Ein kurzer und methodenkritischer Abriss der beiden Thesen. Dabei wird erläutert, ob sozialer Wandel eher zu größerer Homogenität oder aber zu Heterogenität führt.
Daniel Belling
Sozialer Wandel im 21. Jahrhundert: „McDonaldiserung“ und „Clash of Civilizations“
Die McDonaldisierung der Gesellschaft
George Ritzers These der „McDonaldisierung der Gesellschaft“ knüpft an frühere Theorien an, die die Tendenz einer zunehmenden Rationalisierung ins Zentrum ihrer Analysen stellten. Schon bei Max Weber ist der okzidentale Kapitalismus durch die rationale Bändigung des Erwerbstriebs gekennzeichnet. Der Modernisierungsprozess bedeutet bei Weber eine gesteigerte Effizienz der Organisation der Arbeit[I]. Hier schließt Ritzer an, wenn er auf den Taylorismus mit seiner wissenschaftliche Betriebsführung einerseits, und (bedingt durch die Einführung der Fließbandfertigung) dem Fordismus als einer radikalen Form der Massenproduktion andererseits hinweist.
Die Merkmale der Nun wird mit der McDonaldisierung ein weiterer Lebensbereich McDonaldisierung erschlossen und die Steigerung der Rationalität bleibt nicht mehr nur auf die Produktionssphäre beschränkt: „Bevor es die Fastfoodrestaurants gab, fand Rationalisierung vor allem im Arbeitsleben und in den Produktionsprozessen statt. Das Fastfoodrestaurant führte sie auch um (sic!) Umfeld des Konsums und bei den Konsumvorgängen selbst ein“ (Ritzer 2006, S.71/72). Ritzer stellt dazu vier Dimensionen der Rationalisierung bei McDonald's heraus:
1. Effizienz: durch einen präzise geplanten Ablauf kann das Ziel - das Stillen des Hungers - auf optimalem Wege erreicht werden. Dabei fügen sich nicht nur die Angestellten einem vorgegebenen Verhaltensschema. Auch die Kunden werden nicht zuletzt durch eine drehbuchartige Bedienung zu homogenen Akteuren in diesem Prozess.
2. Berechenbarkeit: Quantitative Gesichtspunkte gelten als Kriterium für Qualität. So meinen die Kunden, dass sich mit der Größe des Essens auch ein für sie größerer Nutzen einstellt; der finanzielle Vorteil liegt aber trotz alledem beim Fastfoodrestaurant.
3. Vorhersagbarkeit: Wo man sich in der Welt auch immer aufhalten mag, überall und jederzeit bekommt man in allen Filialen die identischen Produkte. Diese weitreichende Standardisierung sorgt für Verlässlichkeit und damit eine engere Bindung des Kunden an das Unternehmen.
4. Kontrolle: An verschiedenen Stellen im Konsumtionsprozess werden die Kunden unmerklich und die Mitarbeiter unmittelbar dem Druck ausgesetzt, sich dem reibungslosen und schnellen Betrieb zu fügen.
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Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Sozialer Wandel im 21. Jahrhundert: „McDonaldiserung“ und „Clash of Civilizations“"?
Der Text beschäftigt sich mit George Ritzers These der "McDonaldisierung der Gesellschaft" im Kontext des sozialen Wandels im 21. Jahrhundert. Er knüpft an frühere Theorien der Rationalisierung an, insbesondere an Max Weber, und untersucht, wie die Prinzipien des Fast-Food-Restaurants McDonald's auf andere Lebensbereiche übertragen werden.
Was ist die "McDonaldisierung"?
Die "McDonaldisierung" ist ein von George Ritzer geprägter Begriff, der die zunehmende Rationalisierung und Standardisierung von Prozessen und Lebensbereichen nach dem Vorbild des Fast-Food-Restaurants McDonald's beschreibt. Es geht um Effizienz, Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit und Kontrolle.
Welche vier Dimensionen der Rationalisierung werden bei McDonald's hervorgehoben?
Die vier Dimensionen der Rationalisierung bei McDonald's sind:
- Effizienz: Das Ziel (Hunger stillen) wird durch einen präzise geplanten Ablauf optimal erreicht.
- Berechenbarkeit: Quantitative Gesichtspunkte gelten als Kriterium für Qualität.
- Vorhersagbarkeit: Überall erhält man die identischen Produkte.
- Kontrolle: Kunden und Mitarbeiter werden dem Druck ausgesetzt, sich dem schnellen Betrieb anzupassen.
Inwiefern knüpft Ritzer an Max Weber an?
Ritzer knüpft an Max Weber an, indem er die Tendenz der zunehmenden Rationalisierung in den Mittelpunkt seiner Analyse stellt. Weber beschrieb bereits die rationale Bändigung des Erwerbstriebs im okzidentalen Kapitalismus und die gesteigerte Effizienz der Organisation der Arbeit im Modernisierungsprozess. Ritzer erweitert diese Idee auf den Konsumbereich.
Was wird im Text über Taylorismus und Fordismus gesagt?
Der Text erwähnt Taylorismus (wissenschaftliche Betriebsführung) und Fordismus (radikale Form der Massenproduktion durch Fließbandfertigung) als Vorläufer der McDonaldisierung. Diese Produktionsweisen trugen bereits zur Rationalisierung und Effizienzsteigerung bei, allerdings primär in der Produktionssphäre.
Was sagt Weber über die Auswirkungen der Rationalisierung?
Weber erkennt die Tendenz der Rationalisierung und Bürokratisierung sowie die Möglichkeit einer globalen Ausdehnung des okzidentalen Kapitalismus. Allerdings möchte er keine Zukunftsprognosen zu den Auswirkungen dieses Prozesses geben, sondern spricht lediglich von der Chance, dass bestimmte Auswirkungen eintreten können.
- Arbeit zitieren
- Daniel Belling (Autor:in), 2008, Sozialer Wandel im 21. Jahrhundert: "McDonaldisierung" und "Clash of Civilizations", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173866