0. Einleitung
“It is impossible to take part of a revolutionary program when every aspect
of existence has to be projected as entertainment and music, a tradition
that both in expression and creation has been dead for far too long. - Es ist
unmöglich, in einem revolutionären Programm zu partizipieren, wenn
jeder Aspekt der Existenz als Unterhaltung oder Musik dargestellt werden
muss, eine Tradition, die sowohl in Ausdruck als auch in Kreativität seit
langem tot ist."1
So lautet das letzte offizielle Presserelease einer Band, die sich von den Medien scheinbar
unverstanden fühlt und ihre Kreativität der Unterhaltungsindustrie nicht zum Fraß
vorwerfen will.
Was die Gruppe jedoch dazu bewegt hat ein solches Statement abzugeben und sich kurz
nach der Veröffentlichung eines der vielseitigsten Alben der Geschichte des Hardcore
aufzulösen soll im Folgenden untersucht werden. Dazu soll die im Seminar „Popmusik
und Revolution?“ vorgestellte Literatur herangezogen und auf das Phänomen Refused
angewendet werden. Sicherlich stellt die Band keinen Einzelfall, nämlich den des
missverstandenen Künstlers dar und somit finden sich in der Literatur zur
Popularmusikforschung, Soziologie, Philosophie und Kulturwissenschaft vielerlei
Ansätze, welche versuchen die Erscheinung des scheiternden Künstlers am
kommerziellen Massenmarkt zu erklären.
Anfangs sollen jedoch zunächst einmal die Band und ihre programmatischen Vorhaben
vorgestellt und analysiert werden. Dazu wird die musikalische und textliche Entwicklung
der Band im Bezug auf Songtexte und revolutionäre Beihefte2 bis zu ihrer Auflösung im
Jahre 1998 nachgezeichnet und beobachtet werden. Dies erfolgt größtenteils durch
Internetquellen, da es so etwas wie eine wissenschaftlich verfasste Biographie der Band
noch nicht gibt. Im Anschluss daran soll dann der bereits erwähnte Bezug zu
1 http://www.laut.de/Refused
2 Die Band tauft diese Beihefte selbst in Manifeste um. (vgl. Kuhn 2010, S. 66)
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ausgewählter Literatur zum Thema „Pop und Politik“ erkennbar gemacht und vorgestellt
werden um dann zu einem zusammenfassenden Fazit zu gelangen.
Dieses kann dann eventuell Antworten auf brennende Fragen geben, wie: Ist es legitim
sich aufzulösen, weil die politischen Botschaften der Texte nun auf MTV laufen und ein
breiterer Zugang herrscht? Oder: Wo genau ist der Punkt an dem ein revolutionäres
Programm kippt und aufgrund von den Strukturen des Mainstream nicht mehr realisierbar
ist?
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Geschichte der Band
- 1.1. Gründung, Vorbilder und Ursprünge (1992-1994)
- 1.2. Die ersten beiden Studioalben (1994-1996)
- 1.3. „The Shape Of Punk To Come“: Songwriting, Kommerzialisierung und Auflösung (1997/98)
- 2. Manifeste und andere politische Stellungnahmen
- 2.1. Betrachtung eines Auszugs aus einem Manifest
- 2.2. Beispielhafte Interviewauswertung (Dennis Lyxzen)
- 3. Bezüge zur Seminarliteratur
- 3.1. Helmut Rösings Modellentwurf zum Beziehungssystem Musik
- 3.2. Simon Frith und die Ästhetik der populären Musik
- 3.3. Reebee Garofalo und die Relativität der Autonomie
- 4. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die schwedische Hardcore/Punk-Band Refused und untersucht die Ursachen für ihre Auflösung nach dem Erfolg ihres Albums „The Shape Of Punk To Come". Die Arbeit betrachtet die Bandgeschichte, ihre politischen Manifeste und Statements sowie ihre Bezüge zur Seminarliteratur zum Thema Popmusik und Revolution.
- Die musikalische und textliche Entwicklung der Band im Hinblick auf ihren revolutionären Charakter
- Die Band als Beispiel für den Konflikt zwischen revolutionärem Anspruch und kommerziellem Erfolg
- Die Rolle von Medien und Unterhaltungsindustrie in der Rezeption und Interpretation von Musik
- Der Einfluss von Straight Edge auf die Band und die Evolution ihres politischen Engagements
- Die Frage nach der Legitimität von künstlerischem Rückzug im Kontext von kommerziellem Erfolg
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel zeichnet die Geschichte der Band Refused von ihrer Gründung 1992 bis zu ihrer Auflösung 1998 nach. Es werden die musikalischen und textlichen Einflüsse der Band, die Entwicklung ihrer politischen Positionen und ihre frühen Erfolge im Hardcore-Genre beleuchtet.
Kapitel 2 befasst sich mit den politischen Manifesten und Statements der Band. Es wird ein Auszug aus einem Manifest analysiert und ein Interview mit dem Sänger Dennis Lyxzen ausgewertet.
Im dritten Kapitel werden die Bezüge der Band zur Seminarliteratur zu „Pop und Politik“ beleuchtet. Die Arbeiten von Helmut Rössing, Simon Frith und Reebee Garofalo dienen als theoretische Referenzpunkte für die Analyse von Refused.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf Themen wie Hardcore/Punk, Revolution, Kommerzialisierung, politische Musik, Straight Edge, Manifeste, Interviewanalyse, Popmusikforschung, Kulturwissenschaft und die Beziehung zwischen Kunst und Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Michael Cyris (Autor:in), 2010, Die Popularisierung des Revolutionären am Beispiel der schwedischen Hardcore-Punkband REFUSED, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175004