Die Bewertung eines Unternehmens ist nicht nur eine betriebswirtschaftliche, sondern eine originär rechtliche Aufgabe. Sie wird für Juristen vor allem dann relevant, wenn der Gesetzgeber dem Mehrheitsaktionär die Möglichkeit einer tiefgreifenden Beeinträchtigung der gesellschaftsrechtlichen Stellung außenste-hender Gesellschafter ermöglicht und diesen ein angemessener Ausgleich für die erlittene Einbuße gewährt werden muss (vgl. §§ 304, 305, 320b, 327a AktG). Zu der Frage, wie die dafür notwendige Unternehmens- und Anteilsbewertung zu erfolgen hat, existiert heute eine unüberschaubare Anzahl an überwiegend be-triebswirtschaftlich geprägten Methoden . Bei unbefangener Betrachtungsweise scheint es jedoch naheliegend, auf ein lange kaum berücksichtigtes Instrument zurückzugreifen: den Markt selbst. So stellte schon Herr Zumwinkel als damaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG fest: „Der Markt hat immer Recht, es gibt keine andere Instanz." Unter dieser Prämisse soll im Folgenden untersucht werden, ob nicht der Börsenkurs als ausschließliches Kriterium zur Bestimmung der angemessenen Abfindungshöhe bei Strukturmaßnahmen dienen sollte.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- A.
- B.
- C.
- GANG DER UNTERSUCHUNG
- AKTUELLER MEINUNGSSTAND ZUR BEWERTUNGS- METHODE
- I. AUFFASSUNG DER RECHTSPRECHUNG
- II. VERTRETENE ANSICHTEN IN DER LITERATUR
- DER BÖRSENKURS ALS AUSSCHLIEBLICHER BEWERTUNGS- FAKTOR
- I. BEWERTUNGSGEGENSTAND DER §§ 304, 305 AKTG
- 1. Vorgaben der Verfassung
- a) Schutzgehalt des Art. 14 I GG
- b) Konsequenzen für den Bewertungsgegenstand
- 2. Vorgaben des einfachen Rechts
- 3. Ergebnis
- II. BÖRSENKURS ALS SINNVOLLE BEWERTUNGS- METHODE?
- 1. Vollständigkeit der Informationsgrundlage
- 2. Beeinflussbarkeit und Manipulierbarkeit
- 3. Objektivität der Bewertung
- 4. Aufwand der Bewertung
- 5. Rechtssicherheit
- 6. Ergebnis
- III. AUSNAHMEN
- 1. Kapitalmarktineffizienz
- 2. Keine Zulassung am regulierten Markt
- 3. Liquidation der Gesellschaft
- EINZELFRAGEN: WELCHER BÖRSENKURS SOLL MAßGEBLICH SEIN?
- I. BEZUGSPUNKT
- 1. Stichtagskurs
- 2. Durchschnittskurs
- II. REFERENZPERIODE
- 1. Länge der Referenzperiode
- 2. Beginn und Ende des Referenzzeitraums
- a) Zeitpunkt der Hauptversammlung
- b) Bekanntgabe der Strukturmaßnahme
- aa) Manipulationsgefahr
- bb) Informationspflichten
- cc) Normative Ausprägung
- dd) Ergebnis
- III. BEWERTUNG DER OBERGESELLSCHAFT
- ISONSTIGE BEWERTUNGSANLÄSSE
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, ob der Börsenkurs bei Strukturmaßnahmen, wie z.B. Fusionen oder Spaltung, als ausschließlicher Bewertungsfaktor für die Bewertung der betroffenen Unternehmen herangezogen werden kann. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Vorgaben, die den Bewertungsprozess bestimmen, und untersucht die Eignung des Börsenkurses als Bewertungsmaßstab unter verschiedenen Gesichtspunkten.
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Unternehmensbewertung bei Strukturmaßnahmen
- Eignung des Börsenkurses als Bewertungsmethode
- Kritikpunkte an der ausschließlichen Verwendung des Börsenkurses
- Ausnahmen von der Anwendung des Börsenkurses
- Besonderheiten bei der Festlegung des relevanten Börsenkurses
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Gegenstand der Untersuchung und den Gang der Arbeit erläutert. Anschließend werden die aktuellen Ansichten zur Bewertungsmethode in der Rechtsprechung und Literatur dargestellt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Diskussion des Börsenkurses als alleinigem Bewertungsfaktor, wobei die rechtlichen Vorgaben des Aktiengesetzes und der Verfassung analysiert werden. Die Arbeit untersucht die Vor- und Nachteile der Verwendung des Börsenkurses als Bewertungsmethode und beleuchtet dabei die Themen Vollständigkeit der Informationsgrundlage, Beeinflussbarkeit, Objektivität, Aufwand und Rechtssicherheit. Es werden zudem Ausnahmen von der Anwendung des Börsenkurses diskutiert, wie z.B. bei Kapitalmarktineffizienz oder fehlender Zulassung am regulierten Markt. Schließlich werden Einzelfragen zur Festlegung des maßgeblichen Börsenkurses, wie z.B. der Stichtagskurs oder Durchschnittskurs, sowie die Referenzperiode behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Unternehmensbewertung, Strukturmaßnahmen, Aktiengesetz, Börsenkurs, Kapitalmarkt, Rechtssicherheit, Informationsgrundlage, Bewertungsmethode, Kapitalmarktineffizienz, Referenzperiode, Stichtagskurs, Durchschnittskurs.
- Quote paper
- Gerrit Manuel Bulgrin (Author), 2011, Unternehmensbewertung bei Strukturmaßnahmen nach dem Börsenkurs?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174687