1. Einleitung
Schon allein durch die Titelhelden Fiesko, Don Karlos, Maria Stuart oder Demetrius wird belegt, dass sich die Dramen von Friedrich Schiller überwiegend in den Gipfelzonen politischer Macht bewegen. Der private Raum persönlicher Krisen wird zum öffentlichen Feld politischer Krisen, indem Schiller seine Dramengestalten vor allem auf der politischen Bühne agieren lässt. Wie Schiller und seine Zeitgenossen in der Französischen Revolution erlebten, kommt dem absoluten Herrscher die einem irdischen Stellvertreter Gottes gemäße Machtvollkommenheit zu. Er selbst steht zwar über dem Gesetz, nicht jedoch über dem Recht. In dieser prinzipiellen Gefährdung der Mächtigen durch den Versuch der rechtmäßigen Erhaltung ihrer Macht schlägt die Stunde von Schillers politischen Helden. Als ihr Schöpfer nimmt Schiller zweifellos an ihrem Schicksal teil, doch ist er deshalb schon ein politischer Dichter?
Obwohl Schiller vorrangig die Herrschaft, die Regierung oder die Macht als einen großen Gegenstand präsentiert, lässt er sich laut Dolf Sternberger vorwiegend von einem poetischen Willen leiten. Die Protagonisten seiner Dramen liefern allesamt ein Beispiel dafür, dass es keine Freiheit von außen gibt, dass, wer die Herrschaft und somit die Macht anstrebt, die Freiheit der anderen verletzen oder umbiegen muss. Die bevorzugte unumschränkte Machtvollkommenheit von Schillers politischen Helden stigmatisiert diese zu Tyrannen und Despoten. So scheinen seine Helden Machiavelli gründlich gelesen zu haben, denn ihre Gedanken kreisen um Machtgewinn, Machtgebrauch, Machterhaltung und lösen, in deutlichem Gegensatz zu Schiller selbst, das politische Handeln von moralischer Verantwortung. Schiller selbst fühlt sich unwissend auf dem politischen Felde, weil die Politik in seinen Augen die Angelegenheit der Höfe und der geheimen Kabinette war, eine schwer zu durchdringende Kunst der Berechnung, fern von der vertraulicheren Sphäre des bürgerlichen Lebens, dem sich Friedrich Schiller zugehörig fühlt und zugehörig weiß. Der junge Schiller erkennt den Gegensatz zwischen dem „Kabinett“ und dem „Herzen“, denn dieser läuft ziemlich genau auf denjenigen zwischen „Kabale“ und „Liebe“ hinaus. Doch diese Gegenläufigkeit des Politischen und des Menschlichen beginnt in seinen Dramen allmählich zu verblassen und zu verschwimmen...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Politik in Maria Stuart
2.1. Recht und Gerechtigkeit
2.2. Kritik am Absolutismus
3. Fazit
4. Literatur
- Arbeit zitieren
- Mirjam Lukas (Autor:in), 2010, Macht, Schein und Legitimität - Das Politische in Schillers Drama "Maria Stuart", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174890
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