Mit Kant vollzieht sich ein zweites Mal in der deutschen Geistesgeschichte eine Wendung nach innen,
vielmehr eine Verinnerlichung, nicht mehr mit der Form des religiösen, sondern mit der Form des
wissenschaftlichen Bewusstseins. Seit Beginn der Neuzeit, der Renaissance, häufte die abendländische
Wissenschaft ein nahezu nicht zu bewältigendes Material aus naivem Forschen und Denken, von Tatsachen
und Sachbezügen an und nutzte es ebenso naiv zur Komposition eines metaphysischen Weltbildes. Wie die
Scholastik - diese Rationalisierung, diese Systematisierung des christlichen Glaubens und Dogmas – das
innere Heiligtum des Geistes zu einer begrifflichen Außenwelt verkehrt, zu einer dinghaften, gegenständlich
gedachten Begriffswelt veräußerlicht hatte – so errichtete auch das Zeitalter der Aufklärung, welches wir
präzise das rationale nennen, welches ich aber das rationalistische nennen möchte, ein System des
Verstandes, ein Konstrukt von gegenständlich, begriffsrealistisch gedachten Wesenswahrheiten und
Relationen, in welchem der Mensch Sicherheit haben sollte, aber indem sein Geist nicht zu Hause war, auch
kein Zuhause zu finden vermochte. Es wurde an diesem Konstrukt mehrfach gerüttelt, es drohte sogar
einzustürzen, konkret, wo es sich um theologische Bausteine handelte, Bauart und Baumaterial blieben sich
letztlich ähnlich, es war eine selbstlose seelenlose Hülle, in der Geist selbst entfremdet wurde. Vergleichbar
mit der Erschütterung des scholastischen Weltbildes durch Nominalismus und Mystik, die es auch teils
überwanden, führte auch Kant eine Revolution des Denkens durch, welche mit einem Paukenschlag das
Zeitalter der puren Verstandesherrschaft beendete.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Die Kopernikanische Wende. Immanuel Kant.
- Einleitung
- Kants Revolution des Denkens
- Die Erkenntnistheoretische Deutung des Kausalitätsproblems
- Die Tafel der Urteile und Kategorien
- Raum und Zeit als reine Formen der Sinnlichkeit
- Die kopernikanische Wende in Kants Philosophie
- Kritik an der Aufklärung und Gott
- Freiheit und Resignation
- Kants Resignation: Der Grenzbegriff des Dinges an sich
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Der Text „Die Kopernikanische Wende. Immanuel Kant“ von Jacques Lantin befasst sich mit der philosophischen Revolution, die Immanuel Kant mit seiner Kritik der reinen Vernunft einleitete. Der Autor beleuchtet die wichtigsten Elemente von Kants Werk und analysiert seine Bedeutung für die Geschichte des Denkens.
- Kants Kritik am Rationalismus der Aufklärung
- Die Bedeutung des Kausalitätsbegriffs in Kants Philosophie
- Die Rolle der apriorischen Formen von Raum und Zeit für menschliches Erkennen
- Kants Konzept des Dinges an sich und seine Implikationen
- Die Resignation und die Tragik in Kants Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Die Kopernikanische Wende. Immanuel Kant. Der Text beginnt mit einer Einleitung, die den Leser in die Welt des Kantischen Denkens einführt und den Kontext der Revolution des Denkens erklärt.
- Einleitung. In der Einleitung wird die Kopernikanische Wende als eine Verinnerlichung des wissenschaftlichen Bewusstseins beschrieben. Kant setzte sich kritisch mit dem rationalistischen Weltbild der Aufklärung auseinander, das in seinen Augen ein System des Verstandes war, in dem der Geist kein Zuhause fand.
- Kants Revolution des Denkens. Dieses Kapitel beleuchtet die Revolution des Denkens, die Kant mit seiner Kritik der reinen Vernunft einleitete. Er kritisierte die traditionelle Auffassung von Wissen, die von der Annahme ausging, dass sich die Erkenntnis nach den Gegenständen richten müsse.
- Die Erkenntnistheoretische Deutung des Kausalitätsproblems. Hier wird die erkenntnistheoretische Deutung des Kausalitätsproblems von David Hume vorgestellt, die den Ausgangspunkt für Kants Philosophie bildete.
- Die Tafel der Urteile und Kategorien. Kant entwickelte eine Tafel von Urteilen, von Urformen, in die sich das Wirkliche teile und somit theoretisch beherrsche. Er stellte fest, dass der menschliche Verstand von vornherein über reine Verstandesbegriffe verfügt.
- Raum und Zeit als reine Formen der Sinnlichkeit. Kant argumentierte, dass Raum und Zeit nicht aus der Erfahrung entnommen werden, sondern Formen sind, die wir voraussetzen müssen, um Erfahrung überhaupt machen zu können.
- Die kopernikanische Wende in Kants Philosophie. In diesem Kapitel wird die kopernikanische Wende in Kants Philosophie erläutert. Kants Lehre besagt, dass sich alle Gegenstände nach der Erkenntnis richten müssen, nicht umgekehrt.
- Kritik an der Aufklärung und Gott. Der Text setzt sich mit Kants Kritik an der Aufklärung und seinem verständnis von Gott auseinander.
- Freiheit und Resignation. Dieses Kapitel untersucht Kants Konzept von Freiheit und die Resignation, die sich in seinen Werken wiederfindet.
- Kants Resignation: Der Grenzbegriff des Dinges an sich. Der Text beleuchtet die Resignation, die sich in Kants Philosophie zeigt, und untersucht den Grenzbegriff des Dinges an sich.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Kopernikanische Wende, Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Rationalismus, Aufklärung, Kausalität, a priori, Raum, Zeit, Ding an sich, Resignation, Erkenntnis, Transzendentalphilosophie.
- Quote paper
- Jacques Lantin (Author), 2011, Die Kopernikanische Wende - Immanuel Kant, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175444