Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Thema nachhaltige Geldanlagen und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten einer alternativen Kapitalanlage für den privaten Investor auf dem Finanzmarkt Spanien.
Zunächst wird das Konzept des „Sustainable and Responsible Investment“ definiert und beleuchtet, um Klarheit in die unterschiedlichen Begrifflichkeiten zu bringen. Es folgt ein Rückblick in die Entstehungsgeschichte nachhaltiger Investments. Welche Anlageformen im SRI-Bereich auf dem Markt verfügbar sind, wird im folgenden Abschnitt behandelt, dem sich eine kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Investmentstrategien und Auswahlmethoden für nachhaltige Geldanlagen anschließt.
Der größte Anteil dieser Arbeit widmet sich dem Finanzmarkt Spanien. Nach einem Rückblick in die Historie nachhaltiger Geldanlagen in Spanien folgt ein aktueller Marktüberblick über die Entwicklungen von SRI, die in Spanien angewendeten Investmentstrategien und das Verhältnis von institutionellen zu privaten Investoren. Ein gewichtiger Teil beschäftigt sich schließlich mit der Frage, welche Motive, Möglichkeiten und Hindernisse es für den privaten Investor in Spanien gibt, der Interesse an einem nachhaltigen Investment hat. Dabei fließt sowohl die Sicht der Anbieter als auch die Sicht der Nachfrager in die Betrachtung mit ein. Darüber hinaus werden insbesondere potentielle Lösungsansätze für die Marktteilnehmer diskutiert. Im abschließenden Kapitel werden die Markttreiber identifiziert und Möglichkeiten der Förderung von SRI als Kapitalanlagealternative für Privatanleger in Spanien beleuchtet.
I Inhalt
II Abbildungsverzeichnis
III Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Einführung in das Thema
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
2 Sustainable and Responsible Investment
2.1 Konzept der nachhaltigen Investition
2.2 Entstehungsgeschichte nachhaltiger Investments
2.3 Definition und Begriffe
2.4 Investmentstrategien/Auswahlmethoden
2.5 SRI-Research
2.6 Formen des nachhaltigen Investments
2.7 Entwicklung von SRI in Europa
2.8 Performance
3 SRI auf dem Finanzmarkt Spanien
3.1 Historie nachhaltiger Geldanlagen auf dem spanischen Finanzmarkt
3.2 Entwicklung von SRI in Spanien
3.3 Investmentstrategien
3.4 Institutionelle und private Investoren
4 Nachhaltige Investments für private Investoren (aus Anbietersicht)
4.1 Motive
4.2 Nachhaltige Geldanlagen in Form von Investmentfonds
4.3 Nachhaltige Geldanlagen im spanischen Retailgeschäft
4.4 Angebotsseitige Barrieren
5 Nachhaltige Investments für private Investoren (aus Nachfragesicht)
5.1 Motive
5.2 Nachfrageseitige Barrieren
6 Lösungsansätze
6.1 Aktives Bewerben in Beratungsgesprächen
6.2 Zielgruppenorientierte Marketingmaßnahmen
6.3 Schaffung von mehr Transparenz
6.4 Einheitliche Standards bei der Bewertung
6.5 Nachhaltiges Investment als Ausbildungsbestandteil von Bankkaufleuten
6.6 Entwicklung von Materialien und Informationsveranstaltungen zur externen/internen Mitarbeiterschulung
7 Markttreiber
7.1 Gesetzgeber
7.2 Spainsif
7.3 Gewerkschaften
7.4 Anbieter
7.5 Internationale Initiativen, Beispiel: UN PRI
7.6 Öffentlichkeit und Medien
8 Zusammenfassung und Zukunftsperspektive
II Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Nachhaltiges Dreieck und Beispiele
Abbildung 2: Die vier Dimensionen einer nachhaltigen Geldanlage
Abbildung 3: Auswahl von Begrifflichkeiten für nachhaltige Investments
Abbildung 4: Darmstädter Definition nachhaltiger Geldanlagen
Abbildung 5: Core und Broad SRI
Abbildung 6: Negative Auswahlkriterien
Abbildung 7: Positive Auswahlkriterien
Abbildung 8: Visualisierung der Best-in-Class Auswahl
Abbildung 9: Ratingprozess der Oekom Research AG
Abbildung 10: Nachhaltigkeitsprofil Henkel AG (Zürcher Kantonalbank)
Abbildung 11: Ratingagenturen im deutschsprachigen Raum
Abbildung 12: Übersicht eines Anleihegeschäftes
Abbildung 13: Typen und Anlageschwerpunkte nachhaltiger Investmentfonds
Abbildung 14: Entwicklung von SRI in Europa von 2002 - 2009
Abbildung 15: Anteil der einzelnen europäischen Länder am gesamten AuM
Abbildung 16: Die größten SRI-Fonds in Europa
Abbildung 17: Globale Indizes: Rendite im Vergleich
Abbildung 18: SRI-Markt in Spanien
Abbildung 19: Core und Broad SRI in Spanien
Abbildung 20: Anteil von Core und Broad-Strategien in Europa
Abbildung 21: Anteil institutioneller und privater Investoren in europäischen Ländern
Abbildung 22: Anbieter nachhaltiger Investmentfonds in Spanien
Abbildung 23: In Spanien verfügbare nachhaltige Investmentf onds
Abbildung 24: Rendite spanischer SRI-Fonds 2009
Abbildung 25: Zielgruppe für SRI-Produkte nach GEIES-CEU
Abbildung 26: Zielgruppe Nachhaltige Finanzanlagen nach Typologie der Wünsche
Abbildung 27: Renditeerwa rtungen an SRI
Abbildung 28: Printwerbung der Volksbank Mönchengladbach eG
Abbildung 29: Internetauftritt der Volksbank Mönchengladbach eG
Abbildung 30: Markttreiber von SRI
Abbildung 31: Europäisches Netzwerk nationaler Foren für nachhaltige Geldanlagen
Abbildung 32: Mitglieder von Spainsif
Abbildung 33: Unterzeichner der Principles for Responsible Investments
III Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Einführung in das Thema
Nie zuvor ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ so in das Zentrum der öffentlichen Diskussionen gerückt wie in den letzten Jahren. Die weltweite Finanzkrise 2008/2009, der Untergang der Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko im letzten Jahr oder die jüngste Atomkatastrophe in Japan im März diesen Jahres haben eindrucks-, aber leidvoll gezeigt, dass bei allem wirtschaftlichen Handeln ein Gedanke stets im Mittelpunkt stehen sollte: Der Gedanke daran, dass alles Handeln in unserer schnelllebigen Zeit auch Auswirkungen auf unseren Lebensraum und die Zukunft für uns und die nächsten Generationen hat.
Doch was als wirklich wirtschaftlich nachhaltiges Handeln zu bezeichnen ist und wie der Begriff letztlich definiert wird, bleibt jedoch oft unklar.
Im als Brundtland-Bericht bekannt gewordenen Abschlussbericht der Vereinten Nationen wurde 1987 erstmals der Begriff der Nachhaltigkeit in Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung gebracht und folgende Definition von nachhaltiger Entwicklung („Sustainable Development“) zur Leitmaxime erhoben[1]:
„Eine nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“[2]
Während diese Definition in erster Linie auf die zeitliche Dimension von verantwortlichem Handeln gegenüber den kommenden Generationen zielte, wurden fünf Jahre später auf der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 im Leitbild „Nachhaltige Entwicklung“ mit „wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit“, „sozialer Gerechtigkeit“, „Schutz der Umwelt“ und „politischer Stabilität“ konkrete Zieldimensionen als Grundlage nachhaltigen Handelns definiert und eine UN-Kommission gegründet, die einen wirksamen Folgeprozess der Konferenz gewährleisten sollte.[3]
Die Notwendigkeit eines nachhaltigen, verantwortlichen Handels wurde von der UN (United Nations), einem globalpolitischen Gremium erkannt und propagiert, doch die wirkliche Macht zur Lösung der Probleme hat die Politik offensichtlich bis heute nicht.
Es sind die Unternehmen, die zu den mächtigsten Akteuren gehören und die entscheidende Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen, das heißt wirtschaftlich tragfähigen als auch sozial- und umweltverträglichen Entwicklung spielen. Auch deshalb rief der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 1999 zum „Global Compact“, eine auf dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung basierende Selbstverpflichtung für Unternehmen auf.[4] Darin erklären diese ihren Willen, in Zukunft bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten.
Im Jahre 2000 wurden von der 1997 gegründeten Global Reporting Initiative (GRI) schließlich mittlerweile weltweit anerkannte Richtlinien für die freiwillige Berichterstattung über ökonomische, ökologische und soziale Aktivitäten von Organisationen und Unternehmen entwickelt[5], die ihrerseits im letzten Jahr zur empfohlenen Berichtssprache für den Fortschrittsbericht zum Global Compact auserkoren wurden.[6]
Inzwischen haben nahezu alle großen Unternehmen erkannt, dass wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit nachhaltiger Entwicklung in Einklang zu bringen ist. Ob diese Erkenntnis aus reinem Selbstzweck oder aufgrund des unsichtbaren Drucks eines komplizierten Beziehungsnetzes aus unterschiedlichen Interessengruppen wie Politik, Geschäftspartnern, Lieferanten, Kunden, Medien und nicht zuletzt Non-Profit-Organisationen wie Menschenrechtsgruppen oder Umweltverbänden rührt, ist nicht nachzuweisen.[7] Fakt ist, dass das Konzept der verantwortlichen Unternehmensführung, der „Corporate Social Responsibility (CSR)“ aus der heutigen Unternehmenswelt kaum noch wegzudenken ist. Die Vereinbarkeit allen wirtschaftlichen Handelns mit ökologischen, sozialen, aber auch ethischen Aspekten in Unternehmen wird heutzutage von eigenen CSR-Abteilungen überwacht, strategisch betreut und in jährlichen CSR-Berichten kommuniziert. Doch bei aller Diskussion um nachhaltige Entwicklung darf eins nicht aus den Augen verloren werden: Wir leben in einer Welt, in der Geld eine herausragende Rolle eingenommen hat. Sinn und Zweck einer Unternehmung ist immer noch die Erzielung von Gewinn, die Steigerung des Unternehmenswertes das übergeordnete Ziel. Wie lässt sich also ergebnisorientiert wirtschaften und gleichzeitig ökologisch, sozial und ethisch verantwortlich handeln?
Ein Konzept, das diese Ziele in ein zueinander optimiertes Verhältnis zu bringen sucht, ist Sustainable and Responsible Investment (SRI).
Auf dem Kapitalmarkt wird der Kapitalgeber denjenigen Unternehmen sein Geld zur Verfügung stellen, die seine Interessen am besten befriedigen. Traditionell liegt das Hauptinteresse des Kapitalgebers in der Vermehrung seines investierten Kapitals. Doch die Maximierung der Rendite beschreibt die Interessenlage des Kapitalgebers nur unvollständig, denn extra-finanzielle Anlagekriterien und das Interesse an einer stabilen, langfristigen und nachhaltigen Entwicklung rücken immer mehr in den Fokus von Investoren.[8]
Nachhaltige Geldanlagen bieten hier abseits politischer Initiativen und Handlungsformen die Möglichkeit für jeden Einzelnen, seine ethischen, sozialen und ökologischen Interessen geltend zu machen. Durch kollektive Investmentformen wie Investmentfonds können extra-finanzielle Interessen der Anleger gebündelt und durch entsprechendes Investmentverhalten auf dem Kapitalmarkt verfolgt werden.[9] Nach bestimmten Anlagekriterien zusammengestellte Portfolios lenken das Kapital bewusst zu den Unternehmen, die ihr wirtschaftliches Handeln nach Nachhaltigkeitsaspekten ausrichten.
Somit bietet sich für jeden Einzelnen die Möglichkeit, durch sein Anlageverhalten ein stückweit zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen.
Private Investoren nutzen leider noch viel zu selten diese Möglichkeit. Bisher sind es hauptsächlich institutionelle Investoren wie religiöse Institutionen, Stiftungen und große Nichtregierungs-Organisationen, die nachhaltig investieren. Doch der Retailmarkt ist auf dem Vormarsch, denn die eingangs genannten Krisen und Katastrophen haben das Bewusstsein des privaten Investors in Richtung Nachhaltigkeit geschärft.
Die Kapitalanlagealternative „Sustainable and Responsible Investment“ für den Privatanleger soll daher in der vorliegenden Arbeit näher beleuchtet werden. Hierbei konzentriere ich mich auf den spanischen Markt. Dies hat folgende Gründe: Zum einen existieren zum Thema nachhaltige Geldanlagen eine Reihe deutschsprachiger Arbeiten, die das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln ausreichend beleuchtet haben. Dabei wird meist das Augenmerk auf die institutionellen Investoren gelegt. Öffentlich verfügbare Arbeiten, die den Fokus auf den Privatinvestor als Zielgruppe für nachhaltige Geldanlage legen, sind eher selten. Zum anderen interessieren mich als Student im Studiengang International Management die internationalen Märkte und dabei besonders der spanische Markt, da ich im letzten Jahr ein Auslandssemester in Sevilla verbracht habe.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Thema nachhaltige Geldanlagen und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten einer alternativen Kapitalanlage für den privaten Investor auf dem Finanzmarkt Spanien.
Zunächst wird das Konzept des „Sustainable and Responsible Investment“ definiert und beleuchtet, um Klarheit in die unterschiedlichen Begrifflichkeiten zu bringen. Es folgt ein Rückblick in die Entstehungsgeschichte nachhaltiger Investments. Welche Anlageformen im SRI-Bereich auf dem Markt verfügbar sind, wird im folgenden Abschnitt behandelt, dem sich eine kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Investmentstrategien und Auswahlmethoden für nachhaltige Geldanlagen anschließt.
Der größte Anteil dieser Arbeit widmet sich dem Finanzmarkt Spanien. Nach einem Rückblick in die Historie nachhaltiger Geldanlagen in Spanien folgt ein aktueller Marktüberblick über die Entwicklungen von SRI, die in Spanien angewendeten Investmentstrategien und das Verhältnis von institutionellen zu privaten Investoren. Ein gewichtiger Teil beschäftigt sich schließlich mit der Frage welche Motive, Möglichkeiten und Hindernisse es für den privaten Investor in Spanien gibt, der Interesse an einem nachhaltigen Investment hat. Dabei fließt sowohl die Sicht der Anbieter als auch die Sicht der Nachfrager in die Betrachtung mit ein. Darüber hinaus werden insbesondere potentielle Lösungsansätze für die Marktteilnehmer diskutiert. Im abschließenden Kapitel werden die Markttreiber identifiziert und Möglichkeiten der Förderung von SRI als Kapitalanlagealternative für Privatanleger in Spanien beleuchtet.
In einer Zusammenfassung werden die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit noch einmal aufgegriffen und eine Zukunftsperspektive aufgezeigt.
2 Sustainable and Responsible Investment
2.1 Konzept der nachhaltigen Investition
Im in der Einleitung angesprochenen Brundtland-Bericht wurde erstmals von Seiten der Politik versucht, Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung zu definieren. Demnach ist eine „Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“[10] nachhaltig. „Die Problematik liegt jedoch darin, dass jeder unter nachhaltigem Handeln etwas anderes versteht.“[11] In den darauf folgenden Jahren gab es zahlreiche Diskussionen, die jeweils andere Sichtweisen zur Folge hatten. An dieser Stelle möchte ich einige dieser Sichtweisen unkommentiert auflisten[12]:
„Gleichmäßige Verwirklichung ökologischer, sozialer und ökonomischer Ziele!“ (Abschlussprotokoll Weltgipfel und Beschluss der Agenda 21 in Rio de Janeiro 1992)
„Das Konzept der Nachhaltigkeit, der ökologisch dauerhaften Entwicklung, des sustainable development, wurde nicht erst von den Diplomaten des Erdgipfels erfunden. Nachhaltigkeit ist ein uraltes Prinzip menschlicher Kulturen.“
(Faktor 4. Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory B. Lovins und L. Hunter Lovins 1997)
„[…]Folgende Elemente werden als wesentlich für das Konzept der Nachhaltigkeit angesehen: Umwelt, Wirtschaft, Kultur, soziale Gerechtigkeit, räumliche Ausgewogenheit und inter-generationale Gerechtigkeit.“
(Nachhaltigkeit trotz Globalisierung. Handlungsspielräume auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene. Christian Hey, Ruggero Schleicher-Tappeser 1998)
Alle verschiedenen Herangehensweisen haben eines gemeinsam: Neben einem Wirtschaften innerhalb der Restriktionen durch die Natur legen sie eine Orientierung an außerökonomischen Wertmaßstäben[13] zugrunde. Dabei werden immer wieder drei Zielfelder mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht:
- Ökologische Ziele
- soziale Ziele und
- ethische Ziele
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : Nachhaltiges Dreieck und Beispiele[14]
Werden diese Nachhaltigkeitsaspekte nun für die Beurteilung einer Investition herangezogen und ethische, soziale und ökologische Kriterien in einer Kapitalanlageentscheidung berücksichtigt, spricht man von einem nachhaltigen Investment bzw. einer nachhaltigen Geldanlage.
Zu den drei traditionellen Zielgrößen Rendite, Sicherheit und Liquidität gesellt sich damit eine vierte Dimension, die „Mittelverwendung“. Das klassische „magische Dreieck der Geldanlage“ wird um eine „extra-finanzielle“ Dimension zum magischen Viereck erweitert (siehe Abbildung 2).[15]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 : Die vier Dimensionen einer nachhaltigen Geldanlage[16]
2.2 Entstehungsgeschichte nachhaltiger Investments
Die Vereinbarkeit von ethischen, ökologischen und sozialen Aspekten mit wirtschaftlichem Handeln war bereits weit vor der Entwicklung des Kapitalmarkts ein Thema. Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt im Ursprung aus dem Bereich der Forstwirtschaft. Hier wurde bereits früh erkannt, dass beim Wirtschaften ökologische Aspekte nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Durch den weit verbreiteten Raubbau an Wäldern mit der Folge, dass ganze Waldflächen verödeten, kamen im 18. Jahrhundert „erste Gedanken über Nachhaltigkeit auf – nicht rein ökologisch, sondern durchaus auch ökonomisch geprägt, denn durch die großflächige „Entwaldung“ wurde die Beschaffung des Rohstoffs Holz immer teurer.“[17]
Der Nachhaltigkeitsgedanke wurde erstmals in der 1713 erschienenen Veröffentlichung „Sylvicultura Oeconomica – Die naturmäßige Anweisung zur Wilden Baumzucht“ von Hans Carl von Carlowitz aufgegriffen, der unter anderem verlangte, „dass man mit dem Holtz pfleglich umgehe“, „eine Gleichheit zwischen An- und Zuwachs und dem Abtrieb des Holtzes erfolget“ und „daß es eine continuierliche, beständige und nachhaltende Nutzung gebe.“[18]
Die Verbindung von Ethik und Ökonomie reicht noch weiter zurück. Bereits in der Antike machte man sich Gedanken, ob das Verlangen von Zinsen unnatürlich sei, da sich Geld nicht selbst vermehren kann und Aristoteles war bereits damals der Überzeugung, „dass Wirtschaft und Ethik nicht zu trennen sind, sondern Ethik, Ökonomie und Politik Teile der praktischen Philosophie sind.“[19]
Die Verbindung von Wirtschaften und sozialer Verantwortung ist indes eng mit der Herausbildung des Kapitalismus verknüpft. Besonders im Zuge der Industrialisierung ging die Gewinnorientierung des Kapitals oftmals mit der Ausbeutung der Arbeiter einher. Eine auf dem Christentum gründende Wirtschaftsethik war nicht erst seit Max Webers Schrift „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ bekannt, in dem Weber das Recht zur Gewinnorientierung mit einer sozialen Verantwortung des Unternehmens verknüpft. Noch heute bestimmen calvinistische Auffassungen die Aktivitäten vieler US-amerikanischer Unternehmen, die es als moralisches Verpflichtung ansehen, einen Teil des Gewinns an die Gesellschaft zurückzugeben.[20]
Es war auch in den USA, in denen erstmals bewusst Geld nach Nachhaltigkeitskriterien angelegt wurde. So waren es vor allem die Quäker, die sich schon früh der Macht des Geldes bewusst wurden und Anfang des 20. Jahrhunderts damit begannen, ihre Geldanlagen nach moralischen Kriterien auszurichten. Investitionen in die Rüstungs-, Glückspiel-, Tabak- und Alkoholindustrie waren nicht mit ihrer Moral vereinbar und wurden daher gemieden.[21] „In den Sechzigerjahren entwickelten sich die verschiedenen politischen, ökologischen, feministischen und pazifistischen Bewegungen“[22] weiter und bekamen durch die Anti-Vietnam und Anti-Apartheidbewegung einen weiteren Schub in Richtung nachhaltiges Investment, denn es wurde „dazu aufgerufen, nicht in Unternehmen zu investieren, die Profite durch Investitionen in den Apartheidsstaat oder durch Rüstungsgüter für den Krieg in Vietnam erwirtschafteten.“[23] Zur gleichen Zeit entwickelten sich auch spezielle Ratingagenturen, die erstmals Investments nach ethischen oder ökologischen Kriterien bewerteten. Dies führte schließlich 1971 zur Gründung des ersten ethischen Investmentfonds, dem „Pax World Funds“, an dem sich neben Privatanlegern zu dieser Zeit auch verstärkt Institutionen beteiligten.
In Europa konnte sich die Idee einer verantwortlichen Geldanlage erst später durchsetzen. Der erste auf dem europäischen Markt verfügbare ethische Investmentfonds, der britische „Stewardship United Trust“ wurde erst 1984 aufgelegt.[24] Drei Jahre später entstand in Deutschland mit der GLS Gemeinschaftsbank die erste Bank, die sich auf nachhaltige Finanzprodukte spezialisierte. In den Achtziger Jahren gründeten sich zudem Institutionen wie EIRIS oder das Social Investment Forum, die sich dem Research und der Informationsvermittlung im Rahmen nachhaltiger Geldanlagen widmen. In den Neunziger Jahren läutete der Domini 400 Social Index eine Phase der Auflegung von verschiedenen Nachhaltigkeitsindizes ein.[25]
Bis die nachhaltige Geldanlage jedoch auf dem spanischen Markt ihren Platz fand, vergingen noch einmal über zehn Jahre. Auf die Historie der nachhaltigen Geldanlagen in Spanien wird näher im Kapitel 3.1 eingegangen.
2.3 Definition und Begriffe
Für SRI werden häufig die Begriffe „sozial“, „ethisch“, „ökologisch“, „verantwortlich“, „nachhaltig“ und viele weitere benutzt, um sich dem Themenfeld auf verschiedenen, teilweise sich überschneidenden, teilweise sich ergänzenden Wegen zu nähern (siehe Abbildung 3). Denn „nach wie vor herrscht kein Konsens über das Begriffsverständnis von „Verantwortlichkeit“ bzw. „Nachhaltigkeit“. Der Markt für verantwortliche oder nachhaltige Geldanlagen umfasst dementsprechend vielfältige Konzepte, die sich inhaltlich zwar nahestehen können, jedoch weitgehend vom individuellen Verständnis einzelner Akteure geprägt werden.“[26]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 : Auswahl von Begrifflichkeiten für nachhaltige Investments[27]
Die Vielzahl der verschiedenen Sichtweisen, Definitionen und Versuche, nachhaltige Geldanlagen zu kategorisieren stellt den potentiellen Investor daher vor die Herausforderung, die verschiedenen Perspektiven mit seinen persönlichen Prioritäten zu vereinen und die für ihn passende Anlageform herauszufinden.
Für die europäische Dachorganisation Eurosif, die auf Initiative von fünf nationalen europäischen Foren (Frankreich, deutschsprachige Länder, Italien, den Niederlanden und Großbritannien) 2001 im Rahmen der Konferenz über die soziale Verantwortung von Unternehmen gegründet wurde[28] und seitdem in regelmäßigen Abständen eine SRI-Studie herausgibt, sind alle existierenden Begriffe für nachhaltiges Investieren gültig und zulässig. Als Begriff, der die verschiedensten Terminologien wie „Responsible Investment“, „Socially Responsible Investment“ oder „Impact Investing“ am besten umfasst, wird von Eurosif der Begriff „Sustainable and Responsible Investment (SRI)“ genutzt, den ich ebenfalls nutzen werde. Eurosif definiert SRI vereinfacht wie folgt:
„Sustainable and Responsible Investing (SRI) is a generic term covering any type of investment process that combines investors‘ financial objectives with their concerns about Environmental, Social and Governance (ESG) issues"[29]
Das deutschsprachige „Forum für nachhaltige Geldanlagen (FNG)“, Mitverfasser der Eurosif-Studien, definiert SRI konkreter:
„Nachhaltige Geldanlagen ist die allgemeine Bezeichnung für nachhaltiges, verantwortliches, ethisches, soziales, ökologisches Investment und alle anderen Anlageprozesse, die in ihre Finanzanalyse den Einfluss von ESG (Umwelt, Soziales und Governance)-Kriterien einbeziehen. Es beinhaltet auch eine explizite schriftlich formulierte Anlagepolitik zur Nutzung von ESG-Kriterien.“[30]
In Deutschland wurde auf Anregung des FNG und des Vereins „Ethisch orientierte Investoren“ (CRIC e.V) eigens eine Projektgruppe unter dem Motto „Begriff und Verständnis nachhaltiger Geldanlagen“ ins Leben gerufen, deren Ergebnis die „Darmstädter Definition Nachhaltiger Geldanlagen“ ist. Von der Projektgruppe wurde aus ökonomischer, ökologischer, sozialer und kultureller Sicht beleuchtet, was eine nachhaltige Geldanlage ausmacht (siehe Abbildung 4).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 : Darmstädter Definition nachhaltiger Geldanlagen[31]
2.4 Investmentstrategien/Auswahlmethoden
Zunächst ist festzuhalten, dass es bisher keine allgemeingültige Definition dessen gibt, was unter ethischen, ökologischen und sozialen Auswahlkriterien für die nachhaltige Geldanlage zu verstehen ist. Will ein Anleger in nachhaltige Unternehmen investieren, kann er entweder selbst entscheiden, welche Kriterien für ihn persönlich entscheidend sind, der ausgebenden Fondsgesellschaft oder Bank die Entscheidung überlassen, was nachhaltig ist oder sich auf eine der zahlreichen auf Nachhaltigkeit spezialisierten Research-Agenturen verlassen. Die Kriterien, nach denen bewertet wird, sind jedoch so unterschiedlich, dass es bis heute leider kein objektives Gütesiegel gibt, das einer Anlageform eindeutig Nachhaltigkeit bescheinigt.[32] Ein Vergleich der verschiedenen auf dem Markt verfügbaren SRI-Anlagen ist angesichts der Vielzahl unterschiedlicher zugrunde gelegter Kriterien ebenfalls kaum möglich.
„Da Nachhaltigkeit keine definierte Größe ist, kommt es bei der SRI-Anlage immer darauf an, wer die Kriterien aufstellt und wer sie im konkreten Fall anwendet.“[33]
Eurosif erließ daher einen sogenannten „Transparenzkodex für Nachhaltigkeitsfonds“, der helfen soll, die Vielfalt der Anlagestrategien nachvollziehbarer zu machen. Den Unterzeichnern dieser Richtlinien wird seit 2008 auch das Führen eines „Transparenzlogos“ für Geldanlagen gestattet, die die Prinzipien des Kodexes erfüllen.[34] Da sich die Unterzeichner dieser Richtlinien jedoch nur auf die Bereitstellung angemessener Informationen und zu einer regelmäßigen Überprüfung der Kriterien verpflichten, sei dahingestellt, ob die Einführung für mehr Transparenz in der SRI-Fondslandschaft sorgt.
Eurosif selbst unterscheidet innerhalb der unterschiedlichen Auswahlverfahren nach solchen, die einen engeren Nachhaltigkeitsansatz (Core SRI) und solchen, die einen breiteren Nachhaltigkeitsansatz verfolgen (Broad SRI).
Nachhaltige Geldanlagen im engeren Sinne (Core SRI) setzen sich demnach aus einer negativen Anlagestrategie mit mindestens drei wert-und/oder normbasierten Ausschlusskriterien oder positiven Anlagestrategien (inklusive Best-in-Class und Themenfonds) zusammen. Hier sind verschiedene Kombinationen möglich.
Nachhaltige Geldanlagen im weiteren Sinne (Broad SRI) setzen sich aus einem einfachen Negativscreening, das ein oder zwei norm- oder wertbasierte Ausschlusskriterien beinhaltet, sowie Engagement oder Integration zusammen (siehe Abbildung 5).[35]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5 : Core und Broad SRI[36]
Da im weiteren Verlauf der Arbeit, insbesondere bei der Betrachtung des spanischen SRI-Markts, an einigen Stellen nach Core SRI und Broad SRI unterschieden wird, werden im Folgenden die derzeit am häufigsten genutzten Auswahlverfahren der beiden Investmentstrategien nach Eurosif betrachtet.
Negativkriterien
„Eine Anlagestrategie, die Branchen, Unternehmen oder Staaten ausschließt, die bestimmte soziale, ökologische und ethische Kriterien nicht erfüllen“[37]
Die einfachste und auf den ersten Blick einleuchtendste Auswahlmethode zur Integration ethischer, ökologischer und sozialer Faktoren in die Geldanlage ist der Gebrauch von negativen Ausschlusskriterien.[38] Dazu werden Negativlisten mit Branchen und Formen der Produktion erstellt, die Unternehmen mit sogenannten „kontroversen Geschäftsfeldern und/oder mit kontroversen Geschäftspraktiken“[39] aus dem Anlageportfolio ausschließen. Die gängigsten Ausschlusskriterien sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6 : Negative Auswahlkriterien[40]
Sind Unternehmen oder Konzerne nur zum Teil in den ausgeschlossenen Bereichen tätig, wird oftmals betrachtet, welcher Anteil des Gesamtumsatzes in den fraglichen Bereichen erwirtschaftet wird.[41] Einige Anbieter tolerieren hier einen Anteil von fünf bis zehn Prozent.[42] Einige der Ausschlusskriterien im norm- bzw. wertbasierten Bereich sind stark von der politischen Situation der jeweiligen Länder abhängig, in denen die Unternehmen tätig sind. Mögliche Ausschlusskriterien nach Ländern, in denen beispielsweise Geschlechterdiskriminierung oder Apartheid verbreitet ist, können ebenfalls in die Liste der Ausschlusskriterien aufgenommen werden. Da jedoch Länderpolitik nur selten direkt durch die Unternehmen beeinflusst werden kann, würden Unternehmen, die möglicherweise vorbildlich entgegen der jeweiligen Landespolitik handeln, zu Unrecht aus dem Anlageportfolio verbannt.[43]
Welche Kriterien in die Bewertung der Geldanlage mit einfließen, bleibt schlussendlich dem Anbieter überlassen. Die Zusammenstellung der Ausschlusskriterien ist daher in gewisser Weise subjektiv.
Positivkriterien
„Auswahl von Unternehmen, welche die in der Anlagepolitik festgelegten Anforderungen hinsichtlich Corporate Governance und bestimmter ökologischer, sozialer und ethischer Aspekte besonders gut erfüllen .“[44]
Durch Positivkriterien werden diejenigen Unternehmen in das Anlageuniversum mit einbezogen, die durch ihr Handeln und/oder ihre Produkte und Dienstleistungen aktiv zum Erhalt der natürlichen Ressourcen und der Umwelt beitragen oder wirtschaftliches Unternehmertum mit sozialer Verantwortung für Mitarbeiter und Gesellschaft in Einklang bringen (siehe Abbildung 7).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7 : Positive Auswahlkriterien[46]
Genau wie Negativkriterien sind auch die Positivkriterien von der subjektiven Auswahlpraxis des Anbieters abhängig und in ihrer Menge, Art und Gewichtung vielfältig ausgestaltet. Die präzise Bestimmung sozialer und ökologischer Qualitäten eines Unternehmens ist äußerst komplex, da unterschiedliche Kriterien- und Indikatorenmodelle existieren.[47] So muss zur Bewertung von bestimmten Indikatoren die Beziehung zum Gesamtsystem (Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialsystem) hergestellt werden (zum Beispiel der prozentuale Anteil an Unfällen am Arbeitsplatz bezogen auf die Branche im jeweiligen Land), um eine belastbare und möglichst präzise Bewertung vornehmen zu können.[48]
Best-in-Class-Ansatz
„Anlagestrategie, nach der die Unternehmen ausgewählt werden, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Hinsicht die höchsten Standards setzen”[49]
Bei diesem Auswahlverfahren, bei dem ebenfalls nach positiven Kriterien auswählt wird, werden diejenigen Unternehmen in das Anlageportfolio aufgenommen, die im Vergleich zu ihren Konkurrenten in der gleichen Branche am besten ESG-Kriterien erfüllen. Dazu werden die Unternehmen nach den vom Anbieter zugrunde gelegten und unterschiedlich gewichteten Positivkriterien bewertet und in einer branchendifferenzierten Rangfolge aufgelistet. Nach einem einheitlichen branchenübergreifenden Grenzwert wird schließlich ein bestimmter Anteil, beispielweise die besten 10% der Unternehmensrangliste, in das Anlageportfolio aufgenommen (siehe Abbildung 8).[50] So kann es jedoch auch vorkommen, dass beispielsweise in nachhaltigen Fonds immer wieder Aktien von Rüstungs-, Chemie- oder Ölkonzernen auftauchen, die viele Anleger aus Umwelt- und Sozialaspekten lieber meiden würden.[51] Für den Anleger hat dies jedoch den Vorteil, dass im Hinblick auf eine diversifizierte Vermögensanlage nicht komplette Sektoren ausgeschlossen werden und somit eine branchenübergreifende Streuung des Anlagebetrages möglich bleibt.[52]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8 : Visualisierung der Best-in-Class Auswahl[53]
Thematische Fondsauswahl
„Themenfonds können sich auf einen Sektor, wie etwa Wasser, Energie etc. oder ein spezielles Thema, wie etwa den Übergang zu nachhaltiger Entwicklung oder eine kohlenstoffarme Wirtschaft, beziehen. Um als nachhaltige Geldanlage betrachtet zu werden, müssen themenspezifische Fonds eine ausdrückliche nachhaltige Motivation nachweisen und dabei ESG-Faktoren in die Ausgestaltung des Fonds einbeziehen.“[54]
SRI-Themenfonds investieren überwiegend in Unternehmen aus Branchen, die als nachhaltig klassifiziert werden. So sind besonders die „grünen Technologien“ im Bereich der erneuerbaren Energien (Solar, Wind, Wasser oder Geothermie) für nachhaltige Themenfonds interessant. Doch nicht nur der Energiesektor, sondern auch Themengebiete wie Rohstoffe (Recycling, Substitution, Einsparung, Reproduktion), Finanzen (Mikrokredite, Anreizsysteme, Klimabörsen) oder Ethik zählen zu den Nachhaltigkeitsbereichen, die für einen SRI-Themenfonds in Betracht kommen. Bei diesem Ansatz wird jedoch oftmals außer Acht gelassen, ob das Unternehmen, in das investiert wird auch nach nachhaltigen Kriterien wirtschaftet.[55]
Engagement
„Ein langfristiger Dialog von Investoren und Unternehmen mit dem Ziel, die Unternehmensführung für die Berücksichtigung von sozialen, ethischen, und ökologischen Kriterien zu gewinnen. Dies beinhaltet auch Stimmrechtsausübungen auf Hauptversammlungen, Aktionärsanträge und Fragen auf Hauptversammlungen, gemeinsame Initiativen, direkter Kontakt zu Unternehmen und Entscheidungsträgern, Gespräche mit anderen Organisationen und Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik.“[56]
Engagement bedeutet ein indirektes Einschalten des Managements von Nachhaltigkeitsfonds in die Unternehmensführung mit dem Ziel, eine verantwortungsvolle Geschäftspraxis zu fördern und gleichzeitig die Anlageerträge zu steigern. Dies erfolgt meist durch den Dialog zwischen den Investoren und den Unternehmen und kann sich auch auf das Abstimmungsverhalten während der Hauptversammlungen ausweiten.[57]
Integration
„Explizite Einbeziehung von sozialen, ethischen und ökologischen Risiken, sowie Corporate-Governance-Risiken in die traditionelle Finanzanalyse.“[58]
Die Integration von ESG-Risikofaktoren in die traditionelle Finanzanalyse hat in den letzten Jahren steigende Bedeutung erlangt. Nichtsdestotrotz sind Skeptiker der Ansicht, dass bisher nicht klar artikuliert wird, wie die Integration von ESG-Kriterien in die Finanzanalyse vollzogen wird.[59]
2.5 SRI-Research
Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Aufstellung, Anwendung und Bewertung von Nachhaltigkeitskriterien eine Frage des Ermessens. Um Nachhaltigkeit in einem Unternehmen messbar zu machen, bedienen sich neben den Banken eine Fülle von externen Research- und Rating-Agenturen der Methode einer sorgfältigen Unternehmensanalyse, die neben den ökonomischen Aspekten auch ökologische und soziale Gesichtspunkte betrachtet.
Zur Bewertung werden dabei ganz unterschiedliche Kriterien und Gewichtungen herangezogen, die schlussendlich zu einem Rating im Bereich Nachhaltigkeit führen. „Als Ziel der SRI-Research-Häuser kann die Vermittlung eines verständlichen Bewertungscodes, der die ökologische und soziale Qualität des Unternehmens widerspiegelt, festgehalten werden.“[60]
Im Folgenden ein SRI-Ratingprozess am Beispiel der Oekom Research AG:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9 : Ratingprozess der Oekom Research AG[61]
Das Ergebnis ist eine Nachhaltigkeitsbewertung des analysierten Unternehmens. Hierzu bedienen sich die Agenturen oder Banken der im Bonitätsrating bekannten Ratingcodes A (im Bonitätsbereich: sehr sicher; im Nachhaltigkeitsbereich: sehr gut) bis D (sehr schlecht).
Das folgende Beispiel zeigt das Nachhaltigkeitsprofil des deutschen DAX-Unternehmens Henkel, das als Ergebnis einer Unternehmensanalyse nach Nachhaltigkeitsaspekten von der Zürcher Kantonalbank erstellt wurde:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10 : Nachhaltigkeitsprofil Henkel AG (Zürcher Kantonalbank)[62]
Im deutschsprachigen Raum sind derzeit folgende größere Research- und Rating-Agenturen im Bereich der Unternehmensbewertung nach Nachhaltigkeitsaspekten tätig:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11 : Ratingagenturen im deutschsprachigen Raum[63]
Diese Agenturen bieten sowohl Unternehmen als auch Fondsgesellschaften ihre Nachhaltigkeitsskonzepte mit dem Ziel der Entwicklung und Umsetzung verantwortungsbewusster und nachhaltiger Anlagepolitiken und Vermögensverwaltung an.
Die international bekanntesten Nachhaltigkeitsindizes, die in Zusammenarbeit mit Ratingagenturen entstehen sind der
- Dow Jones Sustainability Index (DJSI), in Zusammenarbeit mit der Schweizer Agentur SAM, für Europa (auch als DJ Euro Stoxx SI erhältlich)
und der
- FTSE4Good, aufgelegt von FTSE, einem Gemeinschaftsunternehmen der Financial Times und der Börse London
2.6 Formen des nachhaltigen Investments
Mittlerweile gibt es für den Anleger, den neben den klassischen Zielen der Geldanlage auch die Mittelverwendung interessiert, eine Fülle unterschiedlicher Möglichkeiten, sein Geld nachhaltig anzulegen. So existiert zu nahezu jeder traditionellen Anlageform auch ein nachhaltiges Pendant.
Die gängigsten Anlageformen werden im Folgenden beschrieben. Da eine detaillierte Beschreibung aller möglichen Anlageformen den Rahmen der Arbeit sprengen würde, beschränke ich mich auf eine kurze Darstellung der Finanzprodukte und füge an, wie die jeweilige Anlageform eine nachhaltige Entwicklung fördern kann.
Spareinlagen
„Spareinlagen sind unbefristete Einlagen, die
- der Geldanlage dienen
- durch Ausfertigung einer Urkunde, insbesondere eines Sparbuches, als solche gekennzeichnet sind und
- eine Kündigungsfrist von mindestens 3 Monaten aufweisen“[64]
[...]
[1] Vgl. Schuler 2006, S. 22
[2] ebenda, S. 23
[3] Vgl. Engelhard 2007, S. 23
[4] Vgl. Ulshöfer, Bonnet 2009, S. 9f
[5] www.globalreporting.org
[6] Vgl. Global Compact Bulletin 06/2010
[7] Vgl. Ulshöfer, Bonnet 2009, S. 10
[8] Vgl. Scharlau 2009, S. 1
[9] Vgl. ebenda, S. 3
[10] Vgl Schuler 2006, S. 23
[11] Ebenda, S. 33
[12] Alle nachfolgenden Zitate aus Schuler 2006, S. 32f
[13] Vgl. Werner 2009, S. 31
[14] Eigene Darstellung in Anlehnung an Schuler 2009, S. 28
[15] Vgl. Deutsche Bank Research 2010, S. 3
[16] Eigene Darstellung in Anlehung an Deutsche Bank Research 2010, S. 3
[17] Balo 2006,S. 17
[18] ebenda
[19] Werner 2009, S. 27
[20] Vgl. Hamm 2006, S.1
[21] Vgl. Werner 2009, S. 27 und Wissenschaftliche Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der Deutschen Bischofskonferenz 2010, S. 9
[22] Werner 2009, S. 28
[23] ebenda
[24] Vgl. ebenda
[25] Vgl. Schröder 2005, S.17f
[26] Deutsche Bank Research 2010, S. 3
[27] Eigene Darstellung in Anlehnung an Werner 2009, S. 21
[28] Vgl. UBS vom 28.11.2001
[29] Eurosif 2010, S. 8
[30] Forum nachhaltige Geldanlanlagen http://www.forum-ng.org/de/nachhaltige-geldanlagen/nachhaltige-geldanlagen.html, Aufruf am 17. Mai 2011
[31] Eigene Darstellung nach Hoffmann, Scherhorn, Busch 2004, S. 6-7
[32] Vgl. Werner 2009, S.45
[33] Dittrich 2009, S.24
[34] Vgl. www.eurosif.org, Zugriff am 05.Mai 2011
[35] Forum Nachhaltige Geldanlagen Statusbericht 2010, S. 12
[36] Eigene Darstellung nach Eurosif 2006, S. 4
[37] Forum nachhaltige Geldanlagen, http://www.forum-ng.org/de/nachhaltige-geldanlagen/glossar.html, Aufruf am 11. Mai 2011
[38] Scharlau 2009, S. 21
[39] Haßler 2003, S. 210
[40] Eigene Darstellung nach Scharlau 2009, S. 21
[41] Vgl. Scharlau 2009, S. 21
[42] Vgl. Werner 2009, S. 46
[43] Vgl. Aßländer,Schenkel 2009, S. 53
[44] Forum nachhaltige Geldanlagen, http://www.forum-ng.org/de/nachhaltige-geldanlagen/glossar.html, Aufruf am 11. Mai 2011
[45] Global Reporting Initiative, www.globalreporting.org
[46] Eigene Darstellung nach Scharlau 2009, S. 22
[47] Vgl. Werner 2009, S. 47
[48] Vgl. Scharlau 2009, S.22
[49] Forum nachhaltige Geldanlagen, http://www.forum-ng.org/de/nachhaltige-geldanlagen/glossar.html, Aufruf am 11. Mai 2011
[50] Vgl. Scharlau 2009, S. 23
[51] Vgl. Oberdorfer 2007 , S. 53
[52] Vgl. Werner 2009, S. 48
[53] Eigene Darstellung, in Anlehnung an SAM Group 2009
[54] Forum nachhaltige Geldanlagen, http://www.forum-ng.org/nachhaltige-geldanlagen/glossar.html#T, Aufruf am 11. Mai 2011
[55] Vgl. Schneider 2008, S.13-14
[56] Forum nachhaltige Geldanlagen, http://www.forum-ng.org/nachhaltige-geldanlagen/glossar.html#E, Aufruf am 11. Mai 2011
[57] Vgl. Schneider 2008, S. 13
[58] Forum nachhaltige Geldanlagen, http://www.forum-ng.org/nachhaltige-geldanlagen/glossar.html#I, Aufruf am 11. Mai 2011
[59] Vgl. Eurosif 2010, S. 15
[60] Klasen, Röder 2009, S. 47
[61] Entnommen aus Klasen, Röder 2009, S. 48
[62] Entnommen aus Zürcher Kantonalbank 2011, S. 7
[63] Forum Nachhaltiges Investment, http://www.nachhaltiges-investment.org/Ratings/Researchkonzepte.aspx, Aufruf am 11. Mai 2011, eigene Recherche
[64] Wurm, Ettmann, Wolff 2006, S.122
- Arbeit zitieren
- Martin Seufert (Autor:in), 2011, Sustainable und Responsible Investment als Kapitalanlagealternative für private Investoren in Spanien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175749
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