Die Leifrage zielt darauf ab, neben der Darstellung entsprechender
Tischverhaltensnormen das strukturell prägende soziale Umfeld, vor allem die höfische Kultur mit ihrem spezifischen Normensystem zu untersuchen. Anhand dessen soll aufgezeigt werden, dass die Tischsitten der Ritter im Kontext dieses sozial verbindlichen Regelsystems zu verstehen sind.
In der Arbeit werden zunächst elementare ritterliche Tischsitten dargestellt. Zu diesem Zweck wird hauptsächlich auf die Quelle „Disciplina clericalis“ von Petrus Alfonsi
zurückgegriffen, weil sich in einem Unterabschnitt des 26. Kapitels viele Verhaltensregeln für gesittetes Essverhalten finden lassen. Andere Quellen wie die von Thomasin von Zerclaere im
„Wälschen Gast“ dargestellten Tischsitten oder die Regeln Tannhäusers in seiner „Tischzucht“ spielen demgegenüber nur eine sekundäre Rolle, so zum Beispiel im sich anschließenden Abschnitt zur Weiterentwicklung der Normen des Essverhaltens. Daraufhin
folgt der analytische Hauptpunkt der Arbeit, in welchem die Tischsitten der Ritter in den Kontext der höfischen Gesellschaft gestellt werden. Um dies auf profunde Weise zu tun,werden zunächst soziologische Vorbetrachtungen durchgeführt, damit die Korrelation von Tischsitten und dem Ausdruck gesellschaftlich relevanter Normen deutlich wird. Des Weiteren geht die Analyse der Frage nach, inwiefern die Praktizierung von Tischsitten ein Ausdruck höfischer Verhaltensmuster ist und in welchem Ausmaß damit eine Abgrenzung
des Adels von anderen sozialen Gruppen einhergeht. Zuletzt werden im Zuge dieser Analyse die Zusammenhänge von Tischsitten mit Tugend und Selbstdisziplin unter die Lupe genommen. Das letzte Kapitel der Arbeit wird schließlich in Bezug auf die Tischsitten die Relevanz des ritterlichen Mittelalters für die Moderne untersuchen, denn die Frage, ob die Tischsitten der Ritter mehr bedeuten als nur ein Normensystem des Essverhaltens, ermöglicht neben den sozialstrukturellen Analysen einen abschließenden Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ritterlichen und modernen Tischsitten.
In der Arbeit erfolgt keine Erwähnung des politisch-historischen Kontextes, weil ein derartiger Rahmen für die soziokulturell orientierte Fragestellung eine nur geringe Relevanz aufweist. Stattdessen erfolgt insgesamt eine kulturgeschichtlich orientierte Einordnung. Zudem wird auf eine gesonderte Darstellung des Ritterbegriffes verzichtet, weil derartige
Kenntnisse im Rahmen dieser Arbeit vorausgesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die ritterlichen Normen des Essverhaltens
- 2.1 Die Quelle „Disciplina clericalis“ von Petrus Alfonsi
- 2.1.1 Charakterisierung der Quelle
- 2.1.2 Die Kernaussagen der Quelle
- 2.2 Weitere Tischsitten
- 2.3 Die Entwicklung des Normensystems
- 2.1 Die Quelle „Disciplina clericalis“ von Petrus Alfonsi
- 3. Der Ritter im Kontext der höfischen Gesellschaft
- 3.1 Soziologische Vorbetrachtungen
- 3.2 Tischsitten als Ausdruck höfischer Lebensweise
- 3.3 Tischsitten als Form von Tugend und Selbstdisziplin
- 3.3.1 Tugenden als soziales Distinktionskriterium des Adels
- 3.3.2 Tischsitten als Ausdruck von Selbstdisziplin
- 4. Die Tischsitten der Ritter im Vergleich mit den modernen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Tischsitten der Ritter im Mittelalter und untersucht, ob diese mehr waren als nur ein Normensystem des Essverhaltens. Sie analysiert die Normen des Essverhaltens, die soziale Umgebung, insbesondere die höfische Kultur und ihre spezifischen Normen, sowie den Zusammenhang von Tischsitten mit Tugend und Selbstdisziplin. Die Arbeit zielt darauf ab, die Tischsitten der Ritter im Kontext des sozial verbindlichen Regelsystems der höfischen Gesellschaft zu verstehen.
- Ritterliche Tischsitten als Ausdruck von Normen und sozialen Regeln
- Die Bedeutung von höfischer Kultur und ihren spezifischen Normen
- Tischsitten als Mittel zur Selbstdisziplin und zur Abgrenzung von anderen sozialen Gruppen
- Die Rolle von Tugenden und Selbstdisziplin in der ritterlichen Gesellschaft
- Der Vergleich von ritterlichen und modernen Tischsitten
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erklärt die Relevanz der Tischsitten der Ritter für das Verständnis der eigenen kulturellen Entwicklung und der Lebensweise des Mittelalters. Sie stellt den methodischen Ansatz vor, die Geschichte des Alltags als Geschichte der Lebensformen, des Lebensstils und der Lebensführung zu betrachten.
- Kapitel 2: Die ritterlichen Normen des Essverhaltens
Dieses Kapitel befasst sich mit den Normen des Essverhaltens der Ritter. Der Schwerpunkt liegt auf der Quelle „Disciplina clericalis“ von Petrus Alfonsi, die detaillierte Verhaltensregeln für gesittetes Essen beinhaltet. Weitere Quellen, wie zum Beispiel „Wälschen Gast“ von Thomasin von Zerclaere und die „Tischzucht“ von Tannhäuser, werden ebenfalls berücksichtigt. Die Entwicklung der Normen des Essverhaltens wird ebenfalls behandelt.
- Kapitel 3: Der Ritter im Kontext der höfischen Gesellschaft
Dieses Kapitel untersucht die Tischsitten der Ritter im Kontext der höfischen Gesellschaft. Soziologische Vorbetrachtungen beleuchten die Korrelation von Tischsitten und gesellschaftlich relevanten Normen. Das Kapitel analysiert, inwiefern Tischsitten einen Ausdruck höfischer Verhaltensmuster darstellen und in welchem Ausmaß damit eine Abgrenzung des Adels von anderen sozialen Gruppen einhergeht. Die Zusammenhänge von Tischsitten mit Tugend und Selbstdisziplin werden ebenfalls beleuchtet.
- Kapitel 4: Die Tischsitten der Ritter im Vergleich mit den modernen
Das Kapitel untersucht die Relevanz des ritterlichen Mittelalters für die Moderne im Hinblick auf die Tischsitten. Es betrachtet Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ritterlichen und modernen Tischsitten und stellt die Frage, ob die Tischsitten der Ritter mehr bedeuten als nur ein Normensystem des Essverhaltens.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Alltagslebens im Mittelalter, insbesondere den Tischsitten der Ritter. Schlüsselwörter sind: Tischsitten, Essverhalten, Normen, höfische Gesellschaft, höfische Kultur, Tugend, Selbstdisziplin, Abgrenzung, soziales Distinktionskriterium, Mittelalter, Moderne, Vergleich, Geschichte des Alltags, Lebensformen, Lebensstil, Lebensführung.
- Quote paper
- Bakkalaureus Artium Steffen Radtke (Author), 2011, Die Tischsitten der Ritter - mehr als nur ein Normensystem des Essverhaltens?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174719