Klima und Global Change im Holozän

Ausarbeitung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

12 Seiten


Leseprobe


Klima und Global Change im Holozän

Andreas Waldow

Schwerpunkt dieser Ausarbeitung ist der Zusammenhang zwischen Klima und menschlicher Kultur im vergleichsweise kurzen Zeitalter des Holozäns. Eine Besonderheit dieses Erdzeitalters ist die hohe zeitliche Auflösung und das Vorhandensein direkter Beobachtungen.

1. Holozän - begriffliche Abgrenzung

Das „Holozän“ bezeichnet etwa den Zeitraum der letzten 116001 Jahre. Es unterscheidet sich vom Eiszeitalter durch das durchgängig wärmere Klima. Nach einer vorübergehenden Warmphase der Allerödzeit und der darauf folgenden Kaltphase („Jüngere Dryas“) setzte sich mit Beginn des Holozäns ein warmes Klima durch und hielt mit kleineren Schwankungen bis heute an.

Das Holozän wird paläobiologisch auf der Basis von Pollenuntersuchungen von klimaanzeigenden Pflanzentypen in Europa untergliedert in Präboreal, Boreal, Atlantikum, Subboreal und Subatlantikum. Kulturhistorisch werden im gleichen Zeitraum folgende Epochen unterschieden: Mittelsteinzeit (Beginn des Holozäns bis 5500 v.Chr.), Jungsteinzeit (5500 - 1800 v.Chr.), Bronzezeit (1800 - 700 v.Chr.), Eisenzeit (700 v.Chr. - 5. Jhd. n.Chr.), Mittelalter (5. Jhd. - 18. Jhd.), Moderne (ab 18. Jhd.). Regional wurden diese Kulturstufen zu unterschiedlichen Zeiten erreicht.

2. Das Klima vor dem Holozän

Während der letzten Eiszeit war der Norden Europas bis in die norddeutsche Tiefebene mit Eis bedeckt. Der Boden war bis in große Tiefen gefroren. Wasser war in großem Maße in Gletschern gebunden, so daß große Flüsse ausgetrocknet waren.

Der Meeresspiegel lag wesentlich tiefer als heute. Die Britischen Inseln z.B. waren mit dem Festland verbunden.

Das Klima zeichnete sich durch eine hohe Stabilität aus. Die Durchschnittstemperaturen lagen ca. 4-6°C2 niedriger als heute. Die Winter in Europa waren trocken und frostig, arktische Tieftemperaturen wurden nicht erreicht. Der Frühling kam spät, die Sommer waren mild und warm mit Tagestemperaturen bis zu 20°C. Die Vegetation bot genug Nahrung für große Tiere („Megafauna“) wie z.B. Mammut, Wollnashorn, Auerochse, Elche. Menschen konnten von Aas und gejagten Großtieren leben. Die höchste Besiedelungsdichte in Europa lag auf dem Gebiet des heutigen Frankreich, wo während dem Kältemaximum ca. 2000-3000 Menschen lebten.3

In der „Alleröd-Zeit“ wurde das Klima mit z.T. abrupten Temperatursprüngen (DansgaardOeschger-Events) wärmer und feuchter. Die Gletscher wichen zurück, wodurch sich Flora und Fauna nach Norden ausbreiten konnten. Eine verlängerte Vegetationsperiode ermöglichte ein halbnomadisches Leben von Jägerkulturen. Die Bevölkerungszahl stieg auf dem Gebiet Frankreichs auf ca. 6000-9000 Individuen mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung bis 20 Jahre.4 Es kam zur Überflutung Beringias5 (Landbrücke zwischen Nordamerika und Asien), das während den Eiszeiten trockengefallen war - zuletzt vor ca. 25000-14000 Jahren. Über diese Landbrücke erreichten Menschen Nordamerika. Nach der Überflutung verlief die Entwicklung der Kulturen auf den beiden Kontinenten getrennt.

Es kam in Folge des Klimawandels zum Artensterben der Großsäugetiere, deren Lebensraum die eiszeitliche Tundra war, wo der Boden im Sommer nur oberflächlich auftaute und niedrige Pflanzen wuchsen. Auf das Gebiet der eiszeitlichen Tundra drang Wald vor. Die Tundra zog sich in arktische Breiten zurück, wohin die Tiere nicht folgen konnten aufgrund der dort niedrigeren winterlichen Temperaturen. Die Lebensbedingungen der Großtiere veränderte sich. Es wurde wärmer und feuchter. Einige Tierarten hatten unter nassem Fell, nachgebendem Morast und Erkältungskrankheiten zu leiden. Darüber hinaus wurden sie durch den Menschen bejagt - es kam zum Aussterben.

Mit der Verbreitung des Waldes wanderte ortsfeste Waldfauna ein. Dies wirkte sich auf die menschliche Kulturform aus, denn Jäger mußten den Tieren nun nicht mehr nachwandern. Die Sesshaftwerdung begann im Vorderen Orient mit der Anlage fester Kultplätze. Im Gebiet der heutigen Staaten Israel, Syrien, Irak und Südtürkei wurden feste Siedlungsplätze beibehalten, denn es gab genügend Wild zum Jagen und Wildgetreide zum Ernten.

Während der „Jüngeren Dryas“ (nach der in Norddeutschland vorkommenden Flechte Dryas octopetala) wurde das Klima erneut kühler, Flora und Fauna wieder eiszeitlich (Rentiere statt Großfauna). Die Kulturformen des jägerischen Nomadentums kehrte noch einmal zurück. Im Vorderen Orient wurden alle Siedlungsplätze aufgegeben, die Bevölkerungszahl ging zurück. Vermutlich wurde zu dieser Zeit die Grundlage für das Bild von strafenden Wettergottgestalten gelegt, die in den frühen Kulturen des Vorderen Orients eine große Rolle spielten.

3. Kurzüberblick über die Klimaentwicklung im Holozän Europas

Tabelle6 7 8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Präboreal waren die Sommer ähnlich warm wie heute, die Winter jedoch aufgrund der noch vorhandenen Eisschilde kalt. Birke und Kiefer breiteten sich aus. Im Boreal waren die Sommer wärmer als heute, die Winter generell mild aber vereinzelt noch kalt. Das Klima war verhältnismäßig trocken. Haselnußsträucher breiteten sich aus - evtl. mit Hilfe des Menschen (Verschonung der Nusslieferanten bei Rodungen).9 Das Klima im Atlantikum war der wärmste Abschnitt des Holozäns („Optimum“). Die Winter waren sehr mild, die großen Eisschilde waren verschwunden. Am Ende des Atlantikums steigerte sich die Niederschlagsmenge. Zu dieser Zeit kam es zur Bildung von Laubmischwäldern (Eiche, Ulme, Esche, Linde). Am Übergang zum Subboreal gab es Kälteperioden mit Gletschervorstößen. Das Subboreal selbst war größtenteils warm, jedoch mit einer hohen Variabilität. Es war niederschlagsärmer als das folgende Subatlantikum. Das Subatlantikum begann mit einer Kälteperiode. Allgemein lagen in dieser Zeit die Durchschnittstemperaturen in Europa ca. 1-2°C niedriger als heute. Kühle Sommer und milde, niederschlagsreiche Winter sind typisch für diese Zeit.

[...]


1 Behringer (2007), S. 63, Schaubild sowie Negendank, S. 1

2 Behringer (2007), S. 54

3 Behringer (2007), S. 56

4 Behringer (2007), S. 57

5 vgl. Pielou (1991), S. 10f.

6 Negendank (2004), S. 7f.

7 zusammengesetzt aus: Roberts (1989), S. 88 und Negendank (2004), S. 2

8 In der Literatur variieren die Zeitangaben stark je nach verwendeter Quelle - hier nach Roberts (1989), S.88

9 Behringer (2007), S.65

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Klima und Global Change im Holozän
Untertitel
Ausarbeitung
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Institut für Geowissenschaften)
Veranstaltung
Hauptseminar zur Regionalen und Historischen Geologie
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V176119
ISBN (eBook)
9783640973637
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Ausarbeitung wurde ohne Beanstandungen akzeptiert. Eine Benotung der Ausarbeitungen und Vortäge fand prinzipiell nicht statt.
Schlagworte
Eiszeit, Klimaveränderung, Klimaerwärmung, Boreal, Atlantikum, Völkerwanderung, Global Change
Arbeit zitieren
Dipl. Min. Andreas Waldow (Autor:in), 2008, Klima und Global Change im Holozän, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176119

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