"Als pervers und liederlich gelten die Mädchen, die von ihrem Körper leben, nicht aber die Männer, die sich ihrer bedienen." (Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht) Das Zitat belegt das Wesen der Doppelmoral in Bezug auf die Sexualität als solche und besonders
auf das gesellschaftliche Verständnis der Prostitution. Die weibliche Sexualität wurde zumindest
seit dem Mittelalter in Bezug zu der Ehre der Frau gesetzt. Die Sexualität des Mannes schien von
diesem moralischen und sozialen Aspekt befreit zu sein. Es stellt sich die Frage, in welchem
Verhältnis Prostitution und sexuelle Doppelmoral stehen. Man kann wohl von einer wechselseitig
verwobenen Beziehung ausgehen- Doppelmoral wird einerseits durch die Prostitution
vorangetrieben, andererseits wird Prostitution durch Doppelmoral gerechtfertigt. Dadurch, dass den
Männern seit jener und je ein stärkeres sexuelles Begehren zugeschrieben wird, entsteht die
Notwendigkeit in den sexuellen Diensten nach Bedarf, die keiner emotionalen Bindung und im
Prinzip keine Verantwortung von den Männern fordern d.h die Prostitution wird praktisch dadurch
begründet. Andererseits wird durch eine eindeutige und strikte Unterscheidung zwischen
„ehrlichen“ Frauen, oder auch den „heiligen“, und denen, die ihr Körper sexuellen Ansprüchen der
Männer gegen einen Entgelt zur Verfügung stellen, also den Huren, unterschieden. Dadurch dass die
Prostituierten als „andere Frauen“ begriffen werden, wird die Existenz der Doppelmoral
fortgeschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- Über die weibliche Ehre, sexuelle Doppelmoral und ihren Bezug zur Prostitution
- Die weibliche Sexualität und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Prostitution
- Historische Entwicklung der sexuellen Moral und Prostitution
- Das Mittelalter und die Institutionalisierung der Prostitution
- Die Entwicklung im 16. Jahrhundert: Italien und Basel
- Das 18. und 19. Jahrhundert: Veränderungen im Ehe- und Familienverständnis
- Das 20. Jahrhundert: Frauenbewegungen und die Entwicklung der sexuellen Moral
- Moderne Perspektiven und die anhaltende Doppelmoral
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die historische Entwicklung der sexuellen Doppelmoral und ihren Zusammenhang mit der Prostitution. Sie analysiert, wie die weibliche Sexualität im Laufe der Zeit gesellschaftlich wahrgenommen und reguliert wurde und welche Rolle die Prostitution dabei spielte. Der Fokus liegt auf der Ungleichheit der Geschlechter in Bezug auf Sexualität und die daraus resultierenden sozialen und rechtlichen Konsequenzen.
- Die historische Entwicklung der sexuellen Doppelmoral
- Der Zusammenhang zwischen Prostitution und sexueller Doppelmoral
- Die gesellschaftliche Kontrolle weiblicher Sexualität
- Die Rolle der Frauenehre und Keuschheit
- Die Veränderung der sexuellen Moral im 20. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Über die weibliche Ehre, sexuelle Doppelmoral und ihren Bezug zur Prostitution: Der einleitende Abschnitt etabliert die zentrale These der Arbeit: die enge Verknüpfung von sexueller Doppelmoral und Prostitution, die durch die ungleiche Behandlung weiblicher und männlicher Sexualität entsteht. Das Zitat von Simone de Beauvoir unterstreicht die bestehende Ungleichheit und dient als Ausgangspunkt für die Analyse der wechselseitigen Beeinflussung von Doppelmoral und Prostitution. Die Arbeit argumentiert, dass die Prostitution einerseits durch die Doppelmoral gerechtfertigt, andererseits aber auch durch sie vorangetrieben wird.
Die weibliche Sexualität und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Prostitution: Dieses Kapitel untersucht die gesellschaftliche Konstruktion weiblicher Sexualität und deren Einfluss auf die Wahrnehmung von Prostitution. Es wird deutlich gemacht, wie die weibliche Sexualität seit dem Mittelalter eng mit der Ehre der Frau verbunden war, während die männliche Sexualität von solchen moralischen und sozialen Aspekten scheinbar befreit war. Die unterschiedliche Behandlung von Frauen in der Prostitution und Männern, die ihre Dienste in Anspruch nehmen, wird hervorgehoben. Die sozialen Kontrollmechanismen, insbesondere durch Familie und Angehörige, werden in ihrer Funktion zum Schutz junger Mädchen vor sexuellem Missbrauch analysiert.
Historische Entwicklung der sexuellen Moral und Prostitution: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung sexueller Moral und Prostitution. Es beginnt im Mittelalter, wo die Prostitution zwar institutionalisiert wurde, aber gleichzeitig gesellschaftlich abgelehnt war. Die unterschiedlichen Argumente für und gegen Prostitution - hauptsächlich im Hinblick auf den angeblichen sexuellen Trieb der Männer und dessen angeblichen Gefahren - werden erörtert. Der Unterschied in der Wahrnehmung männlicher und weiblicher Sexualität wird hier besonders deutlich, mit der Zuweisung eines starken Geschlechtstriebs an Männer und dem faktischen Aberkennen dieses Triebes bei Frauen.
Das Mittelalter und die Institutionalisierung der Prostitution: Der Abschnitt beleuchtet die Institutionalisierung der Prostitution im späten Mittelalter und ihre soziale Ausgrenzung, obwohl sie als "notwendiges Übel" angesehen wurde. Die unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen wird beleuchtet: Männern wurde ein Sexualtrieb zugeschrieben, der befriedigt werden musste, während Frauen dieser Trieb abgesprochen wurde. Die Auslagerung der Prostitution aus den Siedlungen zeigt das gesellschaftliche Unbehagen, obwohl sie gleichzeitig als Schutz für "ehrbare" Frauen angesehen wurde.
Die Entwicklung im 16. Jahrhundert: Italien und Basel: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung im 16. Jahrhundert in Italien und Basel. In Italien wurden Maßnahmen zur Prävention von Prostitution ergriffen, wie die Einrichtung von Frauenhäusern und die räumliche Trennung von Frauen verschiedener sozialer Stellung. In Basel wurde die weibliche Ehre direkt mit Keuschheit verbunden. Der juristische Schutz "verführter" Frauen wird ebenso erläutert wie die Möglichkeit, durch den Missbrauch dieser Gesetze die Doppelmoral auszunutzen. Die sozialen Konsequenzen vorehelicher Sexualität für Frauen werden detailliert dargestellt, im Gegensatz zum Freiraum, den Männer in Bezug auf ihre Sexualität genossen.
Das 18. und 19. Jahrhundert: Veränderungen im Ehe- und Familienverständnis: Die Veränderungen im Ehe- und Familienverständnis des 18. und 19. Jahrhunderts werden analysiert. Die Ehe wurde als Liebesbeziehung konzipiert, jedoch wurde der Frau vor allem eine Mutterrolle zugeschrieben, wodurch ihr aktives Ausleben von Sexualität eingeschränkt wurde. Das 19. Jahrhundert brachte ein Umdenken mit sich, mit Forderungen nach mehr Freiheit und Rechten für Frauen. Die Sittlichkeitsbewegung der Frauen wird in ihrem Kampf gegen die sittenpolizeiliche Kontrolle der Prostitution behandelt. Die Institutionalisierung ungleicher Rechte und die soziale Ausgrenzung von Frauen, die von Prostitution lebten, wird analysiert, im Gegensatz zur unbehelligten Situation der Männer, die ihre Dienste in Anspruch nahmen.
Das 20. Jahrhundert: Frauenbewegungen und die Entwicklung der sexuellen Moral: Dieser Abschnitt behandelt die Entwicklung der sexuellen Moral im 20. Jahrhundert. Die Frauenbewegungen forderten unter anderem Reformen für Mütter und Kinder, sowie ein Recht auf Liebe. Die Entkriminalisierung von Abtreibung und die Diskussion um die Entkriminalisierung der Prostitution werden erwähnt. Die 60er und 70er Jahre brachten eine bedeutende Veränderung der sexuellen Moral mit sich, mit der freien Liebe, der Legalisierung der Abtreibung und der Erfindung der Pille. Allerdings wird in Frage gestellt, ob man heutzutage von einer vollständigen Überwindung der sexuellen Doppelmoral sprechen kann.
Moderne Perspektiven und die anhaltende Doppelmoral: Das Kapitel schließt mit einer Betrachtung moderner Perspektiven und der anhaltenden sexuellen Doppelmoral. Es wird darauf hingewiesen, dass die Doppelmoral nicht nur die passive Rolle der Frau und die aktive Rolle des Mannes betrifft, sondern auch eine Unterscheidung zwischen „heiligen“ Frauen und Huren impliziert. Die anhaltende Konstruktion weiblicher Sexualität als primär auf Liebe und Befriedigung des Partners ausgerichtet wird analysiert, sowie die Rolle von Prostituierten als Mittel zur Befriedigung des männlichen Sexualtriebs. Solange ein Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Sexualität aufrechterhalten wird, wird die Doppelmoral weiterhin unser Sexualverständnis prägen.
Schlüsselwörter
Sexuelle Doppelmoral, Prostitution, Weibliche Ehre, Keuschheit, Geschlechterungleichheit, Historische Entwicklung, Soziale Kontrolle, Frauenbewegungen, Männliche und weibliche Sexualität, Soziale Ausgrenzung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Sexuelle Doppelmoral und Prostitution"
Was ist der Gegenstand der Arbeit "Sexuelle Doppelmoral und Prostitution"?
Die Arbeit untersucht die historische Entwicklung der sexuellen Doppelmoral und ihren engen Zusammenhang mit der Prostitution. Sie analysiert die gesellschaftliche Wahrnehmung und Regulierung weiblicher Sexualität im Laufe der Zeit und die Rolle der Prostitution in diesem Kontext. Ein besonderer Fokus liegt auf der geschlechtsspezifischen Ungleichheit in Bezug auf Sexualität und deren sozialen und rechtlichen Konsequenzen.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung der sexuellen Doppelmoral, den Zusammenhang zwischen Prostitution und sexueller Doppelmoral, die gesellschaftliche Kontrolle weiblicher Sexualität, die Rolle der Frauenehre und Keuschheit, sowie die Veränderungen der sexuellen Moral im 20. Jahrhundert. Die Analyse erstreckt sich vom Mittelalter bis in die Moderne.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel, die die Entwicklung der sexuellen Doppelmoral und der Prostitution von Mittelalter bis zur Moderne chronologisch behandeln. Jedes Kapitel beinhaltet eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse. Die Arbeit beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Einleitung mit Zielsetzung und Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Zeiträume werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit betrachtet einen Zeitraum vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Sie analysiert die Entwicklung der sexuellen Moral und der Prostitution in verschiedenen Epochen, darunter das Mittelalter, das 16. Jahrhundert (Italien und Basel), das 18. und 19. Jahrhundert sowie das 20. Jahrhundert mit besonderer Berücksichtigung der Frauenbewegungen.
Welche Rolle spielt die weibliche Ehre in der Arbeit?
Die weibliche Ehre spielt eine zentrale Rolle, da sie eng mit der gesellschaftlichen Konstruktion weiblicher Sexualität und der Wahrnehmung von Prostitution verbunden war. Die Arbeit zeigt auf, wie die weibliche Ehre und Keuschheit im Laufe der Geschichte als Kontrollmechanismen eingesetzt wurden, um die weibliche Sexualität zu regulieren und zu kontrollieren, im Gegensatz zur weit freieren Behandlung männlicher Sexualität.
Wie wird die Prostitution in der Arbeit dargestellt?
Die Prostitution wird nicht nur als isoliertes Phänomen betrachtet, sondern als untrennbar mit der sexuellen Doppelmoral verwoben. Die Arbeit analysiert, wie die Prostitution einerseits durch die Doppelmoral gerechtfertigt und andererseits durch sie vorangetrieben wurde. Die unterschiedliche Behandlung von Prostituierten und ihren männlichen Kunden wird hervorgehoben.
Welche Rolle spielen Frauenbewegungen in der Arbeit?
Die Frauenbewegungen des 20. Jahrhunderts spielen eine wichtige Rolle bei der Analyse der Veränderungen der sexuellen Moral. Die Arbeit beleuchtet die Forderungen der Frauenbewegungen nach mehr Rechten und Freiheit, die Einfluss auf die Debatten um Abtreibung und die Entkriminalisierung der Prostitution hatten.
Besteht die sexuelle Doppelmoral bis heute fort?
Die Arbeit argumentiert, dass die sexuelle Doppelmoral trotz der Veränderungen im 20. Jahrhundert bis heute fortbesteht. Sie zeigt auf, dass die unterschiedliche Konstruktion männlicher und weiblicher Sexualität weiterhin zu Ungleichheiten und Diskriminierung führt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Sexuelle Doppelmoral, Prostitution, Weibliche Ehre, Keuschheit, Geschlechterungleichheit, Historische Entwicklung, Soziale Kontrolle, Frauenbewegungen, Männliche und weibliche Sexualität, Soziale Ausgrenzung.
- Arbeit zitieren
- Natalja Kvast (Autor:in), 2011, Über die weibliche Ehre, sexuelle Doppelmoral und ihren Bezug zur Prostitution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175738