Adolf Reichwein und seine Pädagogik

Die Pädagogik Reichweins im Kontext seines Lebens


Hausarbeit, 2010

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographische Einflüsse auf Adolf Reichwein und seine Ideen
2.1 Sozialisation
2.1.1 Elternhaus und Volksschulzeit
2.1.2 Kindheit und Jugend in Ober-Rosbach
2.1.3 Wandervogel
2.1.4 Erster Weltkrieg
2.1.5 Studium in Frankfurt am Main und Marburg
2.2 Zwischenfazit

3. Adolf Reichweins Reformpädagogik
3.1 Reformmodell „Tiefensee“
3.1.1 Inhalte
3.1.2 Methode
3.1.3 Werkvorhaben als ideales Modell eines erziehenden Sachunterrichtes
3.1.4 Elementare Lernformen
3.1.5 Vorhaben-Beispiel „Gewächshaus“
3.1.6 Feste und Schulfahrten als Höhepunkte im Schulleben
3.2 Aktualisierung und Praxisbeispiele

4. Medienpädagogik

5. Adolf Reichweins Beitrag zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung

6. Reflexion des Referates

1. Einleitung

Die folgende Arbeit stellt die Verschriftlichung meines Referats über Adolf Reichwein und seine Pädagogik dar.

Den Hörern soll die Vernetzung von Reichweins Erfahrungen, politischen Einstellungen und pädagogischen Hintergrundinformationen deutlich gemacht werden. Es soll dabei erkannt werden, dass sein Lebenslauf einen entscheidenden Einfluss auf seine pädagogische Arbeit hatte.

Im Vordergrund des Referats stehen dann die pädagogischen Konzepte Reichweins, welche am Beispiel der Tiefenseer Landschule verdeutlicht werden. Dabei wird zum einen auf die inhaltlichen Schwerpunkte des Unterrichts eingegangen, zum anderen auf die methodischen Ansätze. Darüber hinaus soll ein Gesamtbild des Unterrichts nach Adolf Reichweins vorgestellt werden. Des Weiteren wird auch ein Gegenwartsbezug hergestellt, wenn nämlich der Frage nachgegangen wird, welche gegenwärtigen pädagogischen und didaktischen Elemente an Reichwein anzulehnen sind.

Im vierten Teil der Arbeit wird auf Reichweins Medienpädagogik eingegangen, welche durchaus parallelen zu gegenwärtigen Ansätzen aufweist. Die Hörer des Referats sollen dabei erkennen, dass Reichwein bereits in der Frühphase des Unterrichtsfilms diesen im Unterricht eingesetzt hat, um das kritische Denken seiner Schüler zu fördern.

Im fünften Kapitel soll in einer relativ knappen Form aufgezeigt werden, wie es Adolf Reichwein gelang, mithilfe seiner Ideale und Vorstellungen, die zeitgenössische Jugend- und Erwachsenenbildung entscheidend zu prägen.

Zum Schluss findet der Leser eine Reflexion des gehaltenen Referates.

2. Biographische Einflüsse auf Adolf Reichwein und seine Ideen

Im Folgenden soll es um die biographischen Daten und Fakten Adolf Reichweins gehen. Im Referat habe ich mich dabei vor allem auf die Abschnitte seines Lebens konzentriert, die entscheidend für seine pädagogischen Ansichten waren. Dies soll auch in der Verschriftlichung so behandelt werden.

2.1 Sozialisation

In diesem Teil der Arbeit geht es um die Beschreibung einiger seiner Lebensabschnitte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf seiner Kinder- und Jugendzeit, denn diese Zeit hat ihn entscheidend beeinflusst.

2.1.1 Elternhaus und Volksschulzeit

Adolf Reichwein ist 1898 geboren und verstarb 1944.

Bereits sehr früh wurde er mit pädagogischen Theorien konfrontiert, da sein Vater Volksschullehrer war. Er stand sehr unter dem Einfluss des Vaters, da dieser nicht nur das Familienoberhaupt, sondern zugleich auch der Lehrer der Kinder war.[1]

Der Vater, Karl Gottfried Reichwein, sympathisierte mit den Ideen der Sozialdemokratie und stand so in der Opposition zur preußischen Regierung. Dieser Gegensatz wurde auch in der Schule deutlich, denn diese war damals auch ein Ort der politischen Kämpfe. So kam es, dass die Familie Reichwein 1904 ihre Heimat Bad Ems verließ und in das benachbarte Großherzogtum Hessen-Darmstadt zog, um dem Druck der preußischen Regierung auszuweichen.

Der Vater nahm in der neuen Heimat, in Ober-Rosbach, eine Stelle als Dorfschullehrer an. Hier konnte er weitestgehend frei seiner pädagogischen Arbeit nachgehen. Diese Freiheit gab ihm die Möglichkeit, seine reformpädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten umzusetzen. Der Vater Adolf Reichweins orientierte sich an den zeitgenössischen reformpädagogischen Ansätzen, aber vor allem an Pestalozzi. Er vertrat das Konzept von Lernen mit Kopf, Herz und Hand.[2]

Karl Gottfried Reichwein richtete sein Augenmerk im Unterricht auf die musisch-künstlerische Erziehung, sowie auf die Leibeserziehung und die politische Ausbildung der Kinder. Diese Elemente spielen bei Adolf Reichwein später ebenfalls eine zentrale Rolle, genau wie das väterliche Verständnis des ganzheitlichen Lernens. So kann man den Vater Adolf Reichweins durchaus als den Vorgänger seines Sohnes ansehen.

Bereits in der Kindheit wurde Adolf Reichwein mit pädagogischen Aufgaben vertraut gemacht. Als Lehrersohn half er bei der Wissensvermittlung und bei der Durchführung des Unterrichtes. Er half seinem Vater mit verschiedenen Hilfsdiensten. Diese Erfahrungen sollten später in seine pädagogischen Grundsätze mit einfließen, denn er legte als Lehrer großen Wert auf die Helfersysteme unter den Lernenden.[3]

Adolf Reichwein bezog sich bei der Entwicklung eigener pädagogischer Überlegungen stets auf seine Schülererfahrungen und auf die frühen reformpädagogischen Ansätze seines Vaters, besonders auf den Aspekt des ganzheitlichen Lernens.

Der Vater war nicht nur Dorfschullehrer, sondern auch Organist und Sozialdemokrat. Beide, Vater und Sohn, betrachteten daher stets die Einheit von Lernen, Arbeit und Leben als oberstes Ziel in der Ausbildung der Lernenden.[4]

2.1.2 Kindheit und Jugend in Ober-Rosbach

In Ober-Rosbach erlebte Adolf Reichwein die Auswirkungen der Industrialisierung kennen. Hier sammelte er die Erfahrungen für seine gesellschaftliche Perspektive und politische Pädagogik. Die zunehmende Industrialisierung, die abnehmende Landwirtschaft, der Obrigkeitsstaat, der Kampf gegen die Sozialdemokraten, die Nationalpolitik und die Modernisierung der Lebensräume, all diese Erscheinungen prägten Reichweins Sicht auf die zeitgenössische Gesellschaft. Er begreift den Gegensatz zwischen der traditionellen bäuerlichen Lebensweise und dem technischen Fortschritt der Industriegesellschaft. Der Kontrast von Stadt und Land wird mehr als deutlich, ebenso die Bedeutung des Arbeiters.

Reichwein sieht die Aufgabe der modernen Gesellschaft darin, diese beiden Welten miteinander in Beziehung zu setzen.

2.1.3 Wandervogel

Der Wandervogel war eine Jugendbewegung zur Zeit Adolf Reichweins. Das Ziel dieser Bewegung war es, sich durch einen eigenen Lebensstil vom Bürgertum abzugrenzen.[5]

Bereits im Oktober 1913 leitete Reichwein die Ausflüge der Friedberger Wandervögel und wurde schließlich zu ihrem Führer. Hier lernte er die Methoden kennen, welche später zu seinen grundlegenden pädagogischen Prinzipien gehören sollten.

Vor allem die Methode der Reise, nämlich das allmähliche Erweitern des geistigen und geographischen Horizontes in immer weiteren Kreisen, wurde zum fundamentalen Gegenstand seiner Unterrichtsmethoden. Ebenso das sorgfältige Planen der Fahrten und die Förderung des „Wir-Gefühls“ innerhalb einer Gruppe.

Seine Schulpädagogik, sowie seine Erwachsenenbildung knüpfen an die sportlichen und musischen Aktivitäten seiner Wandervogelzeit an.[6]

Der Wandervogel war keine einfache Jugendbewegung, sondern wurde durch ein bestimmtes politisches Bekenntnis gelenkt, wodurch auch Reichweins gesellschaftliche Perspektive geprägt wurde. Der Wandervogel lehnte sich gegen die zeitgenössischen Gesellschaftsstrukturen auf und befürwortete die Reformpädagogik. Dadurch stieg auch weiter Reichweins Interesse an dieser Form der Pädagogik. Die Mitglieder des Wandervogels strebten eine Gesellschaftsveränderung an. Sie wollten eine humanere und sozialere Form des Zusammenlebens herbeiführen.

2.1.4 Erster Weltkrieg

1916 wird Adolf Reichwein eingezogen. Er verwirft im Zuge der allgemeinen Kriegseuphorie relativ schnell seine Ideale einer Selbsterziehung und schließt sich dem militärischen Drill an.[7] In der Armee lernt er Menschen aus den verschiedensten

[...]


[1] Vgl. Koppmann, Adolf Reichweins Reformpädagogik 1998, S.16.

[2] Ebd.

[3] Vgl. Koppmann, Adolf Reichweins Reformpädagogik 1998, S.18.

[4] Ebd.

[5] Vgl. Amlung, Adolf Reichwein 1991, S.41.

[6] Vgl. Koppmann, Adolf Reichweins Reformpädagogik 1998, S.24f.

[7] Vgl. Koppmann, Adolf Reichweins Reformpädagogik 1998, S.30.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Adolf Reichwein und seine Pädagogik
Untertitel
Die Pädagogik Reichweins im Kontext seines Lebens
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
2
Autor
Jahr
2010
Seiten
20
Katalognummer
V173713
ISBN (eBook)
9783640941032
ISBN (Buch)
9783640940998
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die wissenschaftliche Arbeit ist eine Referatsverschriftlichung mit einer abschließenden Reflexion des Vortrages.
Schlagworte
Adolf Reichwein, Pädagogik, Reformpädagogik, Freie Schulen
Arbeit zitieren
Christoph Eydt (Autor:in), 2010, Adolf Reichwein und seine Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173713

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