Die Erhöhung der Standortattraktivität ist, neben der langfristigen Sicherung des deutschen Steuersubstrats, das Hauptziel des am 17. August 2007 im Bundesgesetzblatt veröffentlichten Unternehmensteuerreformgesetzes 2008. Ob-wohl bereits mit dem Steuersenkungsgesetz 2001 Entlastungen für die im Inland ansässigen Unternehmen vorgenommen wurden, wies Deutschland im Jahr 2007 die höchste nominale Steuerbelastung der Unternehmen in der Euro-päischen Union auf. Diese wurde nun mittels international wettbewerbsfähigerer Steuersätze erneut verringert.
So führt bei Kapitalgesellschaften der im VZ 2008 erstmals anwendbare, um 10 Prozentpunkte herabgesetzte Körperschaftsteuersatz von 25% auf 15% gem. § 23 Abs. 1 KStG, bei einem unterstellten Hebesatz der Gewerbesteuer i.H.v. 400%, zu einer Verringerung der nominalen Steuerbelastung von 38,65% auf 29,83%. Resultat weiterer Maßnahmen wie dem Wegfall des Betriebsausga-benabzugs der Gewerbesteuer i.S.d. § 4 Abs. 5b EStG n.F. und der Ausweitung der gewerbesteuerlichen Hinzurechnungen i.S.d. § 8 GewStG ist eine Er-höhung der effektiven Gewerbesteuerbelastung. Das UntStRefG 2008 führte somit geradezu zu einer Renaissance der traditionell stark diskutierten Gewerbesteuer. Demzufolge stieg das relative Gewicht der GewSt als Unterneh-mensteuer bei dem durchschnittlichen Hebesatz der Gewerbesteuer aller deutschen Gemeinden im Jahr 2007 i.H.v. 389% von bisher 42,44% auf 46,24%. Nicht selten hat sich die GewSt in Kommunen mit hohen Hebesätzen sogar zur dominierenden Unternehmensteuer entwickelt.
Um sich weiterhin der angestrebten Rechtsformneutralität anzunähern, mussten aufgrund des neuen Abzugsverbots der Gewerbesteuer auch Maßnahmen bei der Besteuerung von Einzelunternehmern und den transparent besteuerten Personengesellschaften ergriffen werden. Diese wurden speziell durch Verände-rungen der Gewerbesteueranrechnung auf die Einkommensteuer gem. § 35 EStG umzusetzen versucht.
Ziel dieser Seminararbeit ist, den aktuellen Regelungsgehalt des Gewerbesteuerkompensationsverfahrens nach § 35 EStG zu beschreiben. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Anwendbarkeit bei Mitunternehmern von Personengesellschaften gelegt. In Kapitel 2 erfolgt einleitend eine Schilderung der Zielsetzung der Vorschrift sowie deren notwendigen Bedingungen zur Anwendbarkeit in persönlicher, zeitlicher sowie sachlicher Hinsicht. Diese quali-tative Analyse ist notwendig,...
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Das Gewerbesteuerkompensationsverfahren
- 2.1 Zielsetzung und Bedeutung
- 2.2 Anwendungsbereich
- 2.2.1 Persönlicher und zeitlicher Anwendungsbereich
- 2.2.2 Sachlicher Anwendungsbereich
- 3 Die Höhe der Einkommensteuerermäßigung
- 3.1 Das Anrechnungsvolumen
- 3.2 Der Ermäßigungshöchstbetrag
- 3.3 Der Anrechnungsüberhang
- 4 Gestaltungsoptionen
- 5 Beurteilung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Gewerbesteueranrechnung nach § 35 EStG bei Personengesellschaften. Ziel ist es, das komplexe Verfahren der Gewerbesteuerkompensation zu erläutern und die relevanten Aspekte für die Praxis darzustellen. Die Arbeit beleuchtet dabei die rechtlichen Grundlagen, den Anwendungsbereich und die Gestaltungsmöglichkeiten.
- Das Gewerbesteuerkompensationsverfahren und seine Bedeutung
- Der Anwendungsbereich des § 35 EStG bei Personengesellschaften
- Berechnung der Einkommensteuerermäßigung
- Gestaltungsmöglichkeiten der Gewerbesteueranrechnung
- Bewertung und Ausblick auf zukünftige Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Gewerbesteueranrechnung nach § 35 EStG bei Personengesellschaften ein und skizziert den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit. Sie betont die praktische Relevanz des Themas für die Steuerberatung von Personengesellschaften und benennt die zentralen Fragestellungen, die im weiteren Verlauf untersucht werden.
2 Das Gewerbesteuerkompensationsverfahren: Dieses Kapitel beschreibt detailliert das Verfahren der Gewerbesteuerkompensation. Es erläutert die Zielsetzung und Bedeutung des Verfahrens im Kontext der Doppelbesteuerung von Gewerbesteuer und Einkommensteuer. Der Anwendungsbereich wird sowohl persönlich (welche Steuerpflichtigen) als auch sachlich (welche Einkünfte) präzise definiert und mit relevanten Beispielen illustriert. Es werden die verschiedenen Aspekte des Verfahrens umfassend dargestellt, um ein klares Verständnis der komplexen Interaktionen zwischen Gewerbesteuer und Einkommensteuer zu ermöglichen. Die Unterscheidung zwischen persönlichen und sachlichen Aspekten des Anwendungsbereichs ist besonders wichtig, um die Anwendbarkeit des Verfahrens in konkreten Fällen zu bestimmen.
3 Die Höhe der Einkommensteuerermäßigung: Dieser Abschnitt analysiert die Berechnung der Einkommensteuerermäßigung im Rahmen der Gewerbesteueranrechnung. Er untersucht das Anrechnungsvolumen, den Ermäßigungshöchstbetrag und den Umgang mit einem möglichen Anrechnungsüberhang. Die Berechnungsmethoden werden Schritt für Schritt erklärt und anhand von Beispielen veranschaulicht. Die Bedeutung der korrekten Berechnung der Einkommensteuerermäßigung für die Steueroptimierung von Personengesellschaften wird hervorgehoben. Die detaillierte Betrachtung der einzelnen Komponenten ermöglicht ein tiefes Verständnis der komplexen Berechnungsmechanismen.
4 Gestaltungsoptionen: Dieses Kapitel befasst sich mit den Gestaltungsmöglichkeiten, die Personengesellschaften im Rahmen der Gewerbesteueranrechnung haben. Es werden verschiedene Strategien und Maßnahmen vorgestellt, die dazu beitragen können, die Steuerlast zu optimieren. Die rechtlichen Grenzen dieser Gestaltungsmöglichkeiten werden dabei ebenfalls berücksichtigt. Der Fokus liegt auf der praktischen Anwendung der steuerlichen Vorschriften und der Berücksichtigung der individuellen Verhältnisse der Gesellschaften. Die Diskussion verschiedener Gestaltungsoptionen ermöglicht eine umfassende Betrachtung der Möglichkeiten der Steuerplanung.
Schlüsselwörter
Gewerbesteueranrechnung, § 35 EStG, Personengesellschaften, Einkommensteuerermäßigung, Steueroptimierung, Doppelbesteuerung, Anwendungsbereich, Gestaltungsoptionen, Steuerrecht.
FAQ: Gewerbesteueranrechnung nach § 35 EStG bei Personengesellschaften
Was ist das Thema dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit befasst sich mit der Gewerbesteueranrechnung nach § 35 EStG bei Personengesellschaften. Sie erläutert das komplexe Verfahren der Gewerbesteuerkompensation und zeigt relevante Aspekte für die Praxis auf.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die rechtlichen Grundlagen, den Anwendungsbereich (§ 35 EStG), die Berechnung der Einkommensteuerermäßigung, Gestaltungsmöglichkeiten der Gewerbesteueranrechnung, sowie eine Bewertung und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Die einzelnen Kapitel befassen sich detailliert mit dem Gewerbesteuerkompensationsverfahren, der Höhe der Einkommensteuerermäßigung (inkl. Anrechnungsvolumen, Ermäßigungshöchstbetrag und Anrechnungsüberhang) und Gestaltungsoptionen für Personengesellschaften.
Was ist das Ziel der Seminararbeit?
Ziel ist es, das komplexe Verfahren der Gewerbesteuerkompensation zu erläutern und die relevanten Aspekte für die Praxis darzustellen, insbesondere für die Steuerberatung von Personengesellschaften.
Wie ist die Seminararbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum Gewerbesteuerkompensationsverfahren (inkl. Anwendungsbereich – persönlich und sachlich), ein Kapitel zur Berechnung der Einkommensteuerermäßigung, ein Kapitel zu Gestaltungsoptionen und abschließend eine Beurteilung und einen Ausblick.
Was wird unter dem "Gewerbesteuerkompensationsverfahren" verstanden?
Das Gewerbesteuerkompensationsverfahren beschreibt den Mechanismus, mit dem die Doppelbesteuerung von Gewerbesteuer und Einkommensteuer vermieden werden soll. Die Arbeit erläutert detailliert die Zielsetzung und Bedeutung dieses Verfahrens im Kontext der Doppelbesteuerung.
Wie wird die Höhe der Einkommensteuerermäßigung berechnet?
Die Berechnung der Einkommensteuerermäßigung wird Schritt für Schritt erklärt. Die Arbeit untersucht das Anrechnungsvolumen, den Ermäßigungshöchstbetrag und den Umgang mit einem möglichen Anrechnungsüberhang. Beispielrechnungen veranschaulichen die Berechnungsmethoden.
Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es bei der Gewerbesteueranrechnung?
Das Kapitel "Gestaltungsoptionen" stellt verschiedene Strategien und Maßnahmen vor, die Personengesellschaften nutzen können, um ihre Steuerlast zu optimieren. Dabei werden die rechtlichen Grenzen dieser Möglichkeiten berücksichtigt.
Für wen ist diese Seminararbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Steuerberater, die Personengesellschaften betreuen, sowie für Personen, die sich mit der Steueroptimierung von Personengesellschaften befassen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gewerbesteueranrechnung, § 35 EStG, Personengesellschaften, Einkommensteuerermäßigung, Steueroptimierung, Doppelbesteuerung, Anwendungsbereich, Gestaltungsoptionen, Steuerrecht.
- Arbeit zitieren
- Philipp Adam (Autor:in), 2008, Die Gewerbesteuer-Anrechnung nach § 35 EStG bei Personengesellschaften , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176097