Der Text geht von der These aus, der Staat habe bei der Erfüllung seiner
Aufgaben, zumindest partiell, versagt. Dabei wird zwischen drei verschiedenen
Diskussionszusammenhängen unterschieden, die wiederum ihrerseits auf drei
verschiedene Staatsfunktionen bezogen werden: Die Ordnungsfunktion, die
Wohlfahrtssicherungsfunktion und die Gestaltungsfunktion.
Im Zusammenhang mit der Ordnungsfunktion spricht Mayntz von einer
drohenden Unregierbarkeit der westlichen Demokratien und verweist auf
Probleme bei der Durchsetzung politischer Herrschaft, Konformitätsmängel
und erodierender Folgebereitschaft. Demgegenüber sei die Krise des
Wohlfahrtsstaates weniger ein Problem des Steuerstaates, als vielmehr ein
finanzielles Problem: “Nicht die Wünschbarkeit einer umfassenden
Daseinsvorsorge, sondern ihre Finanzierbarkeit angesichts ständig steigender
Erwartungen wird zum Problem“ 1
Im Fokus des Textes jedoch steht das sich auf die Gestaltungsfunktion
beziehende Paradigma des Steuerungsversagens.
Die Diskussion über das Steuerungsversagen beschäftigt sich mit dem
Phänomen, daß der Staat aufgrund der Schranken in seinem
Interventionsinstrumenten nicht mehr in der Lage ist, auf gewisse ökonomische
und soziale Probleme adäquat zu reagieren und die gesellschaftliche
Entwicklung in eine gewünschte Richtung zu steuern. Die Konsequenzen sind
zum einen die Forderung nach Entwicklung von alternativen Steuerungselementen und zum anderen die Frage nach einer Revision der
Ansprüche zentralstaatlicher Steuerung. [...]
1 Mayntz,R. „Politische Steuerung und gesellschaftliche Steuerungsprobleme – Anmerkungen zu einem
theoretischen Paradigma“ In : Jahrbuch zur Staats- und Verwaltungswissenschaft, Band 1/ 1987, Baden-Baden
Seite 90 Zeile 4-6
Inhaltsverzeichnis
- Ausgangsthese
- Der Begriff der Steuerung
- Zu „Grenzen der Steuerung“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Problematik des Steuerungsversagens im Kontext der staatlichen Aufgaben. Mayntz argumentiert, dass der Staat bei der Erfüllung seiner Ordnungs-, Wohlfahrtssicherungs- und Gestaltungsfunktionen an Grenzen stößt. Der Fokus liegt dabei auf der Gestaltungsfunktion und den Schwierigkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen in eine gewünschte Richtung zu steuern.
- Analyse des Konzepts der Steuerung im Wandel der Zeit
- Kritik an der Vernachlässigung der Problemdiagnose von Steuerungsdefiziten
- Die Bedeutung der Akteursperspektive im Kontext der Steuerung
- Das Steuerungsobjekt als dynamisches und selbsttätig entwickelndes System
- Abgrenzung von punktuellen Eingriffen und Aufbau sozialer Gebilde von der Steuerung
Zusammenfassung der Kapitel
Ausgangsthese
Der Text legt die These dar, dass der Staat bei der Erfüllung seiner Aufgaben (Ordnungsfunktion, Wohlfahrtssicherungsfunktion und Gestaltungsfunktion) an Grenzen stößt. Mayntz verweist auf die drohende Unregierbarkeit der westlichen Demokratien und die finanzielle Herausforderung des Wohlfahrtsstaates. Der Schwerpunkt des Textes liegt jedoch auf dem Steuerungsversagen im Zusammenhang mit der Gestaltungsfunktion.
Der Begriff der Steuerung
Mayntz beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs „Steuerung“ und seine Verwendung in verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten. Sie kritisiert die uneinheitliche Verwendung des Begriffs und plädiert für eine engere Definition mit Fokus auf die Akteursperspektive. Steuerung wird als gezielte Beeinflussung eines Systems definiert, um es von einem Zustand in einen anderen zu bringen. Dabei spielen Steuerungssubjekte (z.B. Handlungsfähige soziale Kollektive) und Steuerungsobjekte eine zentrale Rolle.
Zu „Grenzen der Steuerung“
Mayntz argumentiert, dass Steuerungsobjekte als dynamische und selbsttätig entwickelnde Systeme betrachtet werden müssen. Steuerung zielt darauf ab, die autonome Dynamik dieser Systeme zu beeinflussen, sei es durch Bewahrung bestehender Strukturen, Umkehrung spontaner Prozesse oder Veränderungen stabiler Strukturen. Punktuelle Eingriffe und der Aufbau sozialer Gebilde werden hingegen nicht als Steuerung verstanden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe des Textes sind Steuerungsversagen, Steuerung, Akteursperspektive, gesellschaftliche Entwicklung, staatliche Aufgaben, Ordnungsfunktion, Wohlfahrtssicherungsfunktion, Gestaltungsfunktion, Steuerungsobjekt, Steuerungssubjekt, dynamische Systeme, punktuelle Eingriffe und Aufbau sozialer Gebilde. Der Text befasst sich mit der Problematik der staatlichen Steuerung im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und beleuchtet verschiedene Ansätze zur Analyse von Steuerungsdefiziten.
- Quote paper
- Christian Meister (Author), 2001, Zu Renate Mayntz: Politische Steuerung und gesellschaftliche Steuerungsprobleme - Anmerkungen zu einem theoretischen Paradigma", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17441