Schon seid bald einem Jahrtausend hält die Faszination – und Verwirrung – um den ontologischen Gottesbeweis Anselm von Canterburys an. Argument hat im Lauf der Jahrhunderte viele Verteidiger gehabt und eine Menge von Reformulierungen erlebt. Dabei enthält die Liste der Philosophen, die es erneut vorgebracht haben oder vorbringen Namen wie Descartes, Spinoza, Leibniz und als einem der aktuellsten Alvin Plantinga. Trotzdem verbreitet dieses Argument für viele die Atmosphäre eines nicht ernst gemeinten Witzes, da es irgendwie zu schön um wahr zu sein scheint.
Es geht darum: Kann der Mensch allein durch den Gebrauch seines Verstandes oder seiner Vorstellungskraft beweisen, dass dass etwas, im besonderen Sinne Gott, wirklich existiert? In diesem Essay soll das ontologische Argument in der Analyse Plantingas untersucht werden. Danach soll Plantingas eigene Version rekonstruiert und die Leistungsfähigkeit seiner Überlegungen diskutiert werden.
Der ontologische Gottesbeweis
in der Rekonstruktion und Kritik Alvin Plantingas
Schon seit bald einem Jahrtausend hält die Faszination – und Verwirrung – um den ontologischen Gottesbeweis Anselm von Canterburys (1033-1109) an. Argument hat im Lauf der Jahrhunderte viele Verteidiger gehabt und eine Menge von Reformulierungen erlebt. Dabei enthält die Liste der Philosophen, die es erneut vorgebracht haben oder vorbringen Namen wie Descartes, Spinoza, Leibniz und als einem der aktuellsten Alvin Plantinga.[1] Trotzdem verbreitet dieses Argument für viele die Atmosphäre eines nicht ernst gemeinten Witzes, da es irgendwie zu schön um wahr zu sein scheint. Eine dieser Personen, die es als kindische Spielerei abtun, ist Richard Dawkins, dessen humorvolle, wenn auch fehlgeleitete, Formulierung des Arguments hier als Einleitung wieder-gegeben werden soll:
„Bet you I can prove God exists.“
„Bet you can't.“
„Right then, imagine the most perfect perfect perfect thing possible.“
„Okay, now what“
„Now, is that perfect perfect perfect thing real? Does it exist?“
„No, it's only in my mind.“
„But if it was real it would be even more perfect, because a really really perfect thing would have to be better than a silly odd imaginary thing. So I've proved that God exists.“[2]
Trotz aller Ungerechtigkeit dem wirklichen Argument gegenüber, ist Dawkins Version eine leicht verdauliche Zusammenfassung, die die Stoßrichtung des Arguments vorgibt: Kann der Mensch allein durch den Gebrauch seines Verstandes oder seiner Vorstellungskraft beweisen, dass dass etwas, im besonderen Sinne Gott, wirklich existiert? In diesem Essay soll das ontologische Argument, indem es im Gegensatz zu Dawkins ernst genommen wird, in der Analyse Plantingas untersucht werden. Danach soll Plantingas eigene Version rekonstruiert und die Leistungsfähigkeit seiner Überlegungen diskutiert werden.
Anselms onologisches Argument für die Existenz Gottes
Anselms reductio-ad-absurdum-Argument wird in der Regel – so auch von Plantinga – in sechs wesentliche Schritte geteilt, worauf die Schlussfolgerung folgt, dass Gott wirklich existieren muss. Diese Schritte werden von Plantinga umformuliert, teilweise etwas feiner aufgespalten und in die Mögliche-Welten-Semantik übertragen. Seine Überlegungen sollen nun kurz skizziert werden.
Anselm beginnt mit der Definition Gottes als das worüber nichts größeres gedacht werden kann und der Annahme „Gott existiert im Verstand, nicht aber in Wirklichkeit“ was von Plantinga zu seinem ersten Schritt[3] „Gott existiert nicht in der wirklichen Welt“[4] vereinfacht wird. Das Ziel des Arguments ist es, diese Behauptung widerlegen zu können.
Plantinga diskutiert danach den schwierigen Teil in den Überlegungen Anselms, bei dem es um Existenz als Größe-verleihende-Eigenschaft geht. Der Sinn in dem „größer“ hier gebraucht wird, meint wahrscheinlich etwas ähnliches wie „erhabener, hochwertiger“ oder „qualitativer.“ Insgesamt ist es in vielen Fällen kaum vorstellbar, inwiefern ein Vergleich im Sinne von x ist größer als y überhaupt möglich sein soll, wenn man für x und y beispielsweise einen Regenwurm und einen Canyon einsetzt. Inwiefern sind beide kommensurabel? Daher interpretiert Plantinga seinen mittelalterlichen Zunftgenossen so, dass dieser einfach behauptet, dass wenn ein Gegenstand[5] x in der Welt W existiert, aber nicht in W', dann ist x in W größer als in W'. Und da die Existenz Gottes keinen logischen Widerspruch in sich birgt, kann Plantinga sogar sagen, dass es für jeden Gegenstand (dessen Existenz auch kein logischer Widerspruch ist) gilt, wenn x in einer Welt W nicht existiert, es eine andere Welt W' gibt, in x in W' größer ist als in W (sein Schritt (2)).[6] Die andere Welt von der hier die Rede ist darf nicht verwirren. Damit ist einfach eine andere mögliche Welt gemeint, die auch so sein könnte. Beispielsweise wenn man die Augen schließt und sich die Welt ein wenig anderes vorstellt, als sie ist, denkt man eine andere mögliche Welt.[7] In diesem Sinne soll „Welt“ hier gemeint sein.
Darauf folgen die Schritte (3) „Es ist möglich, daß Gott existiert“[8] und die Schritte (4) und (5), die besagen dass Gott in einer Welt W existiert, aber nicht in der wirklichen Welt.[9] Der nächste Schritt kann aus den bereits gemachten geschlossen werden. (6) enthält daher die Folgerung, dass wenn Gott in der wirklichen Welt nicht existiert, dann gibt es eine andere Welt W in der Gott mehr Größe hat als in der wirklichen Welt.[10] Das es eine andere Welt gibt, folgt aus der Möglichkeit von Gottes Existenz. Daher gibt es eine mögliche Welt in der Gott existiert. Diesen Schritt wird Plantinga an späterer Stelle noch einmal verallgemeinern.
Auch die nun kommenden Argumentpunkte sind Zwischen-Konklusionen, die aus dem bisher genannten und auch auseinander folgen und wichtig für den Verlauf des Arguments sind. (7) ist „Die Größe von Gott in W übertrifft demnach die Größe von Gott in der wirklichen Welt“, (8) „Es gibt somit ein mögliches Wesen x und eine Welt W, so daß die Größe von x in W die Größe von Gott in Wirklichkeit übertrifft“ und schließlich (9) „Es ist demnach möglich, daß es ein Wesen gibt, das größer als Gott ist“.[11]
[...]
[1] Vgl. Craig & Moreland 2003, 496.
[2] Dawkins 2006, 80.
[3] Die Nummerierung wurde von mir an dieser Stelle auf eins gesetzt.
[4] Plantinga 1998, 98 bzw. 102.
[5] Plantinga experimentiert an anderer Stelle damit „Wesen“ anstelle von „Gegenstand“ einzusetzen, was durchaus eine Interpretation im Sinne Anselms sein könnte. Er kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass ein Wesen bereits Existenz voraussetzt und somit das Argument zirkulär wird. Daher scheint „Gegenstand“ die mehr Erfolg versprechende Variante zu sein. Vgl. Plantinga 1974b, 101.
[6] Vgl. Plantinga 1998, 101-103.
[7] Vgl. Geisler 1999, 563.
[8] Plantinga 1998, 102.
[9] Vgl. ibid. 102 und 104.
[10] Vgl. Plantinga 1974b, 100.
[11] Plantinga 1998, 102.
- Quote paper
- Vit Heptin (Author), 2009, Der Ontologische Gottesbeweis in der Rekonstruktion und Kritik Alvin Plantingas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175232
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