Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Case-Management und Begrifflichkeit
2.1Geschichtliche Herkunft
2.2 Abgrenzung zu anderen Managementformen
3. Ablauf und Vorgehen im Case-Management
3.1 Grundlagen des Case-Managements im Krankenhaus
3.2 Arbeitsschritte des Case-Managements
3.3 Standards des Case-Managements in der Sozialen Arbeit
4. Funktionen von Case-Management in der Sozialen Arbeit im Krankenhaus
4.1 Praktisches Beispiel der Anwendung
4.2 Fallgruppen in der Sozialen Arbeit
4.3 Selbstverständnis der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen
5. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Case-Management ist ein wichtiges Instrument in der Sozialen Arbeit. Auch wenn mehrere wichtige Instrumente existieren, die für die professionelles Handeln in diesem Bereich der Tätigkeit wichtig sind, ist das Case-Management für die Betreuung von Einzelfällen unabdingbar; sie erleichtert zudem die Kooperation mit anderen Berufsgruppen, mit denen man im Krankenhaus in jedem Fall zusammenarbeiten wird und ist keine Einzelfallbetreuung an sich. Diese Abhandlung beschäftigt sich mit der genaueren Betrachtung von Case-Management und seiner sprachlichen sowie der damit verbundenen geologischen Herkunft. Auch werden die historische Entwicklung und das Entstehen dieser Handlungsweise betrachtet. Da Management heutzutage ein strapazierter Begriff ist, wird in dieser Arbeit auch eine Abgrenzung des Case-Managements in der Sozialen Arbeit im Krankenhaus vorgenommen – denn Management ist nicht gleich Management. In der Sozialen Arbeit als Wissenschaft wird sämtliches Handeln sehr genau betrachtet und – für jedwelche Wissenschaftusus – das Handeln begründet und hinterfragt. Dazu wird dies im Fortlauf dieser Arbeit in die Grundlagen, die Arbeitsschritte und in generelle Standards unterteilt und unter die Lupe genommen, ohne dabei den Bezug zur Sozialen Arbeit im Krankenhaus zu verlieren. Es folgt dann die Anwendung im Bereich des Akutkrankenhauses, auf die sich der Autor festgelegt hat. Die ausführliche Betrachtung von Fallgruppen soll die Praxisanwendung besser veranschaulichen und das Verständnis fördern. In Zusammenhang dazu ist es interessant, das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit zu beleuchten und zu betrachten. Den Abschluss wird eine kurze Zusammenfassung bilden, die das Wichtigste dem Leser an die Hand geben will, um die Intention des Case-Managements der Sozialen Arbeit im Krankenhaus nochmals zu verdeutlichen und den Leser nicht führungslos mit dieser Thematik zu entlassen. Schließlich ist das Case-Management eine ausgezeichnete Methode, die auch außerhalb der Institution Krankenhaus, aber besonders hier, breite Anwendung findet.
Sollte in dieser Arbeit mehrmals lediglich die männliche Person – ob nun Patient, Sozialarbeiter oder andere Nennungen – bezeichnet werden, entsprich dies nicht einem maskulin-zentrierten Bild des Autors. Es sollen alle Geschlechter angesprochen sein und daher dient die männliche Form ausschließlich der Vereinfachung im Schreib- und Leseprozess. Der Autor bittet um Verständnis.
2. Definition von Case-Management und Begrifflichkeit
Case-Management ist ein Begriff aus dem Englischen, der sich in zwei Teile gliedert: case und management. Case bedeutet „Fall“, wenn es wörtlich in das Deutsche übertragen wird, wobei sich dieses „Fall“ auf den/die Klienten bezieht, die es zu betreuen oder zu beraten gilt. Management hat viele Bedeutungen.Die für eine Übersetzung von Case-Management am besten geeignet ist „Steuerung“. Zwar wird durch die Verwendung des Begriffes Management auch eine wirtschaftliche Herangehensweise an das Case-Management deutlich und eine heutzutage in vielen Bereichen wichtige Ökonomisierung, doch fungiert das Case-Management in erster Linie einer kooperativen Steuerung in Form einer Art Interface, dazu später aber mehr. Folgende Definition der „Commission for Case Manager Certification“ deckt alle für das Case-Management relevanten Bereiche ab und greift teilweise schon den Arbeitsschritten im Case-Management vor, die diese Arbeit unter Punkt 3.2 genauer zu beleuchten bemüht ist:
„… Case management is a collaborative process that asseses, plans, implements, coordinates, monitors, and evaluates the options and services required to meet the client's health and human service needs. It is characterized by advocacy, communication & resource management and promotes quality & cost-effective interventions& outcomes.” (Mullahy, 2010, S. 12).
Hier soll nach der Übersetzung kurz darauf eingegangen werden, was dieses Zitat so umfassend macht und seine Verwendung hier rechtfertigt: „Case-Management ist ein gemeinschaftlicher Prozess, der Möglichkeiten und Dienstleistungen einschätzt, plant, einsetzt, koordiniert, beobachtet und überprüft, die dem Klienten in seinen gesundheitlichen und zwischenmenschlichen Bedürfnissen dienlich sind. Es ist gekennzeichnet durch anwaltliches, kommunikatives, ressourcenschonendes Management und begünstigt qualitatives sowie kostendeckelndes Eingreifen und Ergebnisse.“ Zuerst wird deutlich, dass das Case-Management auf die Zusammenarbeit von Klient (plus Umfeld) und dem Case-Manager angewiesen ist. Nur so können – wie genannt – die notwendigen und für den Klienten wichtigen Hilfestellungen richtig und angemessen erteilt werden. Auch ist es wichtig, den Kosten-Nutzen-Faktor nicht unbeachtet zu lassen, da das Diktat der Ökonomie bei allen Tätigkeiten im Gesundheitswesen mitspielt. Dies umschließt Definition und Herkunft des Begriffes Case-Management. Im folgenden Kapitel (2.1) soll auf die historischen Wurzeln eingegangen werden und der Blick zudem auf denhistorische Hintergrund von Case-Management gerichtet werden.
2.1 Geschichtliche Herkunft
Die ersten Ansätze eines, noch nicht dem modernen Verständnis des Case-Managements entsprechendenVorgehens, finden sich sind in den Bewegungen des Settlements und der Charity Organizations die durch Mithelfende im Ehrenamt, um die Verbesserung der Lebensumstände ihrer Klienten bemüht waren (Ansen et. al., 2004, S. 76). Entscheidend in der Beeinflussung des Case-Managements ist auch die Einzelfallhilfe durch Mary Richmonds.„In diesem Ansatz stand eine systematische Fallerfassung und Hilfeplanung im Mittelpunkt der sozialarbeiterischen Bemühungen.“ (Raiff/Shore in Ansen et. al., 2004, S. 76); eine Auffassung die – trotz der Unterschiede zum heutigen Case-Management – immer noch von wichtiger Bedeutung ist. Case-Management entstand jedoch auch aus der Not heraus, dass die Soziale Arbeit in den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Betreuung behinderter oder pflegebedürftiger Menschen überfordert war, die betreuende Einrichtungen – wie beispielsweise Kliniken – in den Vereinigen Staaten von Amerika verließen. Daraus erwuchs ein Bedarf, „… ambulante Versorgung zur Verfügung zu stellen.“ (T. Klie in Evers et al., 2011, S. 499). Zudem waren und sind in den Vereinigten Staaten von Amerika soziale Strukturen nur geringfügig ausgebaut, so dass Case-Management notwendig wurde, um bedürftigen Menschen bei ihrer Rückkehr nach Hause ihre Eigenständigkeit zu erhalten bzw. diese wiederherzustellen (vgl. Evers, 2011, S. 499). In den Vereinigten Staaten von Amerika begann die Krankenpflege eigene Wege in der kontinuierlichen Betreuung der Patienten nach dem Aufenthalt im Krankenhaus zu gehen und setzte weitere wichtige Management-Akzente. Die Prämisse war, das Einsparpotential auszunutzen, die ein andauerndes Management bietet und das von Unternehmen wie Kostenträgern vorangetrieben wurde (vgl. ebd., S. 499).
In Deutschland wurde das Case-Management Ende der neunziger Jahre nicht nur bekannter, sondern gewann durch Wendt an Bedeutung. In den Sozialgesetzbüchern hat sich Case-Management durchgesetzt und ist nicht nur für das Krankenhaus von Bedeutung.
Beispielsweise ist auch in der Migrantenbetreuung – und den damit verbundenen Gesetzen – Case-Management von großer Bedeutung für die Betreuung von Einwanderern (vgl. ebd., S. 499f). Explizit wurden das Case-Management in die Gesetzgebung übernommen und somit Bestandteil der Sozialgesetzbücher.
Es wird deutlich, dass Case-Management besonders aus wirtschaftlichen Beweggründen favorisiert wurde und wird. Natürlich spielt auch eine Förderung der schrittweisen Wiedereingliederung beispielsweise pflegebedürftiger Menschen eine Rolle, die nach Hause – aus den Institutionen heraus – entlassen wurden. Die eng verknüpfte Hilfestellung verschiedener Einrichtungen wurde somit in das ambulante Feld verlagert und das Case-Management ein gutes Instrument zur Bewältigung dieses Prozesses in und außerhalb der Einrichtungen.
2.2 Abgrenzung zu anderen Managementformen
Management ist ein strukturiertes Vorgehen, um gewisse Ziele zu erreichen und man könnte es als ein Kulturgut der Menschheit bezeichnen: „Der Bau der Pyramiden in Ägypten ist ein Beleg dafür.“ (Harvard Business manager, Michael Leitl, 10/2004). Angefangen bei Adam Smith im 18. Jahrhundert, der insbesondere über „…freie Märkte und Arbeitsteilung.“ (ebd., 2004) Abhandlungen verfasste, über das „… Wirtschaften…“ (ebd., 2004) im 19. Jahrhundert und letztendlich die moderne Auffassung des Managements im 20. Jahrhundert, entwickelte sich eine Methodik der Führung von Organisationen die vornehmlich in der Wirtschaft angesiedelt waren (vgl. ebd., 2004). Im sozialen Bereich wäre dies als außergewöhnlich bekanntes Beispiel das Sozial-Management, also die wirtschaftliche Organisierung von sozialen Betrieben, wie beispielsweise Sozialstationen.Case-Management ist hiervon allerdings abzugrenzen, denn es beschäftigt sich zwar mit Organisationen, doch vielmehr mit dem Ziel, die Interessen des zu betreuenden Klienten zu unterstützen. Die Ähnlichkeit jedoch – dies entspricht der Ansicht des Autors dieser Arbeit – besteht in genau diesem Bemühen; einerseits um die Interessen der Organisation oder des Unternehmens und andererseits um die Interessen des Menschen, dem durch das Case-Management geholfen werden soll. Wenngleich das eine Bemühen marktwirtschaftlicher und das andere sozialarbeiterischer Natur ist, hinkt der Vergleich hier nicht. Die Abgrenzung der sowohl verschiedenen, als auch ähnlichen Ziele schafft eine thematische Zone zur Unterscheidung der Managementformen.
3. Ablauf und Vorgehen im Case-Management
Case-Management bedarf, wie der Name schon sagt, Planung und strukturiertes Vorgehen. Für solches Vorgehen ist unbedingt eine Grundlage nötig, die erklärt und unterstützt, warum etwas wie Case-Management in der Sozialen Arbeit im Krankenhaus nötig ist. Die Gründe sind umfassend und sollen im folgenden Kapitel betrachtet werden, um dann im darauf folgenden Kapitel den genauen Aufbau zu erörtern. Zwar scheint ein genauer Ablauf umfassend und kompliziert zu sein, doch wird bei der Betrachtung dieses Prozesses klar, wie selbstverständlich dieser in die Praxis integriert wird und Sinn macht. Die Relevanz des Case-Managements wird in der Sozialen Arbeit umso deutlicher, betrachtet man die Einführung der diagnostic related groups (DRGs) und der damit verbundenen wirtschaftlichen Ausrichtung der Krankenhäuser. Zwar gelten die sog. DRGs (noch) nicht für die Soziale Arbeit, doch ist die Soziale Arbeit im Krankenhaus ebenfalls einer schnellen Bearbeitung der jeweiligen Fälle unterworfen. Hier dient die Verwendung bzw. der Import des Case-Managements als ideales Hilfsmittel, um dieser Ökonomisierung in Krankenhäusern entgegenzukommen. Alle Erläuterungen sind daher unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten, die das Case-Management in der Sozialen Arbeit, nicht nur im Krankenhaus, so attraktiv machen.
3.1 Grundlagen des Case-Managements im Krankenhaus
Die Soziale Arbeit im Krankenhaus muss sich neuen Herausforderungen stellen. Beständig nehmen chronische Erkrankungsbilder zu und die Gesellschaft wird älter, sodass auch mehrere Erkrankungen eines Individuums häufig sind. Die Soziale Arbeit kann hier nur unzureichend mit Beratung helfen, wenn ein Mensch mit gleicher oder ähnlicher Krankheitsgeschichte der Hilfe in sozialarbeiterischer Hinsicht bedarf (vgl. Ansen et. al., 2004, S. 78). Die Bettenanzahl in deutschen Krankenhäusern wird seit Ende der siebziger Jahre kontinuierlich abgebaut. Zudem haben die Diagnosis Related Groups (DRG) die Funktion einer pauschalen Bezahlung des Patientenaufenthaltes im Krankenhaus. Behandlungen werden zu Fällen zusammengefasst und von den Krankenkassen zu Fallpauschalen zusammengefasst. Dies sollte Transparenz im Kosten-Nutzen-Verhältnis herstellen und die Betriebskosten in den Krankenhäusern senken, welche zum Teil durch die Länder des Bundes finanziert wurden (Fachlexikon, 2007, S. 202f). Zusätzlich dazu – so Ansen et. al. (2004, S. 79) weiter – wurden alle Nachsorgeeinrichtungen („… Sozialstationen, … Pflegedienste, Tageskliniken, … Rehabilitationseinrichtungen.“) auf den ambulanten Bereich verlegt. Dadurch wurden die sogenannten Liegezeiten – also die Zeiten des Aufenthaltes zur Behandlung im Krankenhaus – verkürzt und somit die exakte Planung der Nachsorge notwendig (vgl. ebd., 2004, S. 79). So wird Reinicke (2003a, S. 46f) von Ansen et. al. (2004, S. 79) zitiert, der die Veränderung des Hauptaufgabengebietes des Sozialen Dienstes im Krankenhaus in der „… engen Zusammenarbeit mit den Nachsorgeeinrichtungen…“ sieht. Heutzutage sind zudem mannigfaltige„… Organisationsaufgaben…“ (ebd., 2004, S. 79) entscheidend, für die sich das Case-Management wunderbar eignet, da es eine „… gute methodische Grundlage…“ (ebd., 2004, S. 79) darstellt, die die Vorbereitung des Lebens nach der Klinik positiv beeinflusst. Zudem ist eine gute Nachversorgung für den positiven Verlauf – besonders für chronisch Erkrankte – relevant, da hierdurch unnötige und lange Krankenhausaufenthalte vermieden werden können und eine Heilung nicht zu erwarten ist. Der status quo kann jedoch verbessert werden (vgl. ebd., 2004, S. 79). Es wird auch klar, dass eine soziale Betreuung für den Patienten notwendig ist, da dies bei aller medizinischen Behandlung oft vergessen wird (ebd., 2004, S. 79). Es ist die Meinung des Autors, dass dies zum „Kerngeschäft“ der Sozialen Arbeit gehört, bei allem notwendigen und positiv beeinflussenden Case-Management. Summa summarum ist ein „…starker Sozial Dienst im Krankenhaus…“ (ebd., 2004, S. 80) von Nöten, um stationäre mit erwähnten ambulanten Behandlungsformen zu verbinden und dadurch einen nahtlosen Übergang zu schaffen. Das Case-Management ist hier das bestens geeignete Instrument der Sozialen Arbeit im Krankenhaus, da neben den Interessen des Krankenhauses, besonders jene des Patienten gewahrt werden sollen, denn die „… Weichen für eine weitere Versorgung…“ (ebd., 2004, S. 80) werden hier gestellt; deshalb ist ein gut ausgestatteter Sozialdienst im Krankenhaus erwünscht. „Die frühzeitige Einleitung von medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitationsmaßnahmen bei schweren Erkrankungen entscheidet über die verbleibenden Lebenschancen der Patienten.“ (ebd., 2004, S. 80f).
[...]