Der Staat in der Moderne steht vor großen Herausforderungen. Zunehmende Vernetzung in Bereichen wie Logistik, Handel und Kommunikation, bei stetig steigenden Bevölkerungszahlen, haben dazu geführt, dass Verwaltungen riesige Apparate geschaffen haben, um der Organisationsfunktion weiter gerecht zu werden. Diese Apparate sind vor allem auf Kontrolle durch standardisierte Vorgänge ausgelegt, die es ermöglichen, relativ frei von qualitativen Analysen jeden Einzelfall behandeln zu können. Diese Ordnung der Bürokratie gerät allerdings immer mehr in die Kritik und gilt in manchen Verwaltungen mittlerweile als nicht mehr umsetzbar. Vor allem steht aber die Bürokratisierung verschiedenster Lebensbereiche in der Kritik: „Ein Staat kann ohne Ämter und bürokratische Methoden nicht auskommen. Und da die gesellschaftliche Zusammenarbeit ohne einen bürgerlichen Staat nicht funktionieren kann, ist ein gewisses Maß an Bürokratie unerläßlich. Nicht den Bürokratismus als solchen verübeln die Leute, sondern das Eindringen der Bürokratie in alle Bereiche des menschlichen Lebens und menschlicher Betätigungen. Der Kampf gegen die Eingriffe der Bürokratie ist im Wesentlichen ein Aufstand gegen die totalitäre Diktatur. Es ist eine unzutreffende Bezeichnung, den Kampf für Freiheit und Demokratie als einen Kampf gegen die Bürokratie zu bezeichnen.“ (von Mises 2004: 34)
Als Gegenkonzept der Moderne, welches vor allem in den 1990er Jahren durch das New Public Management vorangetrieben wurde, gilt die Verbetriebswirtschaftlichung bzw. Ökonomisierung der verschiedenen Verwaltungsapparate. „Der Begriff der Ökonomisierung bezeichnet die organisatorische Neuordnung staatlicher Verwaltungen, bei der durch interne Rationalisierung und die Übernahme marktpreissimulierter Kosten-Ertrags-Kalküle angestrebt wird, die Qualität öffentlicher Dienstleistungen zu verbessern und gleichzeitig deren Produktionskosten zu senken.“ (Socialinfo Internet) Diese Neuordnung, vor allem bedingt durch ökonomische Politik, gilt als weltweite neoliberale Initiative und wurde manchen Staaten durch IWF und WTO Auflagen auch zwangsweise angeordnet, wobei durchaus zu beachten ist, dass Ökonomisierung auch als reine Ideologie erhebliche hegemoniale Wirkungen entfaltet (vgl. Pelizzari 2002: 96). Angetrieben wurde und wird sie durch „Staatsverschuldung und Budgetdefiziten sowie einer verschärften internationalen Standortkonkurrenz“ (ebd.: 96), durch welche öffentliche Dienste und die öffentliche Verwaltung als teuer...
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG – ÖKONOMISIERUNG: LÖSUNG ODER PROBLEM?
- ÖKONOMISIERUNG – ARTEN, PROZESSE UND PROBLEME
- DIE GESELLSCHAFT DER MODERNE: SYSTEM UND INDIVIDUUM
- GESELLSCHAFTEN ALS SYSTEME - LUHMANNS FUNKTIONALER ANSATZ
- DAS INDIVIDUUM IN DER NETZWERKGESELLSCHAFT – IDENTITÄT UND SINN
- VERKNÜPFUNG VOM INDIVIDUUMS- UND SYSTEMANSATZ: DIE ÖKONOMISIERUNG DER SOZIALEN ARBEIT
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Ökonomisierung in der Moderne und untersucht die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Gesellschaft. Dabei wird die Ökonomisierung als Prozess der Verbetriebswirtschaftlichung staatlicher Verwaltungen und anderer Bereiche des öffentlichen Lebens analysiert.
- Arten und Prozesse der Ökonomisierung
- Risiken und Probleme im Zusammenhang mit der Ökonomisierung
- Das System und Individuum in der modernen Gesellschaft
- Verknüpfung von System- und Individuumansatz
- Ökonomisierungstendenzen in der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel stellt das Thema der Ökonomisierung ein und beleuchtet die Herausforderungen, vor denen der moderne Staat steht. Es werden die Gründe für die Ökonomisierung beleuchtet, die in der Suche nach effizienteren und kostengünstigeren Lösungen für die Aufgaben des Staates liegen.
- Kapitel zwei beschäftigt sich mit den Arten, Prozessen und Problemen der Ökonomisierung. Es werden verschiedene Facetten der Ökonomisierung analysiert und die Risiken, die sich aus einer stärkeren Orientierung am Markt ergeben, diskutiert.
- Kapitel drei beleuchtet das Verhältnis zwischen System und Individuum in der modernen Gesellschaft. Die Theorien von Luhmann und Castells werden herangezogen, um die Veränderungen in der Gesellschaft im Kontext der Ökonomisierung zu analysieren.
- Im vierten Kapitel wird die Verknüpfung zwischen Individuum und System durch den konkreten Fall der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit verdeutlicht. Die Soziale Arbeit wird als Beispiel für ein Feld dargestellt, das sowohl die Entwicklungen der Gesellschaft widerspiegelt als auch durch ökonomische Reformen direkt betroffen ist.
Schlüsselwörter
Ökonomisierung, Moderne, Gesellschaft, System, Individuum, Soziale Arbeit, Verwaltung, Bürokratisierung, Markt, Rationalisierung, Effizienz, Kosten-Ertrags-Kalküle, Bildung, New Public Management, neoliberale Initiative, Risikoprozesse, staatliche Interventionen.
- Quote paper
- Timo Evers (Author), 2011, Ökonomisierung in der Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174987