Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Bedingungsanalyse
1.1 Institutionelle Voraussetzungen
1.2 Anthropogene Voraussetzungen
1.3 Situation des Anwärters in der Klasse
2. Sachanalyse
3. Didaktische Analyse
3.1 Bezug zum Bildungsplan
3.2 Bedeutung für die Schüler
3.3 Das Stundenthema innerhalb der Unterrichtseinheit
4. Lernziele
4.1 Übergeordnetes Stundenziel
4.2 Fachliche Ziele
4.3 Methodische Ziele
4.4 Soziale, personale, affektive Ziele
5. Verlauf der Stunde
6. Medien
7. Literaturverzeichnis und weitere Quellenangaben
1. Bedingungsanalyse
1.1 Institutionelle Voraussetzungen
Die X-Realschule befindet sich im westlichen Teil der Stadt Y, welche derzeit ungefähr 122 000 Einwohner hat. Sie ist eine von vier staatlichen Realschulen im Stadtgebiet Y, wodurch sie über ein relativ großes Einzugsgebiet verfügt. Die Realschule ist durchgängig dreizügig gegliedert, wobei die jeweilige „b“-Klasse als „Kunstklasse“ bezeichnet wird, da die Schule seit dem Schuljahr 2004/2005 über ein Kunstprofil verfügt. In der Kunstklasse steht wöchentlich eine zusätzliche Stunde im Fach Bildende Kunst zur Verfügung. Aufgrund des guten Rufes sind die Anmeldezahlen speziell für den Kunstzug Jahr für Jahr überdurchschnittlich hoch, obwohl die Eltern einen jährlichen Beitrag in Höhe von 46 Euro entrichten müssen. Dieser begründet sich neben den erhöhten Materialkosten aus der Tatsache, dass einige außerunterrichtliche Aktivitäten (z.B. Kunst-Workshops bei Fachleuten am Wochenende) zu finanzieren sind, für welche vom Land Baden-Württemberg nur spärliche Zuschüsse geleistet werden.
Derzeit besuchen 488 Schüler[1] die Schule. Davon haben ca. 23,5 % keine deutsche Staatsangehörigkeit, während der prozentuale Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund derzeit bei ca. 32 % liegt. Es muss hinzugefügt werden, dass in den Kunstklassen in der Regel merklich weniger Kinder und Jugendliche mit ausländischer Abstammung vorzufinden sind.
Es gibt an der X-Realschule 17 Klassenzimmer sowie etliche Fachräume (inklusive zweier Computerräume), eine Lernwerkstatt mit acht Computern, eine eigene kleine Sporthalle, ein Medienraum, ein Elternsprechzimmer sowie eine Mensa, da die Schule ein offenes Ganztagesangebot bereitstellt.
In der Z-Halle der Stadt Y, in welcher die Sportstunde stattfinden wird, steht ein Hallendrittel zur Verfügung. Die Halle ist in einem guten Zustand und verfügt zudem über viele Sportgeräte, wenngleich nicht immer alle zugänglich sind. Dies liegt daran, dass die Halle von einer Vielzahl Yer Schulen benutzt wird, wobei der Zugang zu bestimmten Utensilien teilweise aufgrund der Schlüsselverteilung nicht gegeben ist. Leider kommt auch immer wieder Material abhanden, da die Z-Halle von Schulen und Vereinen gleichermaßen genutzt wird und offensichtlich einige Übungsleiter nicht genügend dafür Sorge tragen, dass die Halle nach der Benutzung so hinterlassen wird, wie sie vorgefunden wurde. Folglich ist es gelegentlich nötig, Material (z.B. Bälle) aus der kleinen schuleigenen Turnhalle mit in den Sportunterricht in der Z-Halle mitzunehmen, um entsprechend arbeiten zu können.
1.2 Anthropogene Voraussetzungen
Die Sportgruppe setzt sich aus 28 Jungen zusammen. Da es in Klasse 8 an der X-Realschule jeweils zwei Jungen- und Mädchengruppen im Sportunterricht gibt, ist die Unterteilung einer Klasse erforderlich. Aus diesem Grund besteht meine Sportgruppe aus 20 Schülern der Klasse 8a sowie acht Schülern der Klasse 8b. Ursprünglich bestand die zu unterrichtende Gruppe sogar aus 29 Schülern, jedoch hat ein Junge Mitte November noch die Schule gewechselt.
Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund liegt bei etwa 40 %, wobei keine erwähnenswerten sprachlichen Probleme im Hinblick auf das Verständnis im Sportunterricht vorliegen.
Insbesondere im Fach Sport ist immer wieder eine nicht zu unterschätzende Kluft der Leistungsheterogenität – zum Teil auch aufgrund der physischen Konstitution – festzustellen. So findet man auch in der 8ab motorisch sehr begabte Schüler, z.B. Schüler A, Schüler B und Schüler C. Andere wiederum, beispielsweise Schüler D, Schüler E und Schüler F leiden unter koordinativen Defiziten. Schüler G dagegen hat aufgrund angeborener Fehlstellungen einiger Wirbel mit gewissen Bewegungseinschränkungen zu kämpfen, kann jedoch normal am Sportunterricht teilnehmen. Es befindet sich kein Schüler in einem Basketballverein, jedoch sticht Schüler B hinsichtlich der basketballspezifischen Fähigkeiten etwas vom Rest der Jugendlichen heraus.
Während man die Schüler der 8b erfreulicherweise bezüglich des Verhaltens fast schon als vorbildliche Musterschüler bezeichnen kann, haben einige Schüler der 8a erhebliche Schwierigkeiten, konzentriert den Anweisungen der Lehrkraft zu folgen. Dies führt konsequenterweise häufig dazu, dass Übungen und Spielformen von diesen Einzelnen falsch ausgeführt werden. Zwar hat sich deren Verhalten seit Schuljahresbeginn gebessert, jedoch sind sie noch immer als störungsanfällig einzustufen.
Ansonsten findet man in der gesamten Sportgruppe die altersüblichen Problematiken vor. Das Sozialverhalten ist bis auf Ausnahmen absolut in Ordnung, wobei noch immer festzustellen ist, dass die Jungen vorzugsweise mit ihren Freunden aus derselben Klasse agieren. Gelegentlich fällt es Schüler E schwer, sich einer Gruppe anzuschließen, da er über wenig Durchsetzungsvermögen verfügt und sich recht schnell von anderen ausgrenzen lässt.
1.3 Situation des Anwärters in der Klasse
Nachdem es mir zu Beginn zugegebenermaßen etwas schwer fiel, mit der enormen Gruppengröße umzugehen, habe ich mich inzwischen daran gewöhnt. Bei 28 pubertierenden Jungen aus zwei unterschiedlichen Klassen ist es daher unabdingbar, als Lehrkraft die erforderliche Konzentration und Disziplin der Schüler einzufordern. Diese Aufgabe sehe ich als Prozess an, der noch nicht abgeschlossen ist. Zwar kann man die Annäherung der Schüler und des Lehrers inzwischen als abgeschlossen ansehen, jedoch ist es weiterhin unbedingt notwendig, gewisse Verhaltensweisen mit Nachdruck zu verlangen, um einen möglichst störungsfreien Sportunterricht für alle Beteiligten gewährleisten zu können.
In der Zwischenzeit kann ich einen Rückgang der disziplinarischen Probleme beobachten. Dieser ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Schüler verinnerlicht haben, welches Fehlverhalten die Lehrperson nicht duldet (hinzu kommt das vermehrte gegenseitige Ermahnen der Jugendlichen, welches mir die Arbeit erleichtert). Andererseits kenne ich jeden Einzelnen mittlerweile gut genug, um Ursachen von Fehlverhalten besser einschätzen und dementsprechend möglichst situationsadäquat reagieren zu können. Hierbei versuche ich stets das richtige Maß zwischen nötiger Härte einerseits und gewisser Milde im Tadel von Fehlverhalten andererseits zu finden.
2. Sachanalyse
Basketball zählt neben Fußball, Handball und Volleyball zu den vier Großen Mannschaftsspielen. Zwar rangierte der Deutsche Basketball-Bund (DBB) im Jahr 2005 in der Rangliste der Spitzenverbände nach Mitgliederzahlen mit etwas mehr als 200 000 Mitgliedern lediglich auf dem 19.Platz (vgl. http://www.dosb.de/fileadmin/fm-dsb/downloads/Bestandserhebung_2005.pdf, S. 8). Dennoch steht die Sportart Basketball einer hessischen Untersuchung zufolge in der Beliebtheitsskala der Schüler ganz oben (vgl. Digel, 1996). Die Popularität des Basketballs im Schulsport dürfte auch in den letzten Jahren keine wesentlichen Einbußen erfahren haben. Obwohl es kaum Jugendliche gibt, die schon in der Sekundarstufe I Mitglied in einem Basketballverein sind, steht das Spiel als Trendsport bei vielen Schülern hoch im Kurs. Dies liegt mitunter daran, dass man diese Sportart häufig auch ohne Vereinsmitgliedschaft in der Freizeit ausüben kann, da relativ viele frei zugängliche Basketballkörbe vorzufinden sind. Überdies freunden sich viele Jugendliche mit dem Spiel an, da das ‚Drumherum‘ – Musik, NBA, Sprache, Modetrends – einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leistet (vgl. Jerei & Lindemann, 2010, S. 9). Bei der außerschulischen Begegnung mit dem Sportspiel wird aufgrund der Spielerzahl in aller Regel Streetball auf einen Basketballkorb gespielt.
Die Grundlage des Basketballs ist eine angemessene Ballbehandlung, welche vor allem durch das Dribbling erlernt wird. Idealerweise sind die Knie dabei gebeugt und der Oberkörper leicht nach vorne geneigt, während der Blick unbedingt vom Ball zu lösen ist, damit die Übersicht bewahrt werden kann. Der Ball wird nicht mit der Handfläche, sondern nur mit den Fingern berührt. Beim Zurückprallen des Balles vom Boden saugt man diesen quasi mit den gespreizten Fingern an und bremst ihn durch „das Zurückschwingen des Unterarms“ ab (Jerei/ Sandberg & Lindemann, 2010, S. 16).
Beim Passspiel unterscheidet man im Allgemeinen zwischen Druckpass, Bodenpass und Überkopfpass, wobei im Schulsport in aller Regel der Druckpass zu beobachten ist.
Da es letzten Endes darum geht, Punkte zu erzielen, kann man den Wurf als wichtigstes Element des Basketballs bezeichnen. Für den Schulsport sind dabei der Korbleger sowie der Positionswurf von Bedeutung, während der Hakenwurf aufgrund seiner Komplexität unwichtig ist. Da Elemente des Positionswurfs für den Korbleger grundlegend sind, wird an dieser Stelle lediglich auf diese eingegangen. Zunächst einmal ist ein stabiler hüftbreiter Stand wichtig, wobei die Knie leicht gebeugt sein sollten. Beim Wurf wird der Körper von unten nach oben gestreckt. Dabei wird der Wurfarm schwunghaft nach oben Richtung Korb gestreckt. Zuletzt werden das Handgelenk und die Finger nachgedrückt. Sobald der Ball die Hand verlassen hat, ist der Körper gestreckt, so dass man auf Zehenspitzen steht. Der Wurfarm zeigt nach vorne oben, die Finger nach vorne und der Daumen nach unten (ebd., S.17-18).
Diese detaillierte Technikbeschreibung wird wohl kaum von einem Schüler zu bewältigen sein. Vielmehr kommt es bei Anfängern darauf ein, dass der Ball einhändig geworfen wird, während die andere Hand lediglich unterstützend seitlich an den Ball angelegt wird.
Das Regelwerk kann im Sportunterricht deutlich vereinfacht werden. So ist die auf die 3-Schritt-Regel zu achten, wobei mit gelegentlichen Verstößen zu rechnen ist. Hinsichtlich des Streetballs ist es unerlässlich, dass nach einem Defensivrebound ein Neuaufbau von hinten stattfindet. Diese Regel muss nachdrücklich eingefordert werden. Auf den Freiwurf wird in der zu haltenden Sportstunde verzichtet, da dieser mit erheblichen Zeiteinbußen einhergehen und somit den Spielfluss behindern würde.
Gerade im Hinblick auf die Entwicklung einer allgemeinen Spielfähigkeit ist es unabdingbar, dass frühzeitig spielnahe Situationen kreiert werden, welche auch auf andere Sportspiele übertragen werden können (vgl. König, 1997, S. 477-482). Streetball bietet sich hierfür hervorragend an, da sowohl einfaches Angriffs- als auch Abwehrverhalten verlangt wird. Da leider viele Schüler der heutigen Generation aufgrund der veränderten kindlichen Lebenswelt kaum noch ausreichende Ballspielerfahrungen mit sich bringen, muss simples taktisches Verständnis in vielen kleinen Spielen angebahnt werden (vgl. Schmidt, 1993). Darüber hinaus wird natürlich insbesondere die spezielle Spielfähigkeit mit Bezug auf die Sportart Basketball gefördert (vgl. ebd.).
Das von mir gewählte Vorgehen ist der spielgemäßen Methode zuzuordnen. Obwohl der Name der Methode einen ausschließlich spielerischen Vermittlungsweg impliziert, beinhaltet die spielgemäße Methode zusätzlich Übungsreihen. Man kann sie quasi in die Spielreihen und die Übungsreihen unterteilen, wobei erstere bildlich gesprochen die Hauptstraße verkörpern, während letztere die parallel dazu verlaufenden Nebenstraßen repräsentieren. In der zu haltenden Sportstunde stellt das individuelle Dribbeln während der Erwärmungsphase quasi die Nebenstraße dar, da hier die erforderlichen technischen Basisfertigkeiten geübt werden. Die Hauptstraße wird durch das Streetballspiel verkörpert, in welchem das Zielspiel lediglich vereinfacht wird, die Spielidee aber weiterhin sehr ähnlich ist. Die spielgemäße Methode ermöglicht es der Lehrkraft, bei Bedarf in die Spielreihe einzugreifen, um zusätzliche Übungsreihen zwischenzuschalten. Diese dienen letztlich der Verbesserung der speziellen Spielfähigkeit (vgl. Söll, 1996, S. 199-200).
3. Didaktische Analyse
3.1 Bezug zum Bildungsplan
In den Leitgedanken zum Kompetenzerwerb wird einleitend betont, dass der Sportunterricht eine Erziehungsaufgabe zum und durch Sport zu erfüllen hat. Zu den grundlegenden Fähigkeiten ist sicherlich die allgemeine Spielfähigkeit und ausgehend davon die spezielle Spielfähigkeit, beispielsweise im Basketball, zu zählen (vgl. König, 1997). Durch „individuelle Leistungsfortschritte“ (Kultus und Unterricht, 2004, S. 138) soll es im Rahmen der Erziehung durch Sport zudem zu einer Persönlichkeitsstärkung kommen. Da zumindest die zweite Zielsetzung (Erziehung durch Sport) sehr vage formuliert wurde und eher als langer Prozess über die Sekundarstufe I hinweg anzusehen ist, ist es für die zu haltende Sportstunde eher von Bedeutung, dass die Schüler ihre „motorische und konditionelle Leistungsfähigkeit“ (ebd.) optimieren sowie ihre Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, indem sie lernen, ihr Umfeld im Blick zu behalten. Da die Lehrperson nicht immer bei allen Gruppen anwesend sein kann, ist es umso bedeutungsvoller, dass die Schüler selbständig kooperieren können, indem sie faires Verhalten und Rücksichtnahme an den Tag legen.
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[1] Aus Gründen der einfacheren Lektüre wird in der gesamten Ausarbeitung auf die Verwendung weiblicher Morpheme verzichtet.