Zwei Themen stehen seit einigen Jahren im Zentrum der wissenschaftlichen aber auch der tagespolitischen Diskussion: Corporate Governance und Unternehmensmitbestimmung. Für sich genommen geht es bei der in den späten neunziger Jahren aufgekommenden Debatte um Corporate Governance vereinfachend um die Etablierung von Systemen guter und effizienter Unternehmensführung und -überwachung. Der Diskurs um die Unternehmensmitbestimmung in Deutschland, der in den letzten Jahren wieder Aufwind bekam, kann dahingegen auf eine lange Tradition seit der Einführung des Mitbestimmungsgesetzes 1976 zurückblicken. Im Kern geht es um die Frage, ob das deutsche System der Arbeitnehmerpartizipation im Aufsichtsrat in Zeiten der Internationalisierung von Wirtschaftsräumen einen Standortnachteil für Deutschland darstellt. Besonders stark diskutiert werden die Vor- und Nachteile der Mitbestimmung auch im Zusammenhang des Integrationswettbewerbs der Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle in der Europäischen Union.
Diese Arbeit wird die beiden Dikussionen um Corporate Governance und Unternehmensmitbestimmung verknüpfen und aufzeigen, welche Folgen das deutsche Mitbestimmungssystem für eine gute Corporate Governace hat. Im Detail geht es um die Frage, ob eine gute Corporate Governance durch die Beteiligung der Arbeitnehmer eingeschränkt wird oder ob sie eventuell sogar profitieren kann.
Dafür sollen zunächst einige einführende Bemerkungen und Erklärungen zum Begriff der Corporate Governance gegeben werden. Was ist Corporate Governance und warum ist sie überhaupt nötig? Im Anschluss daran soll dergleichen für das deutsche System der Unternehmensmitbestimmung geschehen. Andere Bereiche der Arbeitnehmerpartizipation dahingegen, wie etwa die betriebliche Mitbestimmung oder die Rolle der Gewerkschaften, können allerdings aufgrund des beschränkten Rahmens dieser Arbeit nicht angesprochen werden . Im weiteren Verlauf werden die Pro- und Contra-Argumente der Mitbestimmungsdebatte kurz skizziert, wobei eine abschließende Bewertung der Argumente nicht vorgenommen wird. Es geht mir dabei auch keinesfalls um eine rechtliche Bewertung dieser Thematik, sondern vielmehr um die Gegenüberstellung ökonomischer und sozialer Argumente. Nach diesen grundlegenden Darstellungen der beiden Diskussionen folgt die Verknüpfung der Themen. Da sich die Unternehmensmitbestimmung hauptsächlich im Aufsichtsrat abspielt, soll zunächst ein Überblick auf die Anforderungen einer guten ......
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Corporate Governance
- 2.1 Was ist Corporate Governance?
- 2.2 Der principal-agent-Konflikt
- 2.3 Der Deutsche Corporate Governance Kodex
- 3. Mitbestimmung in Deutschland
- 3.1 Die gesetzlichen Grundlagen
- 3.2 Die Kritik an der Unternehmensmitbestimmung
- 3.3 Die Replik der Befürworter
- 4. Corporate Governance und Unternehmensmitbestimmung
- 4.1 Ansprüche einer guten Corporate Governance an den Aufsichtsrat
- 4.2 Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Verknüpfung von Corporate Governance und Unternehmensmitbestimmung. Ziel ist es aufzuzeigen, welche Folgen das deutsche Mitbestimmungssystem für eine gute Corporate Governance hat. Im Fokus steht dabei die Frage, ob eine gute Corporate Governance durch die Beteiligung der Arbeitnehmer eingeschränkt wird oder ob sie davon sogar profitieren kann.
- Das Konzept der Corporate Governance und seine Bedeutung
- Der principal-agent-Konflikt und seine Relevanz für die Unternehmensführung
- Das deutsche System der Unternehmensmitbestimmung und seine rechtlichen Grundlagen
- Die Kritik und Befürwortung des Mitbestimmungssystems
- Die Auswirkungen der Unternehmensmitbestimmung auf die Corporate Governance im Aufsichtsrat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die beiden Themengebiete Corporate Governance und Unternehmensmitbestimmung in den Kontext der wissenschaftlichen und tagespolitischen Diskussion einordnet. Anschließend werden die beiden Themenbereiche in separaten Kapiteln näher beleuchtet. In Kapitel 2 wird der Begriff Corporate Governance definiert und der principal-agent-Konflikt erläutert. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland, insbesondere den gesetzlichen Grundlagen, der Kritik und der Replik der Befürworter. In Kapitel 4 werden die beiden Themenfelder schließlich verknüpft und die Auswirkungen der Unternehmensmitbestimmung auf die Corporate Governance im Aufsichtsrat analysiert. Die Arbeit endet mit einem Fazit.
Schlüsselwörter
Corporate Governance, Unternehmensmitbestimmung, Aufsichtsrat, principal-agent-Konflikt, Mitbestimmungsgesetz, Arbeitnehmerbeteiligung, Aktiengesellschaft, Deutschland, Europäische Union, ökonomische und soziale Argumente, guter Unternehmensführung, Transparenz und Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Marcel Rüttgers (Autor:in), 2008, Corporate Governance und Unternehmensmitbestimmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176290