Ausländische Direktinvestitionen und wirtschaftliche Entwicklung


Seminararbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Ansatz
2.1 Die veränderte Beurteilung von Direktinvestitionen im Lauf der Zeit
2.2 Katalysatoreffekt durch forward- und backward-linkages
2.2.1 Angebot und Nachfrage
2.2.2 Effekte durch den Zutritt multinationaler Unternehmen

3. Empirische Analyse
3.1 Die Unternehmen
3.2 Determinanten von Linkages
3.2.1 Determinanten des industriellen Sektors
3.2.2 Firmeninterne Determinanten
3.2.3 Determinanten des Gastlandes
3.3 Ergebnisse

4. Schlussbetrachtung

1. Einleitung

Die Armut in den Entwicklungsländern dieser Welt hat ihren Ursprung in der Unterentwicklung der heimischen Wirtschaft. Für diesen Zustand gibt es verschiedene Erklärungsversuche. Hemmer sieht die Unterentwicklung als Folge unzureichender Kapitalbildung.[1] Der Einsatz von Kapital steigert die Arbeitsproduktivität, dadurch die Produktion, die Kapitalakkumulation und somit das Wachstum der gesamten Wirtschaft. Dabei teilt er Kapital in Sach- und Humankapital und verweist ausdrücklich auf die Relevanz des Humankapitals. Auch Borensztein, De Gregorio und Lee (1998) kommen in ihrer Studie, in der 69 Entwicklungsländer mit industrialisierten Staaten verglichen werden, zu dem Schluss, dass Investitionen zwar einen erheblichen Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum tragen können, aber nur wenn ein ausreichender Bestand an Humankapital zur Verfügung steht.[2]

In dieser Arbeit soll es aber vorrangig um Sachkapital gehen und dabei insbesondere ausländische Direktinvestitionen als Möglichkeit der Kapitalbildung in unterentwickelten Ländern vorstellen. Es wird untersucht, wie sich der Eintritt von multinational operierenden Unternehmen auf Entwicklungsländer auswirkt. Vor allem gilt das Interesse der Wohlfahrtssituation in diesen Ländern. Auch die Reaktion der heimischen Firmen auf die Anwesenheit von multinationalen Unternehmen wird untersucht.

Im theoretischen Teil wird ein Modell vorgestellt, welches sich mit den Verknüpfungen multinationaler Unternehmen mit der heimischen Wirtschaft beschäftigt. Diese Verknüpfungen entstehen durch die ausländischen Direktinvestitionen.

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der empirischen Untersuchung dieser Verknüpfungen.

2. Theoretischer Ansatz

2.1 Die veränderte Beurteilung von Direktinvestitionen im Lauf der Zeit

Die starke Zunahme ausländischer Direktinvestitionen in letzter Zeit macht es immer wichtiger zu verstehen, welche Wirkungen diese entfalten und unter welchen Umständen sie volkswirtschaftlich wünschenswert sind.[3]

Früher war die allgemeine Meinung, diese Art der Investitionen wäre schlecht für die betroffenen Länder. Besonders zum Ausdruck kam dies in der Neoimperialismus-Theorie von Baran.[4] Er ging davon aus, dass bereits die Besiedlungstaktik der Europäer dazu führte, dass sich die Welt derart in arme und reiche Länder aufteilte, wie noch heute zu beobachten ist. Überall dort, wo Kolonien in relativ kulturfreien Räumen entstanden sind, finden wir heute relativ reiche Länder, in denen die westliche Kultur etabliert wurde (Nordamerika, Australien, Neuseeland)[5]. Dort jedoch, wo es bereits vor der Kolonisierung durch die Europäer Kulturen gab, kam es zur reinen Ausbeutung. Laut Baran setzt sich dies bis heute fort. Die vollständigen Exporte der dort ansässigen Unternehmen verhindern die Kapitalbildung der heimischen Bevölkerung und somit eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.

Dass diese Argumentation zu kurz gegriffen war, hat sich heute im Allgemeinen durchgesetzt. Man ist zu dem Schluss gelangt, dass sich Direktinvestitionen multinationaler Unternehmen durchaus positiv auf die Entwicklung der heimischen Wirtschaft auswirken. Haddad und Harrison (1992) untersuchen in ihrer Studie die Effekte ausländischer Direktinvestitionen in Marokko.[6] Dazu beobachteten sie die produzierende Wirtschaft in den Jahren 1985-1989 und legten besonderes Augenmerk auf den Vergleich der Produktivitäten zwischen multinationalen und heimischen Firmen. Sie stellten fest, dass in den Wirtschaftsbereichen in denen heimische und ausländische Firmen kooperierten, die Effizienz enorm gesteigert wurde. Das Effizienzwachstum in heimischen Unternehmen war sogar höher als bei ausländischen Firmen.

Auch De Gregorio (1992) stellte unter anderem fest, dass Investitionen generell einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Gastländer haben.[7] Er untersuchte 12 Latein-Amerikanische Länder im Zeitraum von 1950-1985. Laut seiner Studie sind ausländische Direktinvestitionen dabei effektiver als heimische.

Der Grad der positiven Übertragungseffekte hängt im Besonderen von der Einbettung der ausländischen Unternehmen in die heimische Wirtschaft ab. Je größer die Verknüpfung zu heimischen Vorlieferanten etwa, desto größer die Entwicklungsimpulse auf das entsprechende Land. Man spricht hier von den Vorwärts- oder Rückwärtsverbindungen (forward- oder backward-Linkages). Die Unterscheidung geschieht über die Richtung, in denen die Effekte wirken. So werden diejenigen Impulse, die multinationale Unternehmen (MNU) durch ihre Produktion auf die Zuliefererwirtschaft ausüben als backward-Linkage bezeichnet.

Die dadurch entstehenden Produktivitätsverbesserungen wiederum führen unter Umständen zu Preissenkungen, von denen die heimische produzierende Industrie profitiert (forward-linkage- Effekt).

James R. Markusen und Anthony J. Venables haben ein Modell entwickelt, welches sich mit diesen Effekten auseinandersetzt.[8] Dieses wird im Folgenden vorgestellt.

2.2 Katalysatoreffekt auf Grund von forward-und backward-linkages

In dem Modell werden zwei Industriezweige in einem Entwicklungsland betrachtet, die Produktionen von Zwischen- und Konsumgütern. Es wird unvollkommener Wettbewerb unterstellt, ebenso wie steigende Skalenerträge in der Zwischengüterindustrie. Es gibt heimische, multinationale und ausländische Unternehmen. Die einzelnen Unternehmen einer Gruppe gelten als identisch, ausser dass Ihre Produkte keine perfekten Substitute darstellen. In der c-Industrie werden die Konsumgüter produziert, in der i-Industrie die Zwischenerzeugnisse. Die MNU können Zwischenprodukte weder importieren noch selbst produzieren. Es gibt also nur heimische Produzenten im i-Sektor.

In der c-Industrie kommen dagegen alle drei Arten von Unternehmen vor: Heimische und multinationale Firmen, die ihre Produkte auch im Entwicklungsland herstellen und ausländische, die lediglich importieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.1: Arten und Notationen in den einzelnen Industriezweigen

2.2.1 Angebot und Nachfrage:

Zunächst wird die i-Industrie betrachtet. Es wird ein Preisindex für das aggregierte Gut konstruiert, der gleichzeitig die Kostenfunktion des Unternehmens darstellt.

Er ist das Resultat einer Kostenminimierung unter der Nebenbedingung der Produktionsfunktion unter der Annahme, dass die Preise aller Inputgüter gleich sind.[9]

(1) Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Parameter q stellt dabei die Produktvariation innerhalb des Sektors dar. Je höher q, desto ähnlicher sind sich die einzelnen Produkte.

Der Preisindex abgeleitet nach pi ergibt laut Shephards Lemma die Nachfrage nach einer einzelnen Sorte des Produkts, xi :

(1´) Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(1) lässt sich umstellen zu: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es gelte:Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten und somit auch Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten,

wobei I die Gesamtnachfrage nach dem Gut darstellt.

Aus (1´) folgt:

(2) Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Analog gilt für die c-Industrie folgender Preisindex:[10]

(3) Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

e stellt in dieser Formel den Grad der Produktvariation im c-Sektor dar.[11] Die Gesamtnachfrage nach Gut c wird definiert als Cqc- h, mit der Eigenschaft, dass bei Zunahme der Preiselastizität der Nachfrage bei gegebenem Preis die Nachfrage zurückgeht. h ist der Parameter für die Elastizität der Nachfrage.

Es ergibt sich als Nachfrage für die einzelnen Firmentypen: [12]

(4) Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf der Seite des Angebots wird davon ausgegangen, dass jedes Unternehmen die Profite seines Produktes maximieren will. Dies führt zu folgendem Zusammenhang:

[...]


[1] Hemmer, Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer, Teil D Kap III

[2] Borensztein, E. / De Gregorio, J. / Lee, J-W., How does foreign direct investment affect economic growth?, Journal of International Economics 45 (1998), S. 115-135

[3] Für die folgenden Ausführungen vgl. Hemmer, H.R. Wirtschaftsprobleme der Enticklungsländer, Teil F Kap. III S.244 ff.

[4] Vgl. Baran, P.A., The Political Economy of Growth, deutsche Übersetzung: Politische Ökonomie des wirtschaftlichen Wachstums.

[5] Vgl. Baran S. 236

[6] Haddad, M. / Harrison A. Spillovers and direct foreign investment, Journal of Development Economics 42, 1993, S.51-74

[7] De Gregorio, J., Economic growth in Latin America, Journal of Development Economics 39, 1992, S.59-84

[8] “Foreign direct investment as a catalyst for industrial development”, European Economic Review 43 (1999) 335-356

[9] Formal lautet die zu minimierende Lagrange Funtion: , mit xi als Input des Faktors i pro Einheit Output.

[10] Analog wie oben, Minimierung der Lagrange Funktion unter der Nebenbedingung der Kostenfunktion.

[11] E stellt somit auch die Substitutionselastizität zwischen den Gütern dar.

[12] Ebenfalls analog wie oben, Ableitung des Preisindex nach p (Shephards Lemma)

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Ausländische Direktinvestitionen und wirtschaftliche Entwicklung
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Internationale Wirtschaftsbeziehungen)
Veranstaltung
Entwicklungsökonomik
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V17606
ISBN (eBook)
9783638221436
ISBN (Buch)
9783640856282
Dateigröße
850 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ausländische, Direktinvestitionen, Entwicklung, Entwicklungsökonomik
Arbeit zitieren
Thomas Abels (Autor:in), 2003, Ausländische Direktinvestitionen und wirtschaftliche Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17606

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