1. Einleitung
„Wenn ein Autor behauptet, er habe im Rausch der Inspiration geschrieben, lügt er. Genie ist zehn Prozent Inspiration und neunzig Prozent Transpiration.“
Dieses Zitat von Umberto Eco verdeutlicht einen Umschwung bei der Betrachtung literarischer Werke, der bereits im 18. Jahrhundert begann. Das Schaffen eines Textes ist nicht mehr zurückzuführen auf eine einzigartige, geniale Inspiration des Autors, sondern vor allem auf lange, detaillierte Arbeit am Text. So ist es nicht verwunderlich, dass sich das Interesse der Rezipienten, aber noch mehr der Literaturwissenschaft auch auf eben diese Arbeit richtet: auf die Entwicklung eines Textes bis zur endgültigen Fassung sowie die Vorgehensweise des Autors während des Schaffensprozesses. Die Analyse von Handschriften und Vorstufen literarischer Texte kann viele interessante Fragen beantworten, Verständnishilfe schaffen und Vorraussetzungen für weitere Forschungen geben. So ist es zu beobachten, dass sich in verschiedenen Ländern verschiedene Methoden zur Untersuchung der Textgenese entwickelt haben, mit ebenso verschiedenen Leitmotiven und Zielen. Dies sind alles Gründe, weswegen eine nähere Beschäftigung mit dieser Thematik lohnenswert erscheint.
Diese Arbeit behandelt nun die deutsche Editionswissenschaft sowie die französische „critique génétique“. Die beiden Strömungen bieten sich sehr gut für einen Vergleich an, da sie in vielen Punkten miteinander Verbunden sind, sowohl inhaltlich als auch geschichtlich. Es sollen nun beide Forschungsrichtungen zuerst hinsichtlich ihrer Historie und Entwicklung vorgestellt werden um in die Thematik einzuleiten und ein ausreichendes Vorwissen zu schaffen. Folgend werden die Zielsetzungen und Arbeitsweisen der beiden Strömungen dargestellt, um genauere Einblicke in die Strömungen zu vermitteln – der Genauigkeit wird natürlich durch den Umfang dieser Arbeit eine enge Grenze gesetzt. Die so erlangten Kenntnisse sollen genutzt werden, um einen Vergleich zwischen beiden Forschungsrichtungen anzustellen. Diese Gegenüberstellung soll zum einen Gemeinsamkeiten herausarbeiten als auch Gegensätze aufzeigen. So ist der Vergleich ebenfalls ein passender Punkt, um Kritik an gewissen Eigenschaften und Methoden der Strömungen zu üben oder gegebenenfalls auch Kritiken entgegenzutreten. Schließlich sollen die gewonnenen Einsichten dazu genutzt werden, Möglichkeiten zur Annäherung und Verständigung zwischen der deutschen und der französischen Forschungsart zu finden. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entstehungsgeschichte und Entwicklung beider Strömungen
2.1 Die deutsche Editionswissenschaft
2.2 Die französische „critique génétique“
3. Editionswissenschaft: Zielsetzung und Arbeitsweise
3.1 Die Ziele der Editionswissenschaft
3.2 Die Arbeitsweise der Editoren
4. „Critique génétique“: Zielsetzung und Arbeitsweise
4.1 Die Ziele der „critique génétique“
4.2 Die Arbeitsweise der Textgenetiker
5. Vergleich und Kritik: Editionswissenschaft vs. „critique génétique“
5.1 Gemeinsamkeiten der beiden Forschungsrichtungen
5.2 Unterschiede der beiden Forschungsrichtungen
5.3 Kritik: Editionswissenschaft vs. „critique génétique “
5.4 Wertschätzung
6. Möglichkeiten der Verständigung und Ausblick
6.1 Zur Verständigung und zum Konsens
6.2 Blick in die Zukunft
7. Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Ulf ter Bekke (Author), 2010, Editionswissenschaft und „critique génétique“ , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174618
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