Auf den ersten Blick mag es paradox anmuten, nach der Notwendigkeit eines US-Imperialismus zur Stabilisierung der Weltordnung zu fragen. Galt doch als sicher, dass Imperien der Vergangenheit angehörten. Das römische wie auch das britische Weltreich muten eher als historische Reliquien an, als dass sie als Vorbildmodelle für eine moderne Weltordnung herhalten könnten. Zudem endete mit dem Ersten Weltkrieg die Zeit rivalisierender Imperien auf katastrophale Art und Weise. Absurder erscheint der Gedanke vielleicht noch, wenn man bedenkt, dass die Unabhängigkeitserklärung der USA quasi einen, gegen das Mutterland Großbritannien gerichteten, antiimperialen Akt darstellte. Warum sollten gerade die USA gewillt sein, eine Politik unter der Flagge des Imperialismus zu fahren? Sicher veranstalteten auch die USA gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre imperialistischen Geplänkel, jedoch wurden diese nach kürzerer oder längerer Dauer zumeist erfolglos eingestellt.
Und kann man die unzweifelhaft vorhandene Dominanz der USA im 21. Jahrhundert überhaupt mit den klassischen Formen des Imperialismus vergleichen oder empfiehlt es sich in diesem Zusammenhang nicht vielmehr von einem neuen Imperialismus zu sprechen?
Die von mir aufgeworfene These ist nicht völlig neu. Vor allem um die Jahrtausendwende herum bis in die Zeit des Irakkriegs 2003 wurde sie heiß diskutiert. Dabei waren es in erster Linie die Strategen der neokonservativen Denkfabrik „Project for a New American Century“, die einen neuen US-Imperialismus offen forderten. Deren Strategiepapier habe ich ebenso für meine Arbeit verwendet wie einen Beitrag von Michael Ignatieff im New York Times Magazin aus dem Jahr 2003, der zwar auch ein amerikanisches Imperium befürwortet, jedoch ein abgeschwächtes. Aus deutscher Sicht ist in dieser Debatte insbesondere Herfried Münkler zu nennen. Auch er macht in seinen Ausführungen die stabilisierende Wirkung von Imperien deutlich. Zentral für meine Ausführungen wird allerdings der Sammelband von Ulrich Speck und Natan Sznaider sein, in dem sich Autoren verschiedener politischer Couleur vor dem Hintergrund der Entwicklungen nach dem 11. September 2001 und dem Irakkrieg 2003 mit Fragen zur Position der USA im internationalen System beschäftigen. Dabei kreisen ihre Ausführungen um die Art und Beschaffenheit des US-Empires und seine globalen Auswirkungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das US-Imperium
- Der Aufstieg des US-Imperialismus
- Der neue Imperialismus
- Apologie des US-Imperialismus
- Geschichte als Vorbild
- Auftrag: Weltpolizei
- Garant des Freihandels
- Probleme und Herausforderungen: neorealistische Kritik
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die These, dass ein US-Imperialismus zur Stabilisierung der Weltordnung notwendig ist. Sie analysiert den Aufstieg und die Charakteristika des US-Imperiums sowie dessen historische und gegenwärtige Bedeutung. Die Arbeit argumentiert, dass die USA aufgrund ihrer Rolle als Weltpolizei, Garant des Freihandels und Verteidiger der demokratisch-liberalen Ordnung einen stabilisierenden Einfluss auf das internationale System ausüben.
- Der Aufstieg des US-Imperialismus seit dem Zweiten Weltkrieg
- Die Rolle der USA als Weltpolizei und Garant des Freihandels
- Die stabilisierende Wirkung des US-Imperialismus auf das internationale System
- Probleme und Herausforderungen für das US-Imperium
- Die neorealistische Perspektive auf den US-Imperialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These der Arbeit vor und beleuchtet den möglichen Widerspruch zwischen der antiimperialen Tradition der USA und dem aktuellen Auftreten als imperiale Macht. Der zweite Teil skizziert den Aufstieg des US-Imperialismus nach dem Zweiten Weltkrieg, zeichnet dessen Entwicklung nach und stellt die besonderen Charakteristika des "neuen Imperialismus" dar. Der dritte Teil widmet sich der Apologie des US-Imperialismus und analysiert die stabilisierende Wirkung des US-amerikanischen Engagements in der Weltpolitik, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der USA als Weltpolizei und Garant des Freihandels.
Schlüsselwörter
US-Imperialismus, Weltordnung, Stabilisierung, Weltpolizei, Freihandel, Neorealismus, Geschichte, Pax Americana, neokonservative Denkfabrik, Project for a New American Century
- Quote paper
- Yannick Lowin (Author), 2010, Die Notwendigkeit eines US-Imperialismus zur Stabilisierung der Weltordnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175360