Der Intermedialitätsdiskurs im Film Memento: Wirklichkeitskonstruktion und Fotografie


Seminararbeit, 2010

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

I. Einführung
1. Theoretischer Hintergrund: Allgemeiner Intermedialitätsbegriff
I.1. Der Intermedialitätsbegriff in der Entwicklung
I.2. Intermedialität und Postmodernismus
I.2.1. Der postmodernistische Text nach Jacques Derrida
I.2.2. Der postmodernistische Film und seine Merkmale

II. Der Intermedialitätsdiskurs im Film Memento: Wirklichkeitskonstruktion und Fotografie
II.1. Inhaltsangabe von Memento
II.2. Fotografie als Medium zwischen Subjektivität und Objektivität
II.3. Die Rolle des Mediums Fotografie in Memento
II.3.1. Fotografie als mediale Konservierung von Fakten und Wirklichkeit
II.3.2. Mediale Rekonstruktion der Wirklichkeit als bewusster Selbstbetrug
II.4. Mehrere Wirklichkeitswahrnehmungen als Ausdruck einer komplexen Welt
II.5. Auflösung von Zeit, Raum und Wahrnehmung durch die mediale Repräsentation
II.6. Der Aufbau des Mediums Fotografie als Äquivalent zum strukturellen Prinzip des Films

III. Fazit: Fotografie als identitätsstiftendes Medium

IV. Literaturverzeichnis

I. Einführung

1. Theoretischer Hintergrund: Allgemeiner Intermedialitätsbegriff

Der Begriff der Intermedialität ist in den letzten Jahren zunehmend gebräuchlicher und alltagstauglich geworden. Er soll der immer offenkundigeren Tatsache, dass Medien nicht für sich alleine bestehen, sondern in komplexen, medialen Konfigurationen stets auf andere Medien bezogen sind, Rechnung tragen. Ein überstrapazierter Βegriff für ein Phänomen also, das sich kaum mehr eingrenzen lässt. Das dürfte zwei Gründe haben: Erstens den Boom der Neuen Medien 1 und zweitens die daraus entstehende Notwendigkeit, alles miteinander vernetzen zu wollen.

„ Intermedialität ist dabei, zu einem Marktplatz f ü r Anschluss suchende geisteswissenschaftliche Disziplinen zu werden, die in die Jahre gekommen sind und beginnen, sich in ihrer selbstgewählten und eifers ü chtig verteidigten „ splendid isolation “ unbehaglich zu f ü hlen. “ 2

1.1. Der Intermedialitätsbegriff in der Entwicklung

Der Intermedialitätsbegriff wurde im deutschen Sprachraum 1983 das erste Mal von Hansen-Löve verwendet und machte seitdem parallel zum Wandel des Medienbegriffs eine begriffliche und theoretische Entwicklung durch. Während Hansen-Löve seinen Intermedialitätsbegriff lediglich auf die Korrelation von Wort- und Bildkunst beschränkt, wählt Irina Rajewsky bei ihrer Definition einen anderen Weg und beschreibt Intermedialität als „ Mediengrenzen ü berschreitende

Phänomene, die mindestens zwei konventionell als distinkt wahrgenommene Medien involvieren."3

Dabei grenzt sie drei verschiedene Phänomenbereiche gegeneinander ab: Die Medienkombination, d.h. ein Medienprodukt konstituiert sich aus mindestens zwei neuen Einzelmedien.4

An zweiter Stelle wird der Medienwechsel genannt, d.h. Medientransformationen in weitestem Sinne wie beispielsweise Literaturverfilmungen oder Adaptionen. Den dritten Bereich bilden laut Rajewsky die intermedialen Bez ü ge, die beschreiben, dass sich innerhalb eines Textes eines Mediums Bezüge auf mindestens ein weiteres Medium befinden. Es geht also darum, dass ein Medium ein anderes repräsentiert und nicht etwa ein anderes enthält.

Bestimmte Aspekte eines Mediums können in einem anderen Medium mit dessen spezifischen Mitteln hervorgerufen oder simuliert werden.5

Julia Kristeva beschreibt Intertextualität als eine „ Transposition von Zeichensystemen6 und bezeichnet Intermedialität davon ausgehend als einen Kontakt zwischen verschiedenen Medien, als ein Zusammenspiel verschiedener Medien oder als Wechselwirkung zwischen Medien.

1.2. Intermedialität und Postmodernismus

Intermediale bzw. intertextuelle Bezüge können besonders gut bei postmodernistischen Medienprodukten beobachtet werden. Der postmodernistische Film sowie andere Texte zeichnen sich durch textuelle Offenheit, einen hohen Grad an Selbstreflexivität sowie insbesondere intertextuelle Merkmalen aus.

Letzterer Aspekt soll anhand des Filmbeispiels Memento den Kern dieser Arbeit bilden.

I.2.1 Der postmodernistische Text nach Jacques Derrida

Der postmodernistische Text wird nach Jacques Derrida als ein mediales Erzeugnis aufgefasst, das Dekonstruktion als Strukturprinzip aufweist, d.h. postmodernistische Filme versuchen eine eindeutige Zuordnung der Bedeutung eines bestimmten Zeichens zu einem bestimmten Zeichenträger zu vermeiden. Laut Derrida verweisen Zeichen deshalb lediglich auf andere Zeichen.7 Der Postmodernismus als Kunstrichtung stellt eine Gegenbewegung zum Modernismus dar, ideologische Brüche und eine Abkehr von Genrekonventionen zählen zu den prägenden Merkmalen.

1.2.2. Der postmodernistische Film und seine Merkmale

Übertragen wir diese allgemeinen Merkmale der postmodernistischen Ära auf den postmodernistischen Film im Speziellen, so bleibt festzuhalten, dass postmoderne Filme Sinnkonstrukte lediglich aufbauen, um sie anschließend wieder zu verwerfen. Der eigene Konstruktcharakter wird dabei in den Vordergrund gerückt.

Zeichen bedeuten oftmals etwas anderes, als sie vorgeben und das Spiel mit Zeichen und der eigenen Medialität schafft für den Zuschauer eine verrätselte Welt. Die Postmoderne verändert die Bedingungen im Hinblick auf Wirklichkeitskonstrukte und Identitätsstiftung maßgeblich. Sie akzeptiert das Vorhandensein verschiedener Wirklichkeitskonstruktionen und -ebenen und geht davon aus, dass niemand zu entscheiden vermag, welche die intersubjektiv richtige ist.

II. Der Intermedialitätsdiskurs im Film Memento: Wirklichkeitskonstruktion und Fotografie

Dieser recht theoretische Zugang zum intermedialen Diskurs in postmodernistischen Filmen soll in der Folge anhand des Beispiels Memento näher beleuchtet werden. Bei der Analyse des Films selbst soll anhand des inhaltlichen Aufbaus und speziell anhand der Fotografien die Problematik des Identitätsverlustes und der Beziehung zwischen Wirklichkeitskonstruktion und Medien als Erinnerungsspeicher erörtert werden. Die wesentlichste Frage der Analyse ist hierbei: Wie behandelt Memento das Foto in Bezug auf das Thema Realität und Identität bzw. Realitätsverlust und künstliche Identität?

2.1. Inhaltsangabe von Memento

Memento ist ein Spielfilm von Christopher Nolan aus dem Jahre 2000, basierend auf der Kurzgeschichte Memento mori seines Bruders Jonathan Nolan. Christopher Nolan erzählt die Geschichte des Versicherungsermittlers Leonard Shelby (Guy Pearce), der nach dem vermeintlichen Überfall zweier Täter auf seine Frau sein Kurzzeitgedächtnis verliert und damit die Fähigkeit, neue Erinnerungen abzuspeichern. Was er sieht und erlebt, deutet er mit Hilfe von Polaroids, Notizen und Tätowierungen. Die Vergewaltigung und Ermordung seiner Frau Catherine (Jorja Fox) ist seine letzte Erinnerung und im Verlauf der Handlung ist es Leonards einziges Ziel, den zweiten Täter zu finden und ihn zu töten. Das vermeintlich gut organisierte System von Notizen, Tätowierungen und Fotos dient der Konservierung von Fakten, mit deren Hilfe er sein Ziel erreichen will.

Augenscheinliche Unterstützung erhält er auf seiner Suche vom Polizisten Teddy (Joe Pantoliano) und der Barkeeperin Natalie (Carrie-Ann Moss).

[...]


1 Medien, die Daten in digitaler Form übermitteln: Email, WWW, DVD, Blue-Ray, CD-ROM

2 Vgl. Joachim Paech: Intermedialität... S.14

3 Vgl. Irina O. Rajewsky: Intermedialität - eine Begriffsbestimmung, S. 19

4 Das, was wir gemeinhin mulitmedial nennen, z.B. Film, Oper, Comic

5 z.B. Anwendung bestimmter filmischer Techniken auf andere Medien

6 Vgl Julia Kristeva: Die Revolution der politischen Sprache. S.69

7 Vgl. Jacques Derrida: Die diff é rance. S.82

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Intermedialitätsdiskurs im Film Memento: Wirklichkeitskonstruktion und Fotografie
Hochschule
Universität Passau
Note
2,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
15
Katalognummer
V174825
ISBN (eBook)
9783640955121
ISBN (Buch)
9783640954827
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
intermedialitätsdiskurs, film, memento, wirklichkeitskonstruktion, fotografie
Arbeit zitieren
B.A. Pascal Stegemann (Autor:in), 2010, Der Intermedialitätsdiskurs im Film Memento: Wirklichkeitskonstruktion und Fotografie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174825

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