Die Deutsche Frage in der Paulskirche


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Was ist des Deutschen Vaterland? Beweggründe und Ziele

3. Die Gebiete
3.1. Schleswig
3.2. Posen
3.3. Böhmen und Mähren
3.4. Oberitalien
3.5. Limburg
3.6. Österreich

4. Resümee

Literaturverzeichnis

1. Einführung

Mit der Revolution 1848 wurden unter anderem Forderungen nach einer einheitlichen deutschen Nationalversammlung laut. Weitere Märzforderungen von 1848 waren zudem eine demokratische Verfassung, Versammlungsfreiheit und ein einheitlicher deutscher Nationalstaat. Die Folge daraus war, dass die gewählte Nationalversammlung im Mai 848 erstmals in der Frankfurter Paulskirche zusammentrat. Ihre Aufgabe war es vor allem, eine demokratische Verfassung auszuarbeiten. In dieser Verfassung musste vor allem festgelegt werden, auf welches Staatsgebiet sie sich bezieht und für wem sie denn eigentlich gilt.

Das Ziel dieser Arbeit wird es sein, die Frage nach dem Gebiet der Deutschen Nation zu klären. Wer gehörte der Deutschen Nation an und welche Kriterien gab es zu ihr zu gehören? Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Klärung der Schleswig-Frage, auf dem polnisch besiedelten Posen, auf Oberitalien und Limburg, auf Böhmen und Mähren, aber auch auf der Habsburger Monarchie im Allgemeinen. Sollte ein groß- oder ein kleindeutsches Reich ausgebildet werden? Es steht also die Frage im Raum, wie groß man sich dieses Reich vorstellte und welche Nationen vertreten sein sollten. Verschiedene Nationalitäten waren ja genügend vorhanden, schon allein wegen dem Vielvölkerstaat der Habsburger Monarchie.

Zudem ist es auch interessant zu erfahren welche Interessen vorwiegend vertreten wurden und wie auf diese verteidigt wurden. Wie wurde auf Minderheiten reagiert?

Ganz allgemein soll diese Arbeit den Umgang mit politischen Krisen aufzeigen und die Probleme einer Nationsbildung verdeutlichen.

2. Was ist des Deutschen Vaterland? Beweggründe und Ziele

„In den ersten Artikeln der Verfassung musste festgelegt werden, welche Gebiete dem künftigen Reich angehören sollten. Dabei ging es vor allem um Schleswig, die preußischen Besitzungen des ehemaligen Königreiches Polen und um die Zukunft des Vielvölkerstaates der Habsburger Monarchie.“[1] Die Formulierung der nationalen Frage war seit Beginn der Revolution schwierig, da es bisher noch nie einen deutschen Nationalstaat gegeben hatte.[2] „Die Frage ergab sich durch die politischen Bedingungen; sie bedeutete eine Absage an die politischen Bedingungen; sie war entlehnt von politischen Modellen außerhalb der deutschen Länder.“[3] Es reichte nicht den Deutschen Bund nur zu reformieren und ihn souverän und konstitutionell zu gestalten, es musste auch der Begriff „Nation“ festgelegt werden. Eine deutsche Nation sollte der Träger der deutschen Kultur sein, was sich vor allem mit dem Gebrauch der deutschen Sprache verband.[4]

Die Umformung des Deutschen Bundes in einen Nationalstaat führte aber unabwendbar zu Konflikten mit anderen Nationen. Es ging um Gebiete und Regionen, die sich ganz oder teilweise auf dem Gebiet des Deutschen Bundes befanden, sich aber nicht in einen deutschen Nationalstaat eingliedern lassen wollten.[5] In ganz Europa regten sich die nationalen Bewegungen und forderten ihre Unabhängigkeit. Diese europäische Revolution richtete sich gegen die Grundsätze von 1815.[6]

Da vor allem in der Habsburger Monarchie fast jede europäische Nationalität vertreten war, die sich noch nicht in einem eigenen Staat ausgebildet hatte, verletzte jeder Versuch „den Deutschen Bund von einem multinationalen Staatenbund in einen bundesstaatlichen deutschen Nationalstaat zu verwandeln die Interessen der vielen anderen Nationen.“[7]

Während der Revolution versuchten viele Nationen ihre Sehnsucht nach einem eigenen Nationalstaat zu erfüllen. Vor allem für die deutsche Nation war es sehr schwer friedlich einen Nationalstaat festzulegen, da für ein künftiges Europa der Nationen die territoriale Ausdehnung des deutschen Nationalstaates annehmbar sein musste. Es existierten auch keine historischen Vorbilder für eine Staatsvereinigung und zugleich Staatstrennung. Jedoch sollte um des Friedens Willen im Staatsgründungsakt auf historisch angestammte Territorien verzichtet werden. Allerdings war auch die Deutsche Nation zu einem solchen Schritt nicht bereit.[8] Bundesfremde Gebiete die eindeutig oder auch nur größtenteils als deutsch angesehen wurden, zählten zum nationalen Einigungswerk gezählt und es fanden Abgeordnetenwahlen für die Frankfurter Nationalversammlung statt. Dies war unter anderem in Posen und Ostpreußen der Fall.[9] „In imperialen Machtträumen wurde eine deutsche Hegemonie von der Nord- und Ostsee bis zur Adria und zum Schwarzen Meer als Zukunftsvision beschworen.“[10]

3. Die Gebiete

3.1. Schleswig

Durch den Konflikt zwischen Dänemark und der deutschen Nation um die Herzogtümer Schleswig und Holstein erhitzten sich die nationalen Emotionen in Deutschland sehr. Er führte sehr weit an den Rand eines großen europäischen Krieges und ließ die Verflechtungen zwischen innenpolitischen und nationalen Entscheidungen deutlich werden.[11]

„In Schleswig-Holstein regierte die einzige revolutionäre provisorische Landesregierung, die sich offen gegen den Inhaber der Landeshoheit aufgelehnt hatte und die dennoch von den übrigen deutschen Regierungen und der Bundesversammlung anerkannt worden war.“[12]

Bereits der „Siebzehnerausschuss“, ein vom Bundestag eingesetzter Ausschuss, der nach dem Ausbruch der Märzrevolution im Deutschen Bund einen Verfassungsentwurf ausarbeiten sollte, empfahl im März den Einschluss Schleswigs in eine deutsche Nation.[13] Laut der deutschen Nationalbewegung konnten sich die Nationalversammlung und deren provisorische Reichszentralgewalt nur legitimieren, wenn sie sich der Herzogtümer Schleswig und Holstein annektiert.[14] Die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung fanden in dem zum Deutschen Bund gehörenden Holstein statt, aber auch in Schleswig, das am 22. März 1848 in den dänischen Staat inkorporiert wurde.[15] Politisch wurde dies dadurch gerechtfertigt, da Schleswig und Holstein durch eine Personalunion untrennbar seien. Es sollten entweder beide Gebiete ganz zur deutschen Nation gehören oder beide draußen bleiben.[16] Des Weiteren wurde als zentrales Argument verdeutlicht, dass das Nationalstaatsprinzip auch im Norden durchgesetzt werden muss, weil Schleswig trotz seiner dänischsprechenden Minderheit sprachnational zu Deutschland zu rechnen sei.[17] Preußen exekutierte den Willen der der deutschen Nationalrevolution und preußische Militärtruppen besetzen Schleswig.[18] „Aber das rief die europäischen Mächte auf den Plan, die den deutschen Einheitsbemühungen ohnehin skeptisch gegenüberstanden und jetzt, mit dem Ausgreifen der deutschen Nationalbewegung auf die Länder der dänischen Krone, ihre Befürchtungen bestätigt sahen.“[19] Aus der Sicht der europäischen Kabinette war die deutsche Einigung der Aufstand gegen die Prinzipien des europäischen Gleichgewichtes.[20] „Britische Kriegsschiffe demonstrierten in der Nordsee, russische Truppen manövrierten an der preußischen Ostgrenze, französische Gesandte forderten Garantien für die fortbestehende Souveränität der deutschen Teilstaaten.“[21] Nach britischer Vermittlung zogen sich die preußischen Truppen schließlich nach Südschleswig zurück. Auf den Vorschlag der Briten, Schleswig entlang der Sprachgrenze zu teilen, reagierten Deutsche und Dänen mit Ablehnung.[22] „Territoriale „Integrität“ war ihnen wichtiger als Selbstbestimmung der jeweiligen nationalen Bevölkerungsgruppe.“[23] In der Frankfurter Nationalversammlung wurde die Schleswig-Holstein-Frage zur „Ehrensache der deutschen Nation“ erklärt. Allerdings war sie längst zu einer Machtfrage in Deutschland geworden, aber sie war auch ein Problem der europäischen Politik. Dänemark verteidigte was es bereits hatte und das militärisch stärkere Deutschland versuchte sein Territorium zu erweitern. Auf Druck Großbritanniens und Russlands schloss Preußen am 26. August 1848 in Malmö einen Waffenstillstand und legte somit sämtliche Ansprüche ab. Darauf reagierte die deutsche Nationalbewegung empört und forderte von Preußen ganz Schleswig für den deutschen Nationalstaat einzunehmen. Mit der zweiten Abstimmung, wo sich der preußische König weigerte für Schleswig einen europäischen Krieg zu riskieren, fand sich zwar die Mehrheit der Paulskirche ab, doch die deutsche Nationalbewegung fühlte sich verraten.[24]

[...]


[1] Botzenhart, Manfred, 1848/49: Europa im Umbruch, Paderborn 1998, S. 197f.

[2] Vgl. Breuilly, John, Nationalbewegung und Revolution, in: Dipper, Christof/ Speck, Ulrich (Hg.), Revolution in Deutschland 1848, Frankfurt am Main 1998, S. 315.

[3] Ebd.

[4] Vgl. Ebd., S. 316.

[5] Vgl. Langewiesche, Dieter, Revolution in Deutschland. Verfassungsstaat – Nationalstaat – Gesellschaftsreform, in: Dowe, Dieter, Haupt, Heinz-Gerhard, Langewiesche, Dieter (Hg.), Europa 1848. Revolution und Reform, Bonn 1998, S. 180.

[6] Vgl. Schulze, Hagen, Der Weg zum Nationalstaat. Die deutsche Nationalbewegung vom 18. Jahrhundert bis zur Reichsgründung, München 1985, S. 89.

[7] Langewiesche, Dieter, Revolution in Deutschland, S. 180f.

[8] Vgl. Ebd., S. 181.

[9] Vgl. Siemann, Wolfram, Die deutsche Revolution von 1848/49, Frankfurt am Main 1991, S.148.

[10] Langewiesche, Dieter, Revolution in Deutschland, S. 181.

[11] Vgl. Ebd., S. 181.

[12] Siemann, Wolfram, Die deutsche Revolution, S. 153.

[13] Vgl. Breuilly, John, Nationalbewegung und Revolution, S. 319.

[14] Vgl. Schulze, Hagen, Der Weg zum Nationalstaat, S. 90.

[15] Vgl. Langewiesche, Dieter, Revolution in Deutschland, S. 182.

[16] Vgl. Breuilly, John, Nationalbewegung und Revolution, S. 319.

[17] Wollstein, Günter, Mitteleuropa und Großdeutschland-Visionen der Revolution 1848/49. Nationale Ziele in der deutschen Revolution, in: Langewiesche, Dieter (Hg.), Die deutsche Revolution von 1848/49, Darmstadt 1983, S. 238.

[18] Vgl. Langewiesche, Dieter, Revolution in Deutschland, S. 182.

[19] Schulze, Hagen, Der Weg zum Nationalstaat, S. 90.

[20] Vgl. Ebd.,

[21] Ebd.

[22] Vgl. Langewiesche, Dieter, Revolution in Deutschland, S. 182.

[23] Ebd.

[24] Vgl. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Deutsche Frage in der Paulskirche
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Institut für Europäische Geschichte)
Veranstaltung
Europa 1848/49: Wirtschaft und Gesellschaft im Umbruch
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V174413
ISBN (eBook)
9783640948574
ISBN (Buch)
9783640948352
Dateigröße
399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Europa, Revolution 1848, Revolution, 1848, Paulskirche, Deutschland, Gebiete, Schleswig, Posen, Böhmen, Mähren, Oberitalien, Limburg, Österreich, Deutsche Frage
Arbeit zitieren
Katja Schaffrath (Autor:in), 2007, Die Deutsche Frage in der Paulskirche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174413

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