In König Heinrich (VII.) – im mündlichen Sprachgebrauch der „Klammer-Siebte“ – erblickte die
historisch interessierte Öffentlichkeit lange Zeit selten mehr als eine tragisch gescheiterte Randfigur
mittelalterlicher Geschichte, der es kaum gelang, aus dem übermächtigen Schatten ihres charismatischen
Vaters, des Stauferkaisers Friedrich II., herauszutreten. Allein die spektakulären Umstände
seiner Absetzung durch Friedrich im Sommer 1235 weckten als isoliert betrachtetes Einzelereignis
bereits früh das Interesse deutscher Historiker, deren Ursachenforschung sich jedoch zumeist in
Rekonstruktionsversuchen einer vermeintlichen „Kronprinzentragödie“ erschöpften.1 Erst mit der
im Jahr 1929 veröffentlichten Biographie Emil Franzels setzte eine verstärkte Hinwendung zu politischen
Erklärungsmodellen für das Scheitern Heinrichs ein, deren Weiterentwicklung allerdings bis
zu Beginn der 1990er Jahre im Wesentlichen ausblieb. Seither erschienen neben vereinzelten Spezialstudien
in Aufsatzform und den Ausführungen Wolfgang Stürners im Rahmen seines Standardwerkes
zu Kaiser Friedrich II.2 mit Peter Thoraus sehr detaillierten „Jahrbüchern des Deutschen
Reichs unter Heinrich (VII.)“3 sowie Christian Hillens Untersuchungen zur Hofstruktur Heinrichs4
erstmals wieder zwei umfangreichere Veröffentlichungen über den jungen Staufer. [...]
1 Einen Forschungsbericht dazu gibt FRANZEL, Emil: König Heinrich VII. von Hohenstaufen. Studien zur Geschichte
des „Staates“ in Deutschland (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte 7), Prag 1929, S. 11-15.
2 Eine Auswahl der neuesten Literatur bietet STÜRNER, Wolfgang: König Heinrich (VII.). Rebell oder Sachwalter
staufischer Interessen?, in: Karl-HeinzRUEß (Hg.): Der Staufer Heinrich (VII.). Ein König im Schatten seines
kaiserlichen Vaters (Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst, Bd. 20), Göppingen 2001, S. 42.
3 THORAU, Peter: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich (VII.). Teil I: König Heinrich (VII.), das Reich und
seine Territorien. Untersuchungen zur Phase der Minderjährigkeit und der „Regentschaften“ Erzbischof Engelberts I.
von Köln und Herzog Ludwig I. von Bayern 1220-1228, Berlin 1998. – Deren zweiter Teil zu den entscheidenden
Jahren von 1229 bis 1235 steht allerdings noch aus.
4 HILLEN, Christian: Curia regis. Untersuchungen zur Hofstruktur Heinrichs (VII.) 1220-1235 nach den Zeugen seiner
Urkunden, Frankfurt am Main 1999.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heinricus VIIª Romanorum rex (1220-1228)
- Unter Engelbert I. von Köln und Ludwig I. von Bayern
- Die Politik König Heinrichs (VII.) und ihr Scheitern zwischen deutschem Regnum und römischem Imperium (1229-1235)
- Im Machtkampf mit den Reichsfürsten
- Dimensionen des Vater-Sohn-Konflikts
- Wachsende Spannungen mit Friedrich II.
- Rebellion“ und Herrschaftsverlust 1234/35
- Die Persönlichkeit Heinrichs
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Analyse der Politik König Heinrichs (VII.) und den Gründen für sein Scheitern als Herrscher. Insbesondere soll untersucht werden, inwieweit sich Heinrichs Politik zwischen den Interessen des deutschen Regnums und des römischen Imperiums bewegen konnte.
- Das Verhältnis Heinrichs zu den deutschen Reichsfürsten
- Der Konflikt zwischen Heinrich und seinem Vater, Kaiser Friedrich II.
- Die politische Situation im Heiligen Römischen Reich zwischen 1229 und 1235
- Die Persönlichkeit Heinrichs und seine Rolle als Herrscher
- Die Ursachen für Heinrichs Absetzung im Jahr 1235
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über Heinrichs Kindheit und Jugend sowie seine Ernennung zum Romanorum rex im Jahr 1220. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Einfluss von Erzbischof Engelbert I. von Köln und Herzog Ludwig I. von Bayern auf Heinrichs frühe politische Entwicklung gewidmet. Das erste Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die Heinrich in den ersten Jahren seiner Herrschaft in Deutschland bewältigen musste.
Das zweite Kapitel analysiert Heinrichs Politik im Zeitraum von 1229 bis 1235. Hierbei werden die Spannungen zwischen Heinrich und den deutschen Reichsfürsten, der Konflikt mit seinem Vater Friedrich II. und die wachsenden Schwierigkeiten im Verhältnis zwischen dem deutschen Regnum und dem römischen Imperium beleuchtet. Das Kapitel endet mit einer Analyse der Gründe, die zu Heinrichs Absetzung und zum Verlust seiner Herrschaft führten.
Schlüsselwörter
König Heinrich (VII.), Staufer, Heiliges Römisches Reich, deutsches Regnum, römisches Imperium, Reichsfürsten, Friedrich II., Engelbert I. von Köln, Ludwig I. von Bayern, Politik, Herrschaft, Macht, Konflikt, Scheitern, Absetzung
- Quote paper
- Arndt Schreiber (Author), 2003, Warum scheiterte König Heinrich (VII.) ?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17549