„Bedeutende Erfolge sind auch die Ergebnisse überwundener Krisen.“1 Erfolg
bedeutet eine auf 2,8 Bio. US-Dollar notierte Verlustposition des Bankensektors.
Der Sachverständigenrat spricht von Entzugsprozessen. Das Finanzsystem hänge
am Tropf. Seit Oktober 2008 ist es zu beobachten, dass privater Konsum sowie
Exporte und Einzelhandelsumsätze zurückgingen, währenddessen die Arbeitslosenquote
und der Staatsverbrauch stiegen. Auch die Realwirtschaft war infiziert.
Jeder spürte es.2
Die jüngste Weltwirtschaftskrise bietet Anlass zur Diskussion, inwieweit
vorhandene Marktmechanismen in ihrer Wirkungsweise erforderlich erscheinen
und warum es zur weltweiten Krise kam. Staatliche Hilfsmaßnahmen in Deutschland
wurden zwar kaum in Anspruch genommen, jedoch führten Notmaßnahmen
der Zentralbanken und des Staates zu einer Vervielfachung der ohnehin bestehenden
Anreizprobleme. Sanktionsmechanismen wurden in staatliche Garantien konvertiert
und private Risiken verstaatlicht. Die Instabilität der globalen Finanzmärkte
ist aus ökonomischer Sicht eines der zentralen Problemstellungen des letzten
Jahrzehnts. Im Zentrum des Geschehens stehen dabei insbesondere das instabile
Bankensystem und extreme Schwankungen der Wechselkurse.3
Gegenstand dieser Arbeit ist, Finanzmarktstabilität und Finanzmarktregulierung
vor dem Hintergrund der Lehren aus der jüngsten Weltwirtschaftskrise zu
eruieren und zu präsentieren. Dabei wird das Ziel verfolgt, eine Aussage darüber
treffen zu können, warum es trotz vorhandener Erfahrungswerte und Mechanismen
zum Ausbruch der jüngsten Krise kommen konnte und welche Lehren zu
ziehen sind. Die Thesis gliedert sich in fünf Teile. Im ersten Schritt erfolgt ein
kurzer Umriss der Ursache, des Verlaufs und der Wirkung der letzten Krise. Im
zweiten Teil wird Finanzmarktstabilität anhand der beiden konträren Stabilitätstheorien
Keynes‘ und Hayeks beschrieben. Anschließend wird detailliert die Finanzmarktregulierung
mit Blickpunkt auf Erfahrungen, die im Zuge der jüngsten
Weltwirtschaftskrise gesammelt wurden, dargestellt. Dies bedeutet insbesondere,
Schwächen zu finden, die den Krisenverlauf zuließen oder gar verstärkten, diese
zu analysieren und hinsichtlich ihres zukünftigen Auftretens zu bewerten. Im vierten
Teil findet dann ein Vergleich der jüngsten Weltwirtschaftskrise mit der großen
Depression der dreißiger Jahre statt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Finanzmarktstabilität, die Theorie
- Keynes' General Theory of Employment, Interest and Money
- Hayeks Rationalismus
- Die aktuelle Krise - eine gescheiterte Vorhersehbarkeit
- Finanzmarktregulierung - Diagnose und Heilung
- Institutionelle Eingriffe und ihre Folgen
- Ursachen und Struktur der Regulierungstheorie
- Kernkapitalanforderungen und resultierende Probleme
- Die Basler Eigenkapitalvereinbarungen
- Eine wirtschaftliche Schieflage, Folge systematischer Fehler
- Einlagenversicherung, Interbankenliquidität und Lender of last Resort, ein protektiver Versuch
- Bankenruns und die Idee der Einlagensicherung
- Die Herstatt-Krise und ihre Folgen
- Einlagensicherungssysteme und ihre Probleme
- Die Widerstandskraft des Systems erhöhen
- Systemrisiken beschränken
- Eine Verbesserung der Präventivmittel
- Harmonisierungsbemühungen
- Institutionelle Eingriffe und ihre Folgen
- Zwei Krisen im Vergleich - Erkenntnisse und deren Umsetzung
- Die Krisenjahre 1929 und 2008 im Vergleich
- Umsetzungen der gewonnenen Erkenntnisse
- Schluss Wird es Lehren aus der jüngsten Krise geben?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Finanzmarktstabilität und -regulierung im Kontext der jüngsten Weltwirtschaftskrise von 2008. Sie untersucht die theoretischen Grundlagen der Finanzmarktstabilität und die Rolle der Regulierung in der Krisenprävention und -bewältigung.
- Die Bedeutung von keynesianischen und neoklassischen Konzepten für die Finanzmarktstabilität
- Die Ursachen und Folgen der Finanzmarktkrise von 2008
- Die Rolle der Regulierung in der Stabilisierung des Finanzsystems
- Der Vergleich der Finanzkrisen von 1929 und 2008
- Die Herausforderungen und Chancen der zukünftigen Finanzmarktregulierung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erläutert die Bedeutung des Themas Finanzmarktstabilität und -regulierung in der heutigen Zeit.
Kapitel 2: Finanzmarktstabilität, die Theorie
Kapitel 2 befasst sich mit den theoretischen Grundlagen der Finanzmarktstabilität. Es werden die keynesianischen und neoklassischen Ansätze zur Erklärung der Finanzmarktstabilität und deren Bedeutung für die Regulierung diskutiert.
Kapitel 3: Finanzmarktregulierung - Diagnose und Heilung
Kapitel 3 analysiert die verschiedenen Instrumente der Finanzmarktregulierung und deren Wirksamkeit in der Bewältigung der Finanzkrise von 2008. Es werden die Folgen von institutionellen Eingriffen und die Rolle von Kernkapitalanforderungen, Einlagenversicherung und Lender of last Resort beleuchtet.
Kapitel 4: Zwei Krisen im Vergleich - Erkenntnisse und deren Umsetzung
Kapitel 4 stellt die Finanzkrisen von 1929 und 2008 gegenüber und zieht Vergleiche hinsichtlich ihrer Ursachen, Folgen und der daraus gewonnenen Erkenntnisse für die Finanzmarktregulierung.
Schlüsselwörter
Finanzmarktstabilität, Finanzmarktregulierung, Weltwirtschaftskrise, Keynesianismus, Neoklassik, Kernkapitalanforderungen, Einlagenversicherung, Lender of last Resort, Systemrisiken, Finanzkrisenvergleich, Regulierungstheorie, institutionelle Eingriffe.
- Quote paper
- Oliver Liefke (Author), 2010, Finanzmarktstabilität und -regulierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175002