Betrachtet man die Liste der Dinge, die Schüler angeblich heute nicht mehr können, so zeigt sich einem ein erschreckendes Bild: stillsitzen, zuhören, sich konzentrieren etc. Ein kindgerechter Unterricht, wie ihn auch das Grundgesetz Artikel 2(1) fordert (Recht auf die freie Persönlichkeitsentfaltung) muss sich demnach diesen Gegebenheiten anpassen. Da stellt sich die Frage, ob ein nicht differenzierender Frontalunterricht rechtens ist.
Eine Möglichkeit, der Persönlichkeit der Kinder zu begegnen, ist offener Unterricht. Und eine Art, den Unterricht offener zu gestalten, ist die Freiarbeit. Doch leider befinden sich in den Köpfen zahlreicher Eltern noch genügend Vorurteile gegenüber dieser Unterrichtsgestaltung. So ist die Rede von Kindern, die nur durch die Klasse rennen, jeder dürfe tun, was er gerade wolle, der sowieso schon faule Lehrer spare sich auch noch die Zeit für die Unterrichtsvorbereitung.
Ist denn Freiarbeit das Gegenteil von Frontalunterricht? Wird nur in Frontalunterricht gelernt und in der Freiarbeit nur Zeit vergeudet? Wissenschaftlich belegt kann gesagt werden, dass eine Berücksichtigung der Eigenwahrnehmung der Schüler von größter Bedeutung ist. Durch das Anbieten von Fertigwahrnehmungen im Frontalunterricht wird das Bewusstsein der Kinder eingeschränkt, den Kindern fehlt der Spaß und die Spannung am Lernweg, da dieser bereits vorgegeben wurde. Ebenso erfolgt kein Aha-Effekt mehr, lediglich Nachfragen können gestellt werden.
Ganz ohne Frontalunterricht wird es nicht gehen, aber ohne Offenheit im Unterricht soll es nicht gehen. Entscheidend ist daher das Mischverhältnis zwischen geführten und offenen Unterrichtsphasen. Denn die Schule ist Schule für alle Kinder, sie soll neben grundlegender Bildung auch die personale und soziale Dimension berücksichtigen. Und dies gelingt der Freiarbeit besonders. Sie lässt sich dabei nahtlos in den Schulalltag integrieren.
Die folgende Arbeit behandelt das Thema Freiarbeit zuerst aus allgemeiner Sicht, indem Definitionsversuche, die historischen Wurzeln der Freiarbeit, ihre Begründungen und Ziele erläutert werden, ferner wird die Gestaltung des Klassenzimmers und die neu entstandene Lehrerrolle in der Freiarbeit diskutiert. Im zweiten Teil der Arbeit folgt eine Beschreibung von ausgewählten Lernmitteln für den Geometrieunterricht in der Primarstufe (Lehrplanbezug, Ergebnisse einer Erprobung in der Grundschule, Verbesserungsvorschläge und Folgerungen).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Freiarbeit
- Definitionsversuch
- Historische Wurzeln
- Maria Montessori
- Célestin Freinet
- Peter Petersen
- Weitere Reformpädagogen
- Begründungen der Freiarbeit
- Rechtliche Begründung
- Bildungspolitische Begründung
- Anthropologische Begründung
- Psychologische Begründung
- Methodische Begründung
- Ziele
- Gestaltung des Klassenzimmers
- Grundsätzliches
- Gestaltung
- Einrichtung
- Lehrerrolle
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Freiarbeit und analysiert dessen Relevanz im Kontext der (Grund-)schulischen Bildung. Sie untersucht die historischen Wurzeln der Freiarbeit, beleuchtet verschiedene Begründungen für deren Einsatz und erörtert die spezifischen Ziele, die mit diesem Unterrichtsansatz verfolgt werden.
- Definition und Abgrenzung von Freiarbeit
- Historische Entwicklung und Einflussreiche Pioniere der Freiarbeit
- Theorie und Praxis: Rechtliche, bildungspolitische, anthropologische, psychologische und methodische Begründungen für Freiarbeit
- Gestaltung des Klassenzimmers und die spezifische Rolle des Lehrers in der Freiarbeit
- Potenzial und Herausforderungen der Freiarbeit im Schulalltag
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text führt in die Thematik der Freiarbeit ein und beleuchtet die Herausforderungen, denen der (Grund-)schulunterricht im Hinblick auf die Förderung der individuellen Persönlichkeit der Schüler:innen gegenübersteht. Er zeigt die Kritik am traditionellen Frontalunterricht auf und stellt die Freiarbeit als eine alternative Unterrichtsform vor, die sich der individuellen Bedürfnisse und Lernvoraussetzungen der Schüler:innen annimmt.
- Freiarbeit: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Freiarbeit und bietet verschiedene Definitionsansätze. Es beleuchtet die historischen Wurzeln der Freiarbeit, indem es wichtige Pioniere wie Maria Montessori, Célestin Freinet und Peter Petersen sowie weitere Reformpädagogen vorstellt. Darüber hinaus werden die verschiedenen Begründungen für die Anwendung von Freiarbeit in der Schule aus rechtlicher, bildungspolitischer, anthropologischer, psychologischer und methodischer Sicht beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Kernthemen Freiarbeit, alternative Unterrichtsformen, Individualisierung, selbstgesteuertes Lernen, Schülerorientierung, Lernbedürfnisse, historische Entwicklung, Begründungen, Ziele, Gestaltung, Lehrerrolle und Reformpädagogik. Sie setzt sich mit den Begriffen und Konzepten der Freiarbeit auseinander, die im Kontext der (Grund-)schulischen Bildung eine wichtige Rolle spielen.
- Quote paper
- Matthias Altmannsberger (Author), 2003, Offener Unterricht: Die Notwendigkeit der Freiarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17480