Mein Anliegen ist es nicht, die Philosophie Kants darzulegen, sondern bloß auf seine Aussagen über die Zeit näher einzugehen, um erstens klarzustellen, daß die beiden entgegengesetzten Erkenntnistheorien wie sie Elias kurz skizziert hat, durch Kant sowieso schon gelöst oder vereint worden sind (und nicht durch Elias‘ Theorie des menschlichen Wissens), um zweitens Kants Zeitbegriff darzulegen und um drittens die abstruse Ansicht eines fünfdimensionalen Universums, wie sie von Elias beschrieben wurde, zu widerlegen.
Durch die Lektüre des Empiristen Humes wurde Kant damals aus seinem dogmatischen Schlummer geweckt. Er sah ein, daß sowohl der Rationalismus als auch der Empirismus gerechtfertigt waren. Vernunft allein konnte nicht zu Erkenntnis führen, und Erfahrung allein auch nicht. Sodann begann er die beiden entgegengesetzten Strebungen miteinander zu kombinieren.
Nach Kant können Zugleich und Aufeinanderfolge nicht wahrgenommen werden, wenn die Vorstellung der Zeit nicht schon gegeben wäre. Das heißt, die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zugrunde liegt. Sie ist a priori, in ihr allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungen möglich. Sie ist also die Bedingung der Möglichkeit der (aller) Erscheinungen. Sie ist die subjektive Bedingung, unter der alle Anschauungen in uns stattfinden können. Anzumerken ist hier, daß Kant zwischen noumenon (Ding an sich) und phaenomenon (Erscheinung) unterscheidet. Insofern zeigt sich die Zeit als Naturgegebenheit, als eine in der Natur des Menschen angelegte Vorstellung (vgl. Elias) mit der Erscheinungen zur Anschauung werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Über die Zeit
- Kants Zeitbegriff
- Der multifunktionale Charakter der Zeit
- Zeit und Gesellschaft
- Zeit und Erkenntnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der philosophischen Debatte über die Natur der Zeit, insbesondere mit den Theorien von Norbert Elias und Immanuel Kant. Sie analysiert die unterschiedlichen Ansätze beider Denker und untersucht, inwieweit Kants Philosophie bereits die von Elias aufgeworfenen Probleme gelöst oder zumindest aufgegriffen hat.
- Die beiden gegensätzlichen Positionen zur Natur der Zeit: Objektive Gegebenheit vs. Subjektive Konstruktion
- Die Rolle der Zeit in der menschlichen Erkenntnis
- Kants Kritik an den traditionellen Erkenntnistheorien
- Die transzendentale Idealität der Zeit
- Die Frage nach der Möglichkeit einer fünften Dimension
Zusammenfassung der Kapitel
Über die Zeit
Dieser Abschnitt untersucht die beiden gegensätzlichen Positionen zur Zeit, die Elias beschreibt: Die Zeit als objektive Gegebenheit der natürlichen Schöpfung und die Zeit als subjektive Konstruktion des menschlichen Bewusstseins. Hierbei wird auch Kants Konzept von Zeit und Raum als a priori-Formen der Anschauung eingeführt.
Kants Zeitbegriff
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf Kants Zeitbegriff, der sowohl subjektive als auch objektive Aspekte beinhaltet. Es werden Kants Argumente für die transzendentale Idealität der Zeit und die daraus resultierende Unterscheidung zwischen Ding an sich und Erscheinung erläutert.
Der multifunktionale Charakter der Zeit
Dieser Abschnitt beleuchtet die verschiedenen Funktionen, die die Zeit im menschlichen Leben einnimmt. Es wird deutlich, dass die Zeit nicht nur als eine Dimension des natürlichen Universums, sondern auch als kommunikatives Symbol und Orientierungsmittel fungiert.
Zeit und Gesellschaft
Dieser Abschnitt betrachtet die Zeit aus der Perspektive der Gesellschaft. Es wird argumentiert, dass die Zeit auch von sozialen Prozessen geprägt und beeinflusst wird, und dass sie als ein Symbol mit hoher Objektadäquanz fungieren kann.
Zeit und Erkenntnis
Dieser Abschnitt untersucht die Beziehung zwischen Zeit und Erkenntnis. Es wird gezeigt, dass die Zeit eine fundamentale Rolle in der Bildung von Wissen und in der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins spielt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Arbeit sind: Zeit, Philosophie, Erkenntnis, Norbert Elias, Immanuel Kant, transzendentale Idealität, Ding an sich, Erscheinung, subjektive Bedingung, objektive Gültigkeit, multifunktionaler Charakter, fünfdimensionales Universum, Gesellschaft, Natur.
- Arbeit zitieren
- Mag. Marc Hollenstein (Autor:in), 2001, NORBERT ELIAS und IMMANUEL KANT - über die Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17396