Viel war insbesondere im letzten Jahr zu lesen und zu hören von den finanziellen Nöten Griechenlands. Über die Ursachen und Hintergründe der schwelenden Krise des Landes konnte auch das deutsche Volk seither viel in Erfahrung bringen, sofern man sich für das Thema interessierte. Die Finanzmarktkrise, welche seit dem Banktrott der Lehman-Brothers die Welt beherrschte, hat auch gegenwärtig Europa noch fest im Griff. Nicht nur Irland und Griechenland drohten pleite zu gehen, mittlerweile sind auch andere EU-Länder, etwa Spanien und Portugal geschwächt. „Die Hellenen sind nicht die Einzigen, die über ihre Verhältnisse gelebt haben. Portugal, Irland und Spanien sind ebenso gefährdet“ (Berbalk et al. in, Focus 8/2010, S.123). „So kam es, dass es Euro-Mitglieder gab, die es nie hätte geben dürfen, dass viele Regierungen jahrelang über ihre Verhältnisse lebten und sich in Europa bald überall gigantische Schuldenberge auftürmten, ganz nach dem Motto: nach mir die Sintflut“ (Fleischhauer et al. in Spiegel 49/2010, S.21).
Dass die Hintergründe der Griechenland-Krise weitaus heterogener sind als viele annehmen, soll Thema dieses Essays sein. Nicht nur Spekulationen – etwa durch Leerverkäufe oder CDS – haben zu diesem Zustand geführt, auch die EU und die Politik des eigenen Landes haben einen Anteil an Griechenlands gegenwärtiger Situation. Dem Land werden keine Kredite mehr gewährt, es ist hochverschuldet und kann seine Zinsen nicht mehr zahlen. Die EU zeigt hier sich aktuell als „Retter in der Not“, vordergründig ist es dabei, nicht allein Griechenland zu helfen, sondern vielmehr den Euro zu stabilisieren und eine weitere Gefährdung für die Euro-Zone zu verhindern.
Inhaltsverzeichnis
- Die Griechenlandkrise: Ursachen und Hintergründe
- Die Rolle der EU und der griechischen Politik
- Der Einfluss von Banken und Derivaten
- Spekulationen und ihre Folgen
- Derivate: Funktionsweise und Risiken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert die multifaktoriellen Ursachen der griechischen Finanzkrise. Ziel ist es, die Rolle der EU-Mitgliedschaft, der politischen Entscheidungen Griechenlands, des Engagements von Banken und den Einfluss von Derivaten und Spekulationen auf die Krise zu beleuchten. Die Analyse verzichtet auf eine abschließende Bewertung der Maßnahmen zur Krisenbewältigung.
- Die Vorgeschichte der Krise und die Bedingungen des EU-Beitritts Griechenlands
- Die Rolle von Bilanzfälschungen und Finanztricksereien
- Der Einfluss von Banken und der Handel mit griechischen Staatsanleihen
- Die Bedeutung von Derivaten und Spekulationen auf dem Finanzmarkt
- Die Reaktion der EU und die Folgen der Krise
Zusammenfassung der Kapitel
Die Griechenlandkrise: Ursachen und Hintergründe: Dieser Abschnitt beschreibt die lange Geschichte finanzieller Schwierigkeiten Griechenlands, lange vor der weltweiten Finanzkrise von 2008. Er beleuchtet die chronischen Zahlungsschwierigkeiten des Landes und stellt die Frage nach der Berechtigung des griechischen EU-Beitritts in Frage. Die Analyse legt dar, wie mangelnde finanzielle Disziplin und Bilanzkosmetik zum Aufbau gewaltiger Schuldenberge beitrugen. Es wird deutlich gemacht, dass die Krise nicht allein aus der weltweiten Finanzkrise resultiert, sondern tief in der griechischen Wirtschaftspolitik verwurzelt ist.
Die Rolle der EU und der griechischen Politik: Dieses Kapitel analysiert die Mitschuld der EU und der griechischen Politik an der Krise. Es zeigt auf, wie die EU die mangelnde Finanzdisziplin und die Bilanzmanipulationen Griechenlands tolerierte und wie die großzügigen Kreditvergaben von Banken den Schuldenberg weiter vergrößerten. Das Kapitel beleuchtet die unzureichende Aufsicht und die unzureichende Durchsetzung der europäischen Finanzregeln. Die Folgen der fehlenden Konsequenzen für den wiederholten Bruch der Schuldenkriterien werden thematisiert.
Der Einfluss von Banken und Derivaten: Dieser Abschnitt beschreibt, wie Banken durch die Vergabe von Krediten und den Handel mit griechischen Staatsanleihen zur Krise beitrugen. Es wird aufgezeigt, wie der vermeintlich „totsichere Deal“ mit hohen Renditen auf griechischen Bonds die Banken in die Krise hinein führte. Das Kapitel beleuchtet auch den immensen Umfang der griechischen Anleihen in den Büchern deutscher Banken.
Spekulationen und ihre Folgen: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Spekulationen und Leerverkäufen im Kontext der griechischen Krise. Es wird aufgezeigt, wie Spekulanten durch den Handel mit Kreditausfallversicherungen (CDS) die Situation Griechenlands verschärften und die Kosten für neue Kredite in die Höhe trieben. Der Essay analysiert die Strategien von Regierungen zur Gegenwehr gegen diese Spekulationen und die Herausforderungen der No-Bailout-Klausel im EU-Vertrag.
Derivate: Funktionsweise und Risiken: Dieser Abschnitt erklärt die Funktionsweise von Derivaten und erläutert deren Rolle bei Spekulationen. Er beschreibt den Hebeleffekt von Derivaten und hebt die damit verbundenen Risiken hervor. Der Essay beleuchtet die attraktive Seite der hohen Gewinnmöglichkeiten von Derivaten, aber auch die damit verbundenen hohen Verlustrisiken. Es wird erklärt, wie Spekulanten auf Basis von Erwartungen an den zukünftigen Wert von Anleihen handeln und dabei den Markt beeinflussen können.
Schlüsselwörter
Griechenlandkrise, EU-Beitritt, Derivatemärkte, Staatsanleihen, Spekulation, Leerverkäufe, Kreditausfallversicherungen (CDS), Banken, Finanzkrise, Euro-Zone, Schulden, Bilanzfälschungen, Risiko, Hebeleffekt.
Häufig gestellte Fragen zur Griechenlandkrise
Was ist der Inhalt dieses Essays?
Dieser Essay analysiert die multifaktoriellen Ursachen der griechischen Finanzkrise. Er beleuchtet die Rolle der EU-Mitgliedschaft, der politischen Entscheidungen Griechenlands, des Engagements von Banken und den Einfluss von Derivaten und Spekulationen auf die Krise. Der Essay enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Eine abschließende Bewertung der Krisenbewältigungsmaßnahmen wird vermieden.
Welche Ursachen für die Griechenlandkrise werden im Essay behandelt?
Der Essay untersucht verschiedene Ursachen, darunter die chronischen Zahlungsschwierigkeiten Griechenlands, mangelnde finanzielle Disziplin, Bilanzkosmetik, die Rolle der EU und ihrer großzügigen Kreditvergaben, das Engagement von Banken durch Kreditvergabe und Handel mit griechischen Staatsanleihen, sowie der Einfluss von Derivaten und Spekulationen, inklusive Leerverkäufe und Kreditausfallversicherungen (CDS).
Welche Rolle spielte die EU in der Krise?
Der Essay kritisiert die EU für die Tolerierung der mangelnden Finanzdisziplin und Bilanzmanipulationen Griechenlands sowie für unzureichende Aufsicht und Durchsetzung der europäischen Finanzregeln. Die großzügigen Kreditvergaben der EU und die fehlenden Konsequenzen für den wiederholten Bruch der Schuldenkriterien werden als mitverantwortlich für die Krise gesehen.
Wie trugen Banken und Derivate zur Krise bei?
Der Essay beschreibt, wie Banken durch die Vergabe von Krediten und den Handel mit griechischen Staatsanleihen die Krise verschärften. Der vermeintlich „totsichere Deal“ mit hohen Renditen auf griechischen Bonds wird als ein Faktor genannt, der Banken in die Krise führte. Der immense Umfang griechischer Anleihen in den Büchern deutscher Banken wird ebenfalls thematisiert. Weiterhin wird die Rolle von Derivaten, insbesondere der Hebeleffekt und die damit verbundenen Risiken, im Kontext von Spekulationen und Leerverkäufen erläutert.
Welche Rolle spielten Spekulationen und Leerverkäufe?
Der Essay analysiert, wie Spekulanten durch den Handel mit Kreditausfallversicherungen (CDS) die Situation Griechenlands verschlimmerten und die Kosten für neue Kredite erhöhten. Die Strategien von Regierungen zur Gegenwehr gegen diese Spekulationen und die Herausforderungen der No-Bailout-Klausel im EU-Vertrag werden ebenfalls diskutiert.
Was sind die Schlüsselwörter des Essays?
Die Schlüsselwörter umfassen: Griechenlandkrise, EU-Beitritt, Derivatemärkte, Staatsanleihen, Spekulation, Leerverkäufe, Kreditausfallversicherungen (CDS), Banken, Finanzkrise, Euro-Zone, Schulden, Bilanzfälschungen, Risiko, Hebeleffekt.
Gibt es eine abschließende Bewertung der Krisenbewältigung?
Nein, der Essay verzichtet auf eine abschließende Bewertung der Maßnahmen zur Krisenbewältigung.
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- Hanna Ruehle (Author), 2011, Die Griechenlandkrise zwischen EU-Beitritt und Derivatemärkten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176164