).
Zusammenfassend wurde beschrieben, dass Internetdienste anhand ihrer technischen Anforderungen und ökonomischen Werte voneinander unterschieden werden können. Diese Differenzierung kann durch das herkömmliche BestEffort-Modell19 im Internet nicht angemessen umgesetzt werden.
Durch technische Innovationen entwickelte Cisco20 im Jahr 1999 die Service Control Technology, wodurch eine Differenzierung von Datenpaketen technisch ermöglicht wurde. Bald darauf folgten ähnliche Technologien von anderen An- bietern. Dies war der Beginn von QoS (vgl. Dewenter, Jaschinski, Wiese, 2009, S. 68)
Im Nächsten Abschnitt wird eine Definition von Quality of Service und drei QoSModelle genannt.
1.1.4 Quality of Service
Quality of Service oder auch bekannt als Dienstgüte bzw. Dienstqualität bietet die Möglichkeit einzelne Dienste zu differenzieren und individuell zu behandeln (vgl. Brenner, Dous, Zarnekow, Kruse, 2007, S. 26; Nguyen, 2002, S. 14).
Dabei besitzt QoS zwei Eigenschaften. Zum einen Service, was bedeutet, dass ein Nutzer einen Dienst so nutzen kann, dass seine Kundenzufriedenheit ma- ximal ist. Exemplarisch hierfür sollte ein Telefonat über VoIP oder ein MMORPG angemessen funktionieren, ohne dass es zu Beeinträchtigungen kommt, die die Benutzung der Dienste nicht mehr gestatten. Zum anderen im- pliziert QoS den Begriff Qualität, welcher hier als Überbegriff für die technischen Anforderungen21 eines Dienstes an den Datenverkehr für eine dienstspezifische Datenübertragung verstanden werden kann (vgl. Jay, Plückebaum, 2008, S.3 f.).
Es gibt drei verschiedene QoS-Modelle, die auch in der Praxis Verwendung finden. Diese Modelle sind Overprovisioned Best-Effort, Integrated Services und Differentiated Service (vgl. Brenner, Dous, Zarnekow, Kruse, 2007, S. 26 ff.).
Dieser Abschnitt befasst sich nur mit der Definition und einer kurzen Darstellung der drei QoS- Modelle zum grundsätzlichen Verständnis, da in Abschnitt 4.3 im Detail auf QoS eigegangen wird.
Der Überblick über QoS schließt die Vermittlung der technischen Grundlagen für das weitere Textverständnis ab. Im nächsten Abschnitt werden ökonomische Grundlagen zum besseren Verständnis dieser Arbeit dargestellt.
1.2 Ökonomische Grundlagen
Neben den technischen Darstellungen führt der folgende Text in Angebot und Nachfrage nach Datenverkehr im Internet und in die Besonderheiten der internetspezifischen, negativen Netzeffekte ein. Für die weitere Betrachtung wird angenommen dass keine Marktverzerrung durch Monopole oder ähnliche Marktmacht-Konstellationen herrscht.
1.2.1 Die Wohlfahrt
Die Wohlfahrt ist die Summe aus Konsumenten-22 und Produzentenrente23 für ein bestimmtes Gut. Konsumenten- und Produzentenrente sind abhängig von Angebot und Nachfrage. Hier werden das Angebot und die Nachfrage des verfügbaren Datenverkehrs betrachtet.
Wie auf Abbildung 1-4 zu erkennen ist, wird der Preis p durch die Datenverkehrsmenge x bestimmt. Im Schnittpunkt (A*) von Angebotsfunktion24 (A) und Nachfragefunktion25 (N) sind Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht. Dadurch herrscht eine effiziente Allokation, das heißt, dass zu einem festen Zeitpunkt alle verfügbare Ressourcen optimal verteilt sind und somit die Wohlfahrt maximal ist. Dieser Zustand wird auch als statisch Effizient bezeichnet (vgl. Dewenter, Haucap, Heimeshoff, 2007, S. 6 f.).
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Abbildung 1-4: Die Wohlfahrt (Quelle: nach Mankiw, Taylor, 2008, S. 174).
Die Wohlfahrt mit der maximalen Produzentenrente und Konsumentenrente wird durch das blaue Dreieck, einschließlich der gelben Dreiecke dargestellt. Das Gleichgewicht ist durch den Gleichgewichtspreis (p*) und die Gleichgewichtsmenge (x*) gekennzeichnet.
Weicht man jedoch vom Schnittpunkt (A*) nach links zu Punkt B ab, entsteht eine neue Menge (x2) und einen neuer Preis (p2). Es herrscht keine effiziente Allokation mehr. Stattdessen entsteht ein Wohlfahrtsverlust, der durch die gelb markierten Dreiecke dargestellt wird (vgl. Mankiw, Taylor, 2008, S.170 ff.; Panagiotis, Demosthenis, Jeffrey, 2002, S. 604 f.).
Nachdem dem die Wohlfahrt dargelegt wurde, betrachten wir im folgenden Abschnitt die ökonomische Besonderheit von negativen Netzeffekten.
1.2.2 Negative Netzeffekte
Netzeffekte sind in der Regel durch positive Auswirkung bei der Nutzung von bestimmten Gütern, wie zum Beispiel dem Telefon, bekannt. Durch jeden weite- ren Telefonnutzer wird es für andere Interessenten attraktiver, sich auch ein Telefon zu kaufen, da die Besitzer eines Telefons immer mehr Leute erreichen können. Demzufolge steigt die Nachfrage nach Telefonen. Dieser Prozess wird als positiver Netzeffekt beschrieben (vgl. Katz, Shapiro, 1985, S. 424).
Anders sieht es jedoch aus, wenn ein Gut nur über eine begrenzte Kapazität verfügt.
Ein Beispiel hierfür ist das Straßenverkehrsnetz. Hier ist zu normalen Zeiten ein relativ flüssig verlaufender Verkehrsfluss zu erwarten. Jedoch zu bestimmten Zeiten, wie Arbeitsbeginn und Feierabend, der sogenannten Rushhour, kommt es oft vor, dass sich kurzzeitig sich deutlich mehr Fahrzeuge in diesem Stra- ßenverkehrsnetz befinden. Da aber das Straßennetz diese plötzlich gestiegene Anzahl an Fahrzeugen nicht ohne weiteres kompensieren kann, entstehen Staus. Dadurch ist es weniger attraktiv, zu diesen Zeiten das Straßenverkehrs- netz zu nutzen. Die zusätzlichen Kosten durch längere Fahrzeiten und zusätzli- chen Kraftstoffverbrauch senken die Attraktivität zu diesen Zeiten das Straßen- netz zu nutzen, was auch als negativer Netzeffekt bekannt ist (vgl. Knieps, 2007, S. 41).
Dieses Prinzip kann man auf das Internet übertragen, da es auch hier Haupt- nutzungszeiten gibt, während denen eine besondere Belastung des Datenver- kehrs26 auf die Internetinfrastruktur wirkt. Dabei wird im folgenden Text der Be- griff „Überlast“ synonym für „Datenstaus“ verwendet (vgl. Sidak, 2006, S. 359).
Abbildung 1-5 zeigt, wie durch eine Zunahme der Nachfrage nach Datenver- kehr27 x das Internet ab einer gewissen Nachfragemenge x* nicht mehr in der Lage ist, die Datenpakete so schnell zu verarbeiten, wie es sonst möglich ist. Ab dieser Verkehrslast beeinträchtigt jedes weitere Datenpaket die gesamte Nachfrage. Dieser Zustand wird auch partielle Rivalität28 genannt und wird durch eine qualitätsangepasste Nachfragekurve N* beschrieben, die anders als die ursprünglichen Nachfrage ab der Nachfragemenge x* stärker fällt.
[...]
1 Breitband ist nach dem BMWi in der neuen Definition eine Verbindung, dessen Datenübertragungsrate im Upstream 128 kbit/s und im Downstream 1.000 kbit/s oder mehr beträgt (vgl. Apel-Soetebeer, Rentmeister, 2009, S. 1).
2 Temporäre Überlast ist ein kurzeitiger auftretender Datenstau, der den Datenverkehr im Internet beein- trächtigt.
3 Infrastruktur (lat.) bedeutet Unterbau, es ist hier ein Oberbegriff für ein System aus Datenkabeln, das über Verbindungsgeräte miteinander verbunden ist.
4 Ein Netzwerk ist ein Zusammenschluss unterschiedlicher Nutzer, die über Anschlüsse miteinander verbunden sind um Informationen auszutauschen.
5 Ein Router wird dazu genutzt, verschiedene Anschlüssen miteinander zu verbinden und Signale zwischen diesen Anschlüssen weiterzuleiten.
6 Das Internet ist ein weltumspannendes, heterogenes Computernetzwerk, das auf TCP/IP basiert.
7 Das Anschlussnetz ist der Netzbereich, welcher den Kunden mit dem restlichen Netz Verbindet.
8 Der Accessbereich bildet den Zugang vom Kunden zum Kern Netz, auch Backbone genannt.
9 Protokolle sind standarisierte Vorschriften, die den Transport von Daten vereinheitlichen und eine Kommunikation der verschiedenen Computer über das Internet zu ermöglichen sollen.
10 Routing beschreibt die Weiterleitung von Datenpaketen zwischen einzelnen Gateways/ Knotenpunkten.
11 Header ist der Informationsteil eines Datenpakets welcher alle Informationen für die Verarbeitung und Weiterleitung beinhaltet.
12 Nach dem FIFO-Prinzip werden die Daten die als letztes im Speicher eintreffen und als erstes verworfen (vgl. Dewenter, 2007, S. 5).
13 Delay und Jitter werden in Abschnitt 1.1.3 genauer beschrieben.
14 Der Buffer oder auch Cache ist diejenige Speichereinheit, die die ankommenden Datenpakete zwischenspeichert wenn der Verteiler voll ist.
15 Für Qualitätssensitivität wird hier der Begriff Echtzeitanforderung genutzt, was den Begriff von Qualitätssensitivität impliziert, für den weiteren Verlauf dieser Arbeit soll Echtzeitanforderung als Begriff für Qualitätssensitivität verstanden werden.
16 Temporäre Überlast ist auch als kurzzeitiger Datenstau bekannt, der nur in minimalen Zeitspannen vorkommt.
17 Remote surgery ist ein operativen Eingriff, bei dem der Chirurg über Bedienelemente einen Roboter steuert und damit den Patienten operiert (vgl. Da Vinci, 2010).
18 Dieser Vorgang geschieht automatisch bei jedem Dienst, jedoch sind nur elastische Dienste in der Lage die veränderte Reihenfolge der eintreffenden Datenpakete zu kompensieren.
19 Best Effort (engl.) bedeutet kleinste Bemühung, und beschreibt hier die geringste Zusicherung von Dienstqualität im Internet.
20 Cisco ist ein Technologieunternehmen, welches sich auf Netzwerk- und Übertragungstechnologie spezi- alisiert hat.
21 Die technischen Anforderungen sind Bandwidth, Delay, Jitter und Paket Loss. Eine genauere Erläuterung ist in Abschnitt 1.1.3 Internetdienst zu finden.
22 Die Konsumentenrente ist die Differenz zwischen dem Preis, den der Nachfrager im äußersten Fall bereit wäre zu zahlen und dem Marktpreis.
23 Die Produzentenrente ist die Differenz zwischen dem Preis, zu dem ein Produzent bereit ist seine Waren zu produzieren und dem Marktpreis.
24 Die Angebotsfunktion beschreibt die Bereitschaft der Anbieter die Datenverkehrsmenge (x) für den Preis
(p) anzubieten. In der Regel spiegelt die Angebotsfunktion die langfristige Kostenfunktion der Anbieter wieder.
25 Die Nachfragefunktion beschreibt die Zahlungsbereitschaft der Nachfrager (p) für eine bestimmte Datenverkehrsmenge (x).
26 Datenverkehr ist die die Summe aller transportierten Datenpakete im Internet. Synonym wird auch der Begriff Verkehrslast hierfür verwendet.
27 Die Nachfrage nach Datenverkehr beschreibt die Verkehrslast die durch Daten verursacht wird.
28 Partielle Rivalität hat die Eigenschaft, dass sie andere Markteilnehmer nicht ausschließt, aber sehr wohl beeinträchtigt (vgl. Brenner, Dous, Kruse, Zarnekow, 2007, S. 33).