Leseprobe
Aufgabe: Rekonstruiert wohlwollend Berkeleys Gottesbeweis und seine Argumente für die These, dass es außer Gott keine andere Ursache für unsere Wahrnehmung gibt. Kritisiert anschließend die Argumente, indem ihr jeweils eine oder mehrere Prämissen der Argumente angreift.
Kritik an Berkeleys Argumenten für die Existenz Gottes und die Nichtexistenz von Ursachen unserer Wahrnehmung außer ihm
Der irische Bischof und Philosoph George Berkeley (1685-1753) bemüht sich im zweiten Dialog seines Werks „Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous“ um einen Beweis der Existenz Gottes. Er versucht außerdem nachzuweisen, dass Gott der alleinige Verursacher unserer Ideen ist. Die Argumente die er hierfür anbringt sollen in diesem Essay kurz rekonstruiert und kritisiert werden.
Berkeleys Beweis für die Existenz Gottes besteht aus einem zweiteiligen Argument. Zunächst ist seine These, dass Ideen in einem anderen Geist (nicht seinem eigenen) existieren müssen.[1] Seine Gründe hierfür sind die im ersten Dialog nachgewiesene Identität von empirischen Gegenständen mit Ideen.[2] Diese wiederum können nur in einem Geist existieren.[3]
Im zweiten Dialog fügt er noch hinzu, dass die Ideen, die er von Sinnendingen hat, nicht von ihm abhingen.[4] Er meint damit, dass er sich nicht aussuchen kann, was er sieht, wenn er die Augen öffnet (genauso für alle anderen Sinnesorgane). Daher lautet der erste Teil seines Arguments:
(1) Sinnendinge sind Ideen
(2) Ideen können nur in einem Geist existieren
(3) Ideen sind von Berkeleys Geist unabhängig
(4) Also müssen Ideen in einem anderen Geist existieren
Die Konklusion (4) ist gleichzeitig auch die Prämisse für den eigentlichen Beweis Gottes. Und zwar argumentiert Berkeley damit, dass die sinnlich wahrnehmbare Welt viel besser und vielfältiger ist, als dass sie irgend ein endliches Wesen verursachen könne.[5] Auf diese weise vervollständigt er sein Argument auf:
(4) Ideen müssen in einem anderen Geist existieren
(5) Die Ideen der sinnlich wahrnehmbaren Welt sind zu komplex, als das sie in einem endlichen Geist existieren könnten
(6) Daher müssen Ideen in einem unendlichen Geist existieren
[...]
[1] Vgl. Berkeley 1713, 62.
[2] Vgl. Ibid. 55.
[3] Vgl. Ibid. 13-54.
[4] Vgl. Ibid. 63 und 65.
[5] Vgl. Ibid. 60-61 und 66.