Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Phasen der französischen Strafverfolgungspolitik deutscher Kriegs- und NS-Verbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu Beginn wird zunächst die Ausgangssituation Frankreichs nach dem deutsch- französischen Waffenstillstandsabkommen von 1940 geschildert. Die Herausbildung der französischen Widerstandsbewegung als Reaktion auf dieses Abkommen und die darauf folgende Partisanenbekämpfung der deutschen Besatzer forderte zwischen 1940 und 1945 unter der französischen Zivilbevölkerung zahlreiche Todesopfer. Nur durch die Erläuterung dieser vorangegangenen Ereignisse lässt sich das starke Bedürfnis der Franzosen nach einer strafrechtlichen Ahndung deutscher Kriegsverbrechen, die ab 1944 einsetzte und um die es im weiteren Verlauf der Arbeit gehen soll, begreifen. In ihrer Studie „Frankreich und die deutschen Kriegsverbrecher“ von 2004 untersucht Claudia Moisel die französische Strafverfolgung nach dem Zweiten Weltkrieg und unterteilt dabei die französische Strafpraxis zur Ahndung von deutschen Kriegsverbrechen zeitlich in zwei Phasen. Auf die Unterschiede im Bereich der französischen Strafpraxis während dieser beiden Phasen, deren Zäsur Moisel auf den anglo- amerikanischen Auslieferungsstopp von 1947 zurückführt, wird im Hauptteil der vorliegenden Arbeit eingegangen. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt und auf deren Beantwortung die vorliegende Arbeit abzielt, lautet: Warum veränderte sich die Strafverfolgungspolitik Frankreichs im Verlauf dieser beiden Phasen? Was waren die Gründe und welche politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren spielten dabei eine Rolle?Unabhängig von der Untersuchung der von deutschen Besatzern begangenen Verbrechen, die in der Forschung bereits ausreichend untersucht worden sind (wie z. B. in Eberhard Jäckels Studie „Frankreich in Hitlers Europa“), soll herausgestellt werden, wie unterschiedlich die Reaktionen der Deutschen und Franzosen auf die Strafverfolgungspolitik Frankreichs ausfielen und was dies letztendlich für die strafrechtliche Ahndung und das deutsch-französische Verhältnis bedeutete.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Einordnung
- Das Waffenstillstandsabkommen von 1940 und die Folgen für Frankreich
- Der Beginn des Widerstandes
- Die Organisation der Résistance und erste Maßnahmen...
- Deutsche Reaktionen- Die „Partisanenbekämpfungsmaßnahmen“
- Der Weg zur französischen Strafverfolgung deutscher Kriegsverbrechen
- Die Libération und die Wiederherstellung der französischen „Ordnung“
- Die Augustverordnung von 1944...
- Die französische Strafverfolgung deutscher Kriegsverbrechen
- Die ersten Jahre der Strafverfolgung von 1946 bis 1949.
- Probleme für die französische Strafverfolgung- Der anglo- amerikanische Auslieferungsstopp..
- Die Reaktion der Franzosen nach dem Auslieferungsstopp: Die französische Strafverfolgung von 1949 bis 1955..
- Die Reaktionen der französischen Öffentlichkeit:
- Die deutsch- französische Annäherung und die Forderungen nach einer Beendigung der französischen Strafverfolgungspolitik
- Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland:
- Die Forderungen nach Generalamnestie:
- Die Reaktionen auf die politischen Maßnahmen einer deutsch- französischen Annäherung
- Der Generalvertrag und die Gegenstimmen aus Frankreich:
- Kein Ende der französischen Strafverfolgung: Der Oradour- Prozess..
- Amnestie und die Interpretationen der Schuldigen...
- Die Wiedereingliederung der Täter und das deutsch- französische Zusatzabkommen.…..\li>
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die französische Strafverfolgung von deutschen Kriegs- und NS-Verbrechern nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie beleuchtet die Ausgangssituation Frankreichs nach dem Waffenstillstandsabkommen von 1940 und analysiert die Herausbildung des französischen Widerstands und die darauf folgende deutsche Partisanenbekämpfung. Die Arbeit fokussiert auf die französische Strafverfolgung ab 1944 und untersucht die Gründe für die Veränderung ihrer Politik in zwei unterschiedlichen Phasen.
- Die französische Strafverfolgung nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die Gründe für die Veränderung der französischen Strafverfolgungspolitik
- Die Reaktionen der Deutschen und Franzosen auf die Strafverfolgungspolitik
- Der Einfluss des anglo-amerikanischen Auslieferungsstopps
- Die deutsch-französische Annäherung und die Forderungen nach einer Beendigung der französischen Strafverfolgung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fokus der Arbeit auf die französische Strafverfolgung deutscher Kriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg dar. Sie führt in die Ausgangssituation Frankreichs nach dem Waffenstillstandsabkommen von 1940 ein und beleuchtet die Bedeutung des französischen Widerstands und der deutschen Partisanenbekämpfung. Kapitel 2 widmet sich der historischen Einordnung der Situation in Frankreich, indem es das Waffenstillstandsabkommen von 1940, die Herausbildung des französischen Widerstands und die deutschen Reaktionen auf diesen analysiert. Die folgenden Kapitel fokussieren auf die französische Strafverfolgung deutscher Kriegsverbrechen, zunächst die ersten Jahre von 1946 bis 1949 und anschließend die Phase von 1949 bis 1955, die durch den anglo-amerikanischen Auslieferungsstopp geprägt war. Schließlich behandelt Kapitel 6 die deutsch-französische Annäherung und die Forderungen nach einer Beendigung der französischen Strafverfolgungspolitik, einschließlich der Reaktionen auf den Generalvertrag und den Oradour-Prozess.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie die französische Strafverfolgung, deutsche Kriegsverbrechen, NS-Verbrechen, der Zweite Weltkrieg, das Waffenstillstandsabkommen von 1940, der französische Widerstand, die deutsche Partisanenbekämpfung, der anglo-amerikanische Auslieferungsstopp, die deutsch-französische Annäherung, Generalamnestie und der Oradour-Prozess. Die zentralen Forschungsaspekte umfassen die politische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung in Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die Auswirkungen der Strafverfolgung auf das deutsch-französische Verhältnis.
- Arbeit zitieren
- Jenna Wegener (Autor:in), 2009, NS-Verbrechen in Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174518